Beiträge von Andreas84

    Ein Hüttenwochenende mal anders.


    Ich bin am Freitag nach der Skitour auf die Hohe Wand ins Halltal gefahren und mit meiner Freundin, die ich zwischenzeitlich abgeholt hatte, am späten Nachmittag noch zur Bettelwurfhütte hoch, um dort übers Wochenende zu bleiben. Die Hütte öffnet zwar erst am Pfingstsonntag (28.Mai), aber die neuen Hüttenpächter Michael und Katrin sind gute Freunde von uns und so haben wir ihnen dieses Wochenende bei den Vorbereitungen für die Eröffnung geholfen. Dazu später mehr, aber zunächst zu den Tourenverhältnissen: Der Absamer Klettersteig sowie der "Normalweg" vom Bettelwurfbründl sind in gutem Zustand und fast schneefrei es müssen am Normalweg lediglich zwei frische Lawinenkegel überstiegen werden. Der Weg zum/vom Lafatscherjoch (normalerweise der technisch einfachste Zugang zur Hütte) ist zurzeit noch nicht zu empfehlen! Erstens liegt hier viel Schnee, der sehr weich ist, sodass man mühsamst wühlen müsste und zweitens drohen große Lawinen aus den Hängen zwischen Kleinem Bettelwurf und Speckkarspitze, die noch nicht vollständig entladen sind. Überhaupt die Lawinen: Schon eindrucksvoll, wenn man vor der Hütte arbeitet und es dauernd irgendwo poltert, staubt und rutscht... Wobei der Höhenpunkt am Donnerstag und Freitag war, wie Hüttenwirt Michael meinte.

    Kleiner Tipp noch zum Absamer Klettersteig: Genug zu trinken mitnehmen! Der KS ist extrem sonnig und schweißtreibend - fast alle KS-Geher kamen zur Hütte mit den gleichen Bitte: "Kennan mir bei enk insere Floschn auffüllen?" Ja natürlich - und natürlich auch gratis.

    Sehr spannend war es, dabei mitzuhelfen, die Hütte nach der Winterpause wieder auf Vordermann zu bringen, wobei die Arbeiten noch lange nicht abgeschlossen sind. Man hat ja vielleicht die eine oder andere Doku zum Leben von Hüttenwirten gesehen, aber in natura ist das etwas ganz Anderes. Nur ein Beispiel: Die Wasserversorgung ist immer ein großes Thema und im Karwendel noch viel mehr. Die Bettelwurfhütte hat eine Quelle, die einige hundert Meter weit entfernt (und nicht direkt oberhalb) ist. Um das Wasser in der Hütte zum Laufen zu kriegen, muss die Leitung, die nicht immer nur bergab geht, an verschiedenen Stellen entlüftet werden. Diese Stellen lassen sich aber teils nicht so einfach erreichen, sondern liegen an sehr ausgesetzten Punkten, die nur in heikler, brüchiger Kletterei (I-II) im Absturzgelände zu erreichen sind. Ich habe Michael bei dieser Arbeit am Samstag begleitet - Schnee lag da auch noch und machte die Sache noch riskanter... Ein Glück, dass Michael ein erfahrener Kletterer (im Gegensatz zu mir) ist und das Ganze souverän gemeistert hat. Ich wäre da teilweise nicht hingestiegen, wo er locker rüber ist. Er wollte mich sozusagen nur zur Sicherheit als Beobachter dabei haben, falls was passiert (und um zu schauen, ob das mit der Entlüftung funktioniert und das Wasser auch an der nächsten Station ankommt).

    Ansonsten habe ich das Wochenende hauptsächlich mit Malerarbeiten verbracht und bin heute Abend wieder ins Tal, weil morgen leider Arbeit... Ach ja: Mein persönlicher Lerngewinn - Bedienung einer Materialseilbahn! 😃

    Zusatzbonus: Fahrerlaubnis im Halltal - spart 300 Höhenmeter/45 Minuten 😉


    Bilder:


    1/2: Der Normalweg zur Hütte beginnt mit einer steilen, sonnigen Schotterreißen - da ist man froh, sie hinter sich zu haben!

    3: Die beiden Bettelwürfe

    4: Diesen Lawinenkegel quert man etwa 20 Minuten vor der Hütte. Michael hat die Lawine am Donnerstag beobachtet. "Brutal" meinte er: 1000 Höhenmeter Lauflänge...

    5: Vorfreude und Spannung: Wie wird die Saison?

    6: Noch ist viel zu tun!

    7: Der schöne Kachelofen der Hütte - hier hab ich gewirkt...also frisch geweiselt.

    8-10: Lohn der Mühen: Sonniges Brotzeitplatzerl bei fantastischer Aussicht!


    Die Mautstraße zum Schlegeis ist seit gestern geöffnet und das hab ich heut gleich zu einer Tour genutzt. Die Straße öffnet zwar offiziell erst um 7 Uhr, was um diese Jahreszeit für die meisten Touren im Gebiet viel zu spät ist, aber man kann die Ampel selbst per Hand auf grün schalten - der Knopf dafür befindet sich direkt unter der Ampel.

    Die Schneelage ist recht passabel - nur etwa 30 Minuten bis zum Aufschwung vor der Laviz-Alm. Ein Radl lohnt sich - zumindest dieses Wochenende - also noch nicht. Unterhalb von etwa 2400 Metern liegt fast nur der Neuschee der letzten Woche; darüber wird es aber gleich deutlich mehr und auch die Qualität wird besser, da es hier, wenigstens im Aufstieg, trägt. Generell war die Schneequalität heute eher mau, was ich aber auch erwartet hatte, da die Nacht nicht klar war. Vielleicht gibt es in den nächsten Tagen ja mal Firnbedingungen, wohl eher Sonntag als Samstag. Alle Touren im Gebiet des Stauschnees schauen mit mehr oder weniger langen Tragepassagen machbar aus, wobei mir aus der Ferne der Tuxer Riffler von der Schneelage her am lohnendsten erschien.


    Bilder:


    Frühlings Erwachen auf der Sonnenseite der Alpen


    Meine Freundin und ich sind letzte Woche am Dienstag zum Comer See bzw Lago Maggiore gefahren und gestern Abend zurückgekommen. Dieser Beitrag ist jetzt sozusagen ein Sammelbericht über unsere Touren, da es für mich keinen Sinn macht, jede der Wanderungen einzeln darzustellen. Voranstellen werde ich einige grundsätzliche Gedanken und dann kurz die einzelnen Touren beschreiben.

    Allgemeine Verhältnisse: Im Gebiet rund um die beiden großen Seen sind die Berge auch nordseitig schon bis auf 2000 Meter (fast) schneefrei - das heißt: alle gängige Touren sind machbar. Einzige Ausnahme könnte die Grignetta bilden, die am Mittwoch in den obersten Bereichen noch weiß schimmerte. Genaueres weiß ich aber nicht, da wir dort nicht unterwegs waren. Gut möglich, dass die schönen warmen Tage auch dort den Schnee verschwinden haben lassen.

    Zu den Ausgangspunkten der Touren: Für die Tourenplanung habe ich die Rother-Wanderführer "Comer See" (Eugen Hüsler, 2017) und "Lago Maggiore" (Schmidt et.alt., 2017) genutzt und bin gerade bei den angegebenen Ausgangspunkten mit diesen nur sehr mäßig zufrieden. Diese sind dort immer nach dem Motto "so hoch wie möglich" angegeben (ohne tiefergelegene Alternativen aufzuzeigen). Dies bedeutet in der Konsequenz, dass man äußerst serpentinenreiche Bergsträßchen hochfährt, was auch mir, einem leidenschaftlichen Autofahrer, keinen Spaß macht. 30-40 Minuten 1. oder 2. Gang ist halt nicht so geil... Das hat uns auch zu einer Umgestaltung der Planung veranlasst: Ursprünglich wollten wir immer einfach auf den Parkplätzen im Auto schlafen, also "Wildcampen", aber nach der zweiten Serpentinenquälerei am Donnerstag - wenn dir das Navi für 35 Kilometer Strecke zwei Stunden Fahrzeit anzeigt... - sind wir dann doch zu dem Entschluss gekommen, die restlichen Tage auf einem Campingplatz in Maccagno am Lago Maggiore zu verbringen und die Touren von dort aus mit Hilfe der "Öffis" zu starten. Die Öffis sind in diesem Fall übrigens ein Schiff, aber dazu später mehr. Der Campingplatz "Lago Camp" ist sehr zu empfehlen!

    Wichtig zu erwähnen ist noch, dass die Wahl eines niedrigeren Ausgangspunkts nicht heißt, dass man auf der Teerstraße zum obersten Parkplatz gehen muss, sondern es gibt schöne Steige, die vom letzten Ort durch die Wälder bis zum PP führen. Ich gebe diese Orte im Folgenden auch an (betrifft die ersten beiden Touren). Allerdings sind dann halt 400-700 Höhenmeter mehr zu absolvieren!


    Mittwoch: Monte Bregagno (2107m) und Monte Grona (1736m)

    Route: PP oberhalb von Breglia auf 1080m - San Amate - Monte Bregagno - San Amate - Monte Grona - Via panoramico - Rifugio Menaggio - PP

    Charakter: Bis auf den Abstieg vom Monte Grona über den Panorama-Weg (T3-4) sehr einfach (T2). Ab San Amate ungemein aussichtsreich mit Blick zu den 4000ern des Wallis und des Berner Oberlands (Monte Rosa, Mischabel-Gruppe, Finsteraarhorn, Mönch usw.). Der Monte Bregagno ist wohl einer der besten Aussichtsberge überhaupt!

    Alternativer Ausgangspunkt: Breglia (750m). Der PP, wo wir los sind (kostenlos), liegt auf 1080 Metern; wir haben dort zwei Mal übernachtet (nach der langen Anfahrt am Dienstag und nach der Tour nochmal). Guter Übernachtungsplatz!

    Besonders war übrigens die Fahrt durch den Ort Breglia am Dienstag: Es war schon dunkel und ganze Herden von Hirschen und Wildschweinen waren im Dorf unterwegs. Toll!


    Donnerstag: Poncione di Breno (1654m), Monte Lema (1620), Moncucco (1517)

    Route: PP (Rifugio Campiglio) - Madonna della Guardia (eine wunderschöne Kapelle) - Poncione - Monte Lema - Moncucco - Alpe Fontana - Alpe Dumenza - PP

    Charakter: Wunderschöne, sehr einfach Wanderung (T2/3). Obacht: Der Weg vom Moncucco zur Fontana-Alm ist nicht ausgeschildert und nur schwer zu sehen und nicht ausgeschildert. An einer Art Markierungsstein geht es rechts hinab zum Wald, wo dann erste Markierungen auftauchen. Diesen Weg sollte man aber nicht verpassen, da er sehr besonders ist: Weiter unten wird daraus ein Hohlweg, in dem man durch knietiefes Buchenlaub watet. Hab ich so noch nicht erlebt - herrlich!

    Alternativer Ausgangspunkt: Curiglia (670 Meter) oder schon das noch tiefer gelegene Dumenza. Vor dem Rifugio Campiglio (1157m) als PP kann ich nur warnen! Wir hatten das Glück, dass zurzeit noch fast nichts los ist und wir somit kurz vor dem Rifugio am Straßenrand parken konnten (max für 10 Autos Platz, kostenlos). Das Rifugio selbst hat auch einen PP, aber der ist nur für Gäste und auch sehr klein. Ich kann mir vorstellen, was für ein Chaos im Sommer zu italienischen Ferienzeit auf der steilen Zufahrtsstraße herrschen muss, die zu schmal ist, um deren Rand zuzuparken... Und wenden kann man auch nur sehr sehr schlecht...

    Anmerkung: Der von der Schweizer Seite seilbahnerschlossene Gipfel des Monte Lema ist bautechnisch von erlesener Hässlichkeit; sonst ist die Tour aber wirklich unwirklich schön.


    Nach dieser Tour sind wir auf den angesprochenen Campingplatz am Lago Maggiore gefahren, der direkt am See liegt. Maccagno selbst hat nicht übermäßig attraktive Wanderungen zu bieten, das am See gegenüberliegende Cannobio, dafür umso mehr. Welch Glück, dass man dorthin mit dem Schiff fahren kann (7 Euro andata e ritorno pro Person). Cannobio selbst ist ungemein hübsch und pittoresk! Umso schöner, dass man bei den Wanderungen zunächst einmal durch die ganze Stadt mit ihren blumenreichen Gärten schlendert!


    Freitag: Monte Giove (1294m), Monte Faierone (1706m), Monte Fronzina (1699m)

    Route: Maccagno - Schiff - Cannobio - Sant Agata - Alpe Biessen (verfallen) - Alpe Rombiago - Faierone - Fronzina - Faierone - Rombiago - Monte Giove - Marcalone (tolle Einkehr im Agrotourismo) - Sant Agata - Cannobio - Schiff - Maccagno

    Charakter: Einfache, aber lange Tour: T2-3; nur Aufstieg zu Fronzina T4 mit kurzen Sicherungen.

    Anmerkung: Mit dem niedrigen Ausgangspunkt (220 Meter) kommen natürlich mit Gegenanstiegen fast 2000 Höhenmeter zusammen. Mein ursprünglicher Plan (ich war an dem Tag allein ohne meine Freundin unterwegs) war, vom Monte Faierone über den in den Wanderschildern in Cannobio eingezeichneten Weg S4, der vom Faierone in einer Rundtour nach Cannobio zurückführen sollte, abzusteigen, doch ließ sich dieser Weg auch mit hartnäckiger Suche nicht finden. Ich bin vom Faierone bis in den Sattel zum Fronzina und auch noch diesen hochgestiegen, doch war da keine Markierung, kein Schild und auch kein deutlicher Pfad, der die inaugurierte Route erkenntlich gemacht hätte. Also wieder am Abstiegsweg runter.

    Grundsätzlich wäre aber auch ein Weiterweg auf den Monte Limidario (2186m) möglich, aber das hätte ich in dem von der Schifffahrt vorgegebenen Zeitfenster nicht geschafft (beträgt nur 11 Stunden zwischen 8 und 19 Uhr).

    Diese Tour ist in jeder Hinsicht empfehlenswert: Herrliche Wanderung durch verschiedene Vegetationsstufen, die malerische Alpe Rombiago mit ihrem Birkenhain, das gewaltige Panorama, das Kleindorf Marcalona, die Kirche Sant Agata, die... Einfach machen!

    Exkurs: Auf der Tour durchquert man im Bereich der (schon lange verfallenen) Alpe Biessen ein Waldbrandgebiet. In den Außenbereichen des Brandes ist auffällig, dass etwa die Hälfte der Bäume trotz der offensichtlichen Brandschäden wieder austreiben (immer dann, wenn die Rinde der Hitze Stand gehalten hat und nicht geplatzt ist). In der Kernzone hingegen stehen die Baumskelette nackt da; allerdings schlagen dort von der Wurzel der beschädigten Bäume her bereits neue Triebe aus - und zwar bei jedem Baum! Das heißt, dass der Waldbrand letztlich keinen einzigen Baum wirklich "getötet" hat! Natürlich handelt es sich hier ausschließlich um Laubbäume, da Nadelbäume nicht über die Fähigkeit verfügen, vom Stamm her nochmals neu auszuschlagen. Es werden im Gebiet auch keine Maßnahmen ergriffen, die "toten" Baumstämme abzutransportieren, und das ist in meinen Augen gut so: Was Blöderes, als nach einen Waldbrand oder auch nach einem Sturm mit dem Harvester die toten Bäume aus dem Wald zu holen kann es doch nicht geben. Wen das Thema Wald noch mehr interessiert, dem seien die Bücher von Peter Wohlleben empfohlen.


    Samstag: Monte Carza (1116m)

    Route: Erst wieder mim Schiff nach Cannobio - Orrido di Sant Anna (unglaublich beeindruckender Schluchtdurchbruch, muss man gesehen haben!) - Monti Pianoni (malerisch ist für diese gewaltig schöne Bergsiedlung mit quiriligem Bach noch milde ausgedrückt) - Alpe Gallona (verfallen) - Pro Retond - Monte Carza - Pro Retond - Cannobio.

    Hinweis: Eigentlich ist die ganze Route (max. T3 und das nur kurz) gut markiert und ausgeschildert, nur an der entscheidenden Stelle nicht - vor dem Aufstieg zur Alpe Gallona überquert man mehrere Schluchten und kommt dann zu einem leeren Schilderbaum (also ohne Schilder). Die Markierungen scheinen (scheinen, weil ein alter Baumstumpf samt Markierung wohl in den Hang hinuntergefallen ist) nach unten zu weisen. Zudem weisen Pfeile an einem Baum ebenfalls nach unten. UNSINN! Der Pfad geht erst einmal gerade weiter, doch auch der ist der falsche! Es geht tatsächlich nach oben durch eine die Markierungen überdeckende Laubschicht. Ich hab hier eine Stunde lang den richtigen Weg gesucht...

    Geht man die Tour anders herum, was ich empfehlen würde, da man dann den Orrido di Sant Anna mit Restaurant und Badeplatz am Ende hat, gibt es diese Schwierigkeit nicht.


    Sonntag: Sassariente (1767m)

    Diese Tour müsste streng genommen in der Rubrik "Schweiz" erscheinen, aber ich nehm mir die Freiheit, sie in diesem Beitrag einfließen zu lassen.

    Ausgangspunkt: Monti di Motti (wunderschöner Weiler mit Gaststätte und herrlichem Ausblick); Zufahrt auf enger Bergstraße; alternative Ausgangspunkte auch nur mit ähnlichem Aufwand zu erreichen.

    Route: PP - Alpe Foppiana - Sassariente und auf dem gleichen Weg zurück.





    Bilder:


    1/2: Hoch über dem Comer See am Monte Grona


    3/4: Traumwandeln in Buchenwäldern: Monte Lema


    5: Sant Agata

    6: Rombiago


    7/8 Wie wunderschön ist doch der südliche Frühling!


    9: Kirschblüte


    10: ...

    Ein schönes Wochenende auf der Winnebachseehütte

    Bei der in der letzten Woche ständig wechselnden Wettervorhersage war die Tourenplanung gar nicht so einfach. Eigentlich hätten wir gerne im Ötztal hoch hinaus gewollt (Similaunhütte), doch die unsichere Prognose ließ uns am Freitag Abend davon Abstand nehmen und lieber die Winnebachseehütte (im Folgenden WBS) als sicheren Hafen ansteuern, bevor wir auf einem der großen Ötztaler Gletscher in den Wolken herumtappen...


    Ein kurzer Anruf dort sicherte uns Schlafplätze (auf der Similiaun hatten wir übrigens zuvor auch nicht reserviert - also niemand anders einen Platz weggenommen). Der Wirt schlug uns vor, unsere Ski, die Rucksäcke und die Skischuhe mit der Materialseilbahn hochfahren zu lassen und mit Wanderschuhen auf dem Sommerweg aufzusteigen, was wir auch gemacht haben. Sehr gute Entscheidung! So entspannt gewichtsbefreit kommt man in der Skitourenzeit selten auf eine Hütte. Extrakosten wurden dafür übrigens nicht berechnet, was einen weiteren Pluspunkt für die WBS darstellt, die ich ja bei meinem Bericht vor einigen Wochen schon sehr gelobt habe. Es bliebt dabei: Schöne Hütte, tolles Personal, gutes Essen! Auch meine Begleiter sind der gleichen Meinung.

    Nun aber zu den Touren:

    Samstag

    Der Anstieg zur Hütte erfolgte wie gesagt zu Fuß, der Weg ist bis zur Winnebach-Alm (2100m) schneefrei. Danach guter Stapfschnee (aber nur morgens!), wobei auch ein größerer frischer Nassschneelawinenkegel, den die Hänge des Gänsekragens entsendet hatten, überwunden werden musste.

    An der Hütte wurde dann das Skimaterial angelegt und wir folgten einer Spur zum Bachfallenkogel. Wir sind bis zum Ende des kleinen Gletschers aufgestiegen (etwa 3060m, Gipfel nicht gemacht). Der Schnee war dann mittags schon sehr feucht, ließ sich aber so gut fahren, dass wir die obersten 400 Höhenmeter gleich nochmal hoch sind. Oberhalb von 2500 Metern hatte es sicher 30-50cm Neuschnee, aber um da am Samstag noch Pulver abzustauben, hätte man einfach ganz früh dran sein müssen. Die Route zur Kühlehnkarscharte war nicht gespurt und ich hatte bei dem schweren Schnee auch keine Ambitionen, da hochzugehen, da bei dem flachen Gelände am Bachfallenferner auch keine anständige Abfahrt rausgesprungen wäre... Insgesamt brauchbares, wolkiges Wetter mit guten Sichten, aber sehr schwül.

    Sonntag = Sahnetag


    Nun hing natürlich alles von einer einigermaßen kalten Strahlungsnacht ab. Morgens -2 Grad und ein wolkenloser Himmel - nichts wie los zum Breiten Grieskogel! Über griffigen Harsch (mit leichter Pulverauflage ab 2800 Metern, die wohl von einer nebeligen Periode in der Nacht herrührte) spurte ich hoch zum Gipfel, wobei ich ab Beginn der steileren Passagen (2700m) Harscheisen einsetzte. Die mir Nachfolgenden brauchten selbige nicht mehr. Vielleicht wäre es auch ganz ohne gegangen, aber mir ist die anstrengende Herumtreterei an der Grenze zum Abrutschen einfach zu blöd...

    Ich war ja schon öfter auf dem Grieskogel, aber selten war der Anstieg so eindrucksvoll, da von allen Seiten die Wolken an die Stubaier andrängten - Karwendel unsichtbar, das Zuckerhütl hält die von den Dolomiten her anschiebenden Schleier ebenso ab, wie es die Wildspitze weiter westlich tut. Und dann sitz ich da erst mal 10 Minuten allein am Gipfel und kann mir das alles anschauen. Das ist Glück.

    Wir (das sind Claudia, Herbert und ich) sind erst mal um 9:30 den Grieskogelferner genussvoll abgefahren (bis 2800), um dann nochmal hochzugehen. Herbert hat sich dann "geopfert", zur Winnebachseehütte abzufahren und von dort nach Gries hinunterzustapfen, wo ja mein Auto stand, damit Claudia und ich die Abfahrt vom Grieskogel über das Grastal nach Niederthai machen können. Über diese Abfahrt hatte ich ja letztens schon geschwärmt und auch heute enttäuschte sie uns nicht. Einfach wow! Beginn der Abfahrt um 11 Uhr.

    Hier ist im Frühjahr gutes Zeitmanagement essentiell, um sicher unterwegs zu sein! Nach der entspannten Fahrt über den behäbigen Grastalferner geht es nämlich über mehr als 300 Höhenmeter bis zum Grastalsee (ca 2500m) durch eine enge, südwestexponierte Rinne. Die Gefahr, dabei selbst ein Schneebrett auszulösen, ist marginal, aber die Route ist sehr stark durch Lawinen/Schneerutsche sowie Steinschlag aus den steilen Flanken bedroht, wenn man zu spät dran ist. Bei uns war heute noch alles bockhart, aber auf den Bildern sieht man die Schneerutsche von gestern, bei denen man nicht gerne dabei gewesen wäre...

    Unterhalb des Grastalsees genialer Firn, der im Talgrund ab 2100 Metern aber zu Faulschnee wurde. Am Ende 30 Minuten Skitragen bis Niederthai.

    Grundsätzliches: Die meisten Hütten schließen jetzt am 1. Mai (WBS, Amberger, Franz Senn, Martin Busch, Similaun etc.), aber die Hochtourenverhältnisse sind von der Schneehöhe her oft noch sehr gut (siehe auch Beitrag von Kormoran). Zwar findet man eine geschlossene Schneedecke meist erst ab 2000 Metern, aber oberhalb von 2500 war die Schneelage wohl den ganzen Winter noch nie so gut wie jetzt - ist eigentlich normal, aber vielleicht wird das in Zeiten allgegenwärtiger Klimatrompeterei gerne vergessen... Die Ski müssen noch nicht in den Keller!


    Bilder:


    1: Übersteigung des Lawinenkegels am Weg zur Hütte.

    2: Bachfallenkopf


    3: Breiter Grieskogel

    4: Beim zweiten Aufstieg dorthin.


    Grastal-Abfahrt

    5: Dieser herrliche Moment: Jetzt geht es los (und gleichzeitig die Zweifel, ob es passt.)

    6/7: Genialer Firn am Grastalferner

    8/9: In der Rinne - da muss das Timing passen! Die Lawinenbollern sind von gestern.

    10: Freude nach einer spannenden Abfahrt.


    Ursprünglich hatte ich heute eine etwas längere/ambitioniertere Tour geplant, doch erstens verzögerte sich die Anfahrt ins Sellrain wegen Blockabfertigung und Stau ziemlich und zweitens war schon von weitem zu erkennen, dass der Wetterbericht mal wieder kräftig daneben gelangt hatte - dieses Mal bezüglich der Schneefallgrenze, die aber ja nur 1000Meter höher lag als angekündigt (bei fast 2500m), aber was soll's... Ich vertu mich ja auch gern bei den Gipfelhöhen und eigentlich war ich so gesehen heute am Großglockner...

    Wegen der zu erwartenden schlechten Schneeverhältnisse und evtl Gefahr von Nassschneelawinen habe ich dann die Sicherheitsvariante Lampsenspitze gemacht. Zunächst etwa 20 Minuten Skitragen (Zischgeles geht noch vom PP weg mit Ski). Danach schöner Aufstieg und recht passable Abfahrt (grobkörniger Nassschnee). Komplett allein unterwegs.

    Prognose: Puh...der Wetterbericht ändert sich jeden Tag komplett (, um dann doch anscheinend nie zu stimmen,), aber oberhalb von 2000 liegt noch ziemlich viel Schnee.



    Und: Jonas, du hast recht: Gestern in der Früh gab es noch super Pulver in den Tuxern! 😉

    Allgemeines zu Hochfügen: Forststraße muss vermutlich bald bis Pfundsalm getragen werden; oberhalb von 2000 noch gute Schneedecke. In meinen Augen aber nur noch Kraxentrager, Kleiner Gilfert und Rosskogel lohnend. Auch die Tour auf den "echten" Gilfert ist noch möglich, sofern einen die umgeackerte Piste im unteren Teil nicht stört.


    Bilder:


    1: Skitragen bis zur großen Zirbe

    2: Gute Schneelage im Hang vor dem Skidepot

    3: Blick vom Depot ins Gleirschtal (= Tourengebiet Pforzheimer Hütte)

    4: Gipfelhang gewohnt abgeblasen

    5: Die Koglhütte ist ein super Rastplatz mit tollem Blick auf die Hohe Villerspitze

    6: Beginn des Zischgeles-Anstiegs


    7/8: Edelpulver Mittwoch morgen am Kraxentrager (Hochfügen). Vielleicht der letzte dieses Jahr??


    Route => Hoher Sonnblick Skitour

    Wahrscheinlich ist es nach dem gestrigen Bericht wenig überraschend, dass wir heute auf dem Sonnblick waren. Die vielen Tourengeher von gestern waren allerdings heute nicht am Start: Um halb 7 gähnende Leere am PP. Mag wohl an der schlechten Wetter- und Lawinenprognose gelegen haben, aber schon seit längerer Zeit scheint es ja oft mit dem Wetterbericht so zu sein wie mit dem Wahlkampfprogramm von Parteien: Wenn man vom Gegenteil des Gesagten ausgeht, liegt man meistens gar nicht so verkehrt...

    Die Wettervorhersage: Die ganze Nacht bewölkt, Gipfel schon am Morgen im Wolken und bald Niederschlag. Analog dazu warnte der auf dieser Prognose fußende LLB (3er oberhalb von 2200 Metern) wegen der fehlenden nächtlichen Abstrahlung vor potentiell großen Nassschneelawinen schon am Vormittag. Um ehrlich zu sein, habe ich dieser Prognose schon gestern Abend wenig Vertrauen geschenkt, weil es eine sternenklare Nacht war (wir haben in Taxenbach übernachtet) und als heute Morgen der Himmel noch schön blau war, haben wir uns auf den Weg nach Kolm-Saigurn gemacht. Letztlich war es bei leichtem Föhn etwas wolkig, aber schön und erst als wir gegen 11 den Gipfel erreicht haben, hat es langsam angefangen, zuzuziehen. Die Scheedecke war zwar nicht bockhart durchgefroren, aber doch so kompakt, dass keine Lawinengefahr bestand. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit, war der Schnee eher sulzig als firnig, aber unproblematisch zu fahren. Am schönsten war das letzte Stück auf der "Bobbahn" durch den steilen Wald. Aufstieg: PP - Naturfreundehaus ("Sonnblickbasis", am besten auf der geräumten Zufahrt Ski tragen) - Schutzhütte Neubau - bis kurz unter die Rojacher Hütte - rüber zum Gletscher und über diesen zum Gipfel. Abfahrt über die komplette Gletscher-Route.

    Subjektiver Vergleich Hocharn/Sonnblick: Während der Hocharn für mich eindeutig der bessere Skiberg ist, finde ich die Route auf den Sonnblick landschaftlich schöner und abwechslungsreicher. Beide Touren gehören aber eigentlich eh in jedes etwas ambitioniertere Tourenbuch... In meinem stehen sie jedenfalls jetzt endlich drin!


    Bilder:


    1-4: In dichtem Nebel steigen wir bei einsetzendem Niederschlag empor. Lasst euch von dem blauen Himmel nicht täuschen! 😉

    5/6: Gipfelhang und Zittelhaus

    7-9: Die Abfahrt während des zusammenbrechenden Föhns ist ein eindrucksvolles Naturerlebnis!


    Route => Skitour Hocharn

    Nun weiß ich, wo all die Tourengeher hin sind, nach denen Jonas letztens fragte: Ein großer Teil von ihnen ist jedenfalls heute nach Kolm-Saigurn gepilgert und entweder auf den Hocharn oder den Sonnblick. Um kurz vor 7 war der PP schon fast komplett belegt.

    Wir sind auf der üblichen Route zum Hocharn. Sehr gute Verhältnisse im Aufstieg - keine Harscheisen nötig und auch die Abfahrt war einfach Klasse: Am Gletscher(rest) Pulver und unterhalb Firn, der je nach Feinexposition aber auch schon in Sulz übergehen konnte.

    Beginn der Abfahrt um 10.45 etwas auf der späten Seite, aber noch gut. Ideal wäre heute 10 Uhr gewesen.

    Der 3er oberhalb von 2200 Metern im Salzburger LLB war auf dieser Route heute nicht wirklich nachvollziehbar: Klassische Frühjahrssituation nach klarer Strahlungsnacht.

    Fazit: Super Tag, feine Tour!


    Bilder:


    1-5: Anstieg in herrlich winterlichem Ambiente.

    6: Der Hillary-Step.

    7: Gipfelpanorama Richtung Großglockner

    8-10: Eine superfeine Abfahrt!


    Kleine Aktualisierung zum Bericht vom Wochenende: Verhältnisse eher schlechter.

    Eigentlich wollte ich heute zum Kleinen Gilfert, aber da das Wetter viel besser (und damit wärmer) war als gedacht/vorhergesagt, bin ich wieder zum Kraxentrager, in der Hoffnung auf besseren Schnee dort als am ostexponierten Kleinen G.

    Letztlich schaut es so aus: Bis etwa 2000 Meter ist der Schnee vom Wochenende schon wieder weggetaut (Vorteil: man sieht die Steine jetzt und kann die Ski schonen) und es ist nur eine dünne, komplett durchfeuchtete Altschneedecke vorhanden, auf die es letzte Nacht 5-10cm geschneit hat. Oberhalb 2000 Meter auch nicht mehr Neuschnee, aber recht kompakte Unterlage.

    Abfahrt im Pappschnee gut machbar, aber natürlich eher nicht so der Oberhammer. Los war nichts, ich durfte selbst spuren.

    Prognose: Kurzfristig kann man mit etwas Wetterglück und gutem Timing im Hochfügener Gebiet am Wochenende vielleicht Firn genießen. Ansonsten ist fraglich, wie lange die Forststraße zur Pfundsalm noch Schnee hat. (Ich würde sagen, mehr als 2-3 Tage bei warmen Temperaturen hält sie nicht mehr aus.) Aber evtl kommt ja nächste Woche nochmal ein Schwung Schnee.

    Info für Pistengeher: Die Pisten sind mittlerweile fast vollständig aufgebrochen worden.


    Bilder gibt's heute keine, da die auch nicht viel anders aussehen als am Samstag.

    Bei dem mäßigen Wetter und gleichzeitig LWS 3 über der Waldgrenze, haben wir heute eine uns gut bekannte und bei Ortskenntnis auch lawinentechnisch machbare Tour ausgeführt. Zunächst ging es über den westseitigen Aufstieg zum Kraxentrager ("Canyon-Route" nenn ich die persönlich immer). Bis etwa 2100 Meter war im Neuschnee etwa 10cm unter der Oberfläche eine harschige Schicht (wohl Folge unterschiedlicher Temperaturen während des Schneefalls), was in der Abfahrt dann Betonschnee bedeutete. Weiter oben aber super Pulver. Insgesamt würde ich die Neuschneemenge auf deutlich über 50cm schätzen.

    Anschließend ging es noch auf der üblichen Route zum Marchkopf. Insgesamt passable Wetter- und Sichtverhältnisse. Los war gar nichts - vielleicht 15-20 Leute im Gebiet unterwegs.

    Prognose für morgen schwierig, da unklar, wie viel Schnee über Nacht kommt und bei welchen Temperaturen er fällt.

    Grundsätzlich wird es in Hochfügen (Skigebiet hat morgen letzten Tag offen) schon noch ein bisserl gehen - die Forststraße zur Pfundsalm hat erstmal wieder genug Schnee.


    Bilder:


    Ostern auf der Winnebachseehütte - Was für ein Skifest!


    Dem aufmerksamen Leser wird sicher schon aufgefallen sein, dass Niederthai nicht unbedingt der klassische Ausgangspunkt für die Winnebachseehütte (im Folgenden WBS) ist, doch hatte ich eine zweitägige Rundtour im Sinn, wobei ich aber vorher nicht wusste, ob das aufgeht: Aufstieg durchs Zwieselbachtal, Abfahrt übers Grastal und zwischendrin ein paar Schmankerl im Umkreis der WBS mitnehmen. Vorab: Ist voll aufgegangen - und wie!

    Ostersonntag:

    Dabei ging es sehr zäh - um es milde auszudrücken - los. Vom PP erst mal 40 Minuten Ski tragen und dann auf dünnster Unterlage zur bereits geschlossenen Schweinfurter Hütte und das sehr sehr lange Zwieselbachtal hoch zum gleichnamigen Joch. Dieses schöne Tal hatte ich ganz für mich allein; das bedeutet natürlich Spuren, was aber in 10-15 cm Pulverschnee (bei allgemein hier sehr mauer Schneelage) auch gar nicht schlimm gewesen wäre, wäre es nicht etwa 10 Grad wärmer gewesen als angesagt. So hat es gestollt vom anderen Stern, aber nicht am Fell, sondern auf dem Ski: Schnee schmilzt auf dem Ski und der kältere Pulverschnee setzt sich dann gleich fest. Gegen so was hilft auch häufiges Abwischen nichts, sondern nur Daheimbleiben. Ab dem Zwieselbachjoch konnte ich dann eine von der WBS her angelegte Spur zum Breiten Grieskogel nutzen, die ein tschechischer Kollege allerdings so unnötig steil angelegt hatte, dass man sich nur denkt "Ja, spinnt da Beppi". Ohne die hinter mir liegende Zwieselbach-Tortour hätte ich eine neue angelegt, aber lieber steil in der Spur als in über 50cm Pulver selber pflügen... Am Gipfel hatte die Qual dann nach gut 5:30h ein Ende und es begann der genussreiche Teil der Unternehmung: Die Abfahrt über den Gletscher (ost bis nordost) wartete mit so erlesenem Pulver (die Fachleute vom LLB nennen das gerne "Wildschnee") auf, dass ich doch tatsächlich nochmal über die steile Tschechen-Spur hoch bin, um die Flocken stauben zu lassen. Die Abfahrt vom Gletscherende bis zur WBS ist südexponiert und war von leicht harschigem, aber gut fahrbarem Schnee geprägt.

    Ostermontag:

    Ich bin nach dem Frühstück erst einmal von der WBS Richtung Süden (also in Nordhänge hinein) zum Bachfallenferner auf einer vorhandenen Spur gestartet. Schnell fiel mir auf, dass seit dem letzten Schneefall noch niemand auf die Idee gekommen war, zum Bachfallenkopf aufzusteigen und so zweigte ich beim See vor dem Gletscher nach links ab, um dort hinaufzuspuren. Wie schön es sich doch in fluffigem Pulver spurt, wenn es nicht stollt... Ich bin auf dem kleinen Gletscher des Bachfallenkopfs so hoch wie möglich (ca 3100 Meter) und habe auf den Gipfel verzichtet (heikle IIer-Kletterei laut Führerliteratur). Die Abfahrt war schlicht ein Gedicht in 30-35 Grad-Gelände bei 50cm Pulver. Am See habe ich wieder aufgefellt und bin über den meist flachen Bachfallenferner zur Kühlehnkarscharte. Die Abfahrt über den breiten Gletscher ist nett, aber auch nicht mehr. Unterhalb des Sees am Vormittag noch recht harschig.

    Kurz vor Mittag war ich wieder bei der WBS und machte mich sogleich an den mittlerweile natürlich sehr sonnigen Anstieg zum Breiten Grieskogel, um zum Eigentlichen zu kommen: Das, worum sich meine Tourenplanung drehte, war nämlich die Abfahrt vom Grieskogel über das Grastal. Um diese Abfahrt ging es mir. Am Sonntag waren auf dieser Route noch keine Spuren und es war für mich völlig unklar, ob es überhaupt sinnvoll ist, hier abzufahren. Der Hüttenwirt meinte dann, dass es gehen müsste, aber evtl mit langer Tragestrecke unten raus. Ich hatte dann schon heute Vormittag entschieden, diese Variante zu wagen, als ich im Aufstieg zum Breiten Grieskogel kurz vor dem Gipfel sah, dass zwei Kollegen über das Grastal aufgestiegen und wieder abgefahren waren - Jackpot! Denn so blieb mir die Orientierung in unbekanntem Gelände erspart. Die Abfahrt selbst ist skifahrerisch wie landschaftlich ein absoluter Hammer: Zunächst schwingt man über den gemächlichen Grastalferner pulvrig hinunter, bevor es in eine (heute um 15 Uhr firnig-sulzige) über 300 Höhenmeter enge Rinne (35-40 Grad) geht. Diese Rinne ist südwest ausgerichtet und hat zwischendrin sehr sehr wenig Schnee - Steinkontakt unvermeidlich. Unterhalb des Grastalsees, wo die Exposition auf Nord dreht, herrliche Bedingungen mit perfektem Firn auf hartem Deckel - man kommt ohne Abschnallen bis zum sogenannten Grasfeld und kann auch danach noch ein bisserl weiterstopseln. Die letzten 15 Minuten aber auf jeden Fall zu Fuß mit Skiern am Rucksack.

    Sonstiges:

    1) Anstieg von Gries im Ötztal zur WBS etwa 30-45 Minuten Skitragen (laut Aussagen anderer Tourengeher).

    2) Seeblaskogel-Südabfahrt (attraktiverer Übergang vom Westfalenhaus als das Winnebachjoch): Wenig, aber ausreichend Schnee; braucht viel Glück beim Firnzeitpunkt, mittlerweile völlig von Lockerschnee"lawinen" überspült.


    Winnebachseehütte - Potential zur Lieblingshütte

    Ich habe schon öfter im Winterraum der Hütte übernachtet und nun zum ersten Mal die Vorzüge ihrer Bewirtschaftung genossen. Ich bin mehr als begeistert von dem wunderbaren Umgang des Personals mit den Gästen - herzlicher kann es nicht sein! Das Essen ist qualitiativ hochwertig, die Stube griabig und die Betten gemütlich. Kann ich nur nachdrücklich empfehlen!



    Bilder:


    Die Leiden des "jungen" Skitourengehers

    1: Weit und flach geht´s im Zwieselbachtal hinter...

    2: Elendig steil hat der liebe Andrej aus der CR zum Breiten Grieskogel gespurt.



    3-5: Am Bachfallenkopf

    6: Bachfallenferner Richtung Kühlehnkarscharte

    7: Der Breite Grieskogel ist einer der großartigsten Panoramaberge: Vom Glockner zum Ortler, von der Zugspitze zur Bernina, von den Dolomiten bis ins Bayerische Alpenvorland, von Klaus Schwab zu Bill Gates - Finde das Nicht-Passende

    8-10: Impressionen von der Abfahrt im Grastal.




    Nach gemütlichem Einlaufen ging es in der Unteren Zwing mehr zur Sache als ich gedacht hätte. Sehr hart, wenig Schnee, viel Bach, Harscheisen Pflicht. Da hab ich einen klassischen Fehler gemacht und nicht an einer geeigneten Stelle die Ski abgeschnallt, sondern knapp über dem Bach an einer eisigen Stelle... Ein Kollege mit Steigeisen hat mir dann geholfen, in dieser blöden Position die Ski an den Rucksack zu schnallen. Vielen Dank nochmal dafür!

    Ansonsten aber sehr gute Verhältnisse! Man kann mit Ski auf den Gipfel. Zunächst bin ich auf der Anstiegsroute bis etwa 2650 Meter abgefahren (schöner Pulver, aber natürlich schon etwas verspurt) und anschließend noch auf die Weitkarspitze. Von dort spektakuläre Abfahrt über teils wirklich steile Hänge. Man trifft beim Flachstück oberhalb der Unteren Zwing wieder auf den Normalweg. Schnee: Wechsel zwischen Pulver und Firn.

    Der schöne Tag wurde mit einer Einkehr im Forellenhof abgerundet - sehr zu empfehlen!


    Bilder:


    1: Untere Zwing

    2: Die Obere ist unproblematisch.

    3: Do gfreit ma si doch scho aufs Obifahn!

    4: Gipfelpanorama

    5: Pulver am Krapessferner

    6: Gipfelflanke Weitkarspitze

    7-9: Die herrliche Abfahrt

    10: Blick vom Biergarten des Forellenhofs


    Route => Skitour Gabler

    Grod so, dass ma hoid a bisserl Skifahrn ko...

    Als ich gestern den tollen Schnee am Längentaler sah, dachte ich mir sofort: Morgen Gabler! Der Schnee und das geniale Gelände dort - kann ja nur bombig werden. Meine hohen Erwartungen wurden dann tatsächlich sogar noch übertroffen. Im Steilhang auf dem Gletscher etwa 50-70 cm Edelpulver (man könnte auch Champagner-Pulver sagen). Ich habe dann bei etwa 2400 Metern nochmal aufgefellt und bin einfach zur Gaudi etwa 500 Höhenmeter auf dem Wildgerloskees in Richtung Reichenspitze aufgestiegen, um eine weitere Abfahrt genießen zu dürfen. Die erste Hälfte bin ich einer Spur gefolgt (Danke an Monika), bevor ich selber noch durch unberührten Schnee weiter bin.

    Die Talabfahrt war auch am Nachmittag noch bis zur Materialseilbahn pulvrig, dennoch könnte es morgen vielleicht an der einen oder anderen Stelle einen Deckel haben. Kleine apere Stellen auf der Forststraße können noch gut ohne Abschnallen gemeistert werden.

    Hinweis zur Ausrüstung: Harscheisen waren heute trotz des hartgepressten letzten Hangs vor dem Skidepot nicht nötig. Sofern man sich mit dem Skidepot begnügt, ist es in meinen Augen grundsätzlich nicht nötig Seil, Steigeisen oder Pickel mitzunehmen. Sollte man bei der Tour die Gletscherausrüstung brauchen, dann sind die Verhältnisse so schlecht, dass sie sich eh nicht lohnt.


    Bilder:

    1/2: Aufstieg

    3: Panorama vom Skidepot; Blick Richtung Tauferer Ahrntal

    4-6: Gabler-Steilhang

    7-10: Am Wildgerloskees


    Moi wieda gut erwischt!

    Sonderlich kreativ bin ich ja zurzeit bei der Wahl der Ziele nicht, war ich doch erst vor 12 Tagen am Längentaler...

    Als ich heute um 9 bei leichtem Schneefall am fast leeren PP losging, wusste ich aber tatsächlich noch nicht, ob es wieder der Längentaler oder vielleicht doch der Seeblaskogel werden würde. Auf jeden Fall hieß es zunächst mal selber spuren in 5-10cm Neuschnee, weil tatsächlich sonst niemand am Weg war. Meine Hoffnung, später auf eine vom Westfalenhaus kommende Spur zu treffen, erfüllte sich gottlob, denn den ganzen Längentaler allein zu spuren (hab ich vor zwei Jahren mal), ist motivationstechnisch schon zäh...

    Am Abzweig zum Seeblaskogel hab ich mich gegen diesen entschieden. Die Kombination allein unterwegs, noch keine Spuren und die generelle Neigung der Route zu Windanfälligkeit sowie Lawinen veranlassten mich zu diesem Entschluss, wobei noch hinzukam, dass leichter Nebel und die damit einhergehende diffuse Strahlung das Risiko noch zusätzlich erhöhten. Bereut hab ich dies gar nicht, denn am Längentaler herrschten Premium-Verhältnisse! Oberhalb von 2500 Metern kam ich aus dem Nebel und stieg zum Gipfel (Skidepot dieses Mal erst kurz unterhalb). Die Abfahrt in absolutem Edelpulver über den Gletscher war so schön, dass ich bei etwa 2700 Metern wieder auffellte und nochmal hoch bin. Zwischenzeitlich stieg der Nebel zwar in die Gipfelregionen, aber trotzdem war die Abfahrt von oben bis etwa 2000 Meter herunter ein einziges Schweben. Auch ins Tal ging's gut, wobei man kurz vor dem Erreichen der Loipe (wird anscheinend nicht mehr präpariert) einmal besser abschnallt, dem Ski zuliebe.

    Prognose: Morgen ähnlich gut, aber nicht mehr so einsam, da viele Leute heute zum Westfalenhaus aufgestiegen sind. Unterhalb von 2000 sehr dürftige Schneedecke, die bei Erwärmung schnell das Zeitliche segnen dürfte.

    Sonstiges: Die Südhänge unter und über dem Westfalenhaus schauen sehr schneearm aus, aber Genaueres zu den Anstiegen Winnebacher Weißkogel oder Schöntalspitze könnte ich wegen Nebel nicht sehen.

    Ach ja: Ich stimme der von Jonas gestern im Glungezer-Bericht getätigten Aussage über die Qualität des Wetterberichts 100 Prozent zu. Dieser liegt nicht nur dieses Wochenende viel zu oft falsch. Auch heute war die Ankunft von arktischer Kaltluft angekündigt mit 15 Grad minus in 3000 Metern - im T-Shirt bin ich da hochgestiegen (in der Sonne bei vermutlich knapp unter Null)... Vielleicht sollte man dort davon wegkommen, auf (nur dem Anschein nach hyperpräzise Modellierungen) zu setzen, anstatt Wetter- und Satellitendaten von erfahrenen Leuten (Stichwort Karl Gabl) auswerten zu lassen. Hoffentlich geht nicht auch der LLB irgendwann dazu über, sich rein auf Sensoren und Rechenmodelle zu verlassen...


    Bilder:



    Aus Jux und Stollerei


    Da gibt's doch so ein Fußballer-Zitat von Andreas Brehme " Haste ...am Fuß, haste...am Fuß. Ganz so geruchsintensiv war's bei mir heut nicht, aber doch sehr sehr mühsam. Ich bin nach der Arbeit um 14 Uhr los und war gleich überrascht, dass offensichtlich noch niemand anders heute die Tour gemacht hatte, wovon ich bei den am Vormittag sicher bombigen Verhältnissen ausgegangen war. Am Nachmittag war der Schnee beim Spuren aber schon sehr schwer und hat vor allem wegen des permanenten Licht/Schattenwechsels im Wald, womit unterschiedliche Schneekonsistenzen und -temperaturen einhergehen, unmäßig gestollt. Und zwar nicht am Fell, sondern auf dem Ski - Fellwachs hat also nix geholfen. Mit zusätzlichen Kilos auf den Ski ging es durch herrliche Winterlandschaft hoch zum Sonnberg und dann rüber zur Einfahrt in die Nordmulde des Roßstein. Hat viel Kraft und Zeit gekostet, weshalb ich auf einen Wiederaufstieg zur Hochplatte verzichtet habe. Die schattige Abfahrt zur Buchsteinhütte wartete mit erlesenem Pulver auf (über 50cm), doch dann war's mit der Herrlichkeit vorbei: Zwischenzeitlich wurde nämlich auch die Forststraße zur Hütte (, obwohl diese bis Ende April geschlossen ist,) schön tief geräumt, sodass die sich ewig ziehende Abfahrt zum PP zu einem Rumgestopsel am Rand der Straße wurde.

    Aber so ist das halt: Erst hatte ich kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu. Nur um den Bericht mit einem weiteren Fußball-Zitat abzurunden - dieses Mal von Jürgen Wegmann.


    Sonstiges: Pulver gibt es in den bayerischen Voralpen nur noch in schattigen Nord- oder Osthängen und das (mit etwas Wetterglück) auch nur noch bis morgen Mittag.


    Auf den Bildern sieht man die Mühsal natürlich nicht, sondern nur die wunderschöne Landschaft, die diese Tour auszeichnet.



    Route => Skitour Rosskopf

    Da das Skigebiet gestern schon zugemacht hat (warum?) und ich davon ausging, dass im freien Gelände großteils keine Unterlage mehr da ist, bin gemütlich durchs Gebiet getourt. Super Verhältnisse: 20-30cm Pulver auf den Pisten. Temperaturen zwischen 0 und -5 Grad, passable Sicht. Ich hab alle Abfahrten mehrfach gemacht und nur auf Grünsee verzichtet, da es dort dann doch zu neblig war und ich wollte ja nicht den Manuel Neuer machen... Später kam dann auch noch Claudia dazu. Ein feiner Tag!

    Sonstiges: Die Skigebiets-Leut sind gerade am Abbauen und dazu mit der Pistenraupe unterwegs. Sehr freundlicherweise zieht die Raupe auch wieder ab, sodass die Stümpflingabfahrt quasi präpariert ist. Ob die Pisten noch aufgebrochen werden oder (hoffentlich) nicht, weiß ich aber nicht. Am besten schaut man sich die Webcam "Abfahrt Stümpfling" vorher an - da sieht man das gut.


    Bilder:


    Obwohl Wege ja am Donnerstag schon einen Bericht zum Zischgeles geschrieben hat, hier eine Aktualisierung, da sich die Verhältnisse geändert haben: Insgesamt hat sich die Schneemenge doch recht deutlich vermindert, vor allem unterhalb des Kampllochs. Beim Start am PP leichter Schneefall bei 1 Grad plus (am frühen Nachmittag dann schon wieder 7 Grad). Aufstieg völlig problemlos bis zum Skidepot knapp unter dem Gipfel (heute viel höher möglich als am Donnerstag) Der Weg zum Gipfel ist ziemlich vereist mit etwas Neuschnee darauf. Ging gerade so ohne Steigeisen. In der Abfahrt oben 20-30cm Pulver (eher schwer als fluffig). Unterhalb des Kampllochs dann wirklich grausamer Bruchharsch, wie er entsteht, wenn auf eine durchnässte Schneedecke etwas Neuschnee fällt... Da muss man halt irgendwie runterstopseln, ohne sich das Knie böse zu verdrehen... Erleichterung, als wir dann endlich die Forststraße erreicht haben...

    Wetter und Sicht nicht berauschend aber brauchbar. Lawinengefahr gering wegen fehlender Schneemächtigkeit; nur Lockerschneerutsche aus zuvor aperen Steilhängen abseits der Route.

    Sonstiges: Viele Grüße an den knuffig-wuscheligen Hund und seine Begleiter, mit denen er am Gipfel war!


    Bilder:


    1: Kurzes Wetterfenster an einem ansonsten trüben Tag.

    2/3: Kurz vor dem Skidepot

    4: Oben

    5/6: Gute Abfahrt im oberen Teil; weiter unten waren wir mit dem Bruchharsch zu sehr beschäftigt, um noch zu fotografieren.


    Route => Skitour Längentaler Weißerkogel


    Wenig Schnee, aber trotzdem super Verhältnisse


    Ursprünglich hatten wir für heute eine andere, etwas anspruchsvollere Tour geplant, aber da der LLB Stufe 3 wegen möglicher Nassschneelawinen ausgegeben hatte, fuhren wir dann doch mal wieder (heuer erst zum zweiten Mal) ins Sellrain. Der Längentaler ist eigentlich fast immer ein sicherer Hafen bei etwas höherer Lawinengefahr.

    Der Anstieg erfolgte auf dem üblichen Weg. Auf der Loipe und im ersten Hang danach liegt gerade noch ausreichend Schnee - die angekündigten Schneefälle am Wochenende kommen sicher keinen Tag zu früh. Das Skidepot wird momentan am sinnvollsten schon 50 Meter unter dem Gipfel angelegt, da es oben zu wenig Schnee für die Abfahrt hat. Wir sind dann mit Steigeisen weiter, was aber nicht nötig gewesen wäre.

    Die Abfahrt war sehr fein: auf dem Gletscher Pulver und danach meist schöner Firn - insgesamt aber schon sehr stark verspurt.

    Die anderen Ziele im Bereich des Westfalenhauses gehen vermutlich ähnlich gut, vor allem Seeblaskogel. Lüsener Fernerkogel und Co ist wohl auch machbar, schaut unten aber sehr steinig aus. Zischgeles und Lampsenspitze ebenfalls noch genug Schnee vom PP weg (wir sind in Praxmar noch eingekehrt).


    Bilder:


    1: Aufstieg im Längental.

    2: Am Gletscher; hinten Brunnenkogel

    3: Die letzten Meter; hinten ist die Route auf den Seeblaskogel gut zu sehen.

    4: Panorama mit Wildspitze ganz hinten.

    5/6: Die feine Abfahrt

    7: Kein Poserbild - es war wirklich so warm. Gut, dass ich das Bier schon während des Aufstiegs im Schnee kalt gestellt hatte!


    Wie gestern im Cevedale-Beitrag angekündigt folgt nun der Bericht zu den allgemeinen Verhältnissen im Martelltal.

    Grundsätzlich schaut es dort eher nach Ende Mai als Mitte März aus, nur dass es noch keine Erdbeeren gibt - das Martelltal ist ja auf deren Anbau spezialisiert. Die südseitigen Gipfelziele im Kamm zwischen Orgel- und Plattenspitze sind bis weit hinauf aper und eignen sich in meinen Augen zurzeit nicht für Skitouren. Die Berge im Tourengebiet von Zufall- und Marteller Hütte sind aber alle machbar, wobei gilt: Je näher am Cevedale, desto mehr Schnee.

    Nun zu unsere Touren:


    Donnerstag: Cima Marmotta (= Köllkuppe)

    Vom hochgelegenen PP (2050 Meter) ging es zunächst zur Marteller Hütte. Es liegt wenig, aber auch für die Abfahrt noch ausreichend Schnee. Ursprünglich hatte ich geplant, auf die Marmotta zu gehen, dort südseitig ins Careser Tal abzufahren, von dort zur 3. Venziaspitze aufzusteigen und über den Schranferner abzufahren. Doch meinte der Hüttenwirt, dass die Verhältnisse an diesem Gletscher gefährlich seien und riet dringend ab. Ich hab das nicht ganz glauben wollen, weil wir den Gletscher erst im August in aperem Zustand begangen haben und es doch probieren wollen. Letztlich wurde unser Vorhaben aber durch den steilen, mir lawinentechnisch zu riskanten, da eingewehten Südhang der Marmotta vereitelt. Am Samstag hörte ich dann im Gespräch mit Bergsteigern auf der Zufallhütte, dass auch deren Wirt vor dem Schranferner gewarnt hatte, dann aber am Freitag die Info bekam, dass die Verhältnisse dort super sind. Es war wohl einfach so, dass jemand das Gerücht vom neuerdings gefährlichen Schranferner in die Welt gesetzt hat und dann bis Freitag niemand mal wirklich dort war...

    Auf jeden Fall sind wir von der Marmotta zunächst einmal über den Hohenferner auf der Anstiegsroute abgefahren (hart und windgepresst) und anschließend noch mal hoch. Bei der zweiten Abfahrt haben wir uns am Gletscher weit rechts gehalten, um ihn in seiner ganzen Länge bis zur Zunge zu befahren. Hier super Pulver! Ich hab mich dann bloß gefragt, warum außer uns keiner der vielen vielen Kollegen auf diese Idee gekommen ist. Bei etwa 2500 Metern haben wir wieder angefellt und sind auf der Trasse des Wanderwegs Nummer 27 zur Hütte zurück. Der Hohenferner ist spaltentechnisch übrigens wirklich äußerst harmlos.


    Freitag: Siehe gestriger Bericht.

    Samstag: Eisseespitze und nochmal Cevedale

    Wir hatten eigentlich vor, Madritsch- und Butzenspitze zu besteigen (, was vom Schnee her auch gut geht). Nach der kurzen Abfahrt von der Hütte ins Tal des Langenferners (, der sich aber schon weit zurückgezogen hat), zeigte sich der Anstieg zur Madritschspitze aber am Morgen noch sehr hart und eisig und da wir keine Lust auf 1000 Höhenmeter mit Harscheisen hatten, sind wir kurzentschlossen auf die Route zur Eisseespitze umgeschwenkt, was sich als sehr lohnend herausstellen sollte. Die hier zu begehenden Gletscherpassagen sind ebenfalls sehr harmlos. Der Gipfel selbst bietet in meinen Augen den besten Blick auf Königsspitze und Ortler. Einfach famos! Schon während des Aufstiegs reifte in mir der Plan, doch gleich nochmal auf den Cevedale zu gehen, was nach einer kurzen firnigen Abfahrt bis etwa 2900 Meter auch umgesetzt wurde. Es gibt eine kleine Scharte, von der man vom Anstieg der Eisseespitze zum Langenferner hinüberqueren kann. Nun über die Casati Hütte auf den Cevedale. Die Abfahrt über den kompletten Langenferner ist zwischen Skidepot und Casati Hütte eher hart und windgepresst, danach aber herrlich pulvrig. An diesem Gletscher gibt es kurz vor seiner Zunge eine große, recht steile Spaltenzone, die auch nur unzureichend eingeschneit ist (haben wir im Aufstieg nicht passieren müssen). Allerdings hatte ich von der Eisseespitze aus gesehen, dass man diese Zone umfahren kann, indem man oberhalb in Richtung der Felswand fährt (immer stramm rechts halten) und dann in einen Steilhang einfährt. Super Abfahrt, die anscheinend fast nie gemacht wird! Dank schnellem Schnee ging es anschließen auch gut durch den flachen Talboden hinaus und via Zufallhütte zum PP.

    Marteller Hütte: Sehr schöne, gemütliche Unterkunft, überaus herzliche Wirtsleute. Kann ich nur empfehlen!

    Was für herrliche Tage im Vinschgau!


    Bilder:


    1-5: Marmotta (Donnerstag)

    1: Kurz nach der Zufallhütte.

    2: Eine Engstelle kurz vor dem Hohenferner; dominant Zufallspitze, rechts Königsspitze.

    3: Am Gipfel

    4/5: Pulverfreuden am Hohenferner


    6-9: Eisseespitze und Cevedale (Samstag)

    6: Kurze Tragstelle im Bereich eines Felssturzes. Hier erkennt man auch gut die Spaltenzone am Langenferner sowie die Umfahrungsmöglichkeit über die Schneezunge zwischen den Felsen.

    7: Blick zum Cevedale: Auch hier kann man gut sehen, wie die sichere Abfahrt über den Langenferner gelingen kann: Auf die Felswand oberhalb der Spalten zufahren und dann links einschwenken.

    8: Das Suldener Dreigestirn von der Eisseespitze.

    9: Auf der Gletscherzunge.


    10: Ein Prosit auf einmalig schöne Tourentage!




    Route => Skitour Cevedale


    Ein alpines Glanzlicht!

    Wir waren nach der Tour auf den Sesvenna von Donnerstag bis Samstag im Martelltal unterwegs und haben dort auf der gleichnamigen Hütte zwei Mal übernachtet. Zu den Tourenbedingungen im Martelltal allgemein werde ich morgen noch einen Bericht schreiben, aber dieser sei nur der genialen Tour auf den Cevedale gewidmet, die wir am Freitag bei Traumwetter und besten Verhältnissen erleben durften.

    Der Freitag war so ein Tag, wo alles zusammenpasst: Traumwetter, gute Schneeverhältnisse und perfekte körperliche Verfassung bei Claudia und mir, welche wir bei unsere Rundtour gut gebrauchen konnten. So haben wir für den Aufstieg von der Hütte über den Zufallferner zum Gipfel nur gute 3 Stunden benötigt und hatten dann das Privileg, dort eine halbe Stunde ganz allein oben zu sein, bevor die Kollegen in Heerscharen anrückten. Und das ist wörtlich zu nehmen: sicher haben zwischen Donnerstag und Samstag jeden Tag mehr als hundert Leute den Cevedale bestiegen. Wie haben vor dem Bergschrund Skidepot gemacht und sind dann mit Steigeisen die letzten etwa 60 Höhenmeter hoch, was sehr gut ging (kein Blankeis). Es ist aber auch möglich, mit Skiern (+ Harscheisen) bis zum Gipfel zu gehen, aber das wussten wir vorher ja nicht. Ich wechsle grundsätzlich eher zu früh auf Steigeisen als dann irgendwann in ungutem Gelände beim Ablegen der Skier rumeiern zu müssen...

    Der Bergschrund lässt sich mit etwas Vorsicht zurzeit noch gut überwinden, aber ins falsche Loch braucht man nicht treten.

    Nach ausgiebigem Genuss der gewaltigen Panoramas sind wir dann nicht einfach auf dem (skifahrerisch eher zweitrangigen) Anstiegsweg abgefahren, sondern haben die steile, teils durch atemberaubende Gletscherbrüche führende Abfahrt über den Cedec-Ferner zur Pizzini-Hütte gewählt. Toller Pulver und einfach ein geniales Erlebnis! Hinweis: Den Gletscherbruch kann man nur überwinden/umfahren, indem man an dessen oberstem Rand nach rechts fährt und so in einen 40 Grad steilen Hang gelangt! Wir hatten das Glück, dass am Donnerstag da schon jemand gefahren ist, dessen Spuren wir folgen konnten. (Die Abfahrtsroute ist vom Gipfel des Cevedale gut einsehbar - wir sind also nicht "blind" einfach einer Spur nachgefahren.)

    Bei der Pizzini-Hütte (2700m) haben wir wieder angefellt und sind südseitig schweißtreibend über die Casati-Hütte auf die Suldenspitze. Die spektakuläre Abfahrt durch den ebenfalls von wilden Eisbrüchen gesäumten Suldenferner zur Schaubachhütte bot sogar noch besseren Pulver als die vorige!

    Nach einer Einkehr in der Schaubachhütte folgte schließlich der "Pflichtteil", der in diesem Fall ausnahmsweise erst nach der Kür kam: Wir sind hoch zum Madritschjoch und von dort zur Zufallhütte runter, wo dann nochmals etwa 350 Höhenmeter Anstieg zur Marteller Hütte auf uns warteten. Die südseitige Abfahrt selbst hat wenig Schnee und war um halb 5 auch schon wieder so lange im Schatten, dass sich grausiger Bruchharsch gebildet hatte. Wie froh bin ich doch in solchen Momenten, mit Claudia jemanden dabei zu haben, der auch bei solchem Mistschnee nach so einer langen Tour die Sache sicher ins Tal runterbringt.

    Insgesamt kommen bei dieser Rundtour etwa 2800 Höhenmeter im Aufstieg zusammen und wir waren fast 11 Stunden (mit Pausen und Abfahrten) unterwegs. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, haben wir aber auch ein kleines Bisserl gemogelt, damit wir rechtzeitig zum Abendessen wieder auf der Marteller sind: Etwa 300 Höhenmeter sind wir von der Schaubachhütte mit dem Lift hoch. Das kostet 5 Euro pro Person, was ich voll okay finde; vor allem, wenn ich es mit den unverschämten Preisen der Jennerbahn für Einzelfahrten, von denen Reinhold letztens berichtete, vergleiche.

    Lawinengefahr: Es war zwar über die ganze Zeit von Donnerstag bis Samstag LWS 3 ausgegeben, doch beschränkte sich das meiner Beobachtung nach auf bestimmte extrem steile Bereiche abseits gängiger Routen, wo der angewehte Schnee bei tageszeitlicher Erwärmung abging. Es waren ein paar Schneebrett- und Lockerschneelawinen zu sehen. Die Königsspitze wurde übrigens auch begangen.

    Und jetzt noch ein Thema, bei dem die Meinungen sicher auseinandergehen: Seil am Gletscher. Ich habe bewusst von vorne herein darauf verzichtet, das Seil mitzunehmen, da ich den Zufallferner auch vom Sommer kenne und ihn für relativ harmlos halte. Es gibt eigentlich nur eine relevante Spaltenzone oberhalb der "Drei Kanonen" und die ist gut eingeschneit. Etwa 80 Prozent der Leute, die unterwegs sind, nutzen aber das Seil. Ich möchte keinesfalls dazu aufrufen, so riesige Gletscher wie am Cevedale ohne Seil zu begehen, aber die Position "am Gletscher immer mit Seil!" vertrete ich eben auch nicht. Vor allem finde ich die Nutzung des Seils in bestimmten Situationen sicherheitstechnisch kontraproduktiv, wie zum Beispiel im steilen Hartschneehang oberhalb des Bergschrunds (, wo es keine Spalten mehr gibt, man aber böse abstürzen kann,) am Cevedale: Da macht es gar keinen Sinn, wenn eine größere Gruppe auf Skiern (also ohne Pickel in der Hand) am Seil aufsteigt. Wenn da einer ausrutscht, halten ihn die anderen (ohne fixe Sicherung) nie und stürzen alle mit. Als wir vom Gipfel abgestiegen sind, kam uns eine große Gruppe französischer Bergsteiger in drei 6er-Seilschaften entgegen. Ich hab da gleich zu Claudia gesagt, dass wir aufpassen müssen, nie direkt unter denen zu gehen, weil die uns sonst mitreißen, wenn einer wegrutscht. Aber wie gesagt ist das meine persönliche Meinung uns es lassen sich sicher viele Argumente gegen diese finden.

    Hinweis: Auch wenn es vom Gipfel des Cevedale nicht so aussieht, ist der Übergang von dort über den Palon della Mare zur Branca-Hütte machbar. Von oben sehen die Gletscher dort fürchterlich blank aus, aber laut Auskunft des Hüttenwirts der Branca ist die Abfahrt vom Palon (diese selbst sieht man vom Cevedale nicht) gut fahrbar.


    Bilder:


    Da 10 Buidln aussuchen...puh!


    1: Nach etwa 90 Minuten Aufstieg am Zufallferner zeigen sich Königsspitze und Ortler.

    2: Kurz vor dem Gipfel. Hinten in der Mitte Bernina.

    3: Panorama mit Palon, Punta di San Matteo und hinten Adamello-Presanella

    4-6: Abfahrt Cedec-Gletscher. Claudia fährt einfach so genial Ski!

    7: Anstieg zur Suldenspitze vor dem Hintergrund von Cevedale und Zufallspitze.

    8: Königsspitze

    9: Im Gletscherbruch der Suldenspitze.

    10: Ein Pulvertraum!



    Trotz der Ausgangshöhe von 1750 Metern in Schlinig liegt gerade genug Schnee, um über die präparierte Loipe und die Forststraße zur Sesvenna Hütte aufzusteigen. In der Abfahrt trägt man im steilsten Stück aber besser. Die Schneefallgrenze lag mit etwa 2400 Metern ganz erheblich höher als vom Wetterbericht angekündigt (1600m), was im Höhenband zwischen 2000 und 2400 zu üblem Bruchharsch führt. Darüber aber 30-50 cm Pulver, sofern dieser vom starken Sturm nicht verblasen wurde. Wir sind von der Hütte bis zur Sesvenna-Scharte (rund 2800 Meter) einer Spur gefolgt; nach der Zwischenabfahrt zum Gletscher waren wir aber völlig allein und haben gespurt. Wir sind in die Scharte am Ostgrat (Skidepot) und über diesen bis etwa 30 Hm unter den Gipfel, wo wir wegen ungünstigen Schneeverhältnissen umgedreht haben. Am Grat generell viel angewehter Schnee und anstrengende Wühlarbeit oft bis zur Brust. Nach der Abfahrt über den Gletscher sind wir noch zwei Mal auf den Schalder, um dort auch noch ein bisserl zu powdern.

    Lawinengefahr: Stufe 3 im Gebiet definitiv gerechtfertigt, was einige Lockerschnee- und auch Schneebrettlawinen im Umfeld der Route gezeigt haben. Die Tour auf den Sesvenna kann aber mit umsichtiger Routenwahl als weitgehend sicher gelten. Leider verzichten mussten wir aber auf schöne Steilabfahrten im Gebiet (zB Sesvenna Gipfelhang und Piz Rims Nordabfahrt).

    Fazit: Landschaftlich wunderschöne Tour, aber skifahrerisch eher fad, da meist flach.


    Bilder:


    1: Schneebrett nahe der Sesvenna Hütte.

    2/3: Am Weg zum Sesvenna.

    4/5: Stürmische Bedingungen am Grat.

    6: Herrliches Panorama mit Ortler und Cevedale.

    7: Schöner Pulver, aber zu flach: Sesvenna-Gletscher

    8: Am Schalder

    9/10: Abfahrt von dort