Beiträge von Andreas84

    Im Reich der Feuersteine.

    Eine ganz eigene, einsame Welt tut sich auf, wenn man es unternimmt, zu den Feuersteinen mit ihrem ungewöhnlich rotem Gestein, hinaufzusteigen.

    Schon bei der Tour auf den Freiger am Dienstag hatte ich mir aus der Ferne die Verhältnisse am Grübl-Ferner (Heißt genauso wie der östliche Gletscher am Freiger, weil die beiden früher mal ein Gletscher waren.) angeschaut und mir gedacht, dass diese ziemlich perfekt für eine Solotour sein müssten. Dieser Eindruck bestätigte sich heute auch: Alle Spaltenzonen aper und auf dem steileren Schlusstück noch eine leichte Firnauflage - geht nicht besser. Bei Schneelage auf dem Gletscher, die sich ja voraussichtlich ab Montag wieder einstellen wird, ist von einer Solotour eher abzuraten, da die Spalten zwar nicht besonders breit, aber tief und zahlreich sind.

    Route: PP - Nürnberger Hütte - Langentaler Bach - Grübl Ferner (am besten in der Mitte begehen, da hier weniger Spalten und keine Steinschlaggefahr) - Grat (kein Bergschrund zurzeit) - Östlicher Feuerstein. Für den Abstieg hab ich die Route über das Simmingjoch gewählt. Dazu den Grat zurück, am Gletscher 50 Hm absteigen und nach rechts zu der Stelle, wo Gletscher und Grat sich am nächsten kommen queren. Weiter zur Nürnberger Scharte und über die Gletscherschliffe des ehemaligen Aperer-Feuerstein-Ferners zu den Seen und mit kurzen Gegenanstieg zur Zollhütte (=Simmingjoch). Dieser Abschnitt ist nur sehr rudimentär markiert, bei guter Sicht ist es aber fast egal, wo man geht. Weiterer Abstieg via "Paradies" zur Nürnberger und ins Tal.

    Anforderungen: Hochtour WS-, T5, I. 2100 Hm, 10-12 Stunden. Ich persönlich finde, dass die Tour in vielen Beschreibungen schwieriger dargestellt wird als sie ist. Es gibt eigentlich fast keine "echten" Kletterstellen und die Gefahrenbereiche sind kurz: die Übergänge Fels/Eis sind sehr brüchig und steinschlaggefährdet. Für einen erfahrenen Bergsteiger eine echte Genusstour.

    Ich würde die Tour auf jeden Fall in dieser Reihenfolge begehen, da das von der Orientierung her viel einfacher ist als anders herum.

    Fazit: Landschaftlich ungemein abwechslungsreich und großartiges Panorama - eine der schönsten Touren im Stubai!


    Bilder:


    1: Herrliche Hochgebirgslandschaft.

    2/3: Ideale Verhältnisse am Gletscher.

    4: Der Gipfelgrat: optisch spektakulär, technisch einfach - Genuss pur.

    5: Feuerstein-Ferner und Südtiroler Wolkenmeer.

    6: Die Stelle, bei der man auf die Route zum Simmingjoch kommt.

    7: Einem Riesengletscher gleich walzen sich die Wolken zwischen dem Freiger und den Feuersteinen durch.

    8: Feuerstein Seen.

    9/10: Paradies.




    "Familientour" am Bettelwurf


    Gestern bin ich mit meiner Freundin Daniela und ihren Jungs über den Absamer Klettersteig zur Hütte aufgestiegen und heute haben wir dann die Bettelwurf-Überschreitung gemacht.

    Zwei Anmerkungen zur Tour:

    1) Absamer Klettersteig: Laut Alpiner Auskunft bzw ÖAV Innsbruck ist dieser wegen der laufenden Arbeiten an der neuen Materialseilbahn der Hütte offiziell gesperrt. Das ist in meinen Augen aber unsinnig, da der eigentliche KS von den Arbeiten gar nicht betroffen ist. Nur nach dem Ausstieg geht man einmal unter dem (in 5 Metern Höhe verlaufenden) Seil durch (dauert 10 Sekunden). Ich frage mich, wo da die Gefahr sein soll. Außerdem wird nur unter der Woche gearbeitet, weshalb die Sperre am Wochenende doppelt unsinnig ist.

    Aktualisierung 08.09: Der Bericht bei der Alpinen Auskunft wurde dahingehend geändert, dass die Sperre nicht am Wochenende gilt.

    2: Anforderungen/Schwierigkeit: Oft haben die Gäste, wenn sie über den Absamer zur Hütte aufgestiegen sind, Bammel vor der Bettelwurf-Überschreitung. Sie haben sich im Absamer schon schwer getan, obwohl dieser ja "nur" C ist. Und bei der Überschreitung muss man ja C/D klettern. Dazu sei gesagt, dass der Absamer wegen Länge und Hitze (Südexposition) deutlich anstrengender ist. Bei der Überschreitung gibt es nur kurze knackige Kletterstellen, nach denen wieder Gehgelände folgt, während es im Absamer vor allem im Mittelteil sehr lange recht kraftig (mit nur ganz wenigen Entspannungs-Stellen) zugeht. In meinen und Michaels (Hüttenwirt) Augen liegen die Hauptanforderungen bei der Überschreitung aber eh nicht in den kurzen KS-Stellen, sondern im alpinen Gesamtanspruch: Viel ungesichertes Absturzgelände, freies Klettern bis II und der karwendeltypische Schotter.

    Sonstiges: Die Bettelwurfhütte wird heuer wegen der Bauarbeiten ungewöhnlich lange geöffnet bleiben. Wenn das Wetter mitmacht bis 17. Oktober. Die Arbeiter müssen ja in der Hütte schlafen.


    Bilder:

    Hier gibt es jetzt keine besonders spektakulären Kletter-Bilder, weil ich es hasse, im KS mim Handy rumzufummeln.


    1: Daniela kurz vor dem Ende des Absamer Klettersteigs.

    2: Ihre Jungs.

    3: Alle drei.

    4: Unser Spezl Michael.

    5: Gipfelaufbau Bettelwurf: Der KS beschränkt sich im Wesentlichen auf die Steilstufen.

    6/7: Bettelwurf-KS.

    8: Die letzten Meter

    9: zum Gipfel.

    10: Gelöste Stimmung nach erfolgreicher Tour.



    Moi wieda schau, ob am Freiger no ois basst.

    Schließlich war ich ja schon drei Monate nicht mehr da oben.

    Natürlich ist noch alles in bester Ordnung und die Tour auf meinen Lieblingsberg ist nach wie vor mit zahlreichen landschaftlichen Glanzlichtern gesegnet. Einzig das Wetter hat heute nicht mitgespielt, da es schon um 10 zugezogen hat. Da hab ich mich blöderweise mal wieder auf die Schlümpfe vom Wetterbericht verlassen, aber da hat anscheinend der Praktikant Montag und Dienstag verwechselt, weil heute genau das für gestern angesagte Wetter herrschte. Heute labil, gestern stabil. Naja, war trotzdem sehr schön.

    Route: Grawaalm - Sulzenauhütte - Seescharte - Freiger - Roter Grat - Nürnberger Hütte - Mairspitze - Sulzenauhütte - Grawaalm. Die Schwierigkeiten gehen eigentlich nicht über T4 hinaus, aber die Route vom Freiger zum Roten Grat sollten man nicht unterschätzen; erst vor zwei Wochen ist hier ein junger Einheimischer tödlich abgestürzt. Die heikelste Stelle kann übrigens völlig problemlos am Gletscher umgangen werden, was viele Begeher aber nicht realisieren.

    2600 Hm, 11-13 Stunden.


    Bilder:


    1: Immer wieder beeindruckend: Das Amphitheater bei der Sulzenaualm.

    2: Grünausee und Ruderhofspitze.

    3: Die Feuersteine.

    4 und 6: Freigerferner. Der Gipfel nebelt schon ein.

    5: Ein kurzer Blick vom Roten Grat zum Übeltalferner.

    Reihenfolge irgendwie falsch, bin aber gerade zu faul es nochmal zu ändern.

    7/8: Panorama Mairspitze.

    9: Sulzenau-Wasserfall.

    10: Grawa-Wasserfall.


    Das Beste kommt zum Schluss.

    Obwohl die anderen Touren zum Teil natürlich spektakulärer sind, hat mich diese landschaftlich am meisten beeindruckt: Im hinteren Val di Rabbi befindet sich wirklich ein kleines Paradies mit schönen Bächen, Wasserfällen, malerischen Hochebenen, herrlichen Wäldern, großen Seen und einer gemütlichen Hütte, dem Rifugio Dorigoni. Besonders hervorzuheben ist dabei der Sentiero dei larchi monumentali, der von informativen Schautafeln begleitet durch einen uralten Lärchenwald führt. Der größte Baum misst 40 Meter und hat einen Stammumfang von 6 Metern; einige Bäume sind wohl über 400 Jahre alt.

    Route: Coler - auf der rechten Bachseite zu den Saent-Wasserfällen - nach der Steilstufe folgt ein malerisches Hochtal, an dessen Ende der Lärchen-Weg abzweigt - Malga Vecchia (aufgelassen) - Rifugio Dorigoni - Giro dei Laghi, der an den drei Sternai-Seen vorbei wieder zur Hütte führt. Es gibt auch die Möglichkeit, vom ersten See aus die Cima Sternai (3443m) zu besteigen. Dieser Berg ist manchen vielleicht besser als Hintere Eggenspitze bekannt, die als eine der rassigsten Skitouren im Ultental gilt. Ich bin tatsächlich aus Interesse auch noch ein Stück dieser Route bis zum Gletscher gefolgt, um mir einen Eindruck zu verschaffen. Der Gletscher schaut ungut aus: Total vom Steinschlag gezeichnet (siehe Bild). Ob der Aufstieg noch zu empfehlen ist, weiß ich nicht. Dagegen spricht der erste äußere Anschein (große Steinschlaggefahr). Dafür, dass die Route extrem gut markiert, also vermutlich doch recht frequentiert ist. Ich hatte übrigens gar nicht vor, zum Gipfel zu gehen, da das Wetter zu unsicher war und ich nach der Cevedale-Tour vom Vortag doch etwas müde war.

    Von der Hütte gibt es verschiedene Abstiegsvarianten, wobei ich den Weg über die Baita Campisol genommen habe.

    Anforderungen: T3, 1800 Hm (mit Abstecher zum Gletscher, sonst 300 weniger), 9-11 Stunden.


    Ich bekomme aus dem Familien- und Freundeskreis oft zu hören: "Warum musst denn immer so weit fahren? Bei uns ist es doch auch schön!" Ja, natürlich. Aber erstens kenne ich da fast jeden Berg schon in- und auswendig und mich interessieren eben vor allem mir unbekannte Touren. Zweitens muss ich doch auch ehrlich sagen, dass unsere Berge halt leider nicht mit dem Hochgebirge, den Südalpen, den Dolomiten mithalten können. Und drittens: Auch die Sache mit der weiten Anfahrt relativiert sich auf den zweiten Blick. In den sechs Tagen, die ich unterwegs war, bin ich ca 800 km gefahren. Wenn ich sechs Tagestouren in den Hausbergen mache, kommt da schnell ähnlich viel oder mehr zusammen, vor allem wenn es mal in Kaiser, Karwendel oder Rofan geht. Und auch kostenmäßig komme ich bei solchen Unternehmungen fast besser weg, weil die PP in Italien (außer am Lago) meist kostenlos sind. Die sechs Tage haben mich jetzt so ungefähr 100 Euro gekostet, also Sprit und Maut. Essen zähl ich nicht mit, weil das muss ich zuhause ja auch. Zuguterletzt kommt mir natürlich auch die italienische lascia-fare-Mentalität bezüglich des Wildcampens entgegen, wo ich bei mittlerweile hunderten Gelegenheiten nie Probleme gehabt habe.

    Fazit: Wer eh in der Gegend ist, sollte unbedingt mal im Val di Rabbi vorbeischauen.


    Bilder:


    1: Mittlerer Saent-Wasserfall.

    2: Aussichtspunkt oberhalb der Wasserfälle.

    3/4: Zwei der monumentalen Lärchen. (Bäume im Wald zu fotografieren, ist gar nicht so einfach, weil da immer die anderen Bäume im Weg stehen...)

    5: An der Malga Vecchia.

    6: Hochmoor unterhalb des Rifugio Dorigoni.

    7-9: Sternai-Seen. Bild 7 genau anschauen: Was für schöne Formen das Wollgras im mäanderndem Bach bildet!

    10: Der Sternai-Gletscher hat auch schon bessere Zeiten erlebt.


    Genusswandern mit Gletscherkontakt.

    Das ist jetzt der Bericht zur Tour vom Freitag, also am Tag vor dem Cevedale.

    Obwohl mit der Vedretta Careser ein Gletscher gequert wird, hab ich das Wort "Hochtour" im Titel in Anführungszeichen gesetzt, weil es für die Begehung des flachen, aperen, spaltenlosen Eisfelds nicht mal Grödel braucht. Wenn man hier verunglückten möchte, muss man schon absichtlich in eine der kleinen Gletschermühlen springen. Auch sonst von der Länge abgesehen (um 10 Stunden Zeitbedarf, knapp 2000 Hm) sehr einfache Tour, max T3+. Landschaftlich aber wunderschön und da die Kartographen jeden Buckel im Kamm oberhalb des Gletschers als Gipfel ausweisen, darf man sich anschließend 4 3000er ins Tourenbuch schreiben. Einzig die deutlich höhere Rotspitze (italienisch Cima Rossa di Saent) ist recht markant.

    Um eine schöne Runde zusammenzustellen habe ich folgende Route gewählt: PP - Weg 140b über die Malga Pontevecchio - Careser See - Gletscher. Dort habe ich mich möglichst weit rechts gehalten, um zwischen Campisol und Cima Careser den Kamm zu erreichen. Kurzer Abstecher zur Campisol und danach immer am Kamm (guter Steig, alles markiert) über die anderen Gipfel zur Rotspitze. Zurück zum tiefsten Punkt vor der Cima Mezzena und weglos zum Gletscher. Die "Schlüsselpassage" bestand darin, den um 14 Uhr sehr stark angeschwollenen Gletscherbach wieder zu überqueren (muss man zwei Mal machen). Am Ende half nur Schuhe ausziehen und durchwaten. Zurück zum See und dieses Mal der Abwechslung halber am westlichen Ufer entlang. Für den Abstieg habe ich den durch herrlichen Wald führenden Weg 123 zur Malga Mare genommen. Von dieser Steig oder Straße zum PP zurück.

    Kleine Anmerkung: Der Lago Careser ist zwar ein Stausee, aber dennoch wunderschön. Hier und am Lago di Pian Palu (siehe Bericht Cima Villacorna) zeigt sich, dass man solche Seen auch schön anlegen und harmonisch in die Landschaft einfügen kann. Ganz im Gegensatz zum Beispiel zum sensationell hässlichen Stausee bei der Höchster Hütte im benachbarten Ultental (heißt er Grünsee oder Weißbrunnensee?), der ein Paradebeispiel für den "italienischen Brutalismo", wie ich persönlich den mancherorts anzutreffenden Baustil der 50er-70er nenne, ist.


    Bilder:


    1-3: Aus der richtigen Perspektive fotografiert, wirkt der Lago Careser wie in Bergidyll ersten Ranges und nicht wie ein Stausee.

    4: Farbtupfer.

    5: Careser Gletscher von unten.

    6: Diese unscheinbaren Buckel sind die Veneziaspitzen.

    7: Gletscher von oben.

    8: Im Vordergrund Schranspitze und Gramsenferner, im Hintergrund... Das kennt hoffentlich jeder.

    9: Zirben und Monte Vioz.



    Nicht jeder Plan geht auf.

    So ist, das eben bei ambitionierter Tourenplanung: Ich hatte eigentlich alles richtig eingeschätzt - Wetter, Bedingungen, Zeitbedarf, persönliche Form - aber an einer Stelle nach dem Monte Rosole ging's für mich nicht weiter, weshalb ich den Palon ausgelassen habe. Dazu später mehr.

    Um 4 Uhr bin ich am PP gestartet und via Cevedale-Hütte und Furkelscharte (ein schöner Pleonasmus - "Furkel" heißt ja auch Scharte) über den Südostgrat auf die Zufallspitze. Der heikle Gratabschnitt zwischen 3100 und 3200 Metern wird am besten auf dem Furkelferner umgangen. Dieser ist hier flach und es braucht dank Firn keine Steigeisen. Diese werden erst nach dem Gipfel für den Übergang zum Cevedale angelegt. Dort war ich um 10. Nun kurz über brüchiges Gelände zum Cevedale-Gletscher runter und am ganz rechten Rand des Gletschers in idealem Firn vor den Monte Rosole. Auf diesen ging's im leichten Fels noch gut hinauf, aber ein Zwischenabstieg in eine Scharte + Wiederaufstieg erschien mir dann zu gefährlich: Grausig brüchiges Gestein und hohe objektive Steinschlaggefahr. Man müsste gar nicht selbst einen Fehler machen, um in die Bredouille zu kommen. Wohlgemerkt: MIR war das heute einfach nicht geheuer, was aber nicht heißt, dass die Stelle (nur 50 Meter) grundsätzlich nicht machbar wäre!

    Also bin ich zurück und über den Gletscher, weiterhin immer an dessen ganz rechten Rand (im Abstiegssinn) ins Val Mare abgestiegen und über die Cevedale-Hütte (sehr schön und wirklich zu empfehlen, die haben übrigens auch im Winter ein paar Wochen offen) zum PP zurück.

    Anforderungen: 2100 Hm, WS+, T5, II, 11-13 Stunden. Mit Palon + 250 Hm und 1,5-2 Stunden mehr.

    Bedingungen am Gletscher: Grundsätzlich braucht es wirklich gute Bedingungen, damit ein Solo auf dieser Tour (im Sommer) zu verantworten ist. Die hatte es heute: Firn, wo er das Vorabkommen beschleunigt und apere Passagen, wo man sie braucht. Bei der Planung war für mich entscheidend, dass der Abstieg vom Palon über den Mare-Gletscher aper ist, da ich diesen nicht kannte. Schon gestern (Tourenbericht folgt noch) meinte ich zu erkennen, dass diese conditio sine qua non erfüllt ist und heute morgen konnte ich im Aufstieg sehen, dass wirklich genau der Teil des Gletschers, über den man absteigt, aper ist.

    Naja, der Palon läuft ja nicht weg und im Winter ist es sicher noch schöner. Ich hab auf jeden Fall bei meinen Touren hier im Val di Sole viele großartige Kombinationsmöglichkeiten für Skitouren gesehen. Ich finde es ja immer von Vorteil, eine Gegend im Sommer zu erkunden - das kann im Winter ungemein helfen. Die Südabfahrt vom Cevedale zur gleichnamigen Hütte ist sicher genial, aber ohne vorhandene Spuren kann man sich dermaßen verhauen... Ich weiß jetzt, wo man fahren muss.

    Generell schätze ich die Hochtouren-Bedingungen in der ganzen Gegend als sehr gut ein.

    Und nur zur Verdeutlichung: Ich schreibe ja bei meinen Solo-Hochtouren oft, dass diese problemlos und ungefährlich sind. In diesem Fall gilt das ausdrücklich nicht! (Und zwar bezogen auf die durchaus spaltenreichen Gletscher und unabhängig von der unguten Stelle am Rosole.)

    P.S.: Das einzige, was ich heute bereue, ist, dass ich am Cevedale nur zwei Minuten geblieben und dann gleich weiter bin. Ich bin bei solchen Touren einfach zu angespannt und will wissen wie's weitergeht. Da kann ich nicht lang rasten und das Panorama genießen. Und am Cevedale war ich halt auch schon fünf Mal...



    Bilder:


    1: Im Aufstieg zur Zufallspitze.

    2: Immer fotogen: Wolkenmeer.

    3: Rosole, Palon, Vioz.

    4/5: Übergang zum Cevedale.

    6: Panorama-Ausschnitt vom Gipfel.

    7: Am Gletscherrand umgeht man die Spaltenzonen.

    8: Ungefähr hier hab ich umgedreht. Schaut wenig spektakulär aus, aber ich hab es versäumt, ein gescheites Foto von dem grausligen Bruch zu machen.

    9: Auch ohne Palon hab ich mir ein Bier verdient. Auf der Karte der Cevedale-Hütte gab es ein einheimisches Bier aus Peio - das wollte ich natürlich probieren. War ein Starkbier. Hab ich erst beim Trinken bemerkt. Ist ordentlich eingefahren. Hab gleich noch eines bestellt. (Stimmt nicht, sonst läge ich wahrscheinlich jetzt noch da oben.)

    10: Zirben, Bach und Monte Vioz.



    "Die Große 8" im Val di Sole.

    So taufe ich die Tour jetzt einfach mal, weil sie auf der Karte ungefähr wie eine 8 aussieht. Ich weiß natürlich nicht, ob sie auch einen "offiziellen" Titel hat, doch bezweifle ich das, weil sie sicher in dieser Form nur äußerst selten gemacht wird. Es handelt sich um eine landschaftlich grandiose und über weite Strecken sehr einsame Tour.

    Route: PP - Lago di Pian Palu - Malaga Pian Palu Laghetti (kleiner See) - Hochebene des Noce Nero Bachs. Hier kommt bald ein Wegweiser, der nach rechts zum Bivacco Ortles leitet. Auf dem Schild steht zwar, dass der Steig nicht markiert ist, doch das stimmt nicht: sehr viele Steinmandln und Farbmarkierungen. War der Anstieg bis jetzt meist flach, steilt es sich nun deutlich auf und nach einer Geländekuppe steht man plötzlich wie gebannt vor dem magisch leuchtenden Lago Vallumbrina (, obwohl es stark bewölkt war,) - einen See in diesem Blauton hab ich noch nie gesehen! Das liegt vermutlich daran, dass das Gestein in der Umgebung stark kreidehaltig ist und das ergibt dann diesen verblüffenden Effekt.

    Bis zum See sind die Anforderungen der Tour mäßig (T3), danach steigen sie aber auf T4 und T5. Die letzten 100 Hm bis zum Grat geht es sehr unangenehm durch eine enge, schottrige Steilrinne (45-50 Grad) hoch - am besten in der rechten Begrenzungswand kraxeln. Hohe Steinschlaggefahr, wenn da noch andere Leute unterwegs sind, was aber vermutlich eh nie der Fall ist. Man kommt kurz nach dem Monte Ortles heraus. Die Tour über den Grat über Cima und Pizzo Vallumbrina zur Villacorna schaut grimmiger aus als sie ist - meist Gehgelände und nur ganz wenige Kletterstellen (I-II). Unbedingt immer auf dem Grat bleiben, auch wenn Steinmänner wiederholt in die rechte Flanke leiten: Das ist unsinnig und gefährlich (Rutschungen und Steinschlag)!

    Die Grattour bietet bei gutem Wetter großartige Ausblicke zum Dosegu-Gletscher; heute war es aber meist nebelig. Von der Cima di Villacorna am Grat zurück und nun über den Monte Ortles in die Dosegu-Scharte und hinunter zum Noce Nero Bach. Hört sich einfach an, ist aber aufgrund fast vollständig fehlender Markierungen nicht ganz ohne - man muss schon ganz genau auf die wenigen verblassten Farbzeichen schauen. Bei schlechter Sicht ein fast aussichtsloses Unterfangen, in dem unübersichtlichen Gelände den richtigen Durchschlupf zu finden. Für den Abstieg nach der Noce Nero Hochebene habe ich den Weg über die Malga Paludei genommen. Der ist zwar etwas länger als der Anstiegsweg, bietet aber auch schöne Landschaftsbilder.

    Insgesamt knapp 2000 Hm und rund 30 Km Strecke. Zeitbedarf: 11-14 Stunden. Ist schon eine klassische Individualisten-Tour, aber man kann ja auch nur Teilstücke machen. Den Grat zur Villacorna erreicht man übrigens auch mit viel weniger Aufwand vom Passo Gavia.

    Fazit: Ich bin sehr begeistert von der ungemein abwechslungsreichen Tour! Das ist genau das, was ich mag: Neue Touren entdecken, die selten gemacht werden.



    Bilder:


    1: Lago di Pian Palu.

    2/3: Herrlicher Wald.

    4: Laghetti.

    5: Noce Nero Hochebene.

    6/7: Der magische See. Ich würde mich da ja nicht Baden trauen: Wer weiß, als was man da wieder rauskommt...

    8: Die unangenehme Steilrinne.

    9: Grat zur Villacorna.

    10: Unterer Teil des Dosegu-Gletschers.



    Route => Bergtour Monte Vioz


    Großes Panorama am beliebten Berg.

    Durch die Möglichkeit, sich mithilfe der Lifte 1000 Hm zu sparen ist der Monte Vioz bei den meist italienischen Urlaubern im Val di Sole sehr beliebt. Auch heute war viel los - am Wochenende würd ich da eher nicht hoch gehen...

    Trotz des Andrangs ist die Tour aufgrund des grandiosen Panoramas und der landschaftlichen Schönheit sehr zu empfehlen.

    Die technischen Anforderungen halten sich dabei sehr in Grenzen, da der Steig zum Vioz wirklich überragend gut angelegt ist (max. T3+). Gletscher- und momentan auch schneefrei. Es gibt vermutlich keinen Berg ähnlicher Höhe, der so einfach zu erreichen ist. Eine "Hochtour" ist das Ganze auch nur, wenn man die Punta Linke mitnimmt. Der kurze Gletscherübergang zu dieser ist aber sehr einfach und spaltenlos. Keinerlei Ausrüstung notwendig. Die Punta Linke sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen, da sie das eigentliche Glanzlicht der Tour ist: Der beste Blick auf die Gipfel über dem Forno-Gletscher und ein kleines Museum unter dem Gipfel (dazu später mehr).

    Route: Peio - Chiesa di San Rocco und ab hier immer der Beschilderung zum Rifugio Vioz folgen. Dieses liegt nur 100 Meter unter dem Gipfel. Übergang Punta Linke und zurück auf dem gleichen Weg bis etwa 3200 Meter. Hier gibt es die Möglichkeit, ins Val di Mite abzusteigen und die Tour so deutlich abwechslungsreicher zu gestalten. Der steile Schuttsteig ist zwar mit gelben Punkten markiert, aber der Abzweig vom Hauptweg ist nicht beschildert und die Markierungen setzen erst nach 100 Metern ein. Ich glaub, das ist Absicht, damit die "Touris" da nicht runtergehen, weil die da doch sicher ins Schlingern geraten würden (T4+). Ist eh spannend, wie da manche unterwegs sind. Mit leichten Stadtschüchen und "Rucksäcken" wie man sie bei der Tankstellen-Tombola gewinnen kann... In einem Wettersturz möchte man die nicht erleben.

    Dieser Steig ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem Weg 105a, der aktuell wegen eines Hangrutsches gesperrt ist.

    Durchs Val di Mite geht es bis zur Seilbahnstation Doss Cembri und dann am lohnendsten über den kleinen Lago Covel ins Tal zurück. 2300 Hm.

    Cima Linke: Hier wurde eine Art Museum unter dem Gipfel eingerichtet, wo man die dortige Stellung nebst noch vorhandenem Motor der Seilbahn besichtigen kann, mit der im 1. Weltkrieg Waffen etc hier herauf transportiert wurden. Ich denke mir da immer, was das für ein Wahnsinn war. Und vor allem frage ich mich, warum Soldaten eigentlich nie auf die Idee kommen, ihre Waffen statt auf den angeblichen "Feind" auf die Leute "hinter" ihnen zu richten, die das alles aushecken - da hätte der Spuk nämlich ganz schnell ein Ende. Die Antwort kenne ich natürlich auch: In erster Linie Propaganda und ein drakonisches Strafregime: Fahnenflucht = Todesstrafe. Das Leid haben halt immer die "einfachen" Leute und nicht die Anzettler im Hintergrund, deren Ausführungsgehilfen in der Politik oder ihre Ohrenbläser in den Medien, die die Propaganda unters Volk bringen. Da hat sich in den letzten 100 Jahren nichts geändert. Pistorius, Flack-Zimmermann oder die Olivgrünen - Kriegsrhetorik wohin man blickt.


    Bilder:


    1: Morgenstimmung

    2: A Klotz is a scho, da Vioz.

    3: Spektakuläre, aber unschwierige Stelle im Aufstieg. Pars pro toto hier die hervorragende Steiganlage (genau hinschauen).

    4: Rifugio Vioz.

    5: Der einfache Gletscherübergang zur Punta Linke.

    6: Herrlicher Blick zu den Gipfeln über dem Forno-Kessel. Besonders die Punta di San Matteo (Mitte) sticht heraus. Hab ich schon fest ins Buch der Skitouren-Wünsche eingetragen!

    7/8: Museum unter der Punta Linke.

    9/10: Der Abstieg über den Lago Covel ist zwar etwas länger, aber landschaftlich sehr reizvoll.


    Eine der schönsten Touren im Valle Maira.

    Lichte Lärchenwälder, malerische Seen, düstere Felswildnis und großartige Panoramen vereinen sich bei dieser Tour und machen sie zu einem großen Bergerlebnis.

    Route: PP - Prato Ciorliero - Passo dell Escalon - Colle della Scaletta - Monte Scaletta. Vom Gipfel wäre auch eine Überschreitung möglich, aber dann kommt man nicht direkt an den herrlichen Roburent-Seen vorbei. Also vom Gipfel wieder zum Colle - Oberer Roburent-See. Nun habe ich noch eine Besteigung der unbedeutenden, aber aussichtsreichen beiden anderen Gipfel (nicht beschildert, aber Steinmandln und Pfadspuren) eingeflochten, damit die Tour auch ja nicht zu kurz wird. Zurück am See, in dem ich eigentlich baden wollte, habe ich festgestellt, dass dort schon arg viel Betrieb ist (, vor allem wenn man Nacktbaden möchte...,), was daran liegt, dass es sehr bekannt ist und aus dem Valle Stura auch mit ganz wenig Aufwand erreicht werden kann.

    Daher habe ich das Bad zum mittleren See verlegt, wo ich dann auch ganz allein war. Angenehme Temperatur für 2400m - man konnte sogar richtig genussvoll schwimmen! Danach ging es weiter zum Passo Peroni und über diverse kleine Scharten, deren Namen ich mir jetzt spare, ins Comba Emanuel Inferiore und via Prato Ciorliero zurück zum PP. Ab dem mittleren See komplett einsam.

    Grundsätzlich bietet die Tour sehr viele Varianten und auch Abkürzungsmöglichkeiten. Auf meiner Route sind es etwa 1700 Hm und 15 km Strecke; 7-9 Stunden (ohne Badepause).

    Anforderungen: Nur ganz selten T4, sonst leichter.


    Sonstiges: Was mit sehr gut gefällt, ist dass (wie auch schon im Aostatal) Übernachten im Auto überall geduldet wird, auch wenn es dem Buchstaben nach eigentlich mancherorts nicht erlaubt ist. Außerdem wird viel in den Bergen gezeltelt - am Roburent-See standen heute sicherlich 20 Zelte - hauptsächlich Familien mit Kindern. Da werden bei mir Kindheitserinnerungen wach: Mit den Eltern im Wald Zelteln und ein Lagerfeuer 😊. Da kommt bei uns heute doch gleich irgendein Gschaftlhuber vorbei, der meint, aus diesem und jenem Grund, der im § xy Waldblödsinnsverordungsschlumpfschutzgesetz verankert sei, ist das verboten...

    Sehr sympathisch fand ich auch, dass an der Ciorliero Alm, wo ebenfalls viele Familien ihre Zelte aufgeschlagen haben, sie offensichtlich von den Almbauern einen Elektrozaun um ihr Zelt herum bekamen, da auf der Alm eine große Rinderherde unterwegs ist. Die Familien werden den Zaun ja nicht selber mitgebracht haben... Vielleicht zahlen sie auch für die Übernachtung, aber das weiß ich jetzt natürlich nicht.

    Auf was ich hinaus will: Ich habe den Eindruck, dass man hier den Menschen als Teil der Natur sieht, der dort auch sein darf, und den man nicht mit unzähligen Vorschriften gängelt, die dann durch "Ranger" dem Buchstaben nach durchgesetzt werden.

    Es liegt in den Bergen des Valle Maira kein Müll - nirgends. Bei uns daheim liegt aber sehr viel Müll in den Bergen. Könnte das damit zu tun haben, dass man die Menschen durch Regeln und Vorschriften entmündigt bzw diese sich entmündigen lassen? Ich lasse die Antwort offen, aber kann es nicht sein, dass Menschen, die 10-15 Euro Parkgebühr bezahlen müssen, auch denken, dass dafür ja auch jemand aufräumen wird?


    Fazit: Wie schön war das denn heute wieder!


    Bilder:


    1: Lärchen und Felsen.

    2: Zauber des frühen Morgens.

    3: Panorama am Monte Scaletta.

    4: Tiefblick zum Oberen Roburent-See.

    5: Durch diesen Stollen führt der Weg.

    6: Oberer See aus der Nähe.

    7: Mittlerer und unterer See.

    8: Blümchen in der Felsödnis.

    9: An der Ciorliero Alm; es gibt übrigens auch ein neues Almgebäude.

    10: Familienfest am Berg.




    Weiter geht's mit der Erkundung des schönen Piemont!

    Vom Mont Avic Naturpark aus bin ich Donnerstag Abend ins Valle Maira gefahren, um dort einige Tage zu verbringen. An oben genannter Forststraße habe ich einen sagenhaften Übernachtungsplatz gefunden: aussichtsreich und direkt am Bach. Besonders beeindruckend ist hier der nächtliche Sternenhimmel, da es absolut keine "Lichtverschmutzung" gibt. Auch die Bergwelt ist großartig, wenngleich in der Höhe doch etwas karger als im Aostatal. Das liegt, glaube ich, in erster Linie an den starken Winden (Mistral) in den Hochlagen, da auch die Baumgrenze für die Südalpen erstaunlich tief liegt (2000m, aber da sogar noch Laubbäume). Auffällig ist auf jeden Fall, dass in den Hochtälern, wo auch bei dem Prachtwetter der letzten Tage schon ein strammer Wind pfiff, die Vegetation (Gräser, Blumen) nur sehr niedrig wächst (auch ohne Beweidung).

    Nun zu den Touren.

    Der erste Teil ist bei beiden Touren gleich. Zunächst geht es ins Valle Infernetto bis zu einem Wegweiser auf 2617m Höhe. Hier teilt sich der Weg:

    Freitag: Wegweiser - Colle Ciaslaras (+ Mitnahme des nahen gleichnamigen Gipfels) - Col de Marinet - Col Mary - Lacs de Roure (ein See) - Col du Roure - Monte Maniglia - auf gleichem Weg zurück zum Roure-See (hatte dort was liegen lassen...) und über das Valle Maurin zurück zum PP. Der sprachkundige Leser wird anhand der Namen vielleicht schon erkannt haben, dass die Tour teilweise in Frankreich liegt.

    Zwischen Roure-See und Monte Maniglia nur Steinmandln und teils ganz sachte Pfadspuren.

    2000 Hm, 20 km, 10-12 Stunden.

    Samstag: Wegweiser - Col Infernetto - Bivacco Barenghi am Lago Vallonasso - Col de la Gypiere - Tete de la Frema - Col de la Gypiere - Abstieg über das Stroppia-Tal mit seinen beeindruckenden Wasserfällen zum PP. Vom Col Gypiere bin ich noch auf die französische Seite zu Lac des Neuf Couleurs und zum Lac Etouille abgestiegen (150hm). Der große Couleurs See ist allerdings sehr überlaufen, da von Frankreich aus offensichtlich einfach zu erreichen. Völlig einsam hingegen der Etouille, da man dessen Lage nur sieht, wenn man von oben kommt...

    1800 Hm, etwas unter 20km, 8-10 Stunden.

    Generelle Anforderungen: Nur die Steilanstiege zu den Scharten (, die hier "Col" heißen,) und Abstieg vom Lago Nero (siehe Bilder) T4, sonst einfacher. Meist sehr gute Steige.

    Tour 2 ist insgesamt deutlich abwechslungsreicher und lohnender.

    Ich bin momentan zum ersten Mal im Piemont beim Bergsteigen und weiß sicher, dass ich noch viele viele Male wiederkommen muss, um diese fantastische Bergwelt besser kennenzulernen.


    Bilder:


    Freitag

    1: Lac des Roure.

    2: Abstieg durch das Valle Maurin

    Samstag

    3: Lac des Neuf Couleurs und der Chambreyon, der höchste Gipfel im Gebiet.

    4: Am Gipfel der Tete de la Frema.

    5: Farbtupfer in karger Landschaft.

    6: Der Lago Nero hat keinen oberirdischen Zufluss, ist also eigentlich eine riesige Quelle, aus der...

    7/8: dieser gewaltige Wasserfall entspringt.

    9: Natur halt.

    10: Mein Übernachtungsplatz.



    Landschaftliche Schönheit hoch 3!

    Nach den vier Tagen im Valsavarenche bin ich zwei Tage in den Mont Avic Naturpark gefahren. Eigentlich wollte ich da nur eine Tour machen, aber weil es dort so außergewöhnlich schön war, sind es zwei Tage geworden. Die Landschaft mit ihren vielen malerischen Seen, Bächen, den herrlichen Wäldern und vor allem die extrem vielfältigen und variationsreichen Blumenwiesen haben mich wirklich umgehauen. Hab ich in dieser Pracht noch nicht gesehen: Hunderte verschiedene Arten auf wenigen Quadratmetern - viele hab ich vorher noch nie gesehen. Eine Besonderheit sind zudem große Vorkommen der Hakenkiefer - wirkt wie eine Latsche, die sich entschlossen hat, es jetzt doch mal mit einem Stamm zu probieren.

    Die Touren

    Mittwoch: PP - Colle del Lago Bianco - Rifugio Barbustel - an vielen tollen Seen vorbei zum Lago Grande - Punta di Medzove - Abstieg am Lago Gelato vorbei Richtung Chantonnet bis etwa 1700 m (hier Wegweiser zum Lago Servaz) - Rifugio Barbustel und von dort am Anstiegsweg zurück.

    Donnerstag:

    PP - Rifugio Dondenaz (am schönsten, aber länger als die Forststraße Weg 9c) - Col Fussy - Mont Glacier - Col Fussy - Col Etsely - Lago di Medzove - Colle di Medzove - Lago Grande und am vom vorigen Tag bekannten Weg zurück zum PP.

    Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass es gewisse Überschneidungen zwischen beiden Touren gibt; eine Kombination zu einer 2-Tages-Tour wäre also grundsätzlich sinnvoll. Allerdings liegt das Rifugio Barbustel dafür ungünstig - wenn dann müsste man im Bereich des Lago Grande Biwakieren oder Zelteln (,was im Naturpark übrigens erlaubt ist). Die Idee ist mir leider erst nachträglich gekommen - ich hatte ja nur einen Tag bleiben wollen.

    Anforderungen: Nur phasenweise T4: Abstieg von der Punta Medzove und Mont Glacier Gipfel. Ansonsten einfacher und sehr gut angelegte Wege. Beide Touren etwa 2000 Hm mit vielen Gegenanstiegen und Wegstrecken von 20-25 km. Zeitbedarf 10-13 Stunden jeweils, wobei Tour 2 etwa eine Stunde länger dauert als Tour 1.


    Fazit: Da bin ich gespannt, ob ich in den Alpen nochmal eine so schöne Gegend finde.


    Bilder:


    1: Ganz vergessen habe ich ja, das großartige Panorama zu erwähnen, das man auf der Tour ständig hat. Hier Matterhorn und Monte Rosa.

    2: Rifugio Barbustel.

    3: Lago Cornuto.

    4/5: Einfach schön.

    6: Lago Grande.

    7: Mont Glacier; schon lange nicht mehr vergletschert.

    8: Lago di Medzove.

    9: Lago Bianco beim Rifugio Barbustel.

    10: Diese Hakenkiefer wusste wohl in ihrer Jugend lange nicht, ob sie ein Strauch bleiben oder ein Baum werden soll.




    Der Genuss währt lange

    auf dieser ausgedehnten Tour, die mit dem Nivolet-Seenplateau wohl einen der schönsten Plätze in den Grajischen Alpen durchquert. Insgesamt gibt es hier etwa 30 Seen; kleinere Lacken nicht mitgerechnet. Und ich meine sogar, hier das sagenumwobene Avalon gesehen zu haben - siehe Bilder.

    Route: Pont - Arolley-Kreuz - Durchquerung der Hochebene von Nivolet (noch nicht das Seenplateau) - Rifugio Savoia. Die sehr flache Querung der Hochebene zieht sich, vor allem wenn man sie im Abstieg wieder begeht. Da gäbe es zwar die Option, über den Gran Colett nach Pont zurückzukehren, aber das sind nochmal 500 Hm mehr und zwei zusätzliche Stunden. Und die Tour ist auch so schon lang genug...

    Vom Rifugio Savoia hat man die Qual der Wahl, weil unzählige offizielle und inoffizielle Steige zu den Seen führen (keine sinnvolle Beschilderung vorhanden). Außerdem gibt es auch die Möglichkeit, den höchsten Berg im Gebiet, den Mont Taou Blanc (3438m) zu besteigen, aber das ist der "Klassiker" , da der Nivolet-Pass von Frankreich aus mit dem Auto zu erreichen ist, und der Taou daher mit relativ wenig Aufwand bestiegen werden kann. Dementsprechend überlaufen ist er, weshalb ich mich für den Leynir entschied, wo ich dann auch allein war.

    Ich bin über den Steig 3c, an Lago Leita und Lago Rosset (um nur die größten zu nennen) vorbei hoch zur Scharte Col Rosset und von dort über einen langen Grat zum Leynir (mit Steinmandln markiert). Von der letzten Senke vor dem Hauptgipfel kann man auf Steigspuren unschwierig über die Südflanke in einen Sattel absteigen und anschließend über feinkörnige Schotterhänge bzw Schneefelder wieder zu den Seen gelangen - viel schneller als der Rückweg über den Grat. Zuvor sollte man sich aber den kurzen Abstecher auf die Punta Bes vom Sattel aus nicht entgehen lassen: Nicht nur, weil man dann einen völlig unbedeutenden weiteren 3000er im Tourenbuch stehen hat, sondern vor allem, weil es dort eine grandiose Aussicht auf das Seenplateau hat.

    Ich bin dann auch bis zum Lago Rosset nicht den üblichen Steigen gefolgt, sondern nach Gefühl querfeldein. Kann ich nur empfehlen: viele versteckte Kleinodien zeigen sich da.

    Und Lago Rosset = Avalon.

    Anforderungen: Nur zwischen Col Rosset und Leynir T4, sonst sehr einfach. 1400 Hm, aber gut 30km Strecke. Ich war mit Pausen 10 Stunden unterwegs.


    Bilder:


    1: Schöner Blick auf den Sciaforon.

    2-4: Nivolet-Hochebene.

    5: Paradiso-Panorama mit Lago Rosset.

    6: Ausblick vom Vor Gipfel des Leynir.

    7: Punta Bes: Überblick über die Seenplatte.

    8-10: Avalon im Lago Rosset.

    8: Diesen Blick (mit Edelweiß) hat man nur, wenn man querfeldein geht.

    9: Fleißige (und vor allem kälteunempfindliche) Hände haben einen Steindamm gebaut (Wasser bis 1,5 Meter tief!), damit man

    10: zum Paradies gelangt.

    Der See ist wirklich saukalt; liegt ja auch auf 2700m. Ein paar Züge bin ich geschwommen, aber "Uuaah"...



    Wahrlich: ein paradiesischer Tag!

    Das war heute wieder so ein Tag, wo alles zusammenpasst: Wetter, Form und Tourenwahl.

    Als der Wecker um 3 Uhr klingelte, war ich gleich voll motiviert und startbereit. Die Temperaturen waren in der Nacht angenehm kühl (12 Grad) und schon auf den ersten Metern dachte ich mir: "Heid bist aber guad drauf! Des werd fein." Mit Stirnlampe ging es stetig höher und genau in der ersten Dämmerung erreichte ich das Rifugio Vittorio Emmanuele II. Einfach herrlich, so in den beginnenden Tag hineinzulaufen; wenn dann irgendwann die erste Bergspitzen in der Sonne erglühen und sich plötzlich der Mont Blanc zeigt.

    Ich bin auf dem Normalweg über Paradiso- und Laveciao-Gletscher hoch und auch wieder runter. Die Bedingungen sind absolut perfekt: Bis knapp unter 3000 Meter liegt noch Schnee, was An- und vor allem Abstieg enorm beschleunigt. (Sonst müsste man recht mühsam über Gletscherschliffe steigen.)

    Anforderungen: Hochtour L; wirklich völlig unschwierige Tour. Die letzten Meter zum Gipfel leichte Kletterei (I-II) - da kann es sich bei so viel Andrang wie heute schon ein bisserl stauen. Es waren ca 150 Leute (einige auch von der Chabot-Hütte) am Weg, was aber bei Prachtwetter normal ist. Von der Ausrüstung her haben heute Steigeisen gereicht; der Pickel blieb dekorativ am Rucksack (nur bei Blankeis nötig). Manche Kollegen waren allerdings ausgerüstet, als gelte es dem Walker-Pfeiler... Was da alles am Gurt hängt: diverseste Schlingen, Abseilgeräte, Exen etc...

    In meinen Augen ist die Tour definitiv sologeeignet und es braucht auch sonst kein Seil, weil der Gletscher auf der Route keine Spaltenzone aufweist.

    Von Pont sind es 2200 Höhenmeter bis zum Gipfel. Ich habe hoch 5 Stunden gebraucht, was ich jetzt aber ganz unbescheiden als eher schnelle Zeit einstufen würde. Ich bin sehr gut in Form und durch die vielen Hochtouren in diesen Jahr einfach auch gut akklimatisiert.

    Sonstiges: Ich vermute, dass die Hochtouren-Bedingungen in den Westalpen momentan fast überall sehr gut sind.

    Fazit: Ich bin glücklich und dankbar für den schönen Tag.


    Bilder:


    1: Sciaforon in der ersten Dämmerung.

    2: Der klassische Hochtouren-Moment.

    3: "Schlüsselstelle".

    4: Die Gipfel-Madonna. Ich persönlich finde eine Madonna als Symbol der Liebe ja viel schöner als das Leidens-Kreuz, das bei uns ubiquitär herumsteht.

    5: Einfach gigantisches Ambiente!

    6: Do kemman ja no welche.

    7: Mont Blanc und Grand Jorasses.

    8/9: Der imposante Gipfelaufbau.

    10: Den Reutberger Weihnachtsbock hab ich mir extra noch für eine solche Gelegenheit aufbewahrt!








    Heid amoi a bisserl gmiatlich

    war mein Gedanke bei der Tourenwahl nach der doch sehr ausgedehnten Tour gestern. (Und morgen steht auch wieder was Größeres an.)

    Wobei "gmiatlich" natürlich relativ ist... 8 Stunden und 1800 Hm waren es auch wieder, aber die Tour ist sehr einfach (T3) und der Steig wirklich genusswanderfreundlich angelegt.

    Route: Tignet - Levionaz Alm - Col Lauson (anders als der Name vermuten lässt eine Scharte) - Punta del Tuf (Anstieg nicht beschildert/markiert, aber deutliche Pfadspuren). Zurück am Anstiegsweg.

    Die Tour ist landschaftlich sehr schön und der Gipfel bietet eine tolle Aussicht, vor allem auf den Herbetet und seine Nachbargipfel.

    Übernachtung im Valsavarenche: Es gibt einige nette kleine Campingplätze, aber ich bevorzuge doch die kostenlose Variante (wird anscheinend geduldet). Etwa 2km vor Pont, wo die Hölle los ist, weil da der Ausgangspunkt für Gran Paradiso etc ist, habe ich einen schönen ruhigen Platz gefunden, an dem ich schon gestern genächtigt habe.


    Bilder:


    1: Idyll bei der Levionaz Alm.

    2: Hinter der Alm geht es auch malerisch weiter.

    3/4: Das Gipfelpanorama wird vom Herbetet dominiert.

    5/6: Dieser Adler kam mir am Gipfel sehr nahe.

    7: Diesen natürlichen Whirlpool (liegt nicht direkt am Weg) muss man natürlich nutzen!

    8: Lärchen-Märchenwald.

    9: Wasserfall direkt beim

    10 pittoresken Weiler Tignet.



    Eine Überschreitung der Extraklasse!

    Gestern bin ich nach der Arbeit ins Aostatal gefahren und werde hier ein paar Tage bleiben und das Gebiet ein bisserl erkunden. Natürlich bin ich wieder mit meinem geliebten Caddy unterwegs und übernachte im Auto.

    Die erste Tour heute war auf jeden Fall schon mal phänomenal. Unwahrscheinlich abwechslungsreich, herrliche Landschaftseindrücke und vor allem wunderschöne Blumenwiesen. Und: Steinböcke sowie Adler gab es auch zu beobachten.

    Die Route: Pila - Saint Grat - Weg 20A zur Comboe Alm - Bivacco Federigo (ganz toller Standort!) - Monte Emilius über den Westgrat-Klettersteig - Normalweg (Südseite) über Lago Gelato zum Lago Arbole (dort auch AV-Hütte gleichen Namens) - Col Chamole - Lago Chamole - Pila über Weg 19.

    Anforderungen:

    Bis zur Biwakschachtel T3.

    Der Klettersteig hat ein paar kurze C-Stellen, ist sonst aber einfach. Der Großteil der Sicherung ist eigentlich überflüssig, aber das Seil erleichtert die Orientierung am Grat natürlich erheblich. Nebenbemerkung: Am Bivacco ist der Gipfel mit 5 Stunden angeschrieben. Hm... Ich persönlich finde, dass man da nicht so lang brauchen sollte - im Sommer ist ja immer mit Gewittern zu rechnen und man muss ja auch noch runter... Ich hab gute zwei Stunden gebraucht, bin aber eben auch meist ungesichert gegangen. KS-Set hatte ich dabei, aber nur kurz verwendet. Der KS ist zwar von Klettern her nicht besonders aufregend; Ambiente und Aussicht sind allerdings famos.

    Abstieg bis Lago Gelato T4 im Blockgelände, danach T3.

    Durch einige Gegenanstiege kommen gut 2200 Hm zusammen, Wegstrecke sicher über 20km.

    Zeitbedarf: 11-14 Stunden. Der Abstieg ist von der Strecke her deutlich länger als der Anstieg, weshalb man runter fast so lang braucht wie hoch.

    Komplett schneefrei.

    Sehr angenehm (bei heißem Wetter wie heute) ist übrigens, dass der Anstieg westseitig ist. Wenn man früh genug losgeht (um 6), ist man fast den ganzen Anstieg im Schatten.

    Was mich gewundert hat, ist, dass ich komplett alleine unterwegs war; erst beim Abstieg zwei Wanderer getroffen. Ab dem Rifugio Arbole dann viel Betrieb.

    Fazit: Eine wirklich außergewöhnlich schöne Tour!


    Bilder:


    1: Bei der Comboe-Alm.

    2: Türkenbundlilie mit Mont Blanc im Hintergrund.

    3: Am Bivacco Federigo: Matterhorn und Monte Rosa spitzen aus den Wolken.

    4: Diese Brücke ist ein nettes Insta-Feature des Klettersteigs. Unter uns gesagt: Wirklich nötig wäre sie nicht...

    5: Beim Anstieg über den Westgrat sieht man den Emilius von seiner Schauseite. Vom Normalweg aus sieht er nämlich eher behäbig aus.

    6: Eine der C-Stellen.

    7: Gipfelpanorama mit Gran Paradiso (links) und Grivola. Im Vordergrund Lago Gelato.

    8: Tüpfelenziane wachsen gerne an Bächen.

    9: Lago Chamole (da bin ich später noch reingehüpft).

    10: Eine ganze Wiese voller Orchideen.


    Wer denkt sich denn solche Namen aus?

    Ist man beim Stupffari Köpfle schon geneigt zu fragen. Einer der Gipfel in der Nähe trägt dann auch noch den idyllischen Namen "Kitzmörder"...

    Auf jeden Fall handelt es sich dabei um eine sehr schöne Tour, die an mehreren Gebirgsseen vorbeiführt und daher vor allem an heißen Sommertagen zu empfehlen ist. Diesbezüglich hatte ich mich auf den, sich mal wieder als leicht falsch entpuppenden Wetterbericht verlassen, der für Samstag heißes Sommerwetter angekündigt hatte. Dieses stellte sich entgegen der Prognose allerdings erst am späten Nachmittag ein...

    Sei's drum: eine lohnende Tour war's allemal!

    Route: Rehwald - Mauchele Alm - Brechsee - Krummsee - Niederjoch - Stupffari Köpfle - Kugeleter Seen - Niederjoch und am Anstiegsweg zurück.

    Anforderungen: Max T3+, meist einfacher, aber teils recht steil. Noch ein paar harmlose Schneefelder am Weg.

    Die Tour wird vermutlich eher selten gemacht, der der (gute) Steig oft schon ein bisserl überwachsen ist.


    Bilder:


    1: Oberhalb der Mauchele Alm sehr schöner Wald.

    2: Brechsee: Beim Abstieg hab ich trotz des mäßig warmen Wetters ein Bad gewagt.

    3/4: Wasserfälle zwischen den Seen.

    5: Krummsee: Die Route verläuft über die Schneefelder links.

    6: Krummsee vom Stupffari Köpfle.

    7/8: Kugeleter Seen mit Blick auf die weglos, aber unschwierig zu besteigende Schalwand (Bild 7).

    9/10: Tiroler Grauvieh, dem noch nicht die Hörner weggezüchtet wurden und die hier tatsächlich artgerecht (also Muttertiere + Kälber zusammen) leben dürfen.


    Eine meiner absoluten Lieblingstouren in den Dolomiten

    ist die Besteigung des Sasso di Bosconero. Im unteren Teil bis zum extrem schön gelegenem Rifugio Bosconero (sehr empfehlenswerte Einkehr - vor allem mal die selbst angesetzten Grappas probieren ...) gibt es mehrere Wegevarianten, wobei man es nicht versäumen sollte, dem kleinen Waldsee und dem Zot-Wasserfall einen Besuch abzustatten. Vom Rifugio geht es durch zauberhaften Wald unter die Cima Rocchetta und über das steile Val Toanella in die gleichnamige Scharte. Offensichtlich sind heuer noch nicht viele Leute dort hinauf, was vermutlich daran liegt, dass der Weg erst seit kurzem schneefrei ist. Dem entsprechend ist der Steig durch das steile Kar, der heuer etwas anders verläuft als letztes Jahr, noch nicht sonderlich markant, aber doch gut erkenn- und gehbar. Von der Toanella-Scharte geht es auf sehr gut markiertem Steig (Steinmandln) meist im Gehgelände zum aussichtsreichen Gipfel. Nur wenige leichte Kletterpassagen (I-II) sind zu bewältigen. Ritorno come andata.

    Anforderungen: T4+, aber nur an wenigen, nicht ausgesetzten Passagen; 1700 Hm, 6-8 Stunden.

    Sonstiges: Am Rifugio habe ich mit zwei Einheimischen aus Zoldo (, von denen einer eine Eisdiele in Baden Württemberg betreibt - für's Eis ist das Val Zoldo ja bekannt,) die den Sfornoi Sud über die Forcella Mat besteigen wollten, gesprochen: Ganz grauselige Mist-Tour mit üblem Bruchgestein, das zerfläddert, wenn man hinlangt, war ihre Einschätzung.



    Bilder:


    1-4: Die wunderschöne Landschaft auf dem Weg zur Hütte, inklusive Waldsee und Zot-Wasserfall. Im See gibt es übrigens Fische, wo man sich schon fragt, wie die da her gekommen sind - schließlich läuft der Bach nicht in den See.

    5/6: Blick ins und aus dem Val Toanella zum Monte Pelmo.

    7: Blumen und Pelmo.

    8: Die Tour macht einfach Laune!

    9/10: Das Rifugio Bosconero mit großartigem Civetta-Blick.



    Scharten-Sammeln in der Monfalconi-Gruppe

    In Ermangelung von Gipfelzielen, die ohne Kletterausrüstung erreichbar wären, muss man sich als Wanderer in der Monfalconi-Gruppe mit hohen Scharten begnügen, was das Erlebnis aber keinesfalls mindert. Grandiose Landschaftseindrücke und wilde Felsszenerien prägen diese Tour, wobei vor allem der Campanile di Val Montanaia, der allein in einem Amphitheater aus Steilwänden aufragt, hervorsticht.

    Die von mir am Montag ausgeführte Runde ist sehr lang und anstrengend; vermutlich wird sie in dieser Zusammenstellung nur selten ausgeführt, aber es gibt eine Möglichkeit, sie deutlich abzukürzen und die Hauptschwierigkeiten auszulassen.

    Anforderungen: T5-6, über 2000 Hm in oft sehr sehr steilen Karen; 10-12 Stunden.

    Route: Zunächst vom PP auf gutem aber ziemlich steilen Steig zum Campanile di Val Montanaia und weiter zur gleichnamigen Scharte. Am Campanile traf ich drei junge Italiener, die in der dort platzierten Biwakschachtel übernachtet hatten. Interessant war, dass sie erzählten, dass es hier oben (auf 2000 Metern!) die gleiche Mosquito-Plage hat wie unten am Pian Meluzzo. Allerdings ist dieses Phänomen wohl auch genau auf diese beiden Punkte beschränkt, da sie auch meinten, dass es sonst in ganzen Gegend keine Mosquitos gäbe. Sie waren nämlich auf einer mehrtägigen Tour durch die ganze Gebirgsgruppe.

    Nun hoch zur Forcella Montanaia. Dort brachte es einer der Italiener mit Blick auf den Abstieg auf der anderen Seite griffig auf den Punkt: "Brutta, la dicesa - bruttissima!" In der Tat: Sehr ruppig gestaltet sich der obere Teil des extrem steilen 500 Hm-Kars (40-über 45 Grad) und erst ab der Hälfte kann man im Schotter abfahren, da der obere Teil diesbezüglich ziemlich ausgeräumt ist. Das ist auch der Grund, warum man die Tour nur in der hier beschriebenen Reihenfolge machen sollte. Wer es anders herum macht, muss schon Genuss daran finden, wenn einem das Laktat aus den Ohrwaschln spritzt. Und dabei kommt später noch ein viel wilderes Kar...

    Im Talgrund angekommen geht es es auf steilen, aber guten Steig in die Forcella Monfalcon di Forni. Von hier wäre die Forcella Leone, über die es wieder zum Ausgangspunkt geht, mit kurzem Gegenanstieg schnell und einfach zu erreichen. Aber wie es der Teufel so will, sehe ich wenige Meter unterhalb der Scharte links eine Wegmarkierung (354) und den dazugehörigen Steig. Ein Blick in die Karte verrät mir, dass man unten auf den Weg zum Rifugio Giaf und dann über die Forcella Cason wieder auf den Weg zur Forcella Leone kommt. Es ist noch früh am Tag, erst 10.30 Uhr und so entschließe ich mich dazu, das zu machen.

    Nun - der Steig verliert sich bereits nach 50 Hm, aber wenigstens kann man das Kar komplett im Schotter abfahren. Aber die Szenerie ist wirklich wild, das Kar noch steiler als das vorige (bis 50 Grad). Da der Steig offensichtlich aufgelassen ist, würde ich sagen, dass das im Aufstieg fast nicht mehr machbar ist.

    Am Ende des Kars (1800m) wird wieder ein Steig sichtbar. Diesem folgt man, steigt aber nicht bis zum Rifugio Giaf ab, sondern hält sich schon vorher rechts, um zum Aufstieg zur Forcella Cason zu gelangen. Hinweis: Der letzte Abzweig zu diesem ist leider nicht beschildert. Der Anstieg durch ein weiteres Steilkar ist auf den unteren 2/3 sehr mühsam, aber nicht schwierig. Der obere Teil hat es aber in sich: Das Kar verengt sich, steilt auf und wird zu einer Rinne, an deren linkem Rand man in den Begrenzungsfelsen hochklettert (I-II). Von der Scharte geht es links hinab zum Bivacco Antonio Marchi und von dort weiter zur Forcella Leone, von der man mühsam, aber unschwierig zum Pian Meluzzo absteigt.

    Was man aber nicht versäumen sollte, ist von der Cason-Scharte auf Steigspuren wenige Meter zu einer etwas höheren Scharte aufzusteigen, da es dort einen unglaublichen Blick ins wilde Herz der Monfalconi-Gruppe gibt. Ich stand da und war einfach gebannt: Zwischen gewaltigen, zerrissenen Felswänden zieht hier ein brutal steiles Kar hinab... Ich brauchte doch ein paar Minuten, um zu realisieren, dass es genau das Kar war, durch das ich am späten Vormittag runter bin... Gut, dass ich diesen Blick erst später hatte.

    Gefahreneinschätzung: in den Karen wirklich extreme Steinschlaggefahr - Helm Pflicht. Was mir bei den wenigen Leuten, die ich getroffen habe, auch aufgefallen ist, ist, dass viele überfordert schienen. Wie zum Beispiel drei kreideweiße Italiener, die mir von der Forcella Cason entgegenkamen oder auch die drei jungen Burschen ("bruttissima"). Wir sind fast zusammen von der Scharte gestartet und als ich eine Stunde später in der Monfalconi-Scharte war, sind sie immer noch nicht unten gewesen - vermutlich haben sie umgedreht.

    Fazit: Eine gewaltig beeindruckende Tour, für die es aber viel Erfahrung mit brüchigem Gestein und Steilkaren braucht.

    Grundsätzliches zu den Touren in den Friulanischen Dolomiten: Es gibt ein gut ausgebautes Wegenetz mit einigen Hütten und vor allem auch Biwakschachteln. Wirklich einfache Touren sind aber eher die Ausnahme. Bis auf wenige Hotspots (Campanile di Val Montanaia, wo am Samstag anscheinend 30 Leute campiert haben) sehr ruhig. Die Weidewirtschaft wurde hier übrigens mittlerweile aufgegeben.

    Es gibt an den Wegen auch oft Quellen/Bäche, sodass man nicht übertrieben viel zum Trinken mitnehmen muss.

    Sonstiges: Der Skitourengeher in mir realisierte natürlich ziemlich schnell, dass die ganzen Kare und Scharten bei entsprechenden Verhältnissen sehr rassige Ski-Geschichten bieten würden...



    Bilder:


    1: Morgenstimmung am Pian Meluzzo.

    2: Die Biwakschachtel am

    3/4: Campanile di Val Montanaia.

    5: Aufstieg zur Forcella Monfalcon.

    6: Das wilde Abstiegskar nach dieser. Schaut am Bild flacher aus als es ist...

    7: Felszapfen wohin das Auge blickt.

    8: Der obere Teil zur Forcella Cason - hier wird die Steilheit realistisch wiedergegeben.

    9: Im Herzen der Monfalconi-Gruppe: Das Kar ist zu erahnen.

    10: Schönes Bächlein beim Abstieg von der Forcella Leone.



    Was für ein Paradies!

    Das dachte ich mir schon bei der 12 km langen, spektakulären Zufahrt von Cimolais zum Pian Meluzzo. Ich war zum ersten Mal in den Friulanischen Dolomiten (auch Dolomiten jenseits des Piave genannt) und bin absolut begeistert. Trotz geringerer Gipfelhöhen brauchen diese keinen Vergleich mit ihren größeren Verwandten scheuen und die Gegend ist viel weniger touristisch und daher sehr naturbelassen.

    Im Val Meluzzo gibt es auch nicht die Andeutung von Handyempfang (außer auf den Gipfeln), was auch der Grund ist, warum ich die Tourenberichte erst jetzt, wo ich in der Bosconero-Gruppe bin, verfasse.

    Gestern war mein Plan, die Besteigung des Pramaggiore (einer der wenigen ohne Kletterausrüstung machbaren Gipfel im Gebiet) mit einer ausgedehnten Rundtour zu verbinden.

    Zunächst geht es vom PP flach 25 Minuten dahin, bis man ins Val Postegae rechts abzweigt. Nun in gutmütiger Steigung zur Caseone Val d'Inferno (eine schon lange aufgelassenen Alm; nicht vom Namen einschüchtern lassen😉). Weiter zur Forcella Pramaggiore und von dort in leichter Schrofenkletterei (I,) zum prächtigen Aussichtsgipfel. Zurück zur Forcella (deutsch Scharte) und nun beginnt ein lustiges "Schartenspringen" mit viel auf und ab: Forc. Pramaggiore - Forc. Suola - Passo del Mus - Forc. dell Inferno - Forc. Brica. Bis auf den langen, steilen und mühsamen Aufstieg zum Passo del Mus (, von wo ein Klettersteig zum Torrione Comici - Emilio Comici aus Triest war übrigens auch der Erstbegeher der Großen-Zinne-Nordwand und der Gelben Kante an der Kleinen Zinne- führt) schöne, meist unschwierige Wanderung.

    Von der Forcella Brica geht über den malerischen Camporosso und die Casera Valbion hinab ins Tal zur Caseruta dei Pesoli. Hier ein Tipp: Kurz unterhalb dieser quert von rechts ein schöner Bach den Weg. Wenn man diesen einige Meter hinaufsteigt, findet man schöne Badegumpen.

    Der restliche Abstieg ist dann eher unerquicklich: eine Stunde geht es in einer riesigen Schotterwüste zum PP zurück. Deshalb sollte die Tour auch in der von mir beschriebenen Reihenfolge gemacht werden, da der Schotter am Anfang einem schon die Motivation nehmen kann..

    Anforderungen: T4+ nur im Gipfelanstieg zum Pramaggiore, sonst meist einfacher; gut 2000 Hm und über 20km Strecken. 11-14 Stunden.

    Hinweis 1: Fast nach jeder Scharte gibt es die Möglichkeit, die Tour abzubrechen/abzukürzen. Zudem gibt es im Gebiet mehrere Übernachtungsmöglichkeiten auf Hütten. Man muss das ja nicht auf einen Tag durchochsen - aber ich mag so was halt.😉

    Hinweis 2: Der PP Pian Meluzzo ist eigentlich ein absolut genialer Übernachtungsplatz: Wunderschön gelegen, Quelle und kleiner See in der Nähe. Ich hab da zwei Nächte in Folge im Auto geschlafen. ABER: Eigentlich, weil total Mosquito-verseucht. Wenn die Sonne untergeht, geht's rund. Am ersten Abend hab ich sicher 100 von den Viechern erschlagen, bin aber auch 50mal erwischt worden; am zweiten dann gleich bei Sonnenuntergang ins Bett! 😂

    Fazit: Landschaftlich ungemein beeindruckend!! Ein Charakteristikum der Friulaner Dolomiten ist, dass man oft schon in recht tiefen Lagen auf Schuttfelder stößt und sich denkt "Oha, wenn das jetzt so weiter geht..." Plötzlich öffnet sich dann ein liebliches Hochtal mit Blumenwiesen und verträumten Bäumen...



    Bilder:


    1: Blick zur Monfalconi-Gruppe im Aufstieg durch das Val Postegae.

    2: Monte Pramaggiore

    3-5: Den Steinböcken kommt man hier vielerorts sehr sehr nahe (keine Zoom-Bilder).

    6: Der mühsame Aufstieg zum Passo del Mus

    7: Die wunderschöne Hochebene des Camporosso.

    8: Geht's schöner?

    9: Moet Chandon präsentiert seinen neuen Edel-Getränke-Kühler. Preis auf Anfrage.

    10: Da lässt es sich aushalten, am Pian Meluzzo (solange die Mosquitos still halten...)


    Genusstour in den Karnischen Alpen

    Nun, da der Sommer doch endlich Einzug zu halten scheint, mache ich das, was ich am liebsten mache, wenn ich ein paar Tage frei habe: Nach Italien fahren und dort mit Übernachtung im Auto herumvagabundieren. Meistens geht es dann in die Dolomiten, aber diese Mal habe ich auch einen Abstecher in die Karnischen eingebaut.

    Freitag Mittag ging's los und im strömenden Regen via Sexten Richtung Bladen. Eigentlich hatte ich den Gedanken, noch eine kleine Tour einzustreuen, schon ad acta gelegt, doch als ich am Kreuzbergpass war, riss es unvermittelt komplett auf und so gönnte ich mir noch eine sehr schöne Abendtour: Die Runde über den Arzalpenkopf (Croda Colisei, 2371m); Rundtour, ca. 4 Stunden, T3-4), es gäbe da auch einen schönen Klettersteig.

    Nach einer Übernachtung etwas unterhalb des Passes fuhr ich Samstag früh nach Bladen. Der Grund, warum es immer zwei Namen für die Orte und die Gipfel gibt, liegt übrigens darin, dass es in den Karnischen einige deutsche Sprachinseln gibt, wie eben Bladen oder auch Zahre. Man lasse sich davon nicht irritieren. Für den Anstieg aus dem Ort wählte ich den Weg 141, der zunächst zum Rifugio Monte Ferro führt. Eigentlich hatte ich geplant, diesen Gipfel (zu deutsch Eisenspitze) auch noch mitzunehmen, da in meiner App (Locus Map) zwei Routen auf diesen eingezeichnet sind. Diese existieren aber leider nicht mehr - ich hab lang rumgesucht, aber die sind offensichtlich offen gelassen und komplett überwachsen.

    Also weiter am Hauptweg zu den malerischen Laghi d'Olbe und weiter zum Scheibenkofel. Zurück zum See und weiter zur Casera Olbe. Nun würde ich empfehlen, nicht am Anstieg oder durch's Skigebiet abzusteigen, sondern den schönen und offensichtlich selten begangenen Sentiero Naturalistico (Nr. 4, gelb markiert) zu nehmen, zumal man dann noch (völlig weglos) den Ebenkofel (Monte della Piana) besteigen kann. Dieser wartet mit einer grandios dichten Blumen- und Gräservegetation auf, wie man sie nur selten sieht!

    Anforderungen: Max. T3+, 6-8 Stunden

    Sehr lohnende Tour!


    Bilder:


    1-3: Freitag; Tour auf den Arzalpenkopf bei Sexten

    4-10: Samstag

    4-6: Kunstwerke im Ort und am Weg.

    7: Großer Olbe-See

    8: Blick am Gipfelanstieg zu den Seen.

    9: Schöne Bäche prägen das Landschaftsbild.

    10: Blumenpracht am Ebenkofel. So etwas würde ich ja gerne mal Leuten zeigen, die in Entzückung geraten, wenn auf einer Industriewiese der Löwenzahn blüht... Das Bild gibt den Eindruck ja nur rudimentär wieder: Wie dicht bewachsen die Wiese ist, wie es da summt und brummt... Großartig!