Spannende Tage in den Stubaiern
Wir waren vom 1. bis zum 3. März in den Stubaiern unterwegs und haben dabei zwei Mal auf der Amberger Hütte übernachtet. Nun wäre es natürlich naheliegend, diese Hütte von Gries im Ötztal aus anzusteuern, doch wir hatten andere Pläne, die allerdings aufgrund der Bedingungen (es liegt grundsätzlich und vor allem für Anfang März sehr wenig Schnee im Stubai, viel weniger jedenfalls als in den Kitzbühelern oder Tuxern), nicht so wirklich aufgegangen sind. Aber der Reihe nach:
1. Tag: PP - Senn-Hütte - Wildgratscharte - Schrankarkogel (Skigipfel) - Amberger Hütte
Der Anstieg bis zur Wildgratscharte zieht sich zwar aufgrund vieler Flachstücke, ist aber sehr einfach. Dann wird es spannend: Man steigt mit Skiern so hoch es geht und gelangt so zu einer schneeigen Steilrinne (siehe Bild), wo die Ski an den Rucksack müssen. An dieser Stelle setzt auch ein Klettersteig an, der etwas nach rechts zieht. Uns erschien dieser als die sinnigste Aufstiegsmöglichkeit, doch hatten wir uns getäuscht: Nach etwa 20 Höhenmetern ging es nicht weiter. Ich könnte jetzt lang und ausführlich erklären, warum (steile Platte mit 10cm Mistschnee drauf, Seil unterm Schnee etc.), aber ein Gebietskenner, den wir später trafen, meinte einfach: "Na, der Klettersteig geht im Winter nie". Also sind wir wieder runter, haben Steigeisen angelegt und sind durch die Rinne aufgestiegen. Wir haben hier mit Seil gesichert, was vor allem angesichts der Tatsache, dass im unteren Teil der Rinne momentan ein etwa 10 Meter hoher/langer Abschnitt fast aper ist (brüchiger, sandiger Splitterfels), sicher nicht übertrieben ist. Ansonsten guter Stapfschnee. Von der Scharte führt schließlich ein gut gehbarer 30Hm Klettersteig (B/C) auf den Schwarzenbergferner hinunter. Auf jeden Fall sollte man diesen aber mit Steigeisen begehen, da man so natürlich auf dem Fels viel besseren Halt findet als nur mit den Skischuhen. Mittlerweile war nun auch der Tag schon etwas fortgeschritten, sodass der Schrankogel als Ziel aufgegeben wurde und wir stattdessen den Skigipfel des Schrankarkogels bestiegen. Die anschließende Abfahrt zur Amberger Hütte war landschaftlich wunderbar, aber von meist sehr hartem Schnee geprägt.
2. Tag: Amberger - Zahme Leck - Windacher Daunkogel - Amberger
Die Zahme Leck weist mit schönem Pulver, vor allem am Kuhscheibenferner, die besten Bedingungen im Gebiet der Amberger Hütte auf. Den Gipfel haben wir aber nicht bestiegen, da die letzten 50 Höhenmeter vor der Scharte (35 Grad +), die zum Gipfel leitet, aus unserer Sicht nicht sicher waren. Es war einfach mehr ein Gefühl als Gewissheit: Ich hab schon eine zeitlang gespurt, wobei die Spurtiefe nie mehr als 10cm war. Dann mach ich im steiler werdenden Gelände eine Spitzkehre und quere die nächste Passage auf einmal bei einer Spurtiefe von 50cm.
Die Abfahrt in den Talboden war dann aber purer Genuss!!
Um den Traumtag auszunutzen, sind wir anschließend noch über den Wütenkarsattel auf den Windacher Daunkogel gestiegen. Das geht mit Skiern bis etwa 20 Höhenmeter unter den Gipfel. Die Abfahrt ist auf den oberen 200 Hm äußerst (!!) ruppig, danach aber teilweise fein pulvrig (aber zu flach...)
3. Tag: Schrankogel (abgebrochen) - Schwarzenbergjoch (abgebrochen) - Wildgratscharte - Senn-Hütte - PP
Als Höhepunkt unseres Trips hatten wir uns eigentlich den Schrankogel ausgeguckt, doch war ich dafür heute einfach nicht in den konditionellen Verfassung. Schon auf dem 1000 Hm Zustieg merkte ich, dass mir heut der Schmalz für 500 Hm Steigeisen-Gehen ,(die es zum Gipfel zwingend braucht,) fehlt. Die Abfahrt vom Gipfel über die bis 50 Grad steile Nordflanke ist aber grundsätzlich möglich, wobei aber die ersten 20-30Hm abgestiegen werden müssen. Eine 5er-Gruppe hat das am Mittwoch gemacht.
Der Übergang vom Schwarzenberg- zum Alpeiner Ferner über das Schwarzenbergjoch stellte sich als nicht machbar heraus (Schneemangel und ganz übler leicht gefrorerner Schutt auf den oberen 30 Hm), sodass wir doch wieder über die Wildgratscharte stiegen, wobei hier die Bedingungen noch einmal eine Nuance schlechter waren als am Dienstag.
Hütten und Corona: Es empfiehlt sich, bei den einzelnen Hütten genau nachzufragen, nach welchen Regeln sie arbeiten: In dieser Woche galt zum Beispiel offiziell die 3-G-Regel, die es auch Menschen wie mir wieder erlaubt, Hütten aufzusuchen ohne geim... zu sein. Ab Samstag fallen in Österreich alle G-Regeln, aber es gibt Hütten wie die Franz-Senn, die wohl weiterhin sogar an 2-G festhalten wollen.
Besonderer Gefahrenhinweis: Beim Aufstieg in die Wildgratscharte durch die "schneeige Rinne" gibt es ein Fixseil, ABER: Diesem ist keinesfall zu trauen, denn:
1. ist es stark durchgescheuert, was man aber von unten nicht sieht, sondern erst nach etwa 20 Höhenmetern.
2. endet es bei schon bei der Hälfte.
Außerdem sei angemerkt, dass die Rinne etwa 57-60 Meter hoch ist, sodass man mit einem 50-Meter-Seil nicht ganz hinkommt; ein Zwischenstand ist aber vorhanden.
Bilder:
1: Anstieg zum Schrankarkogel-Skigipfel
2: Auf dem Weg zur Zahmen Leck
3/4: Pulverabfhart von dieser
5: Richtung Windacher Daunkogel
6: Südeinstieg zur Wildgratscharte
Anmerkung: Von den oben im Text beschriebenen, spannenden Passagen, habe ich leider keine brauchbaren Fotos... (Hat sich nun geändert, siehe unten!)
Da mir mein Tourenpartner mittlerweile seine Bilder geschickt hat, kann ich nun auch Bilder von der Wildgratscharte nachliefern:
1: Aufstieg durch die nach oben hin einfacher werdende Rinne (Dienstag)
2: Am Beginn des südwestseitigen KS (Dienstag), mit der Nordflanke des Schrankogel im Hintergrund - ein tolles Foto, wie ich finde.
3: Am Donnerstag im Aufstieg über eben diesen
4: Das ist die oben beschriebene "schneeige Rinne" mit sandig-felsiger Unterbrechungsstelle im unteren Teil (Foto vom Donnerstag)
Wichtiger Hinweis: Dem an dieser Stelle angebrachten Fixseil ist auf keinen Fall zu trauen, da es stark beschädigt ist!!!