Ein zusammenfassender Bericht zu einer Tourenwoche im Lesachtal / Gailtal (Osttirol / Kärnten am Karnischen Kamm):
Die Ausgangslage am Wochenende 21./22.1. war umgekehrt wie in den bayrischen Alpen: Außer auf extremen Südhängen gab es zumeist eine Altschneeunterlage (der Grund, warum ich hin gefahren bin - kannte die Gegend vorher nicht wirklich), dafür kam jedoch vor dem 23.1. nur wenig Neuschnee. Am Montag, den 23.1. dann ganztägig Schneefall, Tagessumme im Tal 43 cm. Montag und Dienstag hat es aber teilweise stark geblasen, so dass insbesondere oberhalb der Waldgrenze der Schnee umfangreich verfrachtet und windbehandelt (Windgangeln, Windharsch) wurde. Die Triebschnee- und eingeschränkt eine Altschneeproblematik führt auch dazu, dass das Lesachtal zur Zeit die einzige Region im Tiroler Lawinenlagebericht mit einem "Dreier" ist. Sollte man auch unbedingt beachten, im Gelände gab es entsprechende Zeichen und diese Woche leider auch einen tödlichen Lawinenunfall. Folglich gingen sich in der Tourenwoche nur die verhältnismäßig leichten, den beiden Hauptkämmen (Karnischer Kamm und Lienzer Dolomiten/Gailtaler Alpen) vorgelagerten Gipfel aus. Aber auch davon gibt es hier genügend. Insgesamt, d.h. alle Ziele zusammengerechnet, soll es im Tal ca. 70 Skitouren geben. Viel zu tun!
Alle rein nordseitigen Abfahrten sind derzeit pulvrig und meistens - dem deutlich geringeren Andrang als in Nordtirol sei Dank - auch nicht voll zerfahren. Steiler südseitig gibt es meistens Bruchharsch, aber noch in fahrbarem Ausmaß. Ost und West sowie flacher Süd wechselt sehr, häufig gibt es aber auch hier noch recht guten Schnee. Die Schneemengen sind für die meisten Touren auch gut ausreichend, insbesondere dank der vorhandenen Unterlage. Der Neuschnee hat sich zwischenzeitlich gut gesetzt.
Besonders viele Touren gibt es von Obertilliach aus - das ist aber auch der einzige Ort im Tal, der eher touristisch ist, allerdings mit sehr schönem Ortsbild. In Obertilliach gibt es auch das einzige größere Skigebiet (Golzentipp - nett) und außerdem sehr viele Möglichkeiten für Langlauf. Allerdings waren die Hotels, welche ich dort anfragte, ausgebucht - daher Wechsel auf den Gasthof zur Post in St. Lorenzen: Sehr empfehlenswert, preislich fair und der Chef ist selbst begeisterter Skitourengeher. Der Nachteil einer Übernachtung in St. Lorenzen ist, dass es vom Ort aus nur zwei Skitouren gibt (Samalm und Lackenkreuz bzw. weiter zum Riebenkofel), so dass man zu den anderen Touren mit dem Auto oder dem Bus (Richtung Obertilliach meistens stündlich) fahren muss - und die Distanzen sind nicht ganz kurz.
Als wirklich sehr angenehm empfand ich, dass das Lesachtal - mit den Worten von Kristian Rath in seinem Blog - "touristisch nicht versaut ist". Das kann ich nur bestätigen: Die Touristen scheinen hier noch willkommen, nicht nur ihr Geld. Es gibt eine gewisse Besucherlenkung auf den Haupttouren, aber keinen Schilderwald mit Verboten etc. Und fast immer sind die Parkplätze auch gratis. Eine Einschränkung gibt es dahingehend, dass es im Winter nicht sehr viele Einkehrmöglichkeiten gibt. Am Berg sind außer in den beiden Skigebieten ohnehin alle Hütten geschlossen. Das alles - positiv wie negativ - ist wohl die Folge davon, dass der Tourengeherandrang hier gefühlt maximal bei 1/100 des in Bayern bzw. den touristischen Gebieten Nordtirols Üblichen liegt. Häufig ist man allein, folglich war auch mehrfach zu spuren.
Noch eine Anmerkung zu dem Winterprospekt der Bergsteigerdörfer (liegt an verschiedenen Stellen aus): Die Touren dort werden häufig von hoch gelegenen Ausgangspunkten aus beschrieben. Schon die Anfahrt dahin wird aber regelmäßig mindestens ein Allradfahrzeug erfordern oder Schneeketten. An vielen Punkten gibt es aber auch nur eingeschränkte Parkmöglichkeiten. Meines Erachtens ist es daher bei vielen Touren sinnvoller, vom Tal aus zu starten. Das gilt jedenfalls bei der derzeitigen Schneelage, wo die Abfahrt mit den Skiern bis ins Tal möglich ist.
Bilder:
Schneelage im Lesachtal nicht schlecht - hier auf der Route zum Hohen Bösring:
Blick hinab in das schön gelegene Obertilliach:
Zum Golzentipp führt aus dem Skigebiet von Obertilliach ein präparierter Weg - dennoch eine lohnende Tour:
Blick zurück auf die Abfahrt vom Dorfberg - Pulver und ansprechende Landschaft auf der Hochloipe:
Schöne nordseitige Hänge an der Öfenspitze:
Die Lawinengefahr aber nicht zu unterschätzen - hier kehrten alle um (der Normalweg geht durch die Wanne am Bildrand rechts):
Oberhalb der Waldgrenze häufig abgeblasen / windverpresst - hier am Steinrastl:
Diese Hütte unterhalb des Golzentipp kann laut Schild gemietet werden - vielleicht etwas für die Romantik-Freunde der Tourentippler-Gemeinde?
Sehr schöne Abfahrtshänge auch am Anstieg zum Riebenkofel vom Tuffbad aus:
Im ganzen Lesachtal gibt es immer wieder schön gelegene Almhütten: