Alpenüberquerung: kurz, schnell, einfach - macht trotzdem schön müde!
Idee:
Ich wollte laufend/flott wandernd relativ schnell mal wieder in Italien einen Capuccino trinken
Ok, ich hatte auch einerseits wenig Zeit, andererseits fehlen mir als Trailläufer dieses Jahr noch die Kilometer.
Die im Folgenden beschriebene Aktion könnte für Wanderer, die rund um den E5 unterwegs sind, interessant sein - vor allem wenn man Anregungen sucht, falls Teiletappen wetterbedingt umgeplant werden sollten, oder wenn man es mal weniger anspruchsvoll angehen lassen will.
Die Route ist fast bei jedem Wetter machbar und bietet m.E. beliebig viele Optionen für interessante Varianten.
Die Idee, ausgehend von einer einfachen Grundvariante Teiletappen zu variieren, habe ich von meiner MTB-Zeit: Wer den alten Moser-Guide (für MTB) kennt, findet dort immer verschiedene Varianten mit gleichen Ausgangspunkten. Das Buch "Transalp" von Uli Stanciu hat eine Basis-Tour für MTB (Via Claudia), die schnell auf x-fache Höhenmeter/km angepasst werden kann - bis zu extremen Varianten. -> In diesem Sinne kann mein Bericht für die Planung ähnlicher Aktionen eine Hilfe sein.
Mein verfügbares Zeitbudget war nur 3, maximal 3,5 Tage. Randbedingung: am Sonntag war der Ötztaler Radmarathon, d.h. da sollte ich nicht am Vorabend ein Zimmer in Sölden / Umgebung suchen. Ausstiegsoptionen wegen Wetter o.ä. waren vorhanden. Jetzt kann es losgehen. Wetterprognose: da habe ich mir den optimistischsten Anbieter rausgesucht.
1. Tag: Grainau - Karres
Start am Zugspitzbahnhof Grainau, für mich relativ früh um 8:30 Uhr. Route über WW zum Eibsee, weiter auf der Skipiste (Foto 1) bis Hochtörl, Grenze und auf Österreichischer Seite über die Skipisten nach Ehrwald. Hier der erste Murenabgang im Familienskigebiet, ist aber schon notdürftig repariert.
Flach durchs Moos nach Biberwier und dort die Skipiste hoch zum Marienbergjoch. Anfang noch auf Forstweg, später dann die Abkürzungen weil auf dem Forstweg zuviel Trubel war (Spaßfahrzeuge zum runter fahren/rollen). Kurz vor Joch in Sunnalm Boxenstopp und große Cola. Glück: Ruhetag ist Mittwochs.
Vom Joch über andere Skipiste runter, weiter auf Forstweg bis Weißland, dann Holzleiten, Straßenunterführung (im Winter Loipe) und dann auf WW später Rodelbahn runter nach Dormitz und am Gurgelbach entlang bis kurz nach Tarrenz, dann im Wald hoch nach Karrösten und rüber nach Karres.
Mit einigen unfreiwilligen Zugaben waren es dann 55 km und ca. 2100 hm. Schöne Bergpfade, z.T. auch längere Flachpassagen, aber insgesamt bergig.
(für kürzere Etappen viele Optionen: Ehrwald, Biberwier, Obsteig, Holzleiten, Tarrenz, Imst)
2. Tag: Karres - Sölden
Beim Frühstück noch Regen, dann beim Start wieder Sonne! Rüber nach Roppen und durch Wald nach Sautens, aber nicht die Straße sondern oberhalb auf Waldwegen. Beim Sportplatz in Sautens rechts halten über Kreuzweg im Wald / Waldrand weiter und am Ortsrand von Sautens über Wiesen und über Brücke bis kurz vor Ötz. Bei Brücke rechts am Bach entlang (Wildwasserfahrer) hoch nach Habichen, weiter über WW nach Tumpen. Man kommt im Wald beim WW zusammen mit frisch asphaltiertem Radweg, der rege von E-Bikern genutzt wurde.
Ab hier über Wiesen nach Kapelle Maria Schnee (hoffentlich erhört sie meinen Wunsch für den Skitourenwinter) und danach Flußseitenwechsel, d.h. Umhausen liegen lassen und durch lichte Wälder weiter, wieder Seitenwechsel auf Radweg und durch Wald bis Au/Nösslachkapelle und zur Bäckerei in Au (Cola + Gebäck).
Gestärkt weiter am Fluß entlang über Campingplatz Längenfeld und Huben. Dann über Tal-WW (bei Huben gibt es eine interessante Variante rechts hoch, muss dann aber ein durch Murenabgang fehlendes Wegstück überwinden: letztes Jahr gemacht) nach Aschbach, kleiner Murenabgang bei Steinbruch ist auch schon repariert. Weiter bis MTB-Brücke über Bundesstraße (da kann man direkt vorher rechts abbiegen auf WW nach Sölden/Leite: das gelbe Schild ist manchmal weg, schöne Variante oberhalb von Sölden), bin aber aus Zeitgründen über Brücke weiter, am Tierheim vorbei, über Bach und schnelle Durchquerung der ca. 200m langen Steinschlagstrecke. Tagesziel in Rechenau. Zimmer im 2. OG. Bin nach Duschen rückwärts die Treppe runter, Beine fix und alle.
Heute ca. 47 km mit 1100 hm. Streckenprofil mehr flach, z.T. weite Ebene, z.T. liebliche und abwechslungsreiche Feld- und Wiesen-Landschaft.
(für kürzere Etappen: Ötz, Umhausen, Längenfeld, Huben als Ziel)
Unweit Nähe Tankstelle eine gute Pizzeria. Übrigens sehr strenge Corona-Kontrolle, was mich selbst entspannt hat.
Sehr viele Rennradler für Ötztaler Radmarathon unterwegs und in Pension: noch 2x schlafen, dann ist für sie Start.
3. Tag: Sölden - Moos/Passeier
Wetterprognose bis mittags gut, dann sollten ab 2200m Schneeschauer kommen. Also früh los. Beine wieder willig.
Gleich zur Tanke und mit Cola + Riegel eindecken. Dann gleich von der Tanke direkt den Kreuzweg hoch, Querung der MTB-Downhillstrecke und Skihänge bis Philips (Apresski-Areal) und weiter Straßenunterführung übe Rodelbahn und bei ca. 1600m Höhe links bei Schranke runter auf Forstweg bis zum Heliport. Dann unangenehm bis Zwieselstein auf Bundesstraße.
Wichtig: ich kenne schöne aber deutlich längere Alternativen (a: auf Rodelbahn weiter hoch und auf ca. 1900m links auf steilen WW runter, Straße nach Vent queren und links halten / b: in Sölden bei Campingplatz links hoch und rechts abbiegen auf WW, der sehr steilen Hang mit Steinschlaggefahr quert. Da war aber letztes Jahr ein sehr großer Murenabgang, der im Herbst noch nicht sicher zu queren war).
Ab Zwieselstein: über neue (seit 1 Jahr!) Rodelbahn hoch bis Bundesstr. nach Obergurgl. Weiter queren und auf alter Rodelbahn bis Lenzalm hoch, dort links runter WW und fast direkt über B186 runter zum Sahnestüberl und Fluß-WW flach Richtung Untergurgl.
Achtung: hier wird es jetzt etwas rustikal! Im letzten Sommer war Obergurgl für 2 Monate von der Außenwelt abgeschnitten. Bei einer der vielen Galerien kam soviel Zeug runter, dass man nur über Italien nach Obergurgl fahren konnte. Ich hatte den oberen Weg ab Lenzenalm probiert, ist aber dringend abzuraten. Da ist noch alles in Bewegung. Der Murenabgang ging über 500 Höhenmeter. Der WW unterhalb der Straße/Galerien kurz oberhalb des Bachs ist ab Sahnestüberl bis kurz nach der Holzbrücke nutzbar. Ab dort bis kurz vor Hohenbrücke aber existiert kein WW mehr! Man kann bei der Galerie zwischen Leitplanke und Abriß sicher gehen, nur eine Stelle sieht wenig vertrauenserweckend aus: da ist in der Galerie die Decke durch mehrere Holzpfähle verstärkt, außerhalb sieht man starke Risse an der überstehenden Galeriedecke. Also schnell durch.
Kurz vor Hohe Brücke wieder ok und auf WW am Bach, über die Stahlgitterbrücke und weiter nach Untergurgl, von dort Skipiste/Rodelbahn hoch bis ca. 2010m, dann links weg auf markiertem Weg bis kurz vor Mautstation in Hochgurgl.
Boxenstopp: Cola, was sonst! und jetzt eine Windweste, noch war es trocken aber kalter Wind.
Jetzt kurz auf Straße, dann WW bis Timmelsjoch. Von dort über Urtal-WW schnell runter am verfallenen Zollhaus vorbei. Hier setzt jetzt Schneeschauer ein, bin aber schon im sicheren Gebiet, d.h. auch bei schlechter Sicht käme ich gut weiter. Über Gf. Schönau noch Cola auffüllen (letzte "Tankstelle" vor Moos) runter über Bach und Waldweg nach Rabenstein. E5 weiter bis Moos. Im letzten Jahr war hier ein WW-Teil noch muren-geschädigt, jetzt schon wieder sehr gut präpariert.
Und: hier muss ich ausnahmsweise Werbung machen -> am WW hängt ein Infozettel für Cafe Maria (Unterkunft) mit kostenlosem Wäschenservice, direkt bei Bushaltestelle und nach Spar-Supermarkt. Kann ich sehr empfehlen: günstig und gute Küche.
Für Heimfahrt am selben Tag war ich 1/2 Stunde zu spät, um noch nach Garmisch zu kommen. Statt verschwitzt bis Innsbruck + Zimmersuche habe ich mich für Dusche + Wäscheservice in Moos entschieden.
Das waren dann 35 km und 1600 hm. Strecke anspruchsvoller, höher und bei Wetterumschwung sollte gute Kleidung dabei sein.
(alternative Etappenorte: Zwieselstein, Untergurgl/Obergurgl, Hochgurgl: im Winter alles zu)
4. Tag: zurück mit MFG (statt Bus+Bahn)
Geplant war mit Bus nach Meran (ca. 1/2h), Umsteigen in St. Leonhard: die Busse warten. Ankunft am HBF Meran und dann über Bozen zum Brenner (in Bozen normal nicht umsteigen, am Brenner immer), dann bis Innsbruck. Umsteigen in Zug nach Garmisch.
Aber es kam anders: beim Frühstück einen Gast getroffen, der mit Auto über Garmisch fährt und mich mitgenommen hat. Glück muss man haben!
Fazit:
Hat auch mit Übernachtungen in Corona-Zeiten gut geklappt, auch spontane Reservierungen von unterwegs, weil ich ja nicht wusste, wie weit ich es abends wirklich schaffe.
Ich denke, dass Unterkünfte im September eher vorreserviert werden sollten, weil da die E5-Hauptsaison ist.
Falls mehr Zeit: Weitere Optionen ab Moos
Bei meiner letzten ähnlichen Aktion war ich noch weiter nach Meran gelaufen (unten am Fluß), der Plan über Meraner Höhenweg war zeitlich bei mir diesmal nicht drin. Die noch schönere Variante von Moos nach Pfelders und über Spronser Seen nach Dorf Tirol hatte ich Anfang August in meinem Meran-Urlaub gemacht: ist landschaftlich absolut schön.
Fotos:
1: Eibsee-Blick
2: Türmotiv für schlechtes Wetter in Sölden
3: kurz vor Timmelsjoch
4: Blick zurück nach Hochgurgl