Klettersteigsets für Kinder ungeeignet

  • Tests der DAV-Sicherheitsforschung


    Klettersteigsets für Kinder ungeeignet


    MÜNCHEN. – Das Begehen von Klettersteigen wird immer beliebter – auch bei Familien mit Kindern. Klettersteigsets speziell für Kinder gibt es allerdings nicht. Die DAV-Sicherheitsforschung hat sich daher mit der Frage beschäftigt, ob die am Markt befindlichen Klettersteigsets auch für Kinder geeignet sind. Ergebnis: Sie sind es nicht! Den Herstellern sind momentan allerdings die Hände gebun-den: Sets für Kinder können sie weder entwickeln noch anbieten, weil die beste-hende Norm keinen Spielraum lässt. Die DAV-Sicherheitsforschung wird daher Anträge zur Änderung der Norm in die entsprechenden Gremien einbringen.


    Bislang ist kein Unfall gemeldet worden, bei dem ein Kind oder eine leichtgewich-tige Person an einem Klettersteig verletzt wurde und dies ursächlich mit einer Fehlfunktion des Klettersteigsets zu tun hat. Das heißt aber nicht, dass Kletter-steigsets bei leichten Personen funktionieren. Vielmehr sind Stürze an Kletter-steigen äußerst selten. Dennoch ist diese Sicherheitslücke dringend zu schließen.
    Von der Sicherheitsforschung getestet
    Um zu untersuchen, ob und wie die Klettersteigsets bei leichtgewichtigen Perso-nen funktionieren, hat die DAV-Sicherheitsforschung praxisnahe Sturzversuche mit Dummies an einem marktüblichen Klettersteigset durchgeführt. Die dabei auf die Halswirbelsäule wirkenden Kräfte wurden gemessen und ausgewertet. Ein-deutig zeigte sich: Unter 50 Kilogramm Körpergewicht ist die Benutzung von auf dem Markt befindlichen Klettersteigsets riskant, unter 30 Kilogramm sind diese Risiken erheblich. Für Kinder und für leichtere Personen sind die getesteten Klet-tersteigsets also nicht zu empfehlen.


    Empfehlungen des DAV
    So lange es keine Klettersteigsets für Kinder und leichtgewichtige Personen gibt, empfiehlt der DAV allen Eltern und betroffenen Personen folgende Sicherheits-maßnahmen:
    • Sich die Problematik bewusst machen,
    • grundsätzlich hinter dem Kind steigen,
    • an schwierigen Stellen zusätzlich mit Seil sichern;
    • wer das entsprechende Know-how nicht hat: auf schwierige und extreme Klettersteige verzichten.

  • Es ist schon der Wahnsinn, was der Sicherheitskreis so alles testet. Es sollte doch jedem klar sein, dass eine Klettersteigbremse bei zuviel wie zuwenig Gewicht nicht funktionieren kann. Schließlich ist sie genauso konstruiert!!!
    Kommt dann nächste Woche die Verlautbarung: Klettersteigsets für Personen oberhalb von 150 kg umgeeignet, umfangreiche Tests haben dies bewiesen?! Dies erinnert mich an die Phantomdiskussion über die Verwendung des Brustgurtes zusätzlich sowie die Benutzung des Helms auf dem Gletscher. Wer zahlt den Schmarrn eigentlich? Davon abgesehen ist das Testdesign katastrophal, wie fast immer!! Viel zu kleine Testgruppe und nur Causalitätsprüfung, den Tüv schüttelt es bei dieser Vorgehensweise...sämtliche Gütekriterien (Gruppengröße, Reliabiltät, etc) sind nicht erfüllt!!! Denen war wohl langweilig!!!


    Aber wir haben ja schon die Lösung für das Problem auf dem Markt (zumindest bald), die Klettersteigratsche!!! Ein Schelm wer böses dabei denkt....mal schauen, wann die Empfehlung des DAV kommt...


    Ich bin einmal hinter einem Ratschenuser (Prototyp) hergeklettert...das Ding ist furchtbar, macht super langsam und fixiert Dich zum Rampfen am Stahlseil!! Die Klettersteigratsche ist der Tod jedes guten Kletterstils im Klettersteig!!


    In diesem Sinne: Hurra die Gams!

  • Betr. DAV-Empfehlung (zitiert von Admin):


    • grundsätzlich hinter dem Kind steigen,
    • an schwierigen Stellen zusätzlich mit Seil sichern


    Alternative:


    - Erwachsene(r) geht oben (auf wie ab), mit Klettersteigset gesichert


    - Kind kurz (bis 2 m) angeseilt (8mm), Brustgeschirr (sachgemäß) genügt


    - Kind hat zusätzlich Klettersteigkarabiner am Brustgeschirr angehängt, zur Selbstsicherung, Benutzung üben





    - wenn verfügbar, geht im Abstieg zweite(r) Erwachsene(r) unter dem Kind, zum Tritte weisen (erwies sich am Ettalermanndl mit 6jährigem als sehr nützlich; verfügbar war die Mama).

  • Wenn man sich das Medien-Echo auf den Test ansieht, wird klar, was wohl die Motivation des Sicherheitskreises war, den Test zu veröffentlichen. Es geht schlicht um den Hinweis darauf, dass hier etwas geschehen sollte, damit Kinder sicherer unterwegs sind.


    Insofern geht die Kritik von Yeti am Punkt vorbei.
    Ein - wie auch immer ausgeführter Test - erzeugt mehr Aufmerksamkeit als eine einfache Pressemeldung.


    Zudem:
    Nachdem ja, wie von Yeti auch vorgegeben, das Ergebnis des Tests schon vorab bekannt sein hat müssen (dazu gibt es ja die Norm), kann man sich in diesem konkreten Fall die Kritik am Testdesign auch sparen.


    Und außerdem kann ich mir sehr gut vorstellen, dass viele Leute schlecht informiert sind (und es in den Sportgeschäften auch werden). Und allein um die wachzurütteln, ist der Test sinnig.


    wop: Und was passiert, wenn der Erwachsene (im Vorstieg; beim Weg nach oben) stürzt...?

  • Wenn man sich das Medienecho anschaut, wird einem höchstens klar, wie wenig der breiten Masse die Funktionsweise des Klettersteigsets klar ist. Letztendlich haben alle gebräuchlichen Klettersteigsets ein definiertes Idealgewicht (wahrscheinlich analog zum Normsturz 80 kg), bei dem sie optimal bremsen und halten (hinzu kommt natürlich die Sturzhöhe und der Sturzverlauf). Dies bedeutet im Umkehrschluss, je weiter ich von diesem (meines Erachtens nicht öffentlich bekannten) Normgewicht abweiche, desto weniger kann eine Klettersteigbremse funktionieren, entweder bremst sie zu hart, gibt die Kraft nur weiter (zu leicht) oder reißt aus ( zu schwer). Natürlich wird eine Norm um das ideale Gewicht herumdefiniert, trotzdem sollte diese statistisch belegt sein, ist sie aber scheinbar nicht. Anders lässt sich die zur Schau getragene Verwirrung nicht erklären.
    Deswegen sage ich ja: Dieses Problem ist hausgemacht und lässt sich mit ein bisschen nachdenken nachvollziehen. Eine so einfach konstruierte Bremse kann nicht die gleiche Wirkung erzielen beim doppelten oder dreifachen Gewicht!!( 40 kg-80kg-120 kg, zumal die Sturzhöhe diese Werte in kn multipliziert)


    Lösung bietet hier nur die Klettersteigratsche, die ein statisches Sichern möglich macht...allerdings hat das dann nichts mehr mit Klettern zu tun. Und Ihr werdet sehen, dass wird die baldige Empfehlung des Sicherheitskreises sein!! Natürlich zu einem Preis weit jenseits der 100 €...und das obwohl noch nie ein Unfall bekannt wurde, wo eine leichte Person zu schaden kam...


    Warum wohl?! Wo doch soviele Unfälle in klettersteigen passieren!!!


    Aber immerhin kann ein solcher Unfall ja nur in D oder besser E Gelände passieren....und nur dann, wenn man weit in eine Krampe fällt..und sichert man da nicht eh unsichere Geher respektive Kinder durch ein zusätzliches Seil? Außerdem: E Klettersteige werden wohl auch selten von Gelegenheitsgehern gemacht....und andere sollten schon darüber nachdenken, was sie da tun.... wir sprechen ja vorallem von Kindern oder sehr zarten Damen!


    Risiko läßt sich doch durch nachdenken und verstehen eindeutig besser verringern als durch immer neue Ausrüstung!


    Mann könnte natürlich auch im Auto einen Helm aufziehen, denn schaden kanns ja nichts...es lebe der mündige, eigenverantwortliche Bergsteiger, der weiss was er tut!!!

  • Zitat

    Wenn man sich das Medienecho anschaut, wird einem höchstens klar, wie wenig der breiten Masse die Funktionsweise des Klettersteigsets klar ist.

    Da stimme ich dir auf alle Fälle zu - aber gerade deshalb braucht es meiner Ansicht nach ja Institutionen wie den Sicherheitskreis, um das Wissen um Probleme des Materials/Gefahren in der Breite zu vergrößern, und damit dann im Ergebnis den

    Zitat

    mündige[n], eigenverantwortliche[n] Bergsteiger, der weiss was er tut!!!

    zu befördern.


    Und was die "Klettersteigratsche" angeht; also da sehe ich das nicht so pessimistisch, eben weil sie die Sportart radikal verändern würde.



    Grüße,
    Mane

  • Zur Auflockerung zwischendurch......
    KS-Sicherung für Kinder kann doch sooooooo einfach sein - neulich live gesehen am Peitlerkofel:


    Eine Familie mit zwei Söhnen, ca. 8 bzw. 10 Jahre alt und alles andere als leichtgewichtig. Der Papa hat für seine Jungs eine handelsübliche grüne Wäscheleine dabei, die er dem älteren unter den Achseln hindurchfädelt und auf der Brust verknotet. Eineinhalb Meter weiter vorn wird der Kleinere auf die selbe Art "aufgefädelt". Wir sind schon gespannt, was der Papa nun mit dem vorderen Ende des Stricks tut... Nun ja, er nimmt ihn in die Hand, einfach so, lose!!! In einer Mischung aus Kraxeln, Ziehen und Zerren, aber immerhin heil kommen sie oben an. Die grössten Probleme hat übrigens die Mama - die hat ja wegen des Handtäschchens nur eine Hand frei für's Seil....
    Das Erfreuliche dabei: lose Steine dürfte es am Peitlerkofel nun nicht mehr geben, die haben die 4 restlos abgeräumt :-)


    Eigentlich geht's mich ja nix an, aber man fragt sich schon, von wem diese Kinder eigentlich das Denken lernen sollen....

  • Pressemeldung des DAV:


    MÜNCHEN. – Am 5. Oktober hat der Deutsche Alpenverein die Hersteller von Klettersteig-Sets zu einem Arbeitstreffen eingeladen. In offener und konstruktiver Atmosphäre wurde darüber diskutiert, wie funktionsfähige Klettersteigsets für Kinder und leichtgewichtige Personen in Einklang mit der Norm entwickelt wer-den können. Dem Arbeitstreffen vorausgegangen waren Materialtests, in denen die Sicherheitsforschung des DAV festgestellt hat, dass die am Markt befindlichen Klettersteigsets insbesondere für Kinder nicht geeignet sind. Auf die folgenden Punkte hat man sich bei dem Treffen geeinigt:
    • Die Norm für Klettersteigsets muss angepasst werden, um auch für leich-te Personen bei großen Sturzhöhen funktionsfähige Sets zu ermöglichen.
    • In einer zukünftigen Norm muss die Bremskraft der Sets reduziert und der Bremsweg verlängert werden.
    • Um herauszufinden, welche Bremskraft für welches Körpergewicht geeig-net ist, müssen weitere Tests durchgeführt werden.
    • Der DAV erarbeitet in Kooperation mit der Technischen Universität Mün-chen (Prof. Dr. Veit Senner) und mit dem Institut für forensisches Sach-verständigenwesen (Prof. Dr. Jochen Buck) eine Projektskizze zu diesen Tests. Diese Skizze wird den Herstellern vorgelegt.
    • Die Hersteller unterstützen dieses Vorhaben.
    • Die Gebrauchsanweisungen der auf dem Markt befindlichen Klettersteig-sets sollen Warnhinweise für leichtere Personen enthalten. Ebenfalls ent-halten sein sollen entsprechende Empfehlungen (siehe unten, Empfehlun-gen des DAV).


    Hintergrund: So wurden die Klettersteigsets getestet
    Um zu untersuchen, ob und wie die Klettersteigsets bei leichtgewichtigen Perso-nen funktionieren, hat die DAV-Sicherheitsforschung praxisnahe Sturzversuche mit Dummies und einem marktüblichen Klettersteigset durchgeführt. Die dabei auf die Halswirbelsäule wirkenden Kräfte wurden gemessen und ausgewertet. Eindeutig zeigte sich: Unter 50 Kilogramm Körpergewicht kann die Benutzung von auf dem Markt befindlichen Klettersteigsets riskant sein, unter 30 Kilogramm können diese Risiken erheblich werden.


    Empfehlungen des DAV
    Der aktuellen Norm entsprechende Klettersteigsets verhindern lediglich einen Totalabsturz. Die bei einem größeren Sturz auftretenden sehr hohen Kräfte kön-nen schwere oder sogar tödliche Verletzungen zur Folge haben. Bei leichtgewich-tigen Personen ist dieses Risiko nach heutigen Erkenntnissen deutlich größer als bei schweren Personen. So lange es keine Klettersteigsets für Kinder und leicht-gewichtige Personen gibt, empfiehlt der DAV allen Eltern und betroffenen Perso-nen folgende Sicherheitsmaßnahmen:
    • Sich die Problematik bewusst machen,
    • grundsätzlich hinter dem Kind steigen,
    • an schwierigen, senkrechten Passagen zusätzlich mit Seil sichern;
    • wer das entsprechende Know-how nicht hat: auf schwierige und extreme Klettersteige verzichten.

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