Ich habe die Beiträge jetzt einige Zeit verfolgt, auch einigen Kollegen und Freunden gezeigt und kann mir ein Kopfschütteln nicht mehr verkneifen....Ich habe einige Überlegungen zum Thema Risikomanangement und Overconfidence welche wissenschaftlich orientiert sind hier gepostet und werde hier schleichend als Kameradensau hingestellt....lachhaft und ehrlich gesagt: "Thema nicht verstanden". Mir geht es um psychologische Effekte und Manipulation durch das Marketing verschiedener Hersteller, z.T. in Zusammenwirken mit einigen alpinen Verbänden. Wenn sich dann noch ein Admin hinstellt und sagt er diskutiert nicht über solche Themen, dann kann ich ebenfalls nur noch den Kopf schütteln. Ohne breite Diskussion, ohne breite Tests und Veröffentlichungen keine Veränderungen, die ein plus an Sicherheit bedeuten. Ansonsten würden wir ja immer noch nur mit Brustgurt klettern (wie vor 30 Jahren, hat ja damals schon gehalten).
Ich garantiere euch, dass in 10 Jahren kein Mensch mehr mit herkömlichem Piepser geht, wenn überhaupt mit GPS Sender oder direkt mit Handytrekker, da die viel genauer und schneller zu orten sind. Letzteres gilt übrigens heute schon!!!Die jetzigen Piepser sind meines Erachtens High End Produkte zu völlig überhöhten Preisen, kein Machbauingeniur kann erklären warum die Dinger so teuer sind. Es sind einfach Cash Cows, die den Herstellern die Gelder für die Entwicklung einer neue Technologie in die Kassen spülen oder der Gewinnmaximierung dienen. ähnlich bestimmten PKWs, die zwar toll aussehen, die aber keine Zukunft mehr haben, weil sie zuviel Sprit schlucken.
Und nochmal zum Mitschreiben: Ich bin überhaupt nicht gegen Kameradenrettung im Gegenteil, ich behaupte nur das diese ( am Sicherheitsaspekt des Einzelnen Gemessen)maßlos überbewertet wird, da die von mir angeführten Grundlagen selten zusammenkommen (siehe mein zweites Posting). Übrigens gerade der Beitrag unseres tollen admin zeigt dies bravourös! Jeder von uns sollte sich fragen, wer in der Lage ist, einen Kameraden in 5 Minuten auszubuddeln wie die angehenden Skitourenführer. Im Übrigen: gerade in den Ausbildungskursen gehen die Bergführer ans äußerste mit den Füs um die Grenzen aufzuzeigen, auch wir haben das gemacht (danke Heli und Chris) und haben das ein oder andere Schneebrett bewußt mit Absicherung ausgelöst. Mehr lernen kann man nicht als so!!
Adi hat recht, wenn er die klassischen Ski -Tourengeher-Gruppen beschreibt, die mit Lawinen zu tun haben.
Und daraus sollte man auch seine Ableitungen ziehen.
1) Variantenfahrer - diese haben nur selten das Equipment dabei und lassen sich leicht von unberührten Hängen locken. Ob diese überhaupt in der Lage wären eine Kameradenrettung durch zu führen, darf statistisch gesehen bezweifelt werden, obwohl sie die größte Gruppe der Lawinenopfer stellen. Bei Ihnen stellt das thrill Seeking z.T. in Kombination mit Overconfidence eine große Rolle, um zu erklären warum Unfälle passieren, manchmal ist es aber auch schlicht Unwissenheit
2) Normale Tourengeher- sie sind meißt auf den vielbefahrenen Normalrouten unterwegs und gehen bei einem Dreier nur sehr sichere Touren, bspw Rosskopf überm Spitzing. Diese sind meisst sehr sicher unterwegs und werden selten Lawinenopfer. Deren kenntnis über die alpinen Gefahren lässt sie eher ängstlich und damit sehr sicher agieren. Selbstgefährdung ist hier sehr selten. Aber sind sie in der Lage schnell eine Kameradenrettung durch zu führen?
3) Die "Profis" bzw. die sich dafür halten: Bei Unfällen in diesem Personenkreis wirkt die Overconfidence ganz massiv, diese Menschen bilden sich eine Sicherheit ein, die jedoch so nicht existiert. Sie benutzen dazu Hinweisreize aus der Umwelt unter Weckblendung negativer Indikatoren um ihre Entscheidungen zu legitimieren. Per EEG ist jedoch nachweisbar, das diese ihre Entscheidungen schon getroffen haben, bevor alle Reize aufgenommen werden konnten. Die Argumentation dient dann nur der Gewissensberuhigung und Legitimation. Es erfolgt ein praedesionales Priming, welches uns die reize gemäß unseres Wunsches wahrnehmen lässt. Dann kommt auch wieder das Thrill Seeking ins Spiel, der Wille zum geilen Hang. Diese Kategorie von Tourengehern wird leider in jedem Jahr auch immer wieder von Lawinen erwischt, selbst einige Bergsportprofis waren in den letzten Jahren darunter. Wenn diese Klientel unter Lawinen gerät, passiert dies meißt in recht alpinem und einsamem Gelände, Retttung schwierig oder nicht möglich, siehe z.B. Unfall an der Hocheisspitze.
Dazu gibt es natürlich immer wieder Unfälle, die so nicht zu erwarten sind, wie z.B. Verschüttung am Pfundalmniederleger in Hochfügen. Diese sind aber so sellten wie ein Lottogewinn und fallen statistisch nicht ins Gewicht. Eher kommt ein mensch in Deutschland durch Blitzschlag um, als in so eine Lawine zu kommen!!! Und wir tragen auch nicht alle einen Blitzableiter mit uns rum!!! Die Frage ist doch bei Sicherheitsausrüstung immer, wie wahrscheinlich wird sie gebraucht und wie sicher kann sie bedient werden! 300 000 Menschen gehen wohl allein in Deutschland auf Skitour, im Jahr sterben im M 15 Deutsche in Lawinen. Um dieses risiko zu verringern wird ein Umsatz von ca. 60.000.000 gemacht. das sollte man sich vielleicht auch überlegen und nachdenken, wie hoch hierbei der Anteil eines gelungen Marketings ist, welches uns Sicherheit suggeriert. Und nochmal, dass hat für mich nichts mit Kameradenrettung etc zu tun, ich stelle hier kritische Überlegungen zum thema Risiko, Overconfidence und dies ausnutzendes Marketing an. Denkt mal darüber nach, bevor ich wieder kollektiv abgewatscht werde.
Übrigens: ich führe seit 1995 über 1000 Gipfel in den Alpen sommers wie winters komplett unfallfrei und ich spreche hier nicht vom Blomberg, etc. Und ich habe schon mehrmals andere Menschen bergen müssen/dürfen, z.T. mit Schaufel und Piepser, nicht immer mit gutem Ausgang. Letzendlich sind es aber fast immer die Profis, die bei Totalverschüttungen bergen, selten Kameraden!! Und auch dazu sollte man stehen und das mal aussprechen. Die Eigenverantwortung am Berg ist meißt nicht mehr als der Wille dazu, meißt mehr eigen als Verantwortung.
Und eine Anmerkung sei mir noch ganz privat gestattet: Ich würde die Hänge an der Buchstein-Hochplatte bei einem Dreier eben nicht begehen, hier kommt es immer wieder zu Entladungen. Im letzen Jahr bin ich diesen Hängen in einer vergleichbaren Situation auf den Rücken rechts ausgewichen und haben auf den Gipfel verzichtet....meine Form von Risikomanagement