Route => Skitour Brauneck
Es gibt unter den Bergmenschen ja gleichermaßen beliebte wie unsinnige Zitate. "Brauneck geht immer" zum Beispiel oder "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung".
Fangen wir mit dem Wetter- und Kleidungsquatsch an. Natürlich gibt es schlechtes Wetter, und die tollste Kleidung macht es nicht besser, sondern nur erträglicher. Purer Mumpitz also.
Mit dem Brauneck, das angeblich immer geht, muss man differenzierter umgehen. Immer stimmt (wer schlechtes Wetter nicht scheut), die Frage ist: wie gut?
Ich war diese Woche dreimal auf dem Brauneck, heute zweimal und zuvor einmal am Dienstag. Die erfreuliche Nachricht aus Sicht der Skitourengeher: Das Brauneck geht. Und sogar, zumindest in puncto Abfahrt über die bestens präparierten und seit heute mit Liftunterstützung kommerziell betriebenen Pisten, bestens. Wirklich sehr gute Abfahrtsbedingungen! Sowohl auf der Garlandseite als auch nach Wegscheid. Das war übrigens auch schon am Dienstag so, als wir das Brauneck auf der Garlandseite erkundeten - da feuerten die Schneekanonen noch aus allen Rohren und machten schöne große Maschinenschneehaufen, an deren Rand es sich perfekt schwingen ließ.
Heute also abermals zum Brauneck, im Doppelpack: zuerst von Wegscheid (Draxlhang) zum Gipfel, dann Garland hinunter, zweiter Aufstieg auf der einsamen Nordseite mit echtem, pistenfreien Skitourenfeeling. Auf ein Weißbier ging es auch noch ins mittlerweile geöffnete Brauneck-Gipfelhaus.
So schön (wirklich absolut gut) die Abfahrtsbedingungen auch waren, zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Aufstiege machbar waren, ohne Begeisterung auszulösen. Bei mir vor der Haustür in München liegt momentan mehr Naturschnee als in Lenggries (was auch Einheimische bestätigen), die Aufstiegsrouten bieten insofern so manche Tücke. Dort, wo Wiesen unter freiem Himmel sind (wie am Draxl- Streidlhang): alles ok, basst fei scho. Dort, wo Bäume stehen (und den Schnee "aufhalten"), ist es teils arg dünn mit der Schneedecke. Von Wegscheid aus sind wir deshalb nicht der offiziellen Tourengeherroute gefolgt, sondern beim Milchhäusl geradewegs hinauf zur Kotalm; dann hinübergequerrt zur Bergstation von Flori II und nun auf dem extrem schneearmen Standardanstieg hinauf zur Streidlalm und weiter zum Gipfel.
Noch dünner ist es beim einsamen (zweiten) Anstieg auf der Brauneck-Nordseite (gespurt am Talstation Dreiersessel, kommt bei der Windfahne am Gipfel raus). Zweimal mussten wir die Skier mangels Schnee ausziehen, die Waldpassagen waren grenzwertig (eher was zum Wandern), oben beim Spitzkehrenfestival dann ganz okay.
Fazit: Brauneck geht im Bereich der Pisten super. Im freien Gelände indes teils extrem wenig Schnee, jedenfalls im bewaldeten Terrain.