Beiträge von Andreas84

    Große Rundtour mit Biwak


    Am Samstag ist Claudia ins Gschnitztal nachgekommen und wir sind gemeinsam zu einer etwas größeren Unternehmung aufgebrochen. Da alle Hütten in der Gegend komplett belegt waren, haben wir uns dafür entschieden, unterwegs zu biwakieren.

    Zunächst ging es über den sehr schönen Jubiläumssteig zur Innsbrucker Hütte, von dort auf den Habicht und wieder zurück zur Hütte. Ich war schon öfter auf dem Habicht, aber sonst immer auf dem Weg durch das Pinnistal (natürlich ohne Taxi-Shuttle...), der zwar landschaftlich ebenfalls toll ist, sich aber gegenüber der direkteren Route aus dem Gschnitztal schon sehr zieht. Ab der Hütte ist der Aufstieg ja eh identisch. Anforderungen: Ab Innsbrucker T4 und durchweg ziemlich steil, ohne aber (mit wenigen Ausnahmen) wirklich ausgesetzt zu sein. Die Route ist fast schneefrei und Geübte brauchen keinerlei spezielle Ausrüstung (v.a. kein KS-Set). Wenn man so ein feines Wetter hat wie wir gestern, ist der Habicht einfach eine herrliche Tour mit fantastischem Panorama.

    Nach einer kleinen Stärkung auf der Innsbrucker Hütte haben wir gegen 15 Uhr den Marsch Richtung Bremer Hütte angetreten. Es handelt sich hierbei um einen wunderschönen Höhenweg, bei dem allerdings nochmals 1000 Höhenmeter Aufstieg und 10 Kilometer Strecke zu bewältigen sind, sodass unser Pensum letztlich schon so bei gut 3000Hm Aufstieg lag. Insgesamt waren wir mit Pausen etwas über 13 Stunden unterwegs. Obwohl die Route an sich nicht schwierig ist (max. T3+), ist an einigen Stellen doch Vorsicht geboten, wie nicht nur Gedenktafeln am Weg zeigen: Erst am Donnerstag ist hier leider ein älterer Herr tödlich abgestürzt.

    Kurz vor der Bremer Hütte haben wir am Lautersee dann unseren Biwakplatz erreicht, wo wir eine sehr stimmungsvolle, Sternennacht erleben durften (Neumond!). Ein weiteres Glanzlicht war dabei die Beobachtung eines Rudels von sieben männlichen Steinböcken, die sich ganz in der Nähe aufhielten.

    Heute sind wir zunächst zur Bremer Hütte und dann auf die Innere Wetterspitze (T5, mehr siehe meine Berichte aus den letzten Jahren). Zurück zur Bremer und hinab ins Tal. Eine spannende und landschaftlich gewaltig schöne Tour! Grundsätzlich hatten wir noch die Option im Kopf, von der Bremer über den Jubiläumssteig zur Gschnitzer Tribulaunhütte (und von dort ins Tal) zu gehen, aber das wären nochmal 7-8 Stunden gewesen und da hat das schwüle Wetter heute nicht ausreichend sicher ausgeschaut.


    Bilder:


    Samstag

    1: Steil und felsig ist die Route auf den Habicht.

    2: Herrliche Ausblicke (Tribulaun-Gruppe) begleiten den Aufstieg.

    3: Einziger Schneekontakt auf der Route.

    4: Umfassendes Gipfelpanorama: Stubaier Prominenz + Wildspitze und Weißkugel

    5: Des bassiert, wann bloß de Mandern den gonzn Summer beinond san...


    Sonntag

    6: Am Lautersee haben wir biwakiert.

    7: Die Spiegelung...

    8: Wasserfälle sind im Gschnitztal ständige Begleiter.

    9: Abstieg von der Wetterspitze

    10: Im Hochmoor unterhalb der Bremer Hütte.




    Eine ganze feine Runde!

    Ich bin heute am sehr frühen Morgen ins Gschnitztal gefahren und dort um 7 zu einer mir noch unbekannten Rundtour aufgebrochen. Von Trins aus zunächst auf einer Forststraße, die man am besten so früh wie möglich (unbeschildert an einem Weidegatter) verlässt, um über den wirklich wunderschönen Herrensteig zum Padasterjochhaus zu gelangen. Von dort aus zum gleichnamigen Joch, von dem aus es ein Katzensprung zum aussichtsreichen Kogel gleichen Namens ist. Weiter geht es in einen Sattel (in der Kompass-Karte ohne Namen), Punkt 2427m, und von dort zur Kirchdachspitze. Zurück in den namenlosen Sattel und über den oberen Teil des 2021 sanierten Rohrauersteigs in die Hammerscharte mit kurzem Abstecher zum gleichnamigen Gipfel. Nun immer am Kamm oder knapp darunter über die anderen oben angeführten Gipfel bis zum blumenreichen Blaser (Edelweiß!) und von dort wieder nach Trins runter.

    Diese Tour ist wirklich in jeder Hinsicht zu empfehlen! Landschaftlich abwechslungsreich, botanisch zauberhaft und über Stunden ein herrlicher Panoramagang.

    Anforderungen: Technisch wenig schwierig: überwiegend T3, nur an wenigen Stellen leicht darüber (v.a. die letzten 100 Höhenmeter zur Kirchdachspitze). Konditionell aber fordernd: 2500 Höhenmeter und eine beachtliche Strecke. Ich war mit kurzen Pausen 10 Stunden unterwegs. (Ich würd mich aber ganz unbescheiden als eher schnell einordnen, gerade wenn ich allein unterwegs bin...).

    Ein weiterer Vorzug der Tour liegt darin, dass es nach (fast) jedem Gipfel die Möglichkeit gibt, abzubrechen und ins Tal abzusteigen. Zudem stehen mit dem Padasterjochhaus und der Blaserhütte zwei Unterkünfte zum Übernachten zur Verfügung. Auch von der Stubaier Seite kann man auf verschiedenen Steigen aus den Pinistal zum Kamm gelangen.

    Nicht verschwiegen werden soll auch die Option, den Kamm bis zur namensgebenden Serles weiter zu verfolgen, was für eine Tagestour dann aber schon a bisserl arg wird (jedenfalls, wenn man wieder zum Ausgangspunkt zurück muss).

    Fazit: Das Gschnitztal ist einfach ganz grundsätzlich super! Mit ist da noch nie irgendeine fade oder anderweitig ungute Tour untergekommen.



    Bilder:


    1/2: Am Herrensteig.

    3: Vorne Orchideen (Kohlröschen), hinten Olperer.

    4: Blick vom Padasterjoch zu den Tribulaunen: Der Pflerscher hat schon sein föhnübliches Mützchen angezogen, das er dann erfahrungsgemäß auch den ganzen Tag nicht mehr ablegt...

    5: Alles supergut beschildert: hier im Joch ohne Namen.

    6: Zwei kleine einsame Edelweiß vor der Kulisse des mächtigen Habicht (an der Wasenwand, nicht am Blaser).

    7: Die Kalkkögel präsentieren sich im Schaufenster.

    8: Seine wilde Schauseite hat der Serles-Kamm auf jeden Fall Richtung Pinistal - auf der Gschnitztaler Seite ist er viel gemächlicher.

    9/10: Die Serles macht aus der Ferne immer bella figura, aber aus der Nähe ist sie eigentlich nur ein arger Schutthaufen! Ich war selten von einer Tour so enttäuscht, wie von der auf die Serles vor einigen Jahren...



    Eher ein Anti-Tipp...


    Heuer ist meine Tourenauswahl regional durch die oftmalige wochenendliche Mitarbeit auf der Bettelwurfhütte doch etwas beschränkt, aber ich flechte immer die eine oder andere Tour in den Auf/Abstieg ein, um nicht ganz außer Form zu kommen.

    Am Freitag ging es daher erst mal auf den Großen Lafatscher - eine mir noch unbekannte Tour. Zunächst bin ich von der Materialseilbahn der Hütte (Ich darf ja ins Halltal mit dem Auto - wenn man am PP in Absam startet, wird's natürlich viel länger und noch unattraktiver...) über den blumenprächtigen Issanger in Richtung Lafatscherjoch. Etwa 100 Höhenmeter vor diesem links abzweigen in den "Wilde-Bande-Steig". Nun beginnt die Wegsuche: Das erste Kar, das man quert, ist das Lafatscherkar - hier soll es eine Anstiegsmöglichkeit zum Südrücken des Lafatschers geben, die ich aber nicht gefunden habe. Nach einer verplemperten Stunde bin ich auf dem Wilde-Bande-Steig noch weiter bis zum nächsten Kar, dem Bachofenkar. Dort hab ich am Rand der Latschen den Durchstieg zum Südrücken gefunden (sehr vereinzelte Steinmandln). Was nun folgt, sind 600 Höhenmeter Rumgekrebse auf einem steilen Schotterhang, wobei die vorhandenen Steinmandln im Aufstieg nur schwer zu sehen sind (im Abstieg besser). Auch verlieren sich Wegspuren immer wieder - letztlich ist die Feinroutenführung aber eigentlich egal, weil man überall irgendwie hochkommt. Die letzten 100 Höhenmeter sind dann wirklich nochmal nerviger, weil es noch steiler und brüchiger wird - da krabbelt man eher als dass man steigt... Hier auch sehr hohe Steinschlaggefahr, da es vollkommen unmöglich ist, nichts loszutreten. Wobei: In aller Regel wird man eh allein unterwegs sein - das Gipfelbuch hat heuer bisher drei Eintragungen...

    Nun zu den positiven Dingen: Großartiges Panorama, Einsamkeitsgarantie, schneller Abstieg im Schotter (unter 20 Minuten für 600 Hm).

    Fazit: Der Große Lafatscher steht nun im Tourenbuch und da kann er auch bleiben. Empfehlen kann ich die Tour wirklich nicht.

    Schwierigkeitsbewertung: Obwohl keine Kletterstellen dabei sind, würde ich wegen des unguten, weglosen Geländes T5 sagen, auch wenn in anderen Beschreibung T4 steht. Bei fehlender Sicht ist dringend abzuraten!

    Anmerkung: Als ich später auf der Bettelwurfhütte ankam, waren auch ein paar der einheimischen Habitues da. Es ergab sich folgendes Gespräch:

    Clemens: Na, warsch heid scho am Berg?

    Ich: Ja, Großer Lafatscher

    Clemens: Mpf... (lacht) Gons a scheene Tour! (ironisch)

    Ich: Ja! Sensationelle Murkserei.

    Clemens: Aber a rassige Skitour im Frühjahr!


    Bilder:


    1: Wunderschön ist der Aufstieg zum

    2: Issanger (rechts ist der gleichmäßige Südrücken des Lafatschers zu sehen)

    3/4: Kohlröschen und Türkenbundlilie sind nur die auffälligsten Blumen im herrlichen Issanger.

    5: Zu diesen frischem Kleinod kam ich während des Verhauers im Lafatscherkar.

    6: Blick zur spektakulären Vorderen Bachofenspitze.

    7: In der Schotterwüste des Lafatscher-Südrückens.

    8: Auf den letzten Höhenmeter ist der versierte Schuttkrabler in seinen Metier.

    9: Gipfelblick zum Bettelwurf.

    10: Gipfelbuch: Heuer nur drei Eintragungen bisher. Interessant find ich ja die oberste aus den letzten Jahr: "Jonas" Ich dachte da gleich an jemanden, der hier auch hin und wieder einen Beitrag schreibt.😉


    Nicht von der Nähe des Skigebiets abschrecken lassen!

    Ist hier das Motto, da die Gegend rund um Obertauern zum Wandern wirklich wunderschön ist. Heute hat das Wetter zwar nicht mitgespielt (viel Nebel, teils Regen), aber dennoch ist diese Tour (oder eine abgespeckte Variante davon) landschaftlich sehr zu empfehlen!

    Route: Felseralm - Wildsee - Glöcknerin - Hintere Großwand - Großer Pleißlingkeil - Hengst - Scheibenkogel - Südwiener Hütte - Spirtzinger und Spazeck - Südwiener Hütte - Hirschwandsteig (herrlicher Wald) - Felseralm (später noch sehr lohnender Abstecher zum Johannes-Wasserfall). Das hört sich lang an, aber dank des hohen Ausgangspunktes (ca 1600m) dauert die Tour nur so 6-8 Stunden.

    Die Anforderungen liegen maximal bei T4 (überwiegend leichter); Schneefelder gibt es noch einige, aber nur an harmlosen, flachen Stellen.


    Bilder:


    1: Blumenpracht und uriger Wald prägen den Beginn der Tour.

    2: Wildsee und

    3: Glöcknerin (bevor die Gipfel alle im Nebel verschwanden).

    4: Der Nebel zwingt dazu, das Schöne in der Nähe zu suchen, statt auf Panorama zu hoffen.

    5: Blick vom Scheibenkogel zum Hengst

    6/7: Der malerische Hirschwandsteig.

    8/9: Johannes-Wasserfall

    10: Charakterbaum



    Ausklang eines schönen Hüttenwochenendes


    Am Freitag Nachmittag bin ich bei teils strömendem Regen zur Bettelwurfhütte, um da über's Wochenende wieder ein bisserl mitzuhelfen.

    Heute Nachmittag hab ich mir dann noch die Tour auf die Speckkarspitze gegönnt. Von der Hütte ging es zunächst ins Lafatscherjoch, wo ich die markierte, aber nicht ausgeschilderte Route über den Südwestgrat genommen habe. Diese zweigt am Joch direkt rechts ab. Lange Zeit herrscht etwas ruppiges Gehgelände vor, bis es Richtung Gipfel steiler und luftiger wird. Mehrere Kletterstellen (max. II) und einige ausgesetzte Gratpassagen sind zu überwinden (keine Sicherungen, Bewertung T5). Der Südwestrat ist viel reizvoller, aber eben auch eine Stufe schwieriger als der Normalweg (T4), den ich im Abstieg genommen habe. Um den Gegenanstieg ins Lafatscherjoch zu vermeiden, kann man auf gut sichtbarem Pfad am Beginn des großen Schotterkares ohne Höhenverlust ins Joch zurückqueren. Tour komplett schneefrei.

    Hinweis: Macht man die Speckkarspitze als Tagestour, wird man normalerweise nicht über die Bettelwurfhütte gehen, sondern von Absam über St. Magdalena (am Wochenende mit Bus-Shuttle möglich) und den Issanger ins Lafatscherjoch gelangen.


    Sonstiges:

    1) Kleiner und Großer Bettelwurf: Mittlerweile nur noch kleinere Schneefelder; für Geübte daher gut machbar. Die Anforderungen bleiben aber auch ohne Schnee T5 mit freier Kletterei bis II bzw Klettersteig bis D bei der Überschreitung. Also nix für Anfänger! Das nur deshalb so explizit, da sich in dieser Woche ein Bergfreund bei der Sektion Innsbruck über den Hüttenwirt beschwert hat, da dieser ihn angeblich falsch informiert habe. Dazu später noch mehr.


    2) Stempeljoch (=Übergang zur Pfeishütte): Nur noch wenig Schnee, aber eben an steilen Stellen. Zudem sind die (wenigen) Sicherungsinstallationen noch nicht wieder an Ort und Stelle. Auch hier ist zu sagen, dass einigermaßen Geübte da keine größeren Probleme haben. Dennoch warnt der Wirt der Pfeishütte seine Gäste anscheinend so eindringlich davor, dass in den letzten beiden Tagen sicher 10-15 Leute ihren Aufenthalt in der Bettelwurfhütte kurzfristig abgesagt haben, weil ihnen das Stempeljoch zu gefährlich und der lange Umweg über Thaurer Alm und Thaurer Jöchl zu lang erschien. Trotz der Warnungen haben einige Leute den Übergang "gewagt" und fanden das relativ problemlos. Zum Hintergrund der Warnungen muss man aber auch wissen, dass es Anfang der Woche einen Rettungseinsatz unterhalb des Stempeljochs gab, da einige Wanderer hier nicht mehr weiter wussten. (Details weiß ich leider nicht). Da lag aber eben auch noch deutlich mehr Schnee als jetzt.


    Wenn man diese beiden Dinge jetzt zusammennimmt, sieht man, wie schwierig es für Hüttenwirte sein kann, ihre Gäste über die Verhältnisse zu informieren. Die objektiven Informationen (Schneefelder, Anspruch, Gefahrenstellen etc.) können völlig richtig sein und dennoch kann sich der Gast falsch informiert sehen. Soll man deshalb aber immer die Gefahren überbetonen, nur damit sich nachher niemand beschwert? Für mich natürlich eine rhetorische Frage, weil Bergsteigen immer gleichzeitig maximale Eigenverantwortung ist, aber das gilt wohl nicht für alle, die in den Bergen unterwegs sind. (Eine relativ banale Erkenntnis, die mir auch nicht direkt neu ist...)

    Persönlich handhabe ich es so: Wenn mich die Gäste auf der Bettelwurfhütte nach den Verhältnissen und den Schwierigkeiten fragen, dann erkläre ich das und versuche im Gespräch herauszufinden, wie erfahren der Gast ist. Wenn sich jemand unsicher ist, ob er es schafft, rate ich (bei gutem Wetter...) dazu, es einfach zu probieren und umzudrehen, wenn man sich unwohl fühlt. Selber zu entscheiden, was geht und was nicht - das ist für mich Bergsteigen! Da die meisten Gäste nach der Besteigung oder dem Versuch wieder zur Hütte kommen, kann man danach auch nochmal drüber sprechen. Eine tolle Erfahrung in den letzten Wochen für mich ist, dass auch diejenigen, die umgedreht haben, meistens irgendwie glücklich sind, weil sie jetzt ihre (momentane) Grenze gesehen haben sowie persönlich eine richtige und vor allem eigene Entscheidung getroffen haben. Das ist doch so viel wertvoller, als wenn sie es gar nicht versucht hätten!

    Abraten tu ich nur, wenn jemand sagt, er habe den Hüttenzustieg schon als grenzwertig empfunden - da macht es dann keinen Sinn, den Gipfel anzuvisieren.


    Bilder:


    Freitag

    1/2: In einer Regenpause bildet sich dieser herrliche Regenbogen, der sich von St. Magdalena bis zum Gipfel des Bettelwurf zu ziehen scheint.


    Samstag

    3: In der gmiatlichen Stubn der Bettelwurfhütte: Hüttenwirt Michael und ein Spezl (die Tiroler würden "Kollege" sagen) von uns, der mal vorbeischauen wollt, was wir auf der Hütte so treiben.


    Sonntag

    4: Blick von der Hüttenterrasse

    5: Beginn der Kletterpassagen an der Speckkarspitze

    6: Der Grat wird manchmal schmal, aber nie wirklich schwierig.

    7: Oben

    8: Tiefblick zum Halleranger

    9/10: Im malerischen Issanger



    Eine eindrucksvolle Rundtour


    Claudia und ich wollten dieses Wochenende endlich mal wieder gemeinsam auf Tour, doch hatte sie erst ab Freitag Mittag Zeit und ich nur bis Samstag Mittag. Daher entschieden wir uns zu einer Biwak-Tour im Rofan und haben es nicht bereut: Ein herrliches Naturerlebnis war's!

    Wobei ich am Freitag Vormittag noch skeptisch war, weil sich statt des angekündigten klarem Hochdruckwetters schon vor 9 die ersten Quellwolken im Gebirge bildeten - ich sehe das von meinem Zuhause im Mangfalltal gut. Dennoch sind wir hingefahren, weil man ja im Rofan nicht ganz abgeschieden unterwegs ist und zur Not auch wieder schnell ins Tal kommt. Tatsächlich gab es gegen 15 Uhr (wir sind um 13 Uhr am PP los) einige Schauer, doch um 17 Uhr war klar, dass sich die restlichen Wolken auflösen werden und so einer schönen Biwak-Nacht nichts im Wege steht. Das hat mir übrigens nicht irgendeine Wetterapp verraten, sondern vieljährige Erfahrung bei der Einschätzung des Wetters. Den kleinen Seitenhieb auf die Wetterfrösche konnte ich mir jetzt einfach nicht verkneifen, weil die in meinen Augen mittlerweile viel zu oft falsch liegen (siehe auch den einen oder anderen Bericht von Jonas oder mir in diesem Jahr).

    Nun aber zur Tour: Schwarzenau - Kotalm Mitterleger - Kotalmjoch (keine Markierungen o.a. - einfach weglos da hochgehen, wo es am sinnigsten erscheint) - Steinernes Törl - Dalfaz Alm - Erfurter Hütte - Rofanspitze (der schönste Anstieg auf diese führt vom Grubasattel unmarkiert zunächst weglos zum Kamm und dann auf gutem, teils etwas ausgesetzten Weg über diesen zum Gipfel (siehe Bilder). Von der Rofanspitze über den "Schafsteig" zum Zireiner See bzw Marchgatterl. Dieser Steig ist die "schwierigste" Passage der Tour (T4) und recht batzig/rutschig, aber mittlerweile an den relevanten Stellen schneefrei.

    Anmerkung: Wenn man den Steig vom Marchgatterl aus begehen will, warnt einen ein Schild vor dessen Unbegehbarkeit wegen abgebauter Sicherungen. Stimmt aber nicht - die Stahlseile (,die ein Geübter aber eh nicht braucht,) sind vorhanden.

    Nun folgte eine Biwak-Nacht im Angesicht der imposanten Nordwände des Rofan. Herrlich!

    Am Samstag dann: Zireiner See - Bayreuther Hütte - Sonnwendjoch - Sagzahn - Erfurter Hütte - Maurach - Bus nach Schwarzenau. Natürlich könnte man da noch einige Gipfel mehr mitnehmen, aber wie gesagt musste ich mittags im Tal sein...

    Sonstiges: Obwohl wir überwiegend (wegen den Tageszeiten und der gewählten Route) sehr einsam unterwegs waren, generell heftiger Andrang im Rofan. (PP an der Rofanseilbahn in Maurach Samstag Mittag mehr als voll).

    5-Gipfel-Klettersteig sehr stark frequentiert.

    Schneefelder gibt es noch viele, aber fast keine mehr an "gefährlichen" Stellen.


    Bilder:


    1: Am Kotalmjoch erwischt uns der Regen.

    2: Zwei Stunden später ist an der Dalfaz Alm klar, dass das Wetter wieder auf die schöne Seite schlägt.

    3: Am Kamm zur Rofanspitze. Herrliche Abendstimmung!

    4: Besagtes (mittlerweile) unsinniges Schild.

    5/6: Für mich der schönste Platz im Rofan.

    7: Die Sonne versinkt hinter der Benediktenwand.

    8: Die Felsen erglühen schon,

    9: bevor die Sonne für uns sichtbar wird.

    10: Grandioses Panorama am Sonnwendjoch





    Ein Karwendel-Klassiker

    Heute in der Früh hab ich mit Michael, dem neuen Hüttenwirt, die Überschreitung von Kleinem und Großem Bettelwurf gemacht. Die Verhältnisse sind anspruchsvoll, da es vor allem beim Anstieg zum Kleinen Bettelwurf noch einige steile und morgens gefrorene Schneefelder gibt, bei denen Ausrutschen absolut Tabu ist. Grödel (hatte ich dabei) und ein leichter Pickel (hatten wir nicht) sind zu empfehlen. Auch im Abstieg vom Großen BW gibt es noch Schneefelder, aber die sind nicht so steil und enden nicht in irgendwelchen Abbrüchen. Momentan sollten nur erfahrene Leute die Überschreitung wagen.

    Grundsätzliches zur Tour: Der Weg auf den Kleinen Bettelwurf und weiter auf den Großen wird gerne als Klettersteig ausgegeben, doch weckt das vielleicht falsche Erwartungen: Es gibt zwar im Übergang zwischen beiden Gipfeln mehrere kurze D-Passagen, doch sind diese für mich nicht das Kriterium, ob man der Tour gewachsen ist. Vielmehr muss man gut in ausgesetztem, brüchigem Gelände (ungesichert!)zurechtkommen und auch einige 2er-Stellen ohne Seil meistern.

    Sonstiges: Gestern sind meine Freundin und ich über den schönsten, aber auch längsten Weg zur Bettelwurfhütte hoch: über den Issanger und das Lafatscherjoch. Sehr gute Bedingungen, nur noch harmlose Schneefelder. Übergang zum mittlerweile ebenfalls geöffneten Halleranger daher ebenfalls gut machbar. Richtung Stempeljoch (Übergang zur Pfeishütte, die allerdings erst am 15. Juni aufmacht) noch viel Schnee.


    Bilder:


    1: Traumwetter heute Morgen

    2/3: Über Fels und steilen Schnee geht es zum

    4: Kleinen Bettelwurf

    5: Die letzten Meter zum Großen BW

    6: Oben

    7: Der Gipfelaufschwung des Großen BW, in dem sich die D-Stellen befinden.

    Gestern:

    8/9: Unterwegs im herrlichen Issanger

    10: Abendstimmung zwischen Lafatscherjoch und Bettelwurfhütte





    Heute bin von Vorderriß über eine mir noch unbekannte Route zum Staffel, der ja meist aus der Jachenau angegangen wird. Eine sehr schöne und empfehlenswerte Tour! Weg: PP - Rißsattel - Luitpolder Alm - Lainer Alm - Staffel - Lainer Alm - Staffelgraben - Isar und an dieser mehr oder weniger entlang zurück zum PP (Es gibt hier mehrere Möglichkeiten, wieder zum Ausgangspunkt zurückzukommen.)

    Der "Einstieg" von der Lainer Alm in den Staffelgraben ist aufgrund fehlender Beschilderung, nicht vorhandener Trittspuren sowie etwas unklarer Routenbeschreibungen nicht ganz einfach zu finden. Ich habe an der Alm ein Paar getroffen, die auch gerade geschaut haben, wo es da lang geht. Ich hatte den Kompass- und sie den Rother-Führer und in beiden ist die Sache etwas unklar (und auch zu kompliziert) beschrieben. Deshalb hier ein Tipp: Man muss schauen, dass man auf die (von oben gesehen) linke Seite des Baches kommt und nach einigen hundert Metern wird dann ein gut ausgetretener Pfad sichtbar. Nach kurzer Zeit teilt er sich und man folgt dem unteren (bzw. rechten) Weg, obwohl dieser erst mal etwas verfallen und morastig daherkommt. Danach keine Orientierungsprobleme mehr. Der Steig durch den Staffelgraben ist an sich nicht schwierig, quert aber mehrmals steil abfallende Hänge, weshalb man schon trittsicher und schwindelfrei sein sollte. Bei trockenen Verhältnissen wie heute würde ich ihn mit T3 bewerten, bei Nässe aber T4 wegen dem dann rutschigen Gras. Der Rest der Wanderung ist sehr einfach (T2).

    Der Staffelgraben ist ja bekannt für den hier häufig anzutreffenden Frauenschuh und in dieser Beziehung hab ich heute auch wieder was gelernt: Man sollte keinesfalls vom Weg in die Wiese zu diesen Pflanzen hinsteigen, um sie zu fotografieren, da dadurch der Boden zu sehr verdichtet wird und das verhindert, dass der "Nachwuchs" austreiben kann, wie mich eine offensichtlich botanisch besser aufgestellte Wanderin freundlich informierte. Es wachsen direkt am Weg aber eh genug der schönen Blumen, sodass man das wirklich nicht machen muss.


    Bilder:


    1: Durch schönen Wald geht es mit Isarblick zum Rißsattel.

    2/3: Liebliche Almwiesen

    4: Staffel von der Lainer Alm

    5/6: Aufstieg zum Staffel

    7: Gipfelblick zum Walchensee

    8: Frauenschuh im Staffelgraben

    9/10: Fern- und Nahblick auf den Staffelbach



    Von Lenggries zum Tegernsee: Der umständliche (aber wohl schönste) Weg


    Ich hab Mittwoch und Donnerstag eine sehr feine Tour mit Biwak-Übernachtung an der herrlich gelegenen Bodigbergalm (in den Blaubergen) gemacht. Los ging es am Lenggrieser Bahnhof und hier gleich eine erste Anmerkung: Ich bin über den Nordanstieg (also nicht vom Schloss Hohenburg aus) auf den Geierstein, wobei dieser aber eigentlich (und auch völlig zurecht) wegen Forstarbeiten im oberen Teil gesperrt ist. Ich kannte den Steig aber noch nicht und bin daher aus Neugier dennoch da hoch, weil ich mir dachte, man wird schon irgendwie vorbeikommen. Das ging auch, indem ich das Holzschlaggebiet weglos weit rechts ausholend umgangen bin. Ist aber meist weglos und der Durchstieg zum Kamm durch steilen Gries am Ende recht ruppig. Kann ich nicht empfehlen.


    Nun die an Gipfeln reiche Route in Stichpunkten.

    Tag 1: Lenggries - Geierstein - Fockenstein - Hirschtalsattel - Kampen-Überschreitung - Seekarkreuz - Schönberg - Röhrlmoosalm - Glashütte - Bodigbergalm

    Anmerkung: Der Anstieg von Glashütte zur Bodigbergalm ist nicht leicht zu finden, da es keine Beschilderung oder Markierung gibt und die Forststraße in der Realität nicht mit der auf meiner Kompass-Karte übereinstimmte. Ich wusste, dass von der Forststraße irgendwann ein Weg abzweigt, aber da kommen in kurzer Zeit mehrere, die sich aber dann im Wald wieder teils verlieren. Nach ein paar Verhauern, bin ich letztlich zufällig beim "Querwaldein-Gehen" auf den richtigen Weg gestoßen. Von Bayerwald/Trifthütte lässt sich die Alm sicher unproblematischer finden.

    Die Bodigbergalm bietet einen ausgesprochen schönen Biwakplatz mit Quelle/Trinkwasser etc. Allerdings ist das vermutlich nur sinnvoll, solange die Kühe noch nicht da oben sind.

    Tag 2: Bodigbergalm - Reitstein - Plattenalm - Platteneck - Schildenstein - Gernalm - Wildbad-Kreuth und mit Bus und Bahn heim.

    Eine der schönsten und einsamsten Touren in den heimischen Bergen mit urigen Wäldern und malerischen Almen! Man könnte natürlich auch noch bis zur Halserspitze weitergehen, aber da fehlte mir gestern wegen eines Termins am Nachmittag die Zeit...

    Der Anstieg zum Reitstein ist nicht ausgeschildert oder markiert, aber nicht zu verfehlen. Beim Übergang vom Reitstein zum Platteneck sind nur Trittspuren zu sehen und über längere Passagen gibt es nicht mal solche. Dennoch (außer bei schlechter Sicht) Orientierung unproblematisch, da man sich einfach an die vielen Grenzsteine halten kann.

    Tipp: Eine Einkehr in der Herzoglichen Fischzucht sei wärmstens empfohlen! Aber nur, wenn man Fisch mag...

    Hinweis: Siebenhütten momentan wegen Umbau geschlossen. Es scheint noch nicht klar zu sein, ob die heuer überhaupt aufmachen.


    Bilder:


    Hier konzentriere ich mich auf Eindrücke aus den Blaubergen, da die Isarwinkler Gipfel eh sattsam bekannt sein dürften.


    1/2: Malerisch: Bodigbergalm

    3: Wichtig beim Biwakieren: Bierkühlung! Und Trinkwasser... Das Tegernseer Hell hat mir übrigens spontan ein junger Bursche am Schönberg geschenkt. Danke nochmal!

    4: Sonnenuntergang

    5: Idealer Schlafplatz: Flach und weich.

    6-8: Herrliche Wälder und schöne Ausblicke rund um den Reitstein.

    9/10: Plattenalm


    Ein Hüttenwochenende mal anders.


    Ich bin am Freitag nach der Skitour auf die Hohe Wand ins Halltal gefahren und mit meiner Freundin, die ich zwischenzeitlich abgeholt hatte, am späten Nachmittag noch zur Bettelwurfhütte hoch, um dort übers Wochenende zu bleiben. Die Hütte öffnet zwar erst am Pfingstsonntag (28.Mai), aber die neuen Hüttenpächter Michael und Katrin sind gute Freunde von uns und so haben wir ihnen dieses Wochenende bei den Vorbereitungen für die Eröffnung geholfen. Dazu später mehr, aber zunächst zu den Tourenverhältnissen: Der Absamer Klettersteig sowie der "Normalweg" vom Bettelwurfbründl sind in gutem Zustand und fast schneefrei es müssen am Normalweg lediglich zwei frische Lawinenkegel überstiegen werden. Der Weg zum/vom Lafatscherjoch (normalerweise der technisch einfachste Zugang zur Hütte) ist zurzeit noch nicht zu empfehlen! Erstens liegt hier viel Schnee, der sehr weich ist, sodass man mühsamst wühlen müsste und zweitens drohen große Lawinen aus den Hängen zwischen Kleinem Bettelwurf und Speckkarspitze, die noch nicht vollständig entladen sind. Überhaupt die Lawinen: Schon eindrucksvoll, wenn man vor der Hütte arbeitet und es dauernd irgendwo poltert, staubt und rutscht... Wobei der Höhenpunkt am Donnerstag und Freitag war, wie Hüttenwirt Michael meinte.

    Kleiner Tipp noch zum Absamer Klettersteig: Genug zu trinken mitnehmen! Der KS ist extrem sonnig und schweißtreibend - fast alle KS-Geher kamen zur Hütte mit den gleichen Bitte: "Kennan mir bei enk insere Floschn auffüllen?" Ja natürlich - und natürlich auch gratis.

    Sehr spannend war es, dabei mitzuhelfen, die Hütte nach der Winterpause wieder auf Vordermann zu bringen, wobei die Arbeiten noch lange nicht abgeschlossen sind. Man hat ja vielleicht die eine oder andere Doku zum Leben von Hüttenwirten gesehen, aber in natura ist das etwas ganz Anderes. Nur ein Beispiel: Die Wasserversorgung ist immer ein großes Thema und im Karwendel noch viel mehr. Die Bettelwurfhütte hat eine Quelle, die einige hundert Meter weit entfernt (und nicht direkt oberhalb) ist. Um das Wasser in der Hütte zum Laufen zu kriegen, muss die Leitung, die nicht immer nur bergab geht, an verschiedenen Stellen entlüftet werden. Diese Stellen lassen sich aber teils nicht so einfach erreichen, sondern liegen an sehr ausgesetzten Punkten, die nur in heikler, brüchiger Kletterei (I-II) im Absturzgelände zu erreichen sind. Ich habe Michael bei dieser Arbeit am Samstag begleitet - Schnee lag da auch noch und machte die Sache noch riskanter... Ein Glück, dass Michael ein erfahrener Kletterer (im Gegensatz zu mir) ist und das Ganze souverän gemeistert hat. Ich wäre da teilweise nicht hingestiegen, wo er locker rüber ist. Er wollte mich sozusagen nur zur Sicherheit als Beobachter dabei haben, falls was passiert (und um zu schauen, ob das mit der Entlüftung funktioniert und das Wasser auch an der nächsten Station ankommt).

    Ansonsten habe ich das Wochenende hauptsächlich mit Malerarbeiten verbracht und bin heute Abend wieder ins Tal, weil morgen leider Arbeit... Ach ja: Mein persönlicher Lerngewinn - Bedienung einer Materialseilbahn! 😃

    Zusatzbonus: Fahrerlaubnis im Halltal - spart 300 Höhenmeter/45 Minuten 😉


    Bilder:


    1/2: Der Normalweg zur Hütte beginnt mit einer steilen, sonnigen Schotterreißen - da ist man froh, sie hinter sich zu haben!

    3: Die beiden Bettelwürfe

    4: Diesen Lawinenkegel quert man etwa 20 Minuten vor der Hütte. Michael hat die Lawine am Donnerstag beobachtet. "Brutal" meinte er: 1000 Höhenmeter Lauflänge...

    5: Vorfreude und Spannung: Wie wird die Saison?

    6: Noch ist viel zu tun!

    7: Der schöne Kachelofen der Hütte - hier hab ich gewirkt...also frisch geweiselt.

    8-10: Lohn der Mühen: Sonniges Brotzeitplatzerl bei fantastischer Aussicht!


    Die Mautstraße zum Schlegeis ist seit gestern geöffnet und das hab ich heut gleich zu einer Tour genutzt. Die Straße öffnet zwar offiziell erst um 7 Uhr, was um diese Jahreszeit für die meisten Touren im Gebiet viel zu spät ist, aber man kann die Ampel selbst per Hand auf grün schalten - der Knopf dafür befindet sich direkt unter der Ampel.

    Die Schneelage ist recht passabel - nur etwa 30 Minuten bis zum Aufschwung vor der Laviz-Alm. Ein Radl lohnt sich - zumindest dieses Wochenende - also noch nicht. Unterhalb von etwa 2400 Metern liegt fast nur der Neuschee der letzten Woche; darüber wird es aber gleich deutlich mehr und auch die Qualität wird besser, da es hier, wenigstens im Aufstieg, trägt. Generell war die Schneequalität heute eher mau, was ich aber auch erwartet hatte, da die Nacht nicht klar war. Vielleicht gibt es in den nächsten Tagen ja mal Firnbedingungen, wohl eher Sonntag als Samstag. Alle Touren im Gebiet des Stauschnees schauen mit mehr oder weniger langen Tragepassagen machbar aus, wobei mir aus der Ferne der Tuxer Riffler von der Schneelage her am lohnendsten erschien.


    Bilder:


    Frühlings Erwachen auf der Sonnenseite der Alpen


    Meine Freundin und ich sind letzte Woche am Dienstag zum Comer See bzw Lago Maggiore gefahren und gestern Abend zurückgekommen. Dieser Beitrag ist jetzt sozusagen ein Sammelbericht über unsere Touren, da es für mich keinen Sinn macht, jede der Wanderungen einzeln darzustellen. Voranstellen werde ich einige grundsätzliche Gedanken und dann kurz die einzelnen Touren beschreiben.

    Allgemeine Verhältnisse: Im Gebiet rund um die beiden großen Seen sind die Berge auch nordseitig schon bis auf 2000 Meter (fast) schneefrei - das heißt: alle gängige Touren sind machbar. Einzige Ausnahme könnte die Grignetta bilden, die am Mittwoch in den obersten Bereichen noch weiß schimmerte. Genaueres weiß ich aber nicht, da wir dort nicht unterwegs waren. Gut möglich, dass die schönen warmen Tage auch dort den Schnee verschwinden haben lassen.

    Zu den Ausgangspunkten der Touren: Für die Tourenplanung habe ich die Rother-Wanderführer "Comer See" (Eugen Hüsler, 2017) und "Lago Maggiore" (Schmidt et.alt., 2017) genutzt und bin gerade bei den angegebenen Ausgangspunkten mit diesen nur sehr mäßig zufrieden. Diese sind dort immer nach dem Motto "so hoch wie möglich" angegeben (ohne tiefergelegene Alternativen aufzuzeigen). Dies bedeutet in der Konsequenz, dass man äußerst serpentinenreiche Bergsträßchen hochfährt, was auch mir, einem leidenschaftlichen Autofahrer, keinen Spaß macht. 30-40 Minuten 1. oder 2. Gang ist halt nicht so geil... Das hat uns auch zu einer Umgestaltung der Planung veranlasst: Ursprünglich wollten wir immer einfach auf den Parkplätzen im Auto schlafen, also "Wildcampen", aber nach der zweiten Serpentinenquälerei am Donnerstag - wenn dir das Navi für 35 Kilometer Strecke zwei Stunden Fahrzeit anzeigt... - sind wir dann doch zu dem Entschluss gekommen, die restlichen Tage auf einem Campingplatz in Maccagno am Lago Maggiore zu verbringen und die Touren von dort aus mit Hilfe der "Öffis" zu starten. Die Öffis sind in diesem Fall übrigens ein Schiff, aber dazu später mehr. Der Campingplatz "Lago Camp" ist sehr zu empfehlen!

    Wichtig zu erwähnen ist noch, dass die Wahl eines niedrigeren Ausgangspunkts nicht heißt, dass man auf der Teerstraße zum obersten Parkplatz gehen muss, sondern es gibt schöne Steige, die vom letzten Ort durch die Wälder bis zum PP führen. Ich gebe diese Orte im Folgenden auch an (betrifft die ersten beiden Touren). Allerdings sind dann halt 400-700 Höhenmeter mehr zu absolvieren!


    Mittwoch: Monte Bregagno (2107m) und Monte Grona (1736m)

    Route: PP oberhalb von Breglia auf 1080m - San Amate - Monte Bregagno - San Amate - Monte Grona - Via panoramico - Rifugio Menaggio - PP

    Charakter: Bis auf den Abstieg vom Monte Grona über den Panorama-Weg (T3-4) sehr einfach (T2). Ab San Amate ungemein aussichtsreich mit Blick zu den 4000ern des Wallis und des Berner Oberlands (Monte Rosa, Mischabel-Gruppe, Finsteraarhorn, Mönch usw.). Der Monte Bregagno ist wohl einer der besten Aussichtsberge überhaupt!

    Alternativer Ausgangspunkt: Breglia (750m). Der PP, wo wir los sind (kostenlos), liegt auf 1080 Metern; wir haben dort zwei Mal übernachtet (nach der langen Anfahrt am Dienstag und nach der Tour nochmal). Guter Übernachtungsplatz!

    Besonders war übrigens die Fahrt durch den Ort Breglia am Dienstag: Es war schon dunkel und ganze Herden von Hirschen und Wildschweinen waren im Dorf unterwegs. Toll!


    Donnerstag: Poncione di Breno (1654m), Monte Lema (1620), Moncucco (1517)

    Route: PP (Rifugio Campiglio) - Madonna della Guardia (eine wunderschöne Kapelle) - Poncione - Monte Lema - Moncucco - Alpe Fontana - Alpe Dumenza - PP

    Charakter: Wunderschöne, sehr einfach Wanderung (T2/3). Obacht: Der Weg vom Moncucco zur Fontana-Alm ist nicht ausgeschildert und nur schwer zu sehen und nicht ausgeschildert. An einer Art Markierungsstein geht es rechts hinab zum Wald, wo dann erste Markierungen auftauchen. Diesen Weg sollte man aber nicht verpassen, da er sehr besonders ist: Weiter unten wird daraus ein Hohlweg, in dem man durch knietiefes Buchenlaub watet. Hab ich so noch nicht erlebt - herrlich!

    Alternativer Ausgangspunkt: Curiglia (670 Meter) oder schon das noch tiefer gelegene Dumenza. Vor dem Rifugio Campiglio (1157m) als PP kann ich nur warnen! Wir hatten das Glück, dass zurzeit noch fast nichts los ist und wir somit kurz vor dem Rifugio am Straßenrand parken konnten (max für 10 Autos Platz, kostenlos). Das Rifugio selbst hat auch einen PP, aber der ist nur für Gäste und auch sehr klein. Ich kann mir vorstellen, was für ein Chaos im Sommer zu italienischen Ferienzeit auf der steilen Zufahrtsstraße herrschen muss, die zu schmal ist, um deren Rand zuzuparken... Und wenden kann man auch nur sehr sehr schlecht...

    Anmerkung: Der von der Schweizer Seite seilbahnerschlossene Gipfel des Monte Lema ist bautechnisch von erlesener Hässlichkeit; sonst ist die Tour aber wirklich unwirklich schön.


    Nach dieser Tour sind wir auf den angesprochenen Campingplatz am Lago Maggiore gefahren, der direkt am See liegt. Maccagno selbst hat nicht übermäßig attraktive Wanderungen zu bieten, das am See gegenüberliegende Cannobio, dafür umso mehr. Welch Glück, dass man dorthin mit dem Schiff fahren kann (7 Euro andata e ritorno pro Person). Cannobio selbst ist ungemein hübsch und pittoresk! Umso schöner, dass man bei den Wanderungen zunächst einmal durch die ganze Stadt mit ihren blumenreichen Gärten schlendert!


    Freitag: Monte Giove (1294m), Monte Faierone (1706m), Monte Fronzina (1699m)

    Route: Maccagno - Schiff - Cannobio - Sant Agata - Alpe Biessen (verfallen) - Alpe Rombiago - Faierone - Fronzina - Faierone - Rombiago - Monte Giove - Marcalone (tolle Einkehr im Agrotourismo) - Sant Agata - Cannobio - Schiff - Maccagno

    Charakter: Einfache, aber lange Tour: T2-3; nur Aufstieg zu Fronzina T4 mit kurzen Sicherungen.

    Anmerkung: Mit dem niedrigen Ausgangspunkt (220 Meter) kommen natürlich mit Gegenanstiegen fast 2000 Höhenmeter zusammen. Mein ursprünglicher Plan (ich war an dem Tag allein ohne meine Freundin unterwegs) war, vom Monte Faierone über den in den Wanderschildern in Cannobio eingezeichneten Weg S4, der vom Faierone in einer Rundtour nach Cannobio zurückführen sollte, abzusteigen, doch ließ sich dieser Weg auch mit hartnäckiger Suche nicht finden. Ich bin vom Faierone bis in den Sattel zum Fronzina und auch noch diesen hochgestiegen, doch war da keine Markierung, kein Schild und auch kein deutlicher Pfad, der die inaugurierte Route erkenntlich gemacht hätte. Also wieder am Abstiegsweg runter.

    Grundsätzlich wäre aber auch ein Weiterweg auf den Monte Limidario (2186m) möglich, aber das hätte ich in dem von der Schifffahrt vorgegebenen Zeitfenster nicht geschafft (beträgt nur 11 Stunden zwischen 8 und 19 Uhr).

    Diese Tour ist in jeder Hinsicht empfehlenswert: Herrliche Wanderung durch verschiedene Vegetationsstufen, die malerische Alpe Rombiago mit ihrem Birkenhain, das gewaltige Panorama, das Kleindorf Marcalona, die Kirche Sant Agata, die... Einfach machen!

    Exkurs: Auf der Tour durchquert man im Bereich der (schon lange verfallenen) Alpe Biessen ein Waldbrandgebiet. In den Außenbereichen des Brandes ist auffällig, dass etwa die Hälfte der Bäume trotz der offensichtlichen Brandschäden wieder austreiben (immer dann, wenn die Rinde der Hitze Stand gehalten hat und nicht geplatzt ist). In der Kernzone hingegen stehen die Baumskelette nackt da; allerdings schlagen dort von der Wurzel der beschädigten Bäume her bereits neue Triebe aus - und zwar bei jedem Baum! Das heißt, dass der Waldbrand letztlich keinen einzigen Baum wirklich "getötet" hat! Natürlich handelt es sich hier ausschließlich um Laubbäume, da Nadelbäume nicht über die Fähigkeit verfügen, vom Stamm her nochmals neu auszuschlagen. Es werden im Gebiet auch keine Maßnahmen ergriffen, die "toten" Baumstämme abzutransportieren, und das ist in meinen Augen gut so: Was Blöderes, als nach einen Waldbrand oder auch nach einem Sturm mit dem Harvester die toten Bäume aus dem Wald zu holen kann es doch nicht geben. Wen das Thema Wald noch mehr interessiert, dem seien die Bücher von Peter Wohlleben empfohlen.


    Samstag: Monte Carza (1116m)

    Route: Erst wieder mim Schiff nach Cannobio - Orrido di Sant Anna (unglaublich beeindruckender Schluchtdurchbruch, muss man gesehen haben!) - Monti Pianoni (malerisch ist für diese gewaltig schöne Bergsiedlung mit quiriligem Bach noch milde ausgedrückt) - Alpe Gallona (verfallen) - Pro Retond - Monte Carza - Pro Retond - Cannobio.

    Hinweis: Eigentlich ist die ganze Route (max. T3 und das nur kurz) gut markiert und ausgeschildert, nur an der entscheidenden Stelle nicht - vor dem Aufstieg zur Alpe Gallona überquert man mehrere Schluchten und kommt dann zu einem leeren Schilderbaum (also ohne Schilder). Die Markierungen scheinen (scheinen, weil ein alter Baumstumpf samt Markierung wohl in den Hang hinuntergefallen ist) nach unten zu weisen. Zudem weisen Pfeile an einem Baum ebenfalls nach unten. UNSINN! Der Pfad geht erst einmal gerade weiter, doch auch der ist der falsche! Es geht tatsächlich nach oben durch eine die Markierungen überdeckende Laubschicht. Ich hab hier eine Stunde lang den richtigen Weg gesucht...

    Geht man die Tour anders herum, was ich empfehlen würde, da man dann den Orrido di Sant Anna mit Restaurant und Badeplatz am Ende hat, gibt es diese Schwierigkeit nicht.


    Sonntag: Sassariente (1767m)

    Diese Tour müsste streng genommen in der Rubrik "Schweiz" erscheinen, aber ich nehm mir die Freiheit, sie in diesem Beitrag einfließen zu lassen.

    Ausgangspunkt: Monti di Motti (wunderschöner Weiler mit Gaststätte und herrlichem Ausblick); Zufahrt auf enger Bergstraße; alternative Ausgangspunkte auch nur mit ähnlichem Aufwand zu erreichen.

    Route: PP - Alpe Foppiana - Sassariente und auf dem gleichen Weg zurück.





    Bilder:


    1/2: Hoch über dem Comer See am Monte Grona


    3/4: Traumwandeln in Buchenwäldern: Monte Lema


    5: Sant Agata

    6: Rombiago


    7/8 Wie wunderschön ist doch der südliche Frühling!


    9: Kirschblüte


    10: ...

    Ein schönes Wochenende auf der Winnebachseehütte

    Bei der in der letzten Woche ständig wechselnden Wettervorhersage war die Tourenplanung gar nicht so einfach. Eigentlich hätten wir gerne im Ötztal hoch hinaus gewollt (Similaunhütte), doch die unsichere Prognose ließ uns am Freitag Abend davon Abstand nehmen und lieber die Winnebachseehütte (im Folgenden WBS) als sicheren Hafen ansteuern, bevor wir auf einem der großen Ötztaler Gletscher in den Wolken herumtappen...


    Ein kurzer Anruf dort sicherte uns Schlafplätze (auf der Similiaun hatten wir übrigens zuvor auch nicht reserviert - also niemand anders einen Platz weggenommen). Der Wirt schlug uns vor, unsere Ski, die Rucksäcke und die Skischuhe mit der Materialseilbahn hochfahren zu lassen und mit Wanderschuhen auf dem Sommerweg aufzusteigen, was wir auch gemacht haben. Sehr gute Entscheidung! So entspannt gewichtsbefreit kommt man in der Skitourenzeit selten auf eine Hütte. Extrakosten wurden dafür übrigens nicht berechnet, was einen weiteren Pluspunkt für die WBS darstellt, die ich ja bei meinem Bericht vor einigen Wochen schon sehr gelobt habe. Es bliebt dabei: Schöne Hütte, tolles Personal, gutes Essen! Auch meine Begleiter sind der gleichen Meinung.

    Nun aber zu den Touren:

    Samstag

    Der Anstieg zur Hütte erfolgte wie gesagt zu Fuß, der Weg ist bis zur Winnebach-Alm (2100m) schneefrei. Danach guter Stapfschnee (aber nur morgens!), wobei auch ein größerer frischer Nassschneelawinenkegel, den die Hänge des Gänsekragens entsendet hatten, überwunden werden musste.

    An der Hütte wurde dann das Skimaterial angelegt und wir folgten einer Spur zum Bachfallenkogel. Wir sind bis zum Ende des kleinen Gletschers aufgestiegen (etwa 3060m, Gipfel nicht gemacht). Der Schnee war dann mittags schon sehr feucht, ließ sich aber so gut fahren, dass wir die obersten 400 Höhenmeter gleich nochmal hoch sind. Oberhalb von 2500 Metern hatte es sicher 30-50cm Neuschnee, aber um da am Samstag noch Pulver abzustauben, hätte man einfach ganz früh dran sein müssen. Die Route zur Kühlehnkarscharte war nicht gespurt und ich hatte bei dem schweren Schnee auch keine Ambitionen, da hochzugehen, da bei dem flachen Gelände am Bachfallenferner auch keine anständige Abfahrt rausgesprungen wäre... Insgesamt brauchbares, wolkiges Wetter mit guten Sichten, aber sehr schwül.

    Sonntag = Sahnetag


    Nun hing natürlich alles von einer einigermaßen kalten Strahlungsnacht ab. Morgens -2 Grad und ein wolkenloser Himmel - nichts wie los zum Breiten Grieskogel! Über griffigen Harsch (mit leichter Pulverauflage ab 2800 Metern, die wohl von einer nebeligen Periode in der Nacht herrührte) spurte ich hoch zum Gipfel, wobei ich ab Beginn der steileren Passagen (2700m) Harscheisen einsetzte. Die mir Nachfolgenden brauchten selbige nicht mehr. Vielleicht wäre es auch ganz ohne gegangen, aber mir ist die anstrengende Herumtreterei an der Grenze zum Abrutschen einfach zu blöd...

    Ich war ja schon öfter auf dem Grieskogel, aber selten war der Anstieg so eindrucksvoll, da von allen Seiten die Wolken an die Stubaier andrängten - Karwendel unsichtbar, das Zuckerhütl hält die von den Dolomiten her anschiebenden Schleier ebenso ab, wie es die Wildspitze weiter westlich tut. Und dann sitz ich da erst mal 10 Minuten allein am Gipfel und kann mir das alles anschauen. Das ist Glück.

    Wir (das sind Claudia, Herbert und ich) sind erst mal um 9:30 den Grieskogelferner genussvoll abgefahren (bis 2800), um dann nochmal hochzugehen. Herbert hat sich dann "geopfert", zur Winnebachseehütte abzufahren und von dort nach Gries hinunterzustapfen, wo ja mein Auto stand, damit Claudia und ich die Abfahrt vom Grieskogel über das Grastal nach Niederthai machen können. Über diese Abfahrt hatte ich ja letztens schon geschwärmt und auch heute enttäuschte sie uns nicht. Einfach wow! Beginn der Abfahrt um 11 Uhr.

    Hier ist im Frühjahr gutes Zeitmanagement essentiell, um sicher unterwegs zu sein! Nach der entspannten Fahrt über den behäbigen Grastalferner geht es nämlich über mehr als 300 Höhenmeter bis zum Grastalsee (ca 2500m) durch eine enge, südwestexponierte Rinne. Die Gefahr, dabei selbst ein Schneebrett auszulösen, ist marginal, aber die Route ist sehr stark durch Lawinen/Schneerutsche sowie Steinschlag aus den steilen Flanken bedroht, wenn man zu spät dran ist. Bei uns war heute noch alles bockhart, aber auf den Bildern sieht man die Schneerutsche von gestern, bei denen man nicht gerne dabei gewesen wäre...

    Unterhalb des Grastalsees genialer Firn, der im Talgrund ab 2100 Metern aber zu Faulschnee wurde. Am Ende 30 Minuten Skitragen bis Niederthai.

    Grundsätzliches: Die meisten Hütten schließen jetzt am 1. Mai (WBS, Amberger, Franz Senn, Martin Busch, Similaun etc.), aber die Hochtourenverhältnisse sind von der Schneehöhe her oft noch sehr gut (siehe auch Beitrag von Kormoran). Zwar findet man eine geschlossene Schneedecke meist erst ab 2000 Metern, aber oberhalb von 2500 war die Schneelage wohl den ganzen Winter noch nie so gut wie jetzt - ist eigentlich normal, aber vielleicht wird das in Zeiten allgegenwärtiger Klimatrompeterei gerne vergessen... Die Ski müssen noch nicht in den Keller!


    Bilder:


    1: Übersteigung des Lawinenkegels am Weg zur Hütte.

    2: Bachfallenkopf


    3: Breiter Grieskogel

    4: Beim zweiten Aufstieg dorthin.


    Grastal-Abfahrt

    5: Dieser herrliche Moment: Jetzt geht es los (und gleichzeitig die Zweifel, ob es passt.)

    6/7: Genialer Firn am Grastalferner

    8/9: In der Rinne - da muss das Timing passen! Die Lawinenbollern sind von gestern.

    10: Freude nach einer spannenden Abfahrt.


    Ursprünglich hatte ich heute eine etwas längere/ambitioniertere Tour geplant, doch erstens verzögerte sich die Anfahrt ins Sellrain wegen Blockabfertigung und Stau ziemlich und zweitens war schon von weitem zu erkennen, dass der Wetterbericht mal wieder kräftig daneben gelangt hatte - dieses Mal bezüglich der Schneefallgrenze, die aber ja nur 1000Meter höher lag als angekündigt (bei fast 2500m), aber was soll's... Ich vertu mich ja auch gern bei den Gipfelhöhen und eigentlich war ich so gesehen heute am Großglockner...

    Wegen der zu erwartenden schlechten Schneeverhältnisse und evtl Gefahr von Nassschneelawinen habe ich dann die Sicherheitsvariante Lampsenspitze gemacht. Zunächst etwa 20 Minuten Skitragen (Zischgeles geht noch vom PP weg mit Ski). Danach schöner Aufstieg und recht passable Abfahrt (grobkörniger Nassschnee). Komplett allein unterwegs.

    Prognose: Puh...der Wetterbericht ändert sich jeden Tag komplett (, um dann doch anscheinend nie zu stimmen,), aber oberhalb von 2000 liegt noch ziemlich viel Schnee.



    Und: Jonas, du hast recht: Gestern in der Früh gab es noch super Pulver in den Tuxern! 😉

    Allgemeines zu Hochfügen: Forststraße muss vermutlich bald bis Pfundsalm getragen werden; oberhalb von 2000 noch gute Schneedecke. In meinen Augen aber nur noch Kraxentrager, Kleiner Gilfert und Rosskogel lohnend. Auch die Tour auf den "echten" Gilfert ist noch möglich, sofern einen die umgeackerte Piste im unteren Teil nicht stört.


    Bilder:


    1: Skitragen bis zur großen Zirbe

    2: Gute Schneelage im Hang vor dem Skidepot

    3: Blick vom Depot ins Gleirschtal (= Tourengebiet Pforzheimer Hütte)

    4: Gipfelhang gewohnt abgeblasen

    5: Die Koglhütte ist ein super Rastplatz mit tollem Blick auf die Hohe Villerspitze

    6: Beginn des Zischgeles-Anstiegs


    7/8: Edelpulver Mittwoch morgen am Kraxentrager (Hochfügen). Vielleicht der letzte dieses Jahr??


    Route => Hoher Sonnblick Skitour

    Wahrscheinlich ist es nach dem gestrigen Bericht wenig überraschend, dass wir heute auf dem Sonnblick waren. Die vielen Tourengeher von gestern waren allerdings heute nicht am Start: Um halb 7 gähnende Leere am PP. Mag wohl an der schlechten Wetter- und Lawinenprognose gelegen haben, aber schon seit längerer Zeit scheint es ja oft mit dem Wetterbericht so zu sein wie mit dem Wahlkampfprogramm von Parteien: Wenn man vom Gegenteil des Gesagten ausgeht, liegt man meistens gar nicht so verkehrt...

    Die Wettervorhersage: Die ganze Nacht bewölkt, Gipfel schon am Morgen im Wolken und bald Niederschlag. Analog dazu warnte der auf dieser Prognose fußende LLB (3er oberhalb von 2200 Metern) wegen der fehlenden nächtlichen Abstrahlung vor potentiell großen Nassschneelawinen schon am Vormittag. Um ehrlich zu sein, habe ich dieser Prognose schon gestern Abend wenig Vertrauen geschenkt, weil es eine sternenklare Nacht war (wir haben in Taxenbach übernachtet) und als heute Morgen der Himmel noch schön blau war, haben wir uns auf den Weg nach Kolm-Saigurn gemacht. Letztlich war es bei leichtem Föhn etwas wolkig, aber schön und erst als wir gegen 11 den Gipfel erreicht haben, hat es langsam angefangen, zuzuziehen. Die Scheedecke war zwar nicht bockhart durchgefroren, aber doch so kompakt, dass keine Lawinengefahr bestand. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit, war der Schnee eher sulzig als firnig, aber unproblematisch zu fahren. Am schönsten war das letzte Stück auf der "Bobbahn" durch den steilen Wald. Aufstieg: PP - Naturfreundehaus ("Sonnblickbasis", am besten auf der geräumten Zufahrt Ski tragen) - Schutzhütte Neubau - bis kurz unter die Rojacher Hütte - rüber zum Gletscher und über diesen zum Gipfel. Abfahrt über die komplette Gletscher-Route.

    Subjektiver Vergleich Hocharn/Sonnblick: Während der Hocharn für mich eindeutig der bessere Skiberg ist, finde ich die Route auf den Sonnblick landschaftlich schöner und abwechslungsreicher. Beide Touren gehören aber eigentlich eh in jedes etwas ambitioniertere Tourenbuch... In meinem stehen sie jedenfalls jetzt endlich drin!


    Bilder:


    1-4: In dichtem Nebel steigen wir bei einsetzendem Niederschlag empor. Lasst euch von dem blauen Himmel nicht täuschen! 😉

    5/6: Gipfelhang und Zittelhaus

    7-9: Die Abfahrt während des zusammenbrechenden Föhns ist ein eindrucksvolles Naturerlebnis!


    Route => Skitour Hocharn

    Nun weiß ich, wo all die Tourengeher hin sind, nach denen Jonas letztens fragte: Ein großer Teil von ihnen ist jedenfalls heute nach Kolm-Saigurn gepilgert und entweder auf den Hocharn oder den Sonnblick. Um kurz vor 7 war der PP schon fast komplett belegt.

    Wir sind auf der üblichen Route zum Hocharn. Sehr gute Verhältnisse im Aufstieg - keine Harscheisen nötig und auch die Abfahrt war einfach Klasse: Am Gletscher(rest) Pulver und unterhalb Firn, der je nach Feinexposition aber auch schon in Sulz übergehen konnte.

    Beginn der Abfahrt um 10.45 etwas auf der späten Seite, aber noch gut. Ideal wäre heute 10 Uhr gewesen.

    Der 3er oberhalb von 2200 Metern im Salzburger LLB war auf dieser Route heute nicht wirklich nachvollziehbar: Klassische Frühjahrssituation nach klarer Strahlungsnacht.

    Fazit: Super Tag, feine Tour!


    Bilder:


    1-5: Anstieg in herrlich winterlichem Ambiente.

    6: Der Hillary-Step.

    7: Gipfelpanorama Richtung Großglockner

    8-10: Eine superfeine Abfahrt!


    Kleine Aktualisierung zum Bericht vom Wochenende: Verhältnisse eher schlechter.

    Eigentlich wollte ich heute zum Kleinen Gilfert, aber da das Wetter viel besser (und damit wärmer) war als gedacht/vorhergesagt, bin ich wieder zum Kraxentrager, in der Hoffnung auf besseren Schnee dort als am ostexponierten Kleinen G.

    Letztlich schaut es so aus: Bis etwa 2000 Meter ist der Schnee vom Wochenende schon wieder weggetaut (Vorteil: man sieht die Steine jetzt und kann die Ski schonen) und es ist nur eine dünne, komplett durchfeuchtete Altschneedecke vorhanden, auf die es letzte Nacht 5-10cm geschneit hat. Oberhalb 2000 Meter auch nicht mehr Neuschnee, aber recht kompakte Unterlage.

    Abfahrt im Pappschnee gut machbar, aber natürlich eher nicht so der Oberhammer. Los war nichts, ich durfte selbst spuren.

    Prognose: Kurzfristig kann man mit etwas Wetterglück und gutem Timing im Hochfügener Gebiet am Wochenende vielleicht Firn genießen. Ansonsten ist fraglich, wie lange die Forststraße zur Pfundsalm noch Schnee hat. (Ich würde sagen, mehr als 2-3 Tage bei warmen Temperaturen hält sie nicht mehr aus.) Aber evtl kommt ja nächste Woche nochmal ein Schwung Schnee.

    Info für Pistengeher: Die Pisten sind mittlerweile fast vollständig aufgebrochen worden.


    Bilder gibt's heute keine, da die auch nicht viel anders aussehen als am Samstag.

    Bei dem mäßigen Wetter und gleichzeitig LWS 3 über der Waldgrenze, haben wir heute eine uns gut bekannte und bei Ortskenntnis auch lawinentechnisch machbare Tour ausgeführt. Zunächst ging es über den westseitigen Aufstieg zum Kraxentrager ("Canyon-Route" nenn ich die persönlich immer). Bis etwa 2100 Meter war im Neuschnee etwa 10cm unter der Oberfläche eine harschige Schicht (wohl Folge unterschiedlicher Temperaturen während des Schneefalls), was in der Abfahrt dann Betonschnee bedeutete. Weiter oben aber super Pulver. Insgesamt würde ich die Neuschneemenge auf deutlich über 50cm schätzen.

    Anschließend ging es noch auf der üblichen Route zum Marchkopf. Insgesamt passable Wetter- und Sichtverhältnisse. Los war gar nichts - vielleicht 15-20 Leute im Gebiet unterwegs.

    Prognose für morgen schwierig, da unklar, wie viel Schnee über Nacht kommt und bei welchen Temperaturen er fällt.

    Grundsätzlich wird es in Hochfügen (Skigebiet hat morgen letzten Tag offen) schon noch ein bisserl gehen - die Forststraße zur Pfundsalm hat erstmal wieder genug Schnee.


    Bilder:


    Ostern auf der Winnebachseehütte - Was für ein Skifest!


    Dem aufmerksamen Leser wird sicher schon aufgefallen sein, dass Niederthai nicht unbedingt der klassische Ausgangspunkt für die Winnebachseehütte (im Folgenden WBS) ist, doch hatte ich eine zweitägige Rundtour im Sinn, wobei ich aber vorher nicht wusste, ob das aufgeht: Aufstieg durchs Zwieselbachtal, Abfahrt übers Grastal und zwischendrin ein paar Schmankerl im Umkreis der WBS mitnehmen. Vorab: Ist voll aufgegangen - und wie!

    Ostersonntag:

    Dabei ging es sehr zäh - um es milde auszudrücken - los. Vom PP erst mal 40 Minuten Ski tragen und dann auf dünnster Unterlage zur bereits geschlossenen Schweinfurter Hütte und das sehr sehr lange Zwieselbachtal hoch zum gleichnamigen Joch. Dieses schöne Tal hatte ich ganz für mich allein; das bedeutet natürlich Spuren, was aber in 10-15 cm Pulverschnee (bei allgemein hier sehr mauer Schneelage) auch gar nicht schlimm gewesen wäre, wäre es nicht etwa 10 Grad wärmer gewesen als angesagt. So hat es gestollt vom anderen Stern, aber nicht am Fell, sondern auf dem Ski: Schnee schmilzt auf dem Ski und der kältere Pulverschnee setzt sich dann gleich fest. Gegen so was hilft auch häufiges Abwischen nichts, sondern nur Daheimbleiben. Ab dem Zwieselbachjoch konnte ich dann eine von der WBS her angelegte Spur zum Breiten Grieskogel nutzen, die ein tschechischer Kollege allerdings so unnötig steil angelegt hatte, dass man sich nur denkt "Ja, spinnt da Beppi". Ohne die hinter mir liegende Zwieselbach-Tortour hätte ich eine neue angelegt, aber lieber steil in der Spur als in über 50cm Pulver selber pflügen... Am Gipfel hatte die Qual dann nach gut 5:30h ein Ende und es begann der genussreiche Teil der Unternehmung: Die Abfahrt über den Gletscher (ost bis nordost) wartete mit so erlesenem Pulver (die Fachleute vom LLB nennen das gerne "Wildschnee") auf, dass ich doch tatsächlich nochmal über die steile Tschechen-Spur hoch bin, um die Flocken stauben zu lassen. Die Abfahrt vom Gletscherende bis zur WBS ist südexponiert und war von leicht harschigem, aber gut fahrbarem Schnee geprägt.

    Ostermontag:

    Ich bin nach dem Frühstück erst einmal von der WBS Richtung Süden (also in Nordhänge hinein) zum Bachfallenferner auf einer vorhandenen Spur gestartet. Schnell fiel mir auf, dass seit dem letzten Schneefall noch niemand auf die Idee gekommen war, zum Bachfallenkopf aufzusteigen und so zweigte ich beim See vor dem Gletscher nach links ab, um dort hinaufzuspuren. Wie schön es sich doch in fluffigem Pulver spurt, wenn es nicht stollt... Ich bin auf dem kleinen Gletscher des Bachfallenkopfs so hoch wie möglich (ca 3100 Meter) und habe auf den Gipfel verzichtet (heikle IIer-Kletterei laut Führerliteratur). Die Abfahrt war schlicht ein Gedicht in 30-35 Grad-Gelände bei 50cm Pulver. Am See habe ich wieder aufgefellt und bin über den meist flachen Bachfallenferner zur Kühlehnkarscharte. Die Abfahrt über den breiten Gletscher ist nett, aber auch nicht mehr. Unterhalb des Sees am Vormittag noch recht harschig.

    Kurz vor Mittag war ich wieder bei der WBS und machte mich sogleich an den mittlerweile natürlich sehr sonnigen Anstieg zum Breiten Grieskogel, um zum Eigentlichen zu kommen: Das, worum sich meine Tourenplanung drehte, war nämlich die Abfahrt vom Grieskogel über das Grastal. Um diese Abfahrt ging es mir. Am Sonntag waren auf dieser Route noch keine Spuren und es war für mich völlig unklar, ob es überhaupt sinnvoll ist, hier abzufahren. Der Hüttenwirt meinte dann, dass es gehen müsste, aber evtl mit langer Tragestrecke unten raus. Ich hatte dann schon heute Vormittag entschieden, diese Variante zu wagen, als ich im Aufstieg zum Breiten Grieskogel kurz vor dem Gipfel sah, dass zwei Kollegen über das Grastal aufgestiegen und wieder abgefahren waren - Jackpot! Denn so blieb mir die Orientierung in unbekanntem Gelände erspart. Die Abfahrt selbst ist skifahrerisch wie landschaftlich ein absoluter Hammer: Zunächst schwingt man über den gemächlichen Grastalferner pulvrig hinunter, bevor es in eine (heute um 15 Uhr firnig-sulzige) über 300 Höhenmeter enge Rinne (35-40 Grad) geht. Diese Rinne ist südwest ausgerichtet und hat zwischendrin sehr sehr wenig Schnee - Steinkontakt unvermeidlich. Unterhalb des Grastalsees, wo die Exposition auf Nord dreht, herrliche Bedingungen mit perfektem Firn auf hartem Deckel - man kommt ohne Abschnallen bis zum sogenannten Grasfeld und kann auch danach noch ein bisserl weiterstopseln. Die letzten 15 Minuten aber auf jeden Fall zu Fuß mit Skiern am Rucksack.

    Sonstiges:

    1) Anstieg von Gries im Ötztal zur WBS etwa 30-45 Minuten Skitragen (laut Aussagen anderer Tourengeher).

    2) Seeblaskogel-Südabfahrt (attraktiverer Übergang vom Westfalenhaus als das Winnebachjoch): Wenig, aber ausreichend Schnee; braucht viel Glück beim Firnzeitpunkt, mittlerweile völlig von Lockerschnee"lawinen" überspült.


    Winnebachseehütte - Potential zur Lieblingshütte

    Ich habe schon öfter im Winterraum der Hütte übernachtet und nun zum ersten Mal die Vorzüge ihrer Bewirtschaftung genossen. Ich bin mehr als begeistert von dem wunderbaren Umgang des Personals mit den Gästen - herzlicher kann es nicht sein! Das Essen ist qualitiativ hochwertig, die Stube griabig und die Betten gemütlich. Kann ich nur nachdrücklich empfehlen!



    Bilder:


    Die Leiden des "jungen" Skitourengehers

    1: Weit und flach geht´s im Zwieselbachtal hinter...

    2: Elendig steil hat der liebe Andrej aus der CR zum Breiten Grieskogel gespurt.



    3-5: Am Bachfallenkopf

    6: Bachfallenferner Richtung Kühlehnkarscharte

    7: Der Breite Grieskogel ist einer der großartigsten Panoramaberge: Vom Glockner zum Ortler, von der Zugspitze zur Bernina, von den Dolomiten bis ins Bayerische Alpenvorland, von Klaus Schwab zu Bill Gates - Finde das Nicht-Passende

    8-10: Impressionen von der Abfahrt im Grastal.




    Nach gemütlichem Einlaufen ging es in der Unteren Zwing mehr zur Sache als ich gedacht hätte. Sehr hart, wenig Schnee, viel Bach, Harscheisen Pflicht. Da hab ich einen klassischen Fehler gemacht und nicht an einer geeigneten Stelle die Ski abgeschnallt, sondern knapp über dem Bach an einer eisigen Stelle... Ein Kollege mit Steigeisen hat mir dann geholfen, in dieser blöden Position die Ski an den Rucksack zu schnallen. Vielen Dank nochmal dafür!

    Ansonsten aber sehr gute Verhältnisse! Man kann mit Ski auf den Gipfel. Zunächst bin ich auf der Anstiegsroute bis etwa 2650 Meter abgefahren (schöner Pulver, aber natürlich schon etwas verspurt) und anschließend noch auf die Weitkarspitze. Von dort spektakuläre Abfahrt über teils wirklich steile Hänge. Man trifft beim Flachstück oberhalb der Unteren Zwing wieder auf den Normalweg. Schnee: Wechsel zwischen Pulver und Firn.

    Der schöne Tag wurde mit einer Einkehr im Forellenhof abgerundet - sehr zu empfehlen!


    Bilder:


    1: Untere Zwing

    2: Die Obere ist unproblematisch.

    3: Do gfreit ma si doch scho aufs Obifahn!

    4: Gipfelpanorama

    5: Pulver am Krapessferner

    6: Gipfelflanke Weitkarspitze

    7-9: Die herrliche Abfahrt

    10: Blick vom Biergarten des Forellenhofs