Eine Traumrunde in völliger Abgeschiedenheit.
Vorbemerkung: Das ist ein sehr langer Artikel. Da ich davon ausgehe, dass die beschriebene Bergregion den meisten Lesern völlig unbekannt ist und sie in der deutschsprachigen Führerliteratur kaum vorkommt, will ich eine möglichst hilfreiche Beschreibung liefern. Ich bin auch zum ersten Mal in der Region und habe die Tour größtenteils über Karte und "Dolomiten 8" von Franz Hauleitner (Rother) geplant.
In den letzten beiden Tagen habe ich die Cimonega-Traverse mit einigen Zusatzgipfeln und Übernachtung im Bivacco Feltre Walter Bodo gemacht - eine wunderschöne Tour, die ich in völliger Einsamkeit genießen durfte: ich habe in den zwei Tage tatsächlich keinen anderen Wanderer getroffen. Als Bürgschaft dafür, dass dieser Umstand nicht einem glücklichen Zufall entspringt, sondern eher die Regel sein dürfte, steht mir der Zustand der Wege vor allem im östlichen Teil der Traversata, die zwar markiert, aber so zugewachsen sind, dass wohl kaum 50 Leute im Jahr sich da hin verirren. Keine Ahnung,
warum das so ist, gibt es doch mit Feltre und Belluno größere Orte in unmittelbarer Nähe. Mir soll's aber recht sein. Der westliche Abschnitt wird normalerweise als Teil des Dolomiten-Höhenwegs 2 deutlich stärker frequentiert, was auch der Wegzustand zeigt.
Nun zur Route:
Tag1: Vom PP zunächst am Lago della Stua vorbei und dann rechts über eine Brücke und für lange Zeit ziemlich steil über eine Forststraße durch schönen Buchenwald aber ohne Aussicht höher, bis ein Schild einen auf einen Pfad zur Malga (=Alm) Erera leitet. Dieser Pfad führt recht lang durch einen Graben, bis er unvermittelt in die gigantische Hochfläche der Pian Eterni (=ewige Ebene) mündet. Ein echtes Wow-Erlebnis! Nun zur Alm, wo ein Schild links zur Forcella dell Uomo leitet. Von dieser dann über steil abfallende Grashänge hinüber zur ungemein malerischen Hochebene der Casera Cimonega (90 Minuten) und von dort steil hoch zum Bivacco Feltre-Walter Bodo.
Sollte man zwischendrin das Bedürfnis verspüren, einen Berg zu besteigen, der sicher weniger besucht ist als manch 8000er, so empfehle ich den Monte Brendol: Im Rother-Band Dolomiten 8 beschreibt Franz Hauleitner den Anstieg zwar (er platziert ihn sogar zurecht bei den Top-Touren, weil die Aussicht einfach grandios ist,), aber hilft das nicht viel weiter. Hauleitner spricht nämlich von Steigspuren, die kurz vor der Forcella Uomo von der kleinen Hochebene Pian Laghetti zum Gipfel führen - solche konnte ich nicht erkennen; allenfalls Wildwechsel der großen Steinbock- und Hirschrudel im Gebiet. Dennoch ist die Gipfelbesteigung logisch und einfach - aber nur bei guten Sichtverhältnissen!
Nun zurück zum Bivacco: Da ich dort schon um 15 Uhr ankam, dachte ich mir: Oa Gipfe geht oiwei no und bin auf den Sasso delle Undici (auf Deutsch Elferstein). Dazu geht man fast bis zum Passo Comedon - kurz vorher weisen Steinmänner in die steile Südostflanke; diesen folgt man, kleine Kletterstellen überwindend bis zum Gipfel.
Das Bivacco: Zwei Blechhütten mit insgesamt 20 Schlafplätzen. Kein Ofen, kein Holz; aber Kissen, Decken etc. Sauber Ich war froh,meinen eigenen Schlafsack mitgenommen zu haben.
Tag 2: Im ersten Morgenlicht habe ich den unbeschreiblich schönen Höhenweg über den Col Becchi zum Passo di Mura begangen. Von dort kann man (unmarkiert) über den unscheinbaren Monte Avis die darunter liegende Scharte erreichen. Von dort auf schönem Steig zur mehr als malerisch gelegenen Avis Alm und auf genussreichem Steig ins Tal.
Ich hab aber vom Passo di Mura noch eine äußerst lohnende Schleife eingeflochten, indem ich von dort zum Col San Piero (beschildert und markiert) gegangen bin und von dort aus den Monte Neva bestiegen habe. Dazu muss man wenige Meter vor dem Schild "Col San Piero" rechts auf undeutlichem Pfad abzweigen. Nach etwa 100 Metern wird der Steig aber deutlicher und ist bis zum Gipfel mit Steinmännern markiert.
Generell sind die Gipfelanstiege in der Cimonega-Region nicht markiert/ausgeschildert.
Hinweis: Es gibt auf der ganzen Route unzählige Möglichkeiten, Wasser aufzufüllen: Bäche, Quellen etc - also lieber ein guats Flascherl Wein als zu viel Wasser mitschleppen.
Anforderungen: Geht an sich nicht über T4 hinaus, aber es gibt längere ausgesetzte Passagen auch in steilen Graswiesen, wo man nicht ausrutschen darf. Nur ganz wenige stahlseilversicherte Stellen.
Bilder:
1: Pian Eterni (man sieht hier nur einen ganz kleinen Teil).