Sentiero Bonacossa - Bergtour Sextener Dolomiten

  • Gipfel
    Monte Campedelle
    Höhe
    2346m, der höchste Punkt der Tour ist aber die Forcella Misurina (2395m)
    Gebirge
    Sextener Dolomiten - Cadini-Gruppe
    Art der Tour
    Bergtour
    Datum der Tour
    8. September 2023
    Ausgangspunkt
    PP des Rifugio Fonda Savio etwas unterhalb des Lago di Antorno, kostenlos. Passabler Übernachtungsplatz.
    Gefahreneinschätzung
    mäßig

    Ein gewaltiges Landschaftserlebnis.


    Es ist schon ein ziemlicher Kulturschock, wenn man aus den einsamen Süddolomiten ins Gebiet der Drei Zinnen wechselt. Während es auch im Biote-Tal abseits von Cortina noch beschaulich zugeht und man auf den Touren nur wenig Gleichgesinnte trifft (auch am Antelao waren es vielleicht maximal 10 Leute), sieht man sich rund um den Misurina See mit einer ganzen Armada von Wohnmobil-Schlachtschiffen konfrontiert. Ich würde ihre Zahl auf den Großstellplätzen fast in Richtung 700-1000 schätzen. Ich bin gestern noch zum unscheinbaren PP der Fonda-Savio-Hütte hochgefahren, der kostenlos ist, und hab da im Auto geschlafen. Heute Morgen war es schon ein Spektakel, zu sehen, dass bereits um 7 Uhr der Stau von der Mautstelle (30-45 Euro für die lumpigen 2 Kilometer zur Auronzohütte) bis zum Lago di Antorno reichte. Wie viel billiger und schöner ist es da doch, etwas weiter unten zu starten...

    Ich bin über den See auf einsamen Wegen durch wunderschönen Wald Richtung Auronzohütte gestiegen. Den Trubel dort muss man sich aber nicht geben, da schon weiter unten ein Steig zur Forcella Longeres abzweigt. Zwischen dieser und einem beliebten Foto-Punkt kurz nach dem Monte Campedelle, wo die "Aspiranten" schon brav Schlange standen, teilt man sich den Weg mit den Touris, die teilweise spektakulär ausgerüstet sind. Ein junges italienisches Pärchen hatte neben den obligatorischen Handys eine drei Meter (!) lange "Selfie-Angel" sowie eine Spiegelreflex-Kamera dabei. Als sie auch noch ihre Drohne gestartet haben, hab ich mich schon nicht mehr gewundert...

    Nach dem höchst Insta-tauglichem Fotopunkt wird es dann aber schlagartig einsam, weil anspruchsvoll. Hier beginnt der eigentliche Sentiero Bonacossa, der teils ausgesetzt über die Forcella Rinbianco zur Fonda-Savio-Hütte und weiter über die Teufels- und Misurina-Scharte zum Col de Varda (Liftstation) führt. Es handelt sich dabei um einen "versicherten Steig" (via attrezzato), aber nicht um einen Klettersteig (via ferrata), da nur kurze Stellen seilversichert sind (max. B). Einigermaßen Geübte können daher auf ein KS-Set gut verzichten. Ein Helm ist hingegen ebenso sinnvoll wie die Verwendung von Stöcken bei den teils sehr steilen An- und Abstiegen aus den Scharten. Die Anforderungen gehen in meinen Augen nicht über T4 hinaus. Von der Bergstation des Col de Varda-Lifts könnte man einfach auf der Forststraße zum Misurina See und dann auf der Straße zurück zum Ausgangspunkt. Viel lohnender ist es aber, zunächst unbeschildert und nicht markiert über die von oben gesehen rechte Skipiste abzusteigen. Nach ein paar Minuten gelangt man hier auf den Weg 120 (gut markiert), der durch einen wahren Zauberwald zum PP des Rifugio Fonda Savio führt (mehrere unbeschilderte Abzweige - daher Karte bzw App - ich verwende "Locus Map" - wichtig).

    Fazit: Eine spannende, spektakuläre, landschaftlich außerordentlich schöne und zudem nicht überlaufene Tour.

    Ich liebe ja dieses Vagabundieren durch die Dolomiten mit schönen Touren untertags und Wildcampen in der Nacht - mittlerweile hab ich das schon so oft gemacht, dass ich nicht mal mehr ein Navi brauch, um zu wissen, über welchen Pass ich fahren muss, um da oder dorthin zu kommen.


    Bilder gibt es auch gleich noch



    1: Abendstimmung am Lago di Antorno. Die Hohe und die Schlechte Gaisl.

    2: Do sans, de beinharten Berg-Individualisten!

    3: Drei Zinnen (nicht ihre Schauseite) im Morgenglanz.

    4: Der Insta-Point.

    5: Schon wirklich ein tolles Motiv.

    6: Die "schwierigste" Stelle der Tour.

    7: Fonda Savio

    8: Blick aus der Teufels-Scharte (Forcella del diavolo).

    9: Im Zauberwald

    10: Wos ned überoi wachsn, de Zirben!




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