• Gipfel
    Piz Kesch
    Höhe
    3.417 m
    Gebirge
    Albula-Alpen
    Art der Tour
    Bergtour
    Datum der Tour
    23. August 2024
    Ausgangspunkt
    Albula-Passstraße
    Gefahreneinschätzung
    mäßig
    Exposition der Route
    alle außer West

    Am Freitag habe ich das gute Wetter für eine Besteigung des Piz Kesch im Engadin nutzen können - der markante Gipfelaufbau wird schon so manchem Bergsteiger beim Blick Richtung Albula-Alpen, deren höchster Gipfel er ist, aufgefallen sein. Eigentlich wollte ich den Gipfel ja - vielen Empfehlungen entsprechend - im Winter mit Tourenski machen, aber das ist sich in diesem Frühling mit selten stabilem Wetter leider nicht mehr ausgegangen. Folglich war der Berg jetzt als sommerlicher Bröselberg anzugehen.


    Im Internet wird in fast allen Beschreibungen vor der massiven Steinschlaggefahr am Gipfelaufbau gewarnt und so überlegte ich im Vorfeld länger, wie man das am sichersten machen könnte: Die Idee war, spät aufzusteigen, um dann allein zu sein, nachdem alle Hüttenübernachter schon wieder unten sind. Um es kurz zu machen: Der Plan ging auf, aber dafür hätte ich dennoch nicht (ungeplant) erst nach dem Mittagsläuten in der Hitze starten und dann mich ziemlich spurten müssen.

    Bis zur Chamanna d'Es-cha ist es ein gut ausgebauter Wanderweg, den auch viele Familien als Tagesausflug zur Hütte machen. Also Einsamkeit wird man hier zu dieser Jahreszeit nicht finden. Eventuell wäre die höhenmetermäßig längere Route von Madulain etwas einsamer. Hinter der Hütte geht es noch etwas auf einem Wanderweg weiter, bevor man in ausgedehnte Blockhalden und zuletzt Bröselgelände zur Porta d'Es-cha kommt (Helm zu empfehlen). In der Querung von einer Art Mini-Scharte zur Porta d'Es-cha darf man sich nicht von den Markierungen oben im Fels verwirren lassen - die Steigspuren sind weiter unten (vielleicht stammen die Markierungen noch aus einer Zeit, als der Fels unterhalb nicht abgerutscht war oder da ein dauerhaftes Schneefeld / Gletscher war?) Zur Porta d'Es-cha geht es zuletzt an Ketten im Bröselfels herauf und dann einige Meter auf der anderen Seite wieder herunter. Der Porchabella-Gletscher ist stark zurückgegangen und bis auf ca. 3.000 m hinauf bis auf wenige Meter aper. Dann geht es über eine Art Schneegrat zum Einstieg in den Felsteil. Ich hatte die komplette Gletscherausrüstung mitgenommen, würde das aber bei solchen Verhältnissen nicht mehr machen - Steigeisen oder evtl. sogar nur Snowlines dürften reichen. Persönlich neige ich da aber immer dazu, eher mehr Material (schwer) mitzuschleppen, als einmal das benötigte Material / Sicherheitsausrüstung nicht dabei zu haben. Wenn der gesamte Gletscher aper ist, ist der oberste Teil etwas steiler.

    Der Felsanstieg zum Gipfel (knapp 200 Hm) erwies sich entgegen vieler Beschreibungen als ziemlich leicht. Es handelt sich weitgehend um Gehgelände im Fels, häufig bröselig. Allerdings ist es für Bergerfahrene durchaus möglich, beim Aufstieg durch den Schutt keine Steine auszulösen (ich denke die schlimmen Steinschlagberichte stammen von dort vermutlich häufig unterwegs beifndlichen weniger erfahreneren Berggehern, die nicht penibel darauf achten, wo sie hintreten). Im engeren Sinne zu klettern ist nur eine kurze Stelle von ca. 10 Hm an einer Art Pfeiler im sehr guten Fels. Hier gäbe es auch Bohrhaken. Möglicherweise kann die Stelle aber auch umgangen werden. Ziemlich unverständlich ist mir, wieso in manchen Internetberichten empfohlen wird, im Abstieg abzuseilen: Das dürfte nur länger dauern und eventuell Steinschlag auslösen. Die kurzen Kraxelstellen sind eigentlich unproblematisch hoch wie herunter. Wer da Probleme hat, wird vermutlich insgesamt an der Tour keine Freude haben.


    Der Gipfel (ohne Kreuz) bietet an sich eine sehr schöne, bei mir allerdings durch Wolkenfetzen etwas eingeschränkte Aussicht. Nett war es, aber nach den Internet-Beschreibungen hatte ich mir eigentlich mehr Kraxelei erwartet (und erhofft). Ohne eine gewisse Würze taugt es für mich nicht als wirklich ganz große Tour.


    Bilder:


    Am Tourbeginn bei der Albula-Passstraße:



    Nach der Fuorcla Gualdauna scheint die Hütte noch weit weg:



    Chamanna d'Es-cha von oben (der moderne Anbau):



    Durch Blockgelände geht es zu einer Art Mini-Scharte am rechten Bildrand hoch:



    Blick aus der Porta d'Es-cha zum Gipfel:



    Auf dem kreuzlosen Gipfel des Piz Kesch mit Blick zur Bernina-Gruppe - häufig Wolken, wobei man schön Bellavista und den Biancograt sah (kommt auf dem Foto wohl nicht heraus):



    Blick ins Bergell - leider auch hier viele Wolken:



    Kaum bin ich wieder zurück in der Porta d'Es-cha, scheint am Gipfel die Sonne:



    Blick zurück auf die Querung von / zur Porta d'Es-cha - Bröselgelände:



    Zuletzt kam auch noch die Bernina-Gruppe zur Geltung:


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