• Gipfel
    Antelao
    Höhe
    3264m
    Gebirge
    Cadorische Dolomiten
    Art der Tour
    Bergtour
    Datum der Tour
    7. September 2023
    Ausgangspunkt
    San Vito di Cadore, kostenlos. Die Straße zum Rifugio Scotter ist momentan gesperrt, wodurch etwa 400 Hm mehr zu absolvieren sind.
    Gefahreneinschätzung
    erheblich
    Exposition der Route
    West

    Auf den grimmigen "König der Dolomiten".


    Schön oder filigran ist er ja nicht, der Antelao. Dafür türmt er sich mit brachialer Felsgewalt 2000 Meter über San Vito auf und kann einen durchaus einschüchtern. Dieser König führt ganz sicher kein sanftes Regiment, sondern umgibt sich mit einer brutalen Aura. (So jedenfalls mein Gefühl.) Die Tour ist jedenfalls ein echter Knaller!

    Schon die Anfahrt aus der Bosconero-Gruppe am sehr frühen Morgen war ein Erlebnis: Bei der Fahrt durchs Boite-Tal (, in dem San Vito und Cortina liegen,) erstrahlen der Pelmo und die Südwand der Tofana di Rozes im ersten Morgenlicht - herrlich.

    Die ersten 1000 Höhenmeter (von insgesamt 2100) sind recht gemütlich, bevor es in ein großes Kar geht. Angenehm ist dabei die westseitige Exposition, da man sehr lange im Schatten geht. Auch das Kar ist noch unschwierig, doch dann geht es los. Steil (Stellen II) und teilweise ausgesetzt geht es hoch zu den Plattenschüssen der sogenannten "Laste". Im ersten Teil führt noch ein gut markierter Pfad durch das Geröll, doch dann wartet das sehr anspruchsvolle Finale. Über die steilen Platten (35-40 Grad) geht es auf Reibung höher zum Gipfelaufbau. Hier braucht es wirklich Wadeln aus Stahl, um gut durchzukommen. Am besten geht es, wenn man Tempo macht und so guten Gripp aufbaut. Langsame Schritte sind hier doppelt anstrengend. Auf Stöcke würde ich verzichten, damit man die Hände frei hat, falls man doch mal ausrutscht. In diesem Bereich auch sehr hohe Steinschlaggefahr, da einiges Zeugs auf den Platten liegt. Am Gipfelaufbau dann verwickelte Routenführung mit einigen IIer Stellen.

    Die Orientierung ist ab dem steilen Teil der Laste anspruchsvoll, da es fast keine Markierungen mehr gibt - man hält sich im Aufstiegssinne links. Zur Veranschaulichung eine kleine Geschichte von heute: Ich habe am Ende der Laste zwei Italiener überholt, die nicht mehr weiter wussten(Sie diskutierten schon eine Weile.). Ich bin dann voraus geklettert und sie mir nach. Doch schon nach 20 Metern drehe ich mich um und sehe, dass sie falsch gehen. Hab ich ihnen natürlich gesagt. Nur wenige Minuten später kommt mir ein Bergführer entgegen und in meinem Rücken höre ich "No, no, no! Stopp! Dovete andare a sinistra!"

    Wenn ich die Kletterschwierigkeiten, die Orientierung, das Gefahrenpotential und durchaus einschüchternde Atmosphäre des Berges zusammen nehme, würde ich die Tour tatsächlich mit T6 bewerten. Es haben auch einige Leute bei den Laste abgebrochen. In einem Wanderführer (Dolomiten 6 von Rother) hat sie in meinen Augen nichts verloren, auch wenn dort natürlich auf die Schwierigkeiten hingewiesen wird. Die Tour sollte nur bei perfektem Wetter gemacht werden. Bei Nässe oder gar Vereisung sind die Laste enorm gefährlich; bei Regen Steinschlagroulette - daran, dort in ein Gewitter zu geraten, möchte ich gar nicht denken.

    Dennoch grundsätzlich natürlich eine wahnsinnig geile Tour, die durch das Gipfelpanorama (für mich das beste in den Ostalpen) gekrönt wird! Die gesamten Dolomiten, die Julischen Alpen, Hauptkamm von der Hochalmspitze über Glockner und Venediger, Zillertaler, Stubaier, Ötztaler, Ortler, Cevedale usw...



    Bilder:


    1: Antelao in ganzer Pracht. In dem See war ich nach der Tour noch Baden.

    2: Pelmo im Morgenlicht; beeindruckend auch der gewaltige Schatten des Antelao.

    3: Am Beginn der Laste.

    4-6: Deren steilster Teil.

    7: Gipfel

    8: Ausschnitt des Panoramas (mit Ortler).

    9-10: Steinböcke sind für mich immer das I-Tüpfelchen. Am Morgen haben sich nur die jungen Böcke gezeigt, aber am Nachmittag hab ich an der Stelle eine lange Pause gemacht und den alten Böcken zugeschaut - da war ein riesiger dabei, so einen großen hab ich noch nie gesehen. Dem wollte ein jüngerer Bock wohl ein gutes Blümchen wegessen - oh je, da gab's aber auf die 12... Fotografiert hab ich ihn nicht, weil die Zoomfunktion vom Handy kaputt ist und ich nicht den Schneid hatte, nahe hin zu gehen...




Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!