Matterhorn Normalroute last-minute

  • Gipfel
    Matterhorn
    Höhe
    4478
    Gebirge
    Walliser Alpen
    Art der Tour
    Hochtour
    Datum der Tour
    15. Juli 2023
    Ausgangspunkt
    Hörnlihütte

    Warum soll man sich so einen überlaufenen Modeberg antun? Das hab ich mir bisher auch meistens gedacht...


    Aber jetzt hat sich für mich kurzfristig die Gelegenheit ergeben, da meine eigentliche Tour wegen Schlechtwetter abgebrochen werden musste und nur ein paar Ersatztour-Optionen zur Auswahl standen (bzgl. verfügbarer Bergführer). Und ich bin im Nachhinein froh darüber, dass ich mich dafür entschieden habe, mich auf diese Tour mit den ganzen Randerscheinungen einzulassen!


    Aber erstmal zu den Verhältnissen:

    • am Samstag waren die Verhältnisse top (auch laut Bergführer)
    • bis zur Schulter fast schneefrei, nur kleine Rest-Felder
    • erste 2 Seillängen bei den oberen Fixseilen mit vereisten Stellen, dafür sollte man noch Armkraft übrig haben
    • darüber noch guter Trittschnee, ist aber nicht mehr üppig und wird whs bald weniger
    • an dem Tag waren ca. 80 Leute unterwegs, was in der Hauptsaison wohl noch im unteren Bereich ist


    Diese Tour war schon sehr speziell und man muss sich auf einen ungewöhnlichen Ablauf einstellen. Darüber gibt es ja viele Berichte zu lesen, aber hier fasse ich meine persönlichen Eindrücke zusammen:

    • die Hüttentüre wird zu einer bestimmten Zeit geöffnet, dann marschieren alle Seilschaften im Gänsemarsch zur ersten Schlüsselstelle (Steilwand mit Fixseilen nach 10 Minuten). Die Reihenfolge der Gruppen wird am Vorabend unter den Bergführern "ausgeschnapselt":
      • zuerst die Zermatter Bergführer in einer bestimmten Reihenfolge
      • dann die auswärtigen Bergführer in einer bestimmten Reihenfolge
      • dann der Rest (ich glaube ohne feste Reihenfolge)
    • das Frühstück dauert nur kurz, bis einer der Bergführer den Startschuss gibt. Dann machen sich alle bereit zum Abmarsch, die meisten auf hektische Art und Weise ;)
    • nachdem die Hüttentüre geöffnet wird, laufen die 10 Minuten zum Einstieg noch ruhig ab, aber ab der Steilwand geben die meisten Bergführer ziemlich Gas, um vom Hauptfeld wegzukommen
    • das konnte ich schon nachvollziehen, da man dann bei den späteren Schlüsselstellen weniger im Stau steht, aber ich gehe normalerweise die ersten 30 Minuten lieber moderat los, da das für meinen Organismus besser ist. Das ging aber hier nicht, daher musste ich die ersten 45 Minuten Tempo-mäßig ziemlich am Limit laufen/klettern. Wenn man diese Phase aber gut übersteht, hat man auf der restlichen Tour weniger Stress.
    • die meisten Bergführer gehen nur bis zum Gipfel, wenn man in ungefähr 2 Stunden bei der Solvay-Hütte ist
    • Zum Glück hab ich mich vorher 5 Tage gut eingelaufen und akklimatisiert, sonst hätten mir oben die Körner gefehlt. Bei den oberen Fixseilen (nach der Schulter) gibt es zwei ziemlich steile Seillängen, bei denen man noch genug Armkraft braucht.
    • Kletter-technisch fand ich alles ok. Wenn man auf der richtigen Route bleibt, ist das Gestein auch meistens fest
    • Ich kann mich in so einem Gelände normalerweise schon gut orientieren, aber hier gibt es so viele Verzweigungen und falsche Spuren, dass ich ohne Bergführer sicher deutlich länger gebraucht hätte. Ohne Bergführer ist es sicher hilfreich, am Vortag bei Tageslicht die ersten 400 Höhenmeter auszukundschaften (was auch einige gemacht haben).


    Mein Fazit: trotz dem ganzen Drumherum war's ein super Erlebnis! Die erste (sehr anstrengende) Stunde fand ich als "Einsatz" in Ordnung. Das war für mich die größte Herausforderung, mich wieder von der ersten Stunde zu erholen und oben noch genug Energie übrig zu haben. Wir haben das aber insgesamt in einer guten Zeit geschafft (BF war zufrieden).


    Bei meiner eigentlichen Tour standen wir schon in den Startlöchern (2 Uhr Frühstück auf der Hütte), aber leider war das Wetter schlechter als vorhergesagt und wir haben stattdessen später eine kleinere Tour gemacht. Der Bergführer hatte dann keine Zeit mehr für einen neuen Versuch am nächsten Tag (er war schon ausgebucht). Ich bin dann ins Tal abgestiegen, eine halbe Stunde vor Ladenschluss hat mir die Agentur dann ein paar Ersatztouren angeboten und ich musste mich schnell entscheiden. Es war eine gute Entscheidung!



    Blick von der Gugla aufs Matterhorn, links dahinter der Gran Paradiso:





    Gruppen beim Auskundschaften der Einstiegs-Wand. Die ersten 10 Meter muss man sich oft am Fixseil hochziehen:





    Blick von der Hütte auf den Hörnligrat in der Abendsonne:





    Schnappschuss um 4 Uhr bei der Einstiegswand:





    Blick vom Schweizer Gipfel zum Italiener-Gipfel, links hinten der Montblanc:





    Zoom zum Weisshorn, links davor das Zinalrothorn:





    Blick vom Schweizer Gipfel zur Monte Rosa - ob der Bergführer von dem Selfie-Stick begeistert war?? ;)





    Beim oberen Dach im Abstieg (der steilere Bereich kommt rechts ums Eck):





    Mein Bergführer klettert eine der Schlüsselstellen ab (die untere Moseleyplatte), oben die Solvayhütte:





    Ein flacheres Stück im unteren Bereich. Wirkliches Gehgelände gibt es kaum, meistens ist es Kraxelgelände im 1.-2. Grad:


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