Guffert über Westgrat

  • Gipfel
    Guffert
    Höhe
    2.194 m
    Gebirge
    Rofan
    Art der Tour
    Bergtour
    Datum der Tour
    8. November 2025
    Ausgangspunkt
    Steinberg am Rofan

    Für heute hatte ich den Plan, noch einmal eine Kraxeltour zu machen, bevor insoweit bald die Winterpause kommen dürfte. Also die vorwiegend sonnseitige Überschreitung des Gufferts über den Westgrat aufs Programm gesetzt. Tourenbeschreibungen finden sich zahlreiche im Internet, etwa auf bergsteigen.com.


    Verhältnisse: Der Zustieg von Rofan über den normalen Wanderweg und auf knapp unter 1.700 m abzweigend auf den Latschensteig durch die Südflanke erwies sich als zäh. Zwar bis auf ganz kurze Passagen recht gut zu finden, aber erheblicher Latschenkampf. Vermutlich sind die Latschen seit dem letzten, im Internet gelobten Ausschneiden schon wieder deutlich nachgewachsen. Mit größerem Rucksack und daran befestigter Jacke und Helm habe ich mir die prompt beim Hängenbleiben an den Latschenästen ebendiese Ausrüstungsteile beschädigt. Eine Stunde dauert dieser (teilweise) K(r)ampf schon. Dafür war die in vielen Beschreibungen als sehr unangenehm beschriebene Runse heute kein großes Problem - relativ fest (zusammengefroren?) und mit Stöcken in wenigen Schritten gut zu passieren. Wie mir ein Besteiger am Gipfel berichtete, war das aber etwa diesen Sommer noch anders und die Runse da bei seiner Begehung in direkter Querung nicht zu begehen. Statt Personenschaden dann aber leider Materialschaden auf den letzten Metern vor dem Beginn der Kraxelpassagen beim Drahtseil: Stocksegment gebrochen :cursing:


    Die Kraxelei selber fand ich nett und recht gut machbar. Die kurze Sportklettervariante habe ich als Sologeher natürlich nicht gemacht. Die Umgehung von dieser Variante ist bei der IIIer-Stelle kurz griffarm und ausgesetzt, es waren aber wirklich nur ganz wenige Meter. Kletterpatschen haben mir persönlich psychologisch an dieser auch sehr ausgesetzten Stelle geholfen. Der (jedenfalls für mich) derzeit unangenehmste Part kam gleich danach: Kurz schattseitig vermeintliches I-IIer-Gelände. Jedoch mit etwas Schnee und vor allem an einigen Stellen einer Eisglasur. Möglicherweise wäre es angenehmer gewesen, diese Passage nicht auf der Felsplatte / den Graspolstern kraxeln zu wollen, sondern etwas tiefer in den Latschen zu umgehen. Der Rest der Kraxelei ist dann bis auf ganz kurze Stellen wieder sonnseitig und weist noch einige schöne Kraxelstellen auf. Zwischendurch ist aber auch viel Gehgelände. Den sog. Reitgrat fand ich kein Problem und auch die plattige, kurze Unterbrechungsstelle zwischen Westgipfel und Hauptgipfel erwies sich als zwar sehr ausgesetzt, aber recht gut machbar. Entgegen einiger Internetberichte empfand ich die Orientierung im eigentlichen Kraxelgelände als unproblematisch - ohnehin dürfte es teilweise mehr als eine Möglichkeit geben.


    Insgesamt hatte ich mir angesichts von einigen recht dramatisch klingenden Berichten im Internet vor der Tour doch recht Sorge gemacht, fand die Tour dann aber angenehmer als nach diesen Berichten gedacht. Falls ich die Tour noch einmal machen sollte, würde ich vermutlich auf die gesamte Kletterausrüstung (außer ggf. Kletterpatschen als Sicherheitspolster) verzichten. Dann ist auch der Rucksack nicht so groß und schwer und bliebe hoffentlich weniger an den Latschen hängen ;) Am unangenehmsten waren wie beschrieben gar nicht die schweren Kraxelstellen, sondern der Zustieg und die nordseitigen, eigentlich nicht so anspruchsvollen Passagen.


    Am Guffert gab es heute wirklich eine traumhafte Sicht, was natürlich auch einige andere genießen wollten. Andrang am Westgrat heute vier Seilschaften (Gruß an die Hopfgartner Bergwachtler und die JUMA-Madln). Der Abstieg vom Guffert-Hauptgipfel hinab in die Scharte auf dem Normalweg war in den schattigen Passagen heute zum Teil sehr eisig. Vielleicht hätte ich hier die mitgeschleppten Grödel anlegen sollen - ich zog es vor, über die sonnseitigen Felsen abzukraxeln.


    Fotos:


    Von der Normalroute zum Guffert sieht man schon den Steig durch die Latschen - im ersten Teil noch relativ gut ausgeschnitten:



    Ein Ende des Latschenkampfs wird erkennbar:



    Die plattige, kurz griffarme IIIer-Stelle bei der Umgehung der Sportkletterroute:



    Typisches Gelände am Guffert-Westgrat:



    Beim Erreichen des Grat-Eckpunkts wird auch der Guffert-Hauptgipfel sichtbar:



    Das kleine Kreuz auf dem Guffert-Westgipfel:



    Vom Westgipfel lässt sich der (aussichtsreiche) Weiterweg studieren:



    Auf dem Band nähere ich mich der kurzen Unterbrechungsstelle zwischen West- und Hauptgipfel:



    Blick zurück auf besagte Stelle - schon sehr ausgesetzt und auf zwei Schritten auch recht griffarm, aber doch bei Trockenheit gut machbar:



    Blick zurück zum Hauptgipfel vom Abstieg über den Normalweg - hier teilweise recht eisig:


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