- Gipfel
- Hoher Tenn, Schneespitze, Bauernbrachkopf, Kempsenkopf
- Höhe
- 3368, 3317, 3125, 3090
- Gebirge
- Hohe Tauern
- Art der Tour
- Bergtour
- Datum der Tour
- 14. August 2021
- Ausgangspunkt
- Fusch an der Glocknerstraße; die kostenlosen PP der Gleiwitzer Hütte sind sehr limitiert, max 8-9 Autos; wir haben beim einem Campingplatz in der Nähe geparkt, was geduldet wurde; jedenfalls gab es keinen Strafzettel...
- Gefahreneinschätzung
- mäßig
Eine "Königstour der Ostalpen" by fair means
Diese Zuschreibung stammt natürlich nicht von mir, sondern vom Mitforisten und Bergautoren Michael Pröttel, dessen Werk "Die Königstouren der Ostalpen" (Bruckmann-Verlag) ich als äußerst inspiriend empfinde (ich darf anfügen, dass ich 20 der 25 Touren bereits gemacht habe und alle einfach geniale Bergerlebnisse sind). Ich will zum Routenverlauf daher gar nichts schreiben, sondern verweise auf die bei Tourentipp vorliegende Beschreibung von Pröttel: https://www.tourentipp.com/de/…henweg-Bergtour_1501.html
Ein paar Anmerkungen habe ich aber:
Ich habe die Tour heute zum dritten Mal gemacht; dabei war meine Tourenpartnerin, für die es die Premiere war. Die Verhältnisse sind optimal: Bis auf ein 10-Meter-Feld an der Unteren Jägerscharte kein Schneekontakt mehr. Auch die Versicherungen sind ganz überwiegend in gutem Zustand. Wir sind das Ganze als Tagestour angegangen, was kondtionell schon ziemlich happig ist: knapp 3000 Höhenmeter (inklusive Gegenanstiege) bei 30 Kilometern Strecke - wir waren 11 Stunden unterwegs. Auf ein KS-Set haben wir dabei auch aus Gründen der Zeitersparnis bei der heute recht unsicheren Wetterprognose (dazu später mehr) verzichtet. Es sei aber gesagt, dass man sich zwischen den beiden Jägerscharten über 250 Höhenmeter in sehr ausgesetzem, mit Seil versichertem Gelände befindet und ein Ausrutscher hier wohl tödlich endet. Wer nicht absolut schwindelfrei und sicher ist, sollte ein KS-Set verwenden; die meisten machen das auch. Auch die KS-Stelle am Kleinen Tenn hat es mit einer kurzen überhängenden, extrem ausgesetzten, aber perfekt mit Tritthilfen versehenen Kletterei moralisch in sich.
Das kann man auch alles in Michael Pröttels Beschreibung nachlesen, aber etwas scheint mir neu zu sein: Ich zitiere hier zunächst aus seiner Beschreibung des finalen Gipfelanstiegs: "Noch bevor man den Vorgipfel, die sogenannte Schneespitze, erreicht, wendet sich die Wegspur nach rechts (Achtung, hier ist die Wegspur recht undeutlich!) und quert hinüber zum Gipfelgrat des Hohen Tenn. Dieser erfordert noch einmal leichte Kletterei (ohne Drahtseile, zwei Grataufschwünge werden umgangen) bevor man das 3368 Meter hohe Gipfelkreuz erreicht."
Genauso ist mir das von meiner Besteigung vor etwa einem Jahr auch noch in Erinnerung gewesen, doch schon bei der Jägerscharte kam uns ein Bergwachtler entgegen, der meinte der Tenn sei "ein sportlicher IIIer", was ich zunächst nicht so richtig interpretieren konnte. Meinte er die ausgesetzte KS-Passage am Kleinen Tenn? Bevor ich fragen konnte, war er aber schon wieder weg. Auch andere Bergsteiger, die uns von oben entgegenkamen, sagten, sie hätten auf den Hauptgipfel verzichtet. "Brezensalzer", dachte ich, "da ist doch nichts dabei, ich bin doch letzes Jahr auch locker hoch!" Ja, und dann waren wir irgendwann halt an der Stelle...Ich kann´s nicht beschwören und auch nicht mit Bildmaterial belegen, doch scheint da die zweite der von Michael beschriebenen Umgehungen im Abgrund verschwunden zu sein, was angesichts des immer mehr schwindenden Mini-Gletschers des Hohen Tenn, der sich genau unterhalb dieser Stelle befindet, auch kein Wunder ist.
Dadurch sollte man sich aber nicht grundsätzlich von der Tour abschrecken lassen, denn auch ohne den Hauptgipfel ist das Ganze einfach überwältigend! Allein schon die Adler zu beobachten, die sich gerne von den Aufwinden zwischen Tenn und Großem Wiesbachhorn tragen lassen; heute sahen wir 4, letztes Jahr konnte ich gar 10 von ihnen hier stundenlang zusehen...
Off Topic - Gedanken:
Zur Wetterprognose: Die Vorhersage war dergestalt, dass ab dem mittleren Nachmittag mit Gewittern gerechnet werden musste, was wir auch wussten. . Als wir gegen 11 Uhr die Obere Jägerscharte und damit den Grat mit 360 Grad Rundumausblick , der ja verhindert, plötzlich von einer aufziehenden Front erwischt zu werden, erreichten, gab es noch kaum Wolken. Dennoch wollten viele Superschlaue, die uns vom Gipfel entgegenkamen (die waren natürlich nicht aus dem Tal, sondern von der Hütte gestartet), sicher (und das meine ich ernst) in bester Absicht vor aufziehenden Gewittern warnen, die ihnen ihre schlauen Telefone angekündigt hatten. Ich muss zugeben, dass mich die schiere Masse der Warnungen, etwa 10 in 2 Stunden schon leicht verunsichert und mich unser Tempo beschleunigen hat lassen, aber letztlich sagte mir meine persönliche Analyse der Wolkenbildung zu jeder Zeit, dass da noch lange nicht mit Gewittern zu rechnen ist, was mir meine Bilder auch im Nachgang bestätigen. Und wir sind um 18 Uhr völlig trocken am Auto angekommen.
Ich persönlich finde es eigentlich wirklich erschreckend, dass sich ein Großteil der Menschen völlig auf Technik verlässt, anstatt auf das eigene Gefühl und die eigene Wahrnehmung.! Im oben geschilderten Fall erwächst daraus keine Gefahr, da die Leute dann sozusagen "zu vorsichtig" sind, aber andersherum werden die ja nicht anders agieren: Dunkelste Gewitterwolken am Himmel, aber das Regenradar sagt "alles gut"...
Bilder:
1: Weit ist es noch: Der gesamte Grat rechts der Fichte wird begangen
2. Untere Jägerscharte
3: Schwindelfrei muasst sei
4: Ab dem Kempsenkopf bietet sich diese grandiose Aussicht auf die Glockner-Gruppe.
5: Der Gipfel des Hohen Tenn genau hinter Claudia
6: Ausstieg aus der "Schlüsselstelle".
7: Spektakulär ziehen Nebelschwaden aus der Tenn-Südwand
8: Die beiden Tenn-Gipfel im Rückblick
9: Schlank muss man am Kleinen Tenn sein.
10: Einfach schön!