Ruppig geht´s zu am Mainzer Höhenweg!
Schon vor einigen Jahren war ich hier unterwegs, damals aber mit Übernachtung auf der Rüsselsheimer Hütte und Besteigung der Hohen Geige (sehr lohnende Tour!). Nun wollte ich den Mainzer mal als Tagestour machen - das ist schon ein ziemlicher Schlaucher, wenngleich natürlich eine fantastische Tour.
Zur Route möchte ich gar nicht viel sagen, denn die ist vielerorts (vor allem von Michael Pröttel) gut beschrieben. Vom PP geht es über die Rüsselsheimer zum Weißmaurachjoch und dann in der oben angegebenen Reihenfolge über die genannten Gipfel zur Braunschweiger Hütte. Von dort hinab nach Mittelberg und mit dem Bus zurück zum PP (letzte Fahrt 19 Uhr).
Einige, hoffentlich hilfreiche Hinweise möchte ich aber geben:
1) Anforderungen und Ausrüstung: T5 mit einigen kurzen versicherten Passagen, die KS B aber nicht übersteigen. Ich würde allein schon aus Gewichtsgründen empfehlen, auf KS-Ausrüstung zu verzichten. Zudem gibt es genügend anspruchsvolle Passagen, wo keine Sicherungen vorhanden sind, sodass man die Tour eh nur machen sollte, wenn man sich freie Kletterei bis II zutraut. Ich würde zudem mittlerweile auch tatsächlich Steigeisen und Pickel nicht mitnehmen (außer bei Vereisung in Folge niedriger Temperaturen), weil die einzige Eistraverse (am Südlichen Puitkogelferner, den man mittlerweile eher als Eisfeld denn als Gletscher bezeichnen sollte), umgangen werden kann, indem man zum unteren Ende des Eises absteigt und dann im Schotter (unter dem sich aber Eis befindet) wieder zur ursprünglichen Route hochsteigt. Ich hatte Steigeisen dabei, habe mich aber aus Sicherheitsgründen für die Umgehungsvariante entschieden, da sowohl der Beginn als auch das Ende der Traverse ganz offensichtlich massiv von Steinschlag bedroht sind. Nach mir hat eine 3er-Gruppe die Traverse mit Steigeisen gemacht, wobei die beim Übergang Eis-Fels meiner Beobachtung nach ziemlich ins Schludern gekommen sind, weil da so viel loses Zeug auf dem Eis lag. Im frühen Sommer bei gutem Firn ist vermutlich der "alte" Weg übers Eis weiterhin der bessere.
Interessant finde ich, dass man sich auf dem Mainzer Höhenweg viel öfter auf Gletschern/Eisfeldern bewegt als man meint: Wenn man ganz genau hinschaut, sieht man, dass unter den großen Schotterfeldern in den Karen meist noch Eis sein muss, was auch gut zum nächsten Punkt überleitet und diesen auch mit erklärt.
2) Begehungszeit und Orientierung: Grundsätzlich ist der Mainzer Höhenweg sehr gut markiert, aber von einem "Weg" sollte man eigentlich nicht sprechen, da es über Stunden durch sehr sehr ruppiges Block- und Schuttgelände geht. Hinzu kommt, dass durch die Gegebenheiten des Geländes (ehemalige Gletscher), jedes größere Unwetter zu massiven Vermurungen führen kann (, was durch das Vorhandensein von Eisfeldern unter dem Schutt erleichtert wird) und so Teile der Markierungen einfach verschwinden - das war heute an zwei Passagen zu beobachten. Daher ist es auch schwierig, eine allgemeingültige Angabe zur Begehungszeit zu machen. Nimmt man allein die objektiven Daten von gut 2000 Hm und rund 16-18 Km Strecke (Gesamttour vom Tal aus), greift das zu kurz und man würde vielleicht die auf den Schildern angegebene Zeit von 10 Stunden allein von der Rüsselsheimer zur Braunschweiger für übertrieben befinden. Aufgrund des anspruchsvollen Geländes ... Ich eier grad ein bisserl rum; vielleicht versuche ich es so: Die Begehungszeit kann (für die Gesamttour vom Tal aus) locker zwischen 8 und 16 Stunden liegen, je nachdem wie man in dem Gelände zurecht kommt. Eine gute Richtschur könnte sein, dass man das Weißmaurachjoch in 3 Stunden erreichen sollte, ohne sich komplett zu verausgaben.
Vielleicht noch ein persönliches Beispiel: Die beiden Touren auf den Wilden Freiger, die ich letztens beschrieben habe, empfand ich als wesentlich weniger anstrengend, obwohl da viel mehr Höhenmeter zu überwinden waren.
3) Tipp: Variante Pollesköpfe. Nach der Überschreitung der ersten drei Gipfel kommt man zu einem Schild, das einen über den "Franz Auer Steig" zur Braunschweiger Hütte leitet. Da dieser Weg aber erstens einen steilen 150 Hm Gegenanstieg zum Pitztaler Jöchl beinhaltet und zweitens eher semiattraktiv ist, schlage ich vor, die beiden Pollesköpfe mitzunehmen und über diese ins Jöchl zu gelangen. Da muss man zwar auch ein bisserl (Richtung Söldener Skigebiet) absteigen, aber mehr zusätzliche Hm sind es auch nicht wirklich.
Bilder:
1: Rüsselsheimer Hütte.
2: Weißmauracher See mit Watze- und Verpeilspitze.
3: Am Joch weitet sich der Blick Richtung Gurgler Kamm
4/5: Die beiden versicherten "Schlüsselstellen"; je im Abstieg zu begehen.
6: Der Südliche Puitkogelferner. Die klassische Route führt oberhalb der von Steinschlagergebnissen umrahmten Felseninsel herüber. Wie gesagt kann man auch unten umgehen.
7: Das Reinland-Pfalz-Biwak auf dem Wassertalkogel.
8: Rückblick: Steine, Steine, nichts als Steine.
9: Wolkeninferno über den großen Pitztalern.
10: Das erste sinnvolle Verbotsschild, das ich in meinem Leben gesehen hab...