Lüsenser Skispitze

  • Höchster Punkt: Lüsenser Spitze (3232 m)


    Art der Tour: Skitour


    Datum der Tour: 24.04.2011


    Gebirge: Stubaier - Sellrain


    Ausgangspunkt: Ghf. Lüsens


    Exposition der Tour: v.a. Nord


    Tourenverhältnisse: s.u.


    Gefahreneinschätzung: erheblich, v.a. auch Absturzgefahr


    Prognose: geht oben noch eine Weile


    Sonstiges: Heute war ich wie hier im Archiv beschrieben auf dem Lüsenser Skispitzerl. Und irgendwie gibt es Tage, an denen zunächst scheinbar alles gegen einen läuft: Saufrühes Aufstehen und doch noch zu spät - bei der Anfahrt durchgehend bedeckt und teilweise Regen - in Lüsens außer einem weiteren Tourengeher am morgen nichts los, im Steilhang keiner erkennbar, oben alles im dichten Nebel und zudem stark bewölkt: Da kommt man über die Sinnhaftigkeit des Unternehmens schon ins Grübeln und fragt sich, ob man nicht doch den gestrigen Erholungstag mit super Wetter stattdessen hätte nutzen sollen. Aber vor Ort ging es dann doch zu Fuß zum Jugendheim, die Skier kann man im Staudenhang kurz danach anschnallen, wobei es schon sehr wenig Schnee für die vielen Büsche hat (zu Fuß und mit dem Stock bricht man aber teilweise tief ein).
    Anschließend kam die unangenehmste Skipassage seit langem, die Steilstufe zwischen ca. 1950 und 2100 m. Diese hat derzeit extrem wenig Schnee, teilweise Eis und viele abschüssige Felsplatten, unter einem geht es beständig auf einen Felsabbruch zu. Also vorsichtig hochgetastet (Harscheisen blieben im Rucksack, da der Schnee überwiegend nicht sehr hart gefroren war - vielleicht hätte ich sie vorher aber doch dran machen sollen). Das ganze kostete extrem Nerven und viel Zeit. Irgendwie geht aus den ganzen Beschreibungen und Fotos im Netz nicht hervor, wie unangenehm diese Passage bei einer geringen Schneelage wie der derzeitigen ist. Im Nachhinein betrachtet hätte ich hier viel besser die Skier tragen sollen, wäre sicherlich recht zügig gegangen und ohne Steigeisen, aber man will halt mit Skiern gehen ...


    Nachdem dieser Teil auf ca. 2100 m überstanden war ging es dann fast als "Spaziergang" die restlichen mittelsteilen Hänge völlig problemlos und sehr angenehm dank der kühleren Temperaturen hoch zum Gletscherboden (immer ohne Harscheisen). Ab dem Gletscher dann dichter Nebel, habe mich an der Plattigen Wand orientiert (Skiquerung zum Lüsenser Fernerkogel schon erhebliche Ausaperung) und zum Gipfel des Skispitzerls dann bei 20-50 m Sicht an den vielen Spuren (vielleicht haben GPS-Geräte doch ihre Berechtigung).


    Aber kaum war ich am Gipfel kam die Versöhnung mit dieser Tour, denn der Nebel lichtete sich erheblich und die Sichtweite wurde schon wieder in Hunderten Meter bis wenige Kilometer bestimmt. Bei der Abfahrt um kurz nach 12 Uhr war das dann natürlich auch sehr begrüßenswert. Gipfelhang sehr zerfahrene weiche Buckelpiste, dann einige Meter Pulver auf Harsch, die direkte (linkere) Rinne war recht steil und zerfahren, aber gut machbar. Auf dem Gletscherboden dann gut fahrbarer Bruchharsch im Wechsel mit aufgeweichtem Harschdeckel, bei dem nur die vielen eingefrorenen Spuren störten. Alles in allem aber überaus passabel. Der Steilhang war um diese Tageszeit dann eine Mischung aus Firn, Harsch und Nassschnee. Aber alles gut fahrbar. Die o.g. Steilpassage habe ich dann in der Mitte ganz gut überwunden und bin in Abfahrtsrichtung nach links herausgequert (einige Meter zu Fuß). Dann ging es weiter über die Lawinenbahn und den äußersten Teil des Staudenhanges - dieser gerade noch befahrbar mit sehr tiefem Schnee, vielen Steinen und erheblicher Ausaperung (Mitleid mit den hoffentlich älteren Skiern durfte es da nicht geben) bis zum Jugendheim. Am besten geht die Abfahrt wohl ganz weit links die Lawinenrinne oder ganz weit rechts (dann jeweils noch durchgehend mit Ski) oder halt wie beschrieben mit kurzem Tragen. Ab 14 Uhr setzte dann leichter Regen ein, davor hatte es immer nur ganz ganz leicht geschneit oder getröpfelt. Aber das störte nicht, da ich schon längst wieder unten war.


    Insgesamt trotz der geänderten Wetterlage eine erlebnisreiche Tour, die allerdings durchaus nicht unerhebliche Anforderungen stellt, wenn die Verhältnisse so sind wie heute. Konditionell ist es auch nicht ganz kurz. Dafür waren heute mit mir wohl nur 4 Leute oben auf dem gesamten Lüsenser Ferner, der zahlreiche Skiziele birgt.


    Viel Spaß noch mit Ski oder Kurzski / Firngleitern,


    Jonas

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