Karwendelreib´n (Ödkarspitzen, Große Seekarspitze) mit Zustieg übers Bäralpl

  • Höchster Punkt: Mittlere Ödkarspitze (2745 m)


    Art der Tour: Bergtour / Firngleiten


    Datum der Tour: 17./18. Juni 2009


    Gebirge: Karwendel


    Ausgangspunkt: Mittenwald Bhf.


    Exposition der Tour: alle


    Tourenverhältnisse: Sommerschnee, beim Zustieg Altschneefelder (s.u.)


    Gefahreneinschätzung: am höchsten auf den Altschneefeldern beim Zustieg


    Prognose: die Firngleitersaison ist im Karwendel sehr bald beendet; bis die Altschneefelder ganz weg sind, wird es noch eine Weile dauern


    Sonstiges: Vorgestern und gestern ging es auf eine lange Runde durchs Karwendel.
    1. Von Mittenwald Bhf. über Ochsenboden-Forststraße den Abzweig zur Unteren Kälberalpe und dann über den Normalweg (Kälberalpltal) zur Hochlandhütte. Der Steig von der Unteren Kälberalpe Richtung Hochlandhütte ist nicht markiert (lustigerweise findet sich mitten im Steig ein Wegweiser, und das an einer Stelle, wo man sich sicher nicht verläuft) und wird nicht mehr gepflegt, von dieser Seite aber (noch) problemlos zu finden. Er könnte durchaus etwas mehr Begehungen vertragen, sonst wächst er zu, was schade wäre, da es sich um einen schönen, einsamen Steig handelt. Von der anderen Seite ist er kaum zu finden, da die Abzweigung auf ca. 1285 m nicht markiert ist (ich habe jetzt einen Steinmann aufgeschichtet und einen Pfeil gelegt, aber wie lange das wohl hält?) und die ca. ersten 50 m recht zugewachsen und verfallen sind. Wer es denoch wagen will: Der besagte Steinmann wäre eine Hilfe, ansonsten im Bachbett so lange laufen, bis man auf Reste eines alten Holzsteges trifft.


    Nach der Hochlandhütte geht es über Wörnersattel, Wörnerkar, Kampenleitenjoch zum Einstieg Richtung Bäralpl. Vor allem nach dem Kampenleitenjoch gibt es noch Rest-Altschneefelder, die tagsüber recht weich und daher eher unproblematisch sind. Ausrutschen sollte man aber nicht. Ich hatte Pickel und Grödel dabei, ersteren habe ich sicherheitshalber benutzt, es ginge aber wohl auch ohne. Zwei Schneefelder sollten am besten "hinterklettert" werden. Der Anstieg zum Bäralpl ist fast durchgehend mit Drahtseilen gesichert (etwas übertrieben), aber dennoch nur für Schwindelfreie, zudem bei Nässe sicherlich unangenehm. Ab dem Bäralpl zieht es sich zum Karwendelhaus wegen der Gegenanstiege über Stock und Stein auch noch ziemlich, insgesamt von Mittenwald her fast eine Tagestour (ca. 8 h mit Pausen), allzumal beim Karwendelhaus die Essenszeiten früh sind (18:00 - 19:30).


    2. Am Donnerstag dann durchs Schlauchkar zum Schlauchkarsattel, unten aper, Mitte unproblematisches Schneefeld, die Steilstufe bin ich in den Felsen gegangen (bröselig), bei der letzten Querung zum Sattel über ein steiles Schneefeld war wiederum der Pickel eine wertvolle Unterstützung, wenngleich der Schnee recht weich ist und deshalb auch der Pickel nicht so guten Halt findet. In der Schilderung der Schwierigkeiten übertrieb der Wirt des Karwendelhauses meines Erachtens etwas, für erfahrenere Berggeher ggf. mit Pickel war es gestern kein Problem; allerdings bestand die Kundschaft des Karwendelhauses auch viel aus wenig bergerfahrenen Norddeutschen, und da sind vielleicht Warnungen mehr angebracht ...


    Die Überschreitung der Ödkarspitzen war problemlos, es liegt noch ein bißchen Schnee, was wiederum den Pickel zum Einsatz brachte, wobei der dort eher überflüssig war. Mit Kurzski / Figl wäre es wohl am schönsten gewesen, von der Mittleren Ödkarspitze direkt nach Süden abzufahren, ich habe zu Fuß die Überschreitung komplementiert, musste dann aber von der westlichen Spitze noch bis ca. 2575 m absteigen, bevor die Ski angeschnallt werden konnten. Dann ca. 500 Hm Abfahrt im ganz guten Sommerschnee, anschließend Wiederaufstieg direkt zur Großen Seekarspitze durch das Westliche Marxenkar (Gipfelaufbau von der Marxenkarseite her noch bröseliger als vom Neunerkar herauf). Weil das Neunerkar nach sehr wenig Schnee aussah (die übliche Rinne am Ostende des Kares konnte ich jedoch vom Gipfel nicht einsehen) - Gruß an den am Gipfel getroffenen Tourengeher (ging es noch?) -, ging es auf dem Anstiegsweg abfahrtsmäßig zurück. Vorsicht auf den ersten Metern, der Schnee war hier sehr grieselig-tief, habe prompt eine kleine oberflächliche Rutschung ausgelöst, als mich der tiefe Schnee vorne über bremste - man rutscht dann unangenehmerweise 2-3 Meter selbst mit ... Danach aber ganz gut, wenngleich an einigen Stellen recht wellig. Mit 1-2x Abschnallen im unteren Teil ging es sogar noch auf unter 2000 m herunter. Dann zu Fuß den Steig ins Karwendeltal, wobei das Drahtseil an der Felsstelle weitgehend zerstört ist. Benötigt man aber ohnehin nicht, erst recht, wenn man es schon so weit geschafft hat.
    Um die Anstrengung zu vervollkommnen bin ich dann noch bei der Anger-Alm auf den nicht leicht zu findenden Steig hoch zum Bäralpl gegangen (steigt sehr flach an; sehr schön, er könnte auch mehr Begehungen vertragen, bevor er völlig einwächst; von oben wäre der Steig auch nicht leicht zu finden, er ist auch nicht markiert). Dann wieder Abstieg zum Hufachboden, das Schneefeld nach dem Ausstieg vom Bäralpl-Steig war diesmal (abends) schon härter, so dass wiederum der Pickel gute Dienste leistete. Beim Steig zum Hufachboden muss man sich wohl tatsächlich erst nach rechts halten, ich bin die Schuttreise direkt abgefahren, aber dann muss man sich durch die Latschen schlagen. Auch der Weg zur Ferein-Alm mit Gegenanstieg zieht sich dann noch und von dem Abstieg nach Mittenwald ist ganz zu schweigen - hier kamen mir aber nach kurz nach der Alm zwei Geologen zu Hilfe, besten Dank für die Mitnahme!


    Insgesamt eine ziemlich lange Tour v.a. am zweiten Tag - rein für das Skifahrerische ist der "übliche" Weg als Tagestour mit Radlunterstützung durchs Karwendeltal sicherlich besser, aber die Steige wie beim Unteren Kälberalpl, der Gjaidsteig sowie der Hufachboden machen es doch lohnend als Wanderung. Die Karwendel-N-Kare sind ziemlich bald nicht mehr für Skier lohnend, wer es noch machen will in dieser Saison, sollte sich sehr spurten.
    Hingehen brauchen die Schneefelder im Wörnerkar etc. sicherlich noch eine Weile, bis sie ganz verschwunden sind. Ich kann hier nur zu Vorsicht raten! Und ein Pickel ist bestimmt nicht schlecht und trägt sich auch nicht schwer, wenn man ihn doch nicht braucht. Merkwürdigerweise hatte scheinbar kein anderer Berggeher am Karwendelhaus einen dabei?!


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