Skihochtouren Piz Zupo & Piz Argient, Sassal Mason

  • Gipfel
    Piz Zupo, Piz Argient, Sassal Mason
    Höhe
    3.995 m, 3.943 m, 3.032 m
    Gebirge
    Bernina
    Art der Tour
    Skitour
    Datum der Tour
    30. Mai 2025
    Ausgangspunkt
    Diavolezza / Berninapass, Gemeindegebiet von Pontresina, Engadin, Schweiz
    Gefahreneinschätzung
    mäßig
    Exposition der Route
    alle außer Süd

    Das Auffahrts-Wochenende mit stabiler Witterung Freitag und Samstag habe ich noch einmal für zwei Skihochtouren nutzen können.


    Freitag Piz Zupo & Piz Argient:

    Bergfahrt mit der Seilbahn (einfach 31 CHF). Eigentlich wäre schon die erste Bergfahrt 8:20 Uhr etwas spät gewesen, aber die habe ich ohnehin nicht geschafft. Früher ist sicherlich sinnvoll, geht aber wohl nur bei Übernachtung vor Ort. Der Hang von der Diavolezza hinab zum Persgletscher hat zur Zeit bereits wenig Schnee, der am Morgen noch hart gefroren war. Der wenige Schnee durchsetzt mit Felsen erfordert gute Kanten (also besser nicht die Steinski nehmen, wenn diese solche nicht mehr haben) und etwas Skiakrobatik. Zwei Mal muss auch schon abgeschnallt werden. Insgesamt ist dieser Hang halt der "Entrittspreis" für die beliebten Skihochtouren ab der Diavolezza. Von den am Freitag schon überschaubaren Skitourengehern / Schneeschuhgehern (man merkt, die Saison neigt sich zu Ende) gingen fast alle zum Piz Palü. Ich hatte eigentlich den Piz Cambrena geplant (daher auch der späte Start), aber die steile Rinne vom Persgletscher gab es noch gar keine Spur und oben eine Anrisskante einer großen Lawine (gerissen im Altschnee?), was mich doch abschreckte. Später gab es aber eine Spur.

    Daher über den Persgletscher bei enorm hoher Temperatur und knapp unter dem Gipfelfelsen der Gamsfreiheit Richtung Fortezzagrat. Dieser Grat schreckte mich für eine Winterbesteigung doch ab, aber man konnte kurz bevor die Felsen beginnen nach Westen über einen steilen Schneehang auskneifen (Harscheisen sinnvoll) und so zur Route über das "Foura" kommen. Bemerkenswerterweise gab es da keine Spuren, so musste ich alles spuren. Was bei einigen Centimentern Pulver auf einem Harschdeckel nicht nur zu Anstollen, sondern v.a. auch (gedanklichem) Fluchen wegen Wegrutschens führte. Mit Harscheisen und ohne Steighilfe ging es dann wieder etwas besser. Angekommen auf der Bellavista-Terrasse galt es einen Weg Richtung des Kares zwischen Piz Zupo & Piz Argient zu finden. Um es kurz zu fassen: Es geht nicht ohne Höhenverlust. Am besten fährt man gleich mit Fellen auf gut 3.700 m ab. Mein Versuch einer sehr hohen Querung führte nur dazu, dass ich sehr steile Hänge (abfahrend ohne Felle) zu queren hatte, wobei ich am Ende doch die Höhenmeter verlor. Im relativ flachen Kar angekommen "wurde die Luft dann dünner" und ich habe mich doch etwas abgeplagt, bis ich endlich am Skidepot auf ca. 3.920 m (deutlich oberhalb der Scharte 3.844 m, wo häufig das Skidepot gemacht wird) angekommen war. Den Rest ging es mit Steigeisen relativ problemlos bis zum schmucklosen Gipfel. Immerhin der zweithöchste Gipfel der Ostalpen! Man hätte auch die Skier mit hochschleppen und dann teilweise sehr steil die Westflanke abfahren können. Wenn ich mich schon einmal da hochgeplagt habe, dann musste natürlich auch noch mit gut 100 Hm Zusatzaufwand der Piz Argient mitgenommen werden - der offenbar beliebter ist, weil es fast bis zum Gipfel mit Skiern geht.

    Abfahrt: Ganz oben jeweils gut fahrbare, harte Schneedecke. Dann viel Presspulver. Leider kommt dann noch ein Gegenanstieg von ca. 70 Hm wieder hoch zur Bellavista-Terrasse (bei der direkten Abfahrt über den "Buuch" letztes Jahr gab es auch einen Gegenanstieg; daher habe ich diese Route gewählt; keine Ahnung, ob es heuer ohne Gegenanstieg gegangen wäre). Im "Foura" tiefer Schnee, ging aber angesichts der Steilheit doch ganz gut. Ich entschied mich gegen eine Abfahrt über den Morteratsch-Gletscher und kilometerlanges Hatschen im ausgeaperten Tal bis zur Bahnstation und für eine Rückkehr zur Diavolezza. Deshalb aus dem "Foura" die kurze, steile Querung unter dem Fortezzagrat (im aufgeweichten Schnee am Nachmittag natürlich sicherheitstechnisch nicht optimal) und dann Abfahrt im etwas tiefen, aber gut fahrbaren Schnee vorbei an Gemsfreiheit hinab Richtung P. 2.853 m und weiter zum Persgletscher. Hier ist die Schweizer Landeskarte nicht mehr ganz aktuell aufgrund der Veränderungen des Gletschers: Man kann wegen einer Steilstufe sich nicht direkt über den Gletscher halten, sondern muss einen langen Bogen nach Süden machen. Zuletzt ging es vom Anfellpunkt am Morgen wieder den Hang hoch zur Diavolezza: Teilweise im Schnee, teilweise im Geröll und manchmal beides kombiniert. Es hat schon seinen Grund, warum dieser Gegenanstieg am Nachmittag in vielen Tourenbeschreibungen als die Hölle bezeichnet wird ... Selten habe ich für ca. 250 Hm so lange gebraucht und war so erschöpft. Also wenn ich da noch einmal hinkommen sollte, werde ich glaube ich doch die Abfahrt über den Morteratschgletscher und kilometerlanges Skitragen selbst mit Skitourenschuhen bevorzugen. Immerhin: Von der Diavolezza konnte man dann am Abend zunächst an der mittlerweile vollumfänglichen Vermattung der Reste des Diavolezzafirns vorbei im Bruchharsch auf der Piste ins Tal fahren. Nach unten hin immer besser (Pistenfirn). Und am Freitag noch bis ca. 100 m Wegstrecke vor die Talstation.

    Insgesamt gute Verhältnisse für diese Skihochtour. Angesichts der erheblichen Wegstrecke und der großen Höhe sollte man aber wohl besser deutlich früher dran sein als ich - und sich nicht von den an sich überschaubaren Höhenmetern blenden lassen. Oberhalb ca. 3.000 m liegt noch gut Schnee. Unterhalb taut es angesichts der starken Sonneneinstrahlung und der Hitze stark (Naturschneegrenze im Gebiet in günstigen Lagen zur Zeit ca. 2.250 m mit rasch steigender Tendenz). Bis Pfingsten könnte schon noch was gehen, sicherlich aber im unteren Teil rasche Verschlechterung / Ausaperung.


    Samstag:

    Nach der Gewalttour von Freitag habe ich mich am Samstag nur noch für eine eher kurze Tour auf den Sassal Mason motivieren können. Start an der Berninapassstraße beim Lej Pitschen oder Lago Bianco und ca. 25 min flach hatschen bis zum Skianschnallpunkt. Die beim Skitourenguru angezeigte Route über den See erfordert zur Zeit ein Boot. Im Hochwinter mag es sein, dass der See zu betreten ist, derzeit schwimmen da eher Eissschollen. Gestern sind alle Tourengeher die natürliche Route Richtung Caral-Scharte und dann mit Querung auf 2.600 m gegangen - auch hier wäre zur Zeit die Route vom Skitourenguru nicht logisch (führt auch teilweise in steiles Gelände). Bis zum Kamm auf ca. 2.960 m geht es mit Skiern hoch. Dann muss man ca. 20 Hm am stark überwächteten Kamm herunterstapfen und hoch zum Gipfel des Sassal Mason mit einem winzigen Kreuz des AC Silvaplana (warum haben die quasi auf der gegenüberliegenden Seite der Bernina denn ein Kreuz aufgestellt?). Herauf bin ich ohne Steigeisen, runter kamen Steigeisen und Pickel dann doch zum Einsatz. Abfahrt dann je nach Exposition Harsch, Sulz, Bremsschnee und Sommerschnee. Insgesamt aber sehr gute Abfahrtsverhältnisse, hat wirklich noch einmal Spaß gemacht. Und unten dann die Hitze (20 Grad auf über 2.200 m), zahlreiche Radler und Angler sowie Touris, die Schnee schauen wollten.

    Noch eine Bemerkung zur Südroute auf den Piz Cambrena (kurz identisch mit meiner Route): Es sah so aus, als ob in der Querung nach dem Cambrena-Gletscher auf einigen Metern eine Felsplatte bereits ausgeapert ist. Könnte von daher unangenehm sein.


    Bilder:


    Das obligatorische Foto von der Diavolezza:



    Bei der Gemsfreiheit mit Blick zum Fortezzagrat:



    Querung unter dem Fortezzagrat zum "Foura":



    Querung auf der Bellavista-Terrasse:



    Blick vom Piz Zupo zum Piz Bernina - Sicht bis zur Monte Rosa (diese schon außerhalb des Fotos):



    Piz Zupo vom Piz Argient:



    Das Foto lässt schon erahnen, warum der Rückweg zur Diavolezza so ätzend ist:



    Beim Lej Pitschen hat man einen schönen Blick auf die Route zum Sassal Mason:



    Schon nach der Querung auf ca. 2.600 m mit Blick auf den letzten Skianstieg:



    Der Fußanstieg zum Sassal Mason:


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