- Gipfel
- Suldenspitze, Schrötterhorn (auch Schrotterhorn genannt)
- Höhe
- 3.376 m, 3.386 m
- Gebirge
- Ortleralpen
- Art der Tour
- Skitour
- Datum der Tour
- 7. Juni 2024
- Ausgangspunkt
- Sulden
- Gefahreneinschätzung
- mäßig
- Exposition der Route
- v.a. Nord
Bei der ziemlich instabilen Witterung zur Zeit ist es nicht leicht, noch zu größeren Touren zu kommen - am Freitag konnte ich aber die bessere Wetterlage auf der Alpen-Südseite nutzen. Wobei der Wetterbericht ohnehin deutlich schlechter tönte, als es dann im Gebiet und auch in den umliegenden Gebirgsgruppen (bis zur Bernina) war.
Von Sulden aus ging es frühmorgens Richtung Suldenspitze - Beschreibung siehe im Tourentipp-Archiv. Die Seilbahn fährt zur Zeit nicht und so heißt es die Skier auf dem Fahrweg tragen (für Radl-Enthusiasten: ziemlich steil, mir wäre das zu hart). Am Freitag begann der Schnee wenige Meter hinter der Bachquerung kurz nach der Mittelstation (ca. 2.225 m). Bis auf zwei noch ganz kurze Unterbrechungsstellen ging es dann durchgehend mit Skiern auf der unteren Piste weiter (die obere Piste wurde anscheinend ausgebaggert). Ab dem Erreichen des freien Geländes (ca. 2.600 m) war der Schnee nicht hart durchgefroren, aber ausreichend tragend. Es geht mit Skiern bis zum aussichtsreichen Gipfel, der letzte Aufschwung zum Gipfel war noch hart (ggf. Harscheisen). Der Suldenferner ist offenbar an sich ziemlich spaltig, zur Zeit sieht man aber wegen der guten Schneelage in den Hochlagen keine Spalten. Ich würde dennoch die volle Gletscherausrüstung und auch Pickel sowie Steigeisen mitnehmen.
Statt einer direkten Abfahrt habe ich mich noch entschieden, den Nachbargipfel Schrötterhorn (nach anderen Karten: Schrotterhorn) mitzunehmen - kurze Abfahrt von der Suldenspitze mit Skiern und ohne Felle etwas hinauf, dann weiter zu Fuß. Es gab noch keine gut ausgeprägte Stapfspur. Daher war es im aufgeweichten Schnee ostseitig ziemlich mühsam, die kurzen westseitigen Passagen waren hingegen noch eher hart. In Teilen ist der Gratübergang und der Abstieg vom Gipfel Richtung Cedec-Scharte exponiert. Nach Norden hängen gewaltige Wächten, an denen man herumkraxeln muss.
Für die Abfahrt habe ich mich dann nach einigen Metern Fußabstieg zu einer Abfahrt in die Cedec-Scharte entschieden und von dort nach wenigen Metern Gegenanstieg (weil in der Scharte selber riesige Wächten hängen) zu einer kurzzeitig extrem steilen Einfahrt in die Hänge unter der Wächte: Eher unangenehm wegen Lawinengefahr. Vermutlich ist es besser, man fährt direkt beim Skianlegepunkt kurz unter dem Gipfel direkt in den Nordhang ein - wohl nur kurz steil.
Vom Schnee her war die Abfahrt dann deutlich besser als beim Aufstieg angenommen - zwar kein Idealfirn, aber gut fahrbarer Sulz. Der Teil auf der ehemaligen Piste war ohnehin gut.
Weiteres:
- Der in den Karten noch eingezeichnete Übergang über das Königsjoch scheint mir angesichts des Gletscherrückgangs tatsächlich kaum mehr machbar.
- Die Nordrinne zur Königsspitze herauf gab es auch eine Spur (eventuell vom Vortag). Man hätte aber schon seitlich in die Rinne einqueren müssen (statt direkt aufzusteigen) und oben gab es auch schon schneearme Passagen. Während meiner Abfahrt kam da auch durch die Rinne eine Lawine herabgerauscht. Insgesamt sieht diese Rinne schon anspruchsvoll aus.
- Beim Fußabstieg habe ich mich bei der Mittelstation für den dort abzweigenden Wanderweg entschieden. Landschaftlich sehr schön, zur Zeit aber nicht zu empfehlen: Es kommen noch zwei steile, unangenehme Schneefelder. Besser auf dem Fahrweg bleiben, bis diese verschwunden sind.
- Wie ich im Nachgang erfahren habe, ist im Gebiet am Freitag ein wohl tödlicher Lawinenabgang kurz vor dem Ausstieg der Minnigerode-Rinne passiert. Untertags habe ich zwar den Helikopter fliegen sehen. Nachdem die aber wieder abgedreht waren, hatte ich mir nichts gedacht. Allgemein kamen im Gebiet einige Lawinen herunter, insbesondere in den Steilrinnen. Es ist wieder eine Erinnerung daran, dass auch im Juni noch Lawinengefahr besteht und vielleicht Anregung (auch an mich), die steilen Sachen wirklich nur bei besten Verhältnissen zu machen. Mein herzliches Beileid der Familie und den Freunden des Verunglückten!
Fotos:
Bei der Mittelstation sieht man gut den weiteren Aufstieg ein:
Jetzt geht es mit den Skiern auf der unteren Piste weiter:
Der weitere Aufstieg im freien Gelände:
Blick von der Suldenspitze zum Cevedale:
Königsspitze hinter dem Gipfelkreuz der Suldenspitze:
Gratübergang zum Schrötterhorn:
Blick zurück auf den Gratübergang - nur teilweise einsehbar:
Kurzer Fußabstieg vom Gipfel des Schrötterhorn Richtung Cedec-Scharte - a bisserl unangenehm, da in dem Bereich eine riesige Wächte hängt:
Die großen Wächten direkt an der Cedec-Scharte verhinderten eine direkte Einfahrt:
Blick zurück auf die Abfahrt oben - nach dem kurzen Stück mit Lawinenbollern überraschend gut: