- Gipfel
- Kotalmjoch, Stuhlböcklkopf, Streichkopf
- Höhe
- 2157-2243m
- Gebirge
- Rofan
- Art der Tour
- Skitour
- Datum der Tour
- 4. März 2024
- Ausgangspunkt
- Schwarzenau, 7 Euro
- Gefahreneinschätzung
- gering
- Exposition der Route
- West, Nord, Süd (in der Reihenfolge der Aufstiegs)
Firnfreuden!
Jonas hat natürlich recht, wenn er schreibt, dass es anscheinend nicht so viele Leute gibt, die ihre Ski auch mal eine Stunde oder länger hochtragen. Wenn man aber so belohnt wird, wie ich heute, dann nehme ich das gerne in Kauf. Ich hätte heute natürlich auch etwas Anderes machen können, aber die Tour hab ich mir einfach eingebildet, weil sie sommers wie winters wegen der landschaftlichen Schönheit zu meinen absoluten Lieblingen gehört. Heute kam noch das prachtvolle Wetter hinzu, das Firn versprach.
Gebietskenner werden vielleicht schon beim Ausgangspunkt "Schwarzenau" gestutzt haben, da die Skitour ja in der Regel beim Hochseilgarten gestartet wird, doch da fest davon auszugehen war, dass es bis weit hoch aper ist, bin ich bei Schwarzenau los, weil das zu Fuß schneller und viel schöner ist. Ein Radl würde auf der üblichen Route natürlich gute Dienste leisten, war aber nicht zur Hand. Die apere Strecke habe ich mit Bergschuhen absolviert; mit Skischuhen würde ich mir das nicht antun wollen. Der nächste Satz nur, damit nicht irgendein ortsunkundiger Uhu mal diese Tourenbeschreibung liest und meint, Schwarzenau wäre auch bei guter Schneelage ein sinnvoller Ausgangspunkt: Nein! Der enorm steile Kiefernwald ist bei Schneelage extrem lawinengefährdet!
Zurück zur Tour: Die Ski müssen eine gute Stunde getragen werden; erst auf halber Strecke zwischen Kotalm-Niederleger und Mittelleger, genau dort, wo die Exposition von West auf Nord wechselt, geht es in die Bindung. Die Schneehöhe steigt dabei abrupt von 0 auf 50cm (ab den Hütten des Mittellegers dann sicher 1m), was natürlich auch heißt, dass die Verhältnisse oben noch eine Zeit lang brauchbar sein werden.
Der große Vorteil des Kammes zwischen Kotalmjoch und Streichkopf (ich weiß selber nicht ganz genau, welcher der Kammgupfen exakt welcher Gipfel sein soll) liegt darin, dass die Feinexposition der einzelnen lohnenden Hänge und Mulden von Südost bis Südwest reicht und sie daher im Stundentakt ihren optimalen Firnzeitpunkt erreichen. Und der liebe Gott hat es so einzurichten gewusst, dass man ziemlich genau eine Stunde braucht, um nach einer Abfahrt zum (verfallenen) Kotalm-Hochleger wieder am Beginn der nächsten Abfahrt zu stehen. Bei mir heute: 1.Abfahrt: 11.15, 2.: 12.15, 3.: 13.15 Uhr - drei Mal bester Firn!
Da die Latschen sehr gut eingeschneit sind, bieten sich in den unteren Hängen wahnsinnig viele Variationsmöglichkeiten. Die 2. Abfahrt habe ich so gewählt, dass ich unmittelbar in der Grube unter dem Steinernen Törl rauskomme. Da bin ich dann hoch und links des Törls auf eine alte Aufstiegsspur zum Streichkopf gestoßen, der ich gefolgt bin. Toll auf einem sicheren Rücken angelegt! Die folgende Abfahrt war die beste des Tages und führte mich durch die herrliche Riesenmulde bis kurz oberhalb der Dalfazer Alm.
Zurück am Törl beschloss ich nach kurzer Zwischenabfahrt in die Grube (geht nicht mit Fellen), nochmals zum Kotalmjoch aufzusteigen, weil die Hänge erstaunlicherweise auch um 15 Uhr noch nicht "durch" waren - zwar etwas sulziger, aber immer noch feste Unterlage und kein einziger Durchbrecher.
Tipp: Für die Abfahrt zum Mittelleger am besten nach dem Steilhang links halten und lieber genussvoll abfahren bis es an einem Bach nicht mehr weitergeht, als zu versuchen die Höhe zu halten und zur Alm zu schieben. Am Bach wieder anfellen, zur Alm und dann noch etwa 150 Hm die Hänge rechts der Alm hinauf. Das bringt einen netten Bonushang + tollen Karwendelblick. Ich trinke da oben dann immer mein Bier...
Lawinengefahr: null. Man möge sich da nicht von dem kleinen Lockerschneerutsch auf einem der Bilder irritieren lassen. Allerdings sind manche Hänge auch 35 Grad + steil, sodass bei schlechtem Timing die Gefahr besteht, Nassschneerutsche auszulösen.
Harscheisen sollte man bei Firntouren eh dabei haben, gebraucht habe ich sie aber nur in den beiden kurzen schattigen Steilhängen vor dem Hochleger und dem Steinernem Törl.
Fazit: Selten habe ich so genialen Firn erlebt! Das liegt in diesem Fall aber auch daran, dass in den letzten Tagen genau ein Kollege am Weg war und die Hänge daher komplett unverspurt waren. Ich hatte im Vorfeld auch überlegt, in Hochfügen auf Tour zu gehen. Da hätte ich zwar nicht tragen müssen und es hätte auch aufgefirnt, aber was wäre das für ein "Firn" gewesen bei den sicher maximal verspurten Hängen?
Bilder:
1: Ja, wo isser denn, da Schnee?
2: Aha - da herom hod er si einquartiert!
3/4: Für mich der schönste Teil des Rofan.
5: Blendend weiße Hänge und grandioses Panorama.
6: Blick von oben in den Hang,
7: der sogleich befahren wird.
8: Im Anstieg zum Streichkopf.
9: Abfahrt von dort.
10: Die herrliche Mulde oberhalb der Dalfazer Alm.