- Gipfel
- Keiner, höchster Punkt Westliches Lamsenjoch
- Höhe
- 1940m
- Gebirge
- Östliches Karwendel
- Art der Tour
- Bergtour
- Datum der Tour
- 20. Dezember 2025
- Ausgangspunkt
- Lamsenjochhütte
- Gefahreneinschätzung
- erheblich
- Exposition der Route
- Komplett Nord, die Sonne küsst nur kleine Abschnitte der Tour kurz.
Auf einen knackigen Beginn folgt der Genuss.
Ein Bergspetzl von mir hat mal gesagt: "Wennst a Abenteuer wuist, dann muasst ned auf Expedition nach Patagonien oder Nepal - do gehst einfach im Winter ins zentrale Karwendl - do is a wuid und einsam und weg kemma duast so schnäi a ned!" Das stimmt auf jeden Fall, wobei ich auch nicht überdramatisieren will, aber getroffen habe ich in den drei Tagen außer drei Kollegen, die durchs Johannistal zur Falkenhütte aufgestiegen sind, tatsächlich niemanden.
Gestern ging es mit der Querung von der Lamsenjochhütte zum Westlichen Lamsenjoch gleich knackig los. Im Sommer ist das ja ein gemütlicher Schartenweg. Im Winter hingegen handelt es sich um die Schlüsselstelle der gesamten Tour. Der in der Früh hart gefrorene Schnee ließ sich nur mit Grödeln und einigem Kraftaufwand beim Treten von Tritten begehen, wobei man sich die ganze Zeit im Absturzgelände befindet, wo ein Ausgleiten absolut keine Option ist. Wegen dieser Stelle (etwa 30 Minuten) muss man auch sagen, dass die Gesamttour nur machbar ist, wenn grundsätzlich wenig Schnee liegt. Bei hoher Schneelage gibt es dort nämlich keinen erkennbaren Steig mehr, sondern das Ganze ist dann eine 45 Grad steile Schneeflanke mit Abbrüchen unterhalb. Die Lawinengefahr ist in diesem Fall auch extrem hoch. Ich bin gestern über viele - bei der aktuellen Schneearmut freilich kleine - Lawinenkegel gestiegen. Freilich: Gestern ging das mit Umsicht eigentlich ganz gut, aber ich will ja nicht, dass jemand meine Tour bei anderen Verhältnissen nachgeht und dann passiert etwas.
Vom Joch bin ich via Binsalm in die Eng abgestiegen und der Route des Sommerweges ins Hohljoch zur Falkenhütte gefolgt. Das kennt vermutlich jeder, aber im Winter hat das nochmal einen anderen Reiz - vor allem wenn man allein am Ahornboden ist. Bis auf die angesprochene Querung alles mit Schneeschuhen.
Anforderungen: 800 Hm im Auf- und Abstieg, gute 12 Km, 6-7 Stunden. Ich darf vielleicht anmerken, dass Schneeschuhtouren in Summe in meinen Augen deutlich anstrengender sind als Skitouren. Bis auf die Querung ganz einfache Tour (T2-3).
Winterraum Falkenhütte: Sehr modern, angenehme Betten, gute Sitzgelegenheiten, elektrische Heizung und elektrischer Herd. Dennoch nicht ganz mein Fall. Ich bevorzuge einfach Holzöfen, weil die (sofern von guter Qualität) den Schnee viel schneller schmelzen und auch die Sachen schneller (oder überhaupt - Schuhe) trocken werden. Das ist aber nicht wirklich als Kritik gemeint, sondern entspringt schlicht meiner persönlichen Präferenz: Ich möchte es gern urig haben, wenn ich im Winter am Berg bin.
Danke an dieser Stelle auch an die zwei Kollegen und die Kollegin von der "Yeti-Fraktion" der Sektion München/Oberland, mit denen ich gestern einen schönen Abend hatte und die heute morgen dankeswerterweise die Aufräumarbeiten übernommen haben, weil ich schon sehr früh los bin!
Ein spezieller Dank geht auch an Philipp aus Köln, der letzte Woche (wie ich den Hüttenbucheintragungen entnommen habe) eine Karwendel-Durchquerung von Scharnitz nach Schwaz gemacht hat. Seine dieser Tage noch erkennbaren Spuren (sonst ist da niemand gegangen) haben mir die Feinorientierung sehr erleichtert!
Bilder:
1: Der Tag dämmert im Stallental herauf.
2: Erste Sonnenstrahlen umschmeicheln die Lamsenspitze.
3/4: Vom Ziel (Westliches Lamsenjoch) aus schaut die Querung freilich harmlos aus. Das zweite Bild weist schon eher auf die Absturzgefahr hin, aber um ehrlich zu sein: Ich hab auch nicht die Nerven, um in kritischen Passagen das Handy zum Fotografieren rauszuholen...
5: Vom Joch erblickt man die Karwendel-Hauptkette.
6: Am Ahornboden.
7: Im wörtlichen Sinne was für's Herz.
8/9: Herzogkante - die ganz Alten erinnern sich - von fern und nah.
10: Die Falkenhütte und das neue Nebengebäude. Der Winterraum ist allerdings in einem weiteren Gebäude etwas unterhalb.