- Gipfel
- Wilder Freiger
- Höhe
- 3418m
- Gebirge
- Stubaier Alpen
- Art der Tour
- Hochtour
- Datum der Tour
- 10. September 2023
- Ausgangspunkt
- Grawa Alm (kostenlos)
- Gefahreneinschätzung
- gering
Am Freiger wird's mir nie langweilig.
Eigentlich war heut etwas a bisserl Anspruchsvolleres geplant, doch meine Tourenpartnerin sagte mir kurzfristig ab und so fiel die Wahl auf eine solo-geeignete Hochtour, nämlich den Lübecker Weg auf den Wilden Freiger. Eine wunderschöne und abwechslungsreiche Tour!
Zunächst geht es an den rauschenden Wasserfällen vorbei zur Sulzenauhütte und dann immer der Beschilderung "Müller Hütte/Wilder Freiger" folgend über die Blaue Lacke Richtung Fernerstube. Das ist ein Gletscher (mit etwas komischem Namen), der etwa auf 2750 Metern betreten wird und keinerlei Schwierigkeiten aufweist: Er ist flach, momentan aper und weist nur ganz wenige kleine Spalten auf. Die Route ist ebenfalls logisch: Es geht immer etwas links der Mitte hoch, denn rechts ist der Gletscher übersät vom Steinschlag aus der Ostflanke des Wilden Pfaffs (siehe Bilder). Den Pickel ließ ich am Rucksack. Nun wird die Lübecker Scharte angesteuert, wobei man wenige Meter im losen Geröll unterwegs ist, bevor man Scharte und Grat erreicht. Man lasse sich hier nicht von den häufigen Steinrutschen aus der Flanke des Aperen Freiger verunsichern - man befindet sich bei umsichtiger Routenwahl außerhalb der Gefahrenzone. Nun geht es über die Freiger Scharte zum Gipfel. Eine wunderschöne, einfache, aussichtsreiche Kraxelei, die an allen etwas ausgesetzten Stellen versichert ist. Auch bei Verzicht auf die Seile geht es nicht über II hinaus und das Gestein ist viel solider als es den Anschein hat. Der Geübte wird auf ein KS-Set gut verzichten können. Und der Ungeübte? Sollte vielleicht üben, bevor er die Tour macht 😉.
Anforderungen: Hochtour L und Grat (wegen der Seile bei trockenen Bedingungen) T4+. In einigen Beschreibungen (zum Beispiel "Leichte Hochtouren" aus dem Bruckmann-Verlag) wird die Tour recht unsinnigerweise so beschrieben, dass man aus der Scharte zur Müller Hütte absteigt, dann zum Becherhaus geht und von dort auf den Gipfel. Erstens ist das viel viel länger (+300 Hm) und zweitens ist der Grat vom Becherhaus auch nicht einfacher als der direkte Anstieg aus der Scharte zum Gipfel.
Runter bin ich auf dem Normalweg über die Seescharte zur Sulzenauhütte. Ich hatte ja noch mit der Leo-Schöpf-Route über den Freigerferner geliebäugelt, aber da dort noch eine dünne Schneeauflage vorhanden war, und die Spalten nicht ohne sind, hab ich's gelassen. Gehzeit 9-11 Stunden, 2100 Hm.
Sonstiges: Beim Bier auf der Sulzenauhütte traf ich zufällig Clemens, einen unserer Stammgäste auf der Bettelwurfhütte (ich hab ihn im Lafatscher-Beitrag schon erwähnt). Er erzählte mir, dass er vor zwei Wochen die Route Aperer Freiger - Lübecker Scharte - Wilder Freiger gemacht habe. Für mich eine interessante Info, da es vom Gipfel des Aperen zur Lübecker grauselig brüchig ausschaut, aber meinte, dass das recht passabel geht. Diese Route ist meines Wissens nach übrigens der ursprüngliche Lübecker Weg, der als weitgehend gletscherfreie Route zur Müllerhütte in grauer Vorzeit mal angelegt wurde.
Fazit: Super Tour mit hohem Einsamkeitsfaktor bis zum Gipfel. Auf dem Lübecker Weg hab ich niemanden getroffen.
Bilder:
Ich hab die Touren auf den Freiger ja schon öfters beschrieben und beschränke mich daher hauptsächlich auf Bilder vom Lübecker Weg.
1: Die Blaue Lacke und der mäandernde Sulzenaubach.
2: Die richtige Route über den Gletscher ist offensichtlich: Respektabstand zur Ostflanke des Wilden Pfaffs.
3: Gemütliche Gletscherwanderung,
4: bei der diese Spalte schon die "spektakulärste" ist.
5: Die Lübecker Scharte ist der niedrigste Punkt im Gratverlauf.
6: Grandioses Panorama ab der Freigerscharte.
7: Der Gratverlauf schaut brüchiger aus als er ist.
8: Schlüsselstelle.
9: Botzer, schön eingerahmt.
10: Grünausee am Abstieg zur Sulzenauhütte.