- Gipfel
- Unter anderem Monta Grona, Monte Lema und Monte Giove; Genaueres siehe Bericht
- Höhe
- maximal 2107m (Monte Bregagno)
- Gebirge
- Berge Comer See und Lago Maggiore
- Art der Tour
- Wanderung
- Datum der Tour
- 7. Mai 2023
- Ausgangspunkt
- Verschiedene - siehe Bericht
- Gefahreneinschätzung
- gering
Frühlings Erwachen auf der Sonnenseite der Alpen
Meine Freundin und ich sind letzte Woche am Dienstag zum Comer See bzw Lago Maggiore gefahren und gestern Abend zurückgekommen. Dieser Beitrag ist jetzt sozusagen ein Sammelbericht über unsere Touren, da es für mich keinen Sinn macht, jede der Wanderungen einzeln darzustellen. Voranstellen werde ich einige grundsätzliche Gedanken und dann kurz die einzelnen Touren beschreiben.
Allgemeine Verhältnisse: Im Gebiet rund um die beiden großen Seen sind die Berge auch nordseitig schon bis auf 2000 Meter (fast) schneefrei - das heißt: alle gängige Touren sind machbar. Einzige Ausnahme könnte die Grignetta bilden, die am Mittwoch in den obersten Bereichen noch weiß schimmerte. Genaueres weiß ich aber nicht, da wir dort nicht unterwegs waren. Gut möglich, dass die schönen warmen Tage auch dort den Schnee verschwinden haben lassen.
Zu den Ausgangspunkten der Touren: Für die Tourenplanung habe ich die Rother-Wanderführer "Comer See" (Eugen Hüsler, 2017) und "Lago Maggiore" (Schmidt et.alt., 2017) genutzt und bin gerade bei den angegebenen Ausgangspunkten mit diesen nur sehr mäßig zufrieden. Diese sind dort immer nach dem Motto "so hoch wie möglich" angegeben (ohne tiefergelegene Alternativen aufzuzeigen). Dies bedeutet in der Konsequenz, dass man äußerst serpentinenreiche Bergsträßchen hochfährt, was auch mir, einem leidenschaftlichen Autofahrer, keinen Spaß macht. 30-40 Minuten 1. oder 2. Gang ist halt nicht so geil... Das hat uns auch zu einer Umgestaltung der Planung veranlasst: Ursprünglich wollten wir immer einfach auf den Parkplätzen im Auto schlafen, also "Wildcampen", aber nach der zweiten Serpentinenquälerei am Donnerstag - wenn dir das Navi für 35 Kilometer Strecke zwei Stunden Fahrzeit anzeigt... - sind wir dann doch zu dem Entschluss gekommen, die restlichen Tage auf einem Campingplatz in Maccagno am Lago Maggiore zu verbringen und die Touren von dort aus mit Hilfe der "Öffis" zu starten. Die Öffis sind in diesem Fall übrigens ein Schiff, aber dazu später mehr. Der Campingplatz "Lago Camp" ist sehr zu empfehlen!
Wichtig zu erwähnen ist noch, dass die Wahl eines niedrigeren Ausgangspunkts nicht heißt, dass man auf der Teerstraße zum obersten Parkplatz gehen muss, sondern es gibt schöne Steige, die vom letzten Ort durch die Wälder bis zum PP führen. Ich gebe diese Orte im Folgenden auch an (betrifft die ersten beiden Touren). Allerdings sind dann halt 400-700 Höhenmeter mehr zu absolvieren!
Mittwoch: Monte Bregagno (2107m) und Monte Grona (1736m)
Route: PP oberhalb von Breglia auf 1080m - San Amate - Monte Bregagno - San Amate - Monte Grona - Via panoramico - Rifugio Menaggio - PP
Charakter: Bis auf den Abstieg vom Monte Grona über den Panorama-Weg (T3-4) sehr einfach (T2). Ab San Amate ungemein aussichtsreich mit Blick zu den 4000ern des Wallis und des Berner Oberlands (Monte Rosa, Mischabel-Gruppe, Finsteraarhorn, Mönch usw.). Der Monte Bregagno ist wohl einer der besten Aussichtsberge überhaupt!
Alternativer Ausgangspunkt: Breglia (750m). Der PP, wo wir los sind (kostenlos), liegt auf 1080 Metern; wir haben dort zwei Mal übernachtet (nach der langen Anfahrt am Dienstag und nach der Tour nochmal). Guter Übernachtungsplatz!
Besonders war übrigens die Fahrt durch den Ort Breglia am Dienstag: Es war schon dunkel und ganze Herden von Hirschen und Wildschweinen waren im Dorf unterwegs. Toll!
Donnerstag: Poncione di Breno (1654m), Monte Lema (1620), Moncucco (1517)
Route: PP (Rifugio Campiglio) - Madonna della Guardia (eine wunderschöne Kapelle) - Poncione - Monte Lema - Moncucco - Alpe Fontana - Alpe Dumenza - PP
Charakter: Wunderschöne, sehr einfach Wanderung (T2/3). Obacht: Der Weg vom Moncucco zur Fontana-Alm ist nicht ausgeschildert und nur schwer zu sehen und nicht ausgeschildert. An einer Art Markierungsstein geht es rechts hinab zum Wald, wo dann erste Markierungen auftauchen. Diesen Weg sollte man aber nicht verpassen, da er sehr besonders ist: Weiter unten wird daraus ein Hohlweg, in dem man durch knietiefes Buchenlaub watet. Hab ich so noch nicht erlebt - herrlich!
Alternativer Ausgangspunkt: Curiglia (670 Meter) oder schon das noch tiefer gelegene Dumenza. Vor dem Rifugio Campiglio (1157m) als PP kann ich nur warnen! Wir hatten das Glück, dass zurzeit noch fast nichts los ist und wir somit kurz vor dem Rifugio am Straßenrand parken konnten (max für 10 Autos Platz, kostenlos). Das Rifugio selbst hat auch einen PP, aber der ist nur für Gäste und auch sehr klein. Ich kann mir vorstellen, was für ein Chaos im Sommer zu italienischen Ferienzeit auf der steilen Zufahrtsstraße herrschen muss, die zu schmal ist, um deren Rand zuzuparken... Und wenden kann man auch nur sehr sehr schlecht...
Anmerkung: Der von der Schweizer Seite seilbahnerschlossene Gipfel des Monte Lema ist bautechnisch von erlesener Hässlichkeit; sonst ist die Tour aber wirklich unwirklich schön.
Nach dieser Tour sind wir auf den angesprochenen Campingplatz am Lago Maggiore gefahren, der direkt am See liegt. Maccagno selbst hat nicht übermäßig attraktive Wanderungen zu bieten, das am See gegenüberliegende Cannobio, dafür umso mehr. Welch Glück, dass man dorthin mit dem Schiff fahren kann (7 Euro andata e ritorno pro Person). Cannobio selbst ist ungemein hübsch und pittoresk! Umso schöner, dass man bei den Wanderungen zunächst einmal durch die ganze Stadt mit ihren blumenreichen Gärten schlendert!
Freitag: Monte Giove (1294m), Monte Faierone (1706m), Monte Fronzina (1699m)
Route: Maccagno - Schiff - Cannobio - Sant Agata - Alpe Biessen (verfallen) - Alpe Rombiago - Faierone - Fronzina - Faierone - Rombiago - Monte Giove - Marcalone (tolle Einkehr im Agrotourismo) - Sant Agata - Cannobio - Schiff - Maccagno
Charakter: Einfache, aber lange Tour: T2-3; nur Aufstieg zu Fronzina T4 mit kurzen Sicherungen.
Anmerkung: Mit dem niedrigen Ausgangspunkt (220 Meter) kommen natürlich mit Gegenanstiegen fast 2000 Höhenmeter zusammen. Mein ursprünglicher Plan (ich war an dem Tag allein ohne meine Freundin unterwegs) war, vom Monte Faierone über den in den Wanderschildern in Cannobio eingezeichneten Weg S4, der vom Faierone in einer Rundtour nach Cannobio zurückführen sollte, abzusteigen, doch ließ sich dieser Weg auch mit hartnäckiger Suche nicht finden. Ich bin vom Faierone bis in den Sattel zum Fronzina und auch noch diesen hochgestiegen, doch war da keine Markierung, kein Schild und auch kein deutlicher Pfad, der die inaugurierte Route erkenntlich gemacht hätte. Also wieder am Abstiegsweg runter.
Grundsätzlich wäre aber auch ein Weiterweg auf den Monte Limidario (2186m) möglich, aber das hätte ich in dem von der Schifffahrt vorgegebenen Zeitfenster nicht geschafft (beträgt nur 11 Stunden zwischen 8 und 19 Uhr).
Diese Tour ist in jeder Hinsicht empfehlenswert: Herrliche Wanderung durch verschiedene Vegetationsstufen, die malerische Alpe Rombiago mit ihrem Birkenhain, das gewaltige Panorama, das Kleindorf Marcalona, die Kirche Sant Agata, die... Einfach machen!
Exkurs: Auf der Tour durchquert man im Bereich der (schon lange verfallenen) Alpe Biessen ein Waldbrandgebiet. In den Außenbereichen des Brandes ist auffällig, dass etwa die Hälfte der Bäume trotz der offensichtlichen Brandschäden wieder austreiben (immer dann, wenn die Rinde der Hitze Stand gehalten hat und nicht geplatzt ist). In der Kernzone hingegen stehen die Baumskelette nackt da; allerdings schlagen dort von der Wurzel der beschädigten Bäume her bereits neue Triebe aus - und zwar bei jedem Baum! Das heißt, dass der Waldbrand letztlich keinen einzigen Baum wirklich "getötet" hat! Natürlich handelt es sich hier ausschließlich um Laubbäume, da Nadelbäume nicht über die Fähigkeit verfügen, vom Stamm her nochmals neu auszuschlagen. Es werden im Gebiet auch keine Maßnahmen ergriffen, die "toten" Baumstämme abzutransportieren, und das ist in meinen Augen gut so: Was Blöderes, als nach einen Waldbrand oder auch nach einem Sturm mit dem Harvester die toten Bäume aus dem Wald zu holen kann es doch nicht geben. Wen das Thema Wald noch mehr interessiert, dem seien die Bücher von Peter Wohlleben empfohlen.
Samstag: Monte Carza (1116m)
Route: Erst wieder mim Schiff nach Cannobio - Orrido di Sant Anna (unglaublich beeindruckender Schluchtdurchbruch, muss man gesehen haben!) - Monti Pianoni (malerisch ist für diese gewaltig schöne Bergsiedlung mit quiriligem Bach noch milde ausgedrückt) - Alpe Gallona (verfallen) - Pro Retond - Monte Carza - Pro Retond - Cannobio.
Hinweis: Eigentlich ist die ganze Route (max. T3 und das nur kurz) gut markiert und ausgeschildert, nur an der entscheidenden Stelle nicht - vor dem Aufstieg zur Alpe Gallona überquert man mehrere Schluchten und kommt dann zu einem leeren Schilderbaum (also ohne Schilder). Die Markierungen scheinen (scheinen, weil ein alter Baumstumpf samt Markierung wohl in den Hang hinuntergefallen ist) nach unten zu weisen. Zudem weisen Pfeile an einem Baum ebenfalls nach unten. UNSINN! Der Pfad geht erst einmal gerade weiter, doch auch der ist der falsche! Es geht tatsächlich nach oben durch eine die Markierungen überdeckende Laubschicht. Ich hab hier eine Stunde lang den richtigen Weg gesucht...
Geht man die Tour anders herum, was ich empfehlen würde, da man dann den Orrido di Sant Anna mit Restaurant und Badeplatz am Ende hat, gibt es diese Schwierigkeit nicht.
Sonntag: Sassariente (1767m)
Diese Tour müsste streng genommen in der Rubrik "Schweiz" erscheinen, aber ich nehm mir die Freiheit, sie in diesem Beitrag einfließen zu lassen.
Ausgangspunkt: Monti di Motti (wunderschöner Weiler mit Gaststätte und herrlichem Ausblick); Zufahrt auf enger Bergstraße; alternative Ausgangspunkte auch nur mit ähnlichem Aufwand zu erreichen.
Route: PP - Alpe Foppiana - Sassariente und auf dem gleichen Weg zurück.
Bilder:
1/2: Hoch über dem Comer See am Monte Grona
3/4: Traumwandeln in Buchenwäldern: Monte Lema
5: Sant Agata
6: Rombiago
7/8 Wie wunderschön ist doch der südliche Frühling!
9: Kirschblüte
10: ...