- Gipfel
- Breiter Grieskogel, Bachfallenkopf, Kühlenkarscharte
- Höhe
- 3287, 3176, 3072 Meter
- Gebirge
- Stubaier Alpen
- Art der Tour
- Skitour
- Datum der Tour
- 10. April 2023
- Ausgangspunkt
- Niederthai, 5 Euro/Tag
- Gefahreneinschätzung
- gering
- Exposition der Route
- Alle, da Rundtour; Exposition der Abfahrten siehe Bericht
Ostern auf der Winnebachseehütte - Was für ein Skifest!
Dem aufmerksamen Leser wird sicher schon aufgefallen sein, dass Niederthai nicht unbedingt der klassische Ausgangspunkt für die Winnebachseehütte (im Folgenden WBS) ist, doch hatte ich eine zweitägige Rundtour im Sinn, wobei ich aber vorher nicht wusste, ob das aufgeht: Aufstieg durchs Zwieselbachtal, Abfahrt übers Grastal und zwischendrin ein paar Schmankerl im Umkreis der WBS mitnehmen. Vorab: Ist voll aufgegangen - und wie!
Ostersonntag:
Dabei ging es sehr zäh - um es milde auszudrücken - los. Vom PP erst mal 40 Minuten Ski tragen und dann auf dünnster Unterlage zur bereits geschlossenen Schweinfurter Hütte und das sehr sehr lange Zwieselbachtal hoch zum gleichnamigen Joch. Dieses schöne Tal hatte ich ganz für mich allein; das bedeutet natürlich Spuren, was aber in 10-15 cm Pulverschnee (bei allgemein hier sehr mauer Schneelage) auch gar nicht schlimm gewesen wäre, wäre es nicht etwa 10 Grad wärmer gewesen als angesagt. So hat es gestollt vom anderen Stern, aber nicht am Fell, sondern auf dem Ski: Schnee schmilzt auf dem Ski und der kältere Pulverschnee setzt sich dann gleich fest. Gegen so was hilft auch häufiges Abwischen nichts, sondern nur Daheimbleiben. Ab dem Zwieselbachjoch konnte ich dann eine von der WBS her angelegte Spur zum Breiten Grieskogel nutzen, die ein tschechischer Kollege allerdings so unnötig steil angelegt hatte, dass man sich nur denkt "Ja, spinnt da Beppi". Ohne die hinter mir liegende Zwieselbach-Tortour hätte ich eine neue angelegt, aber lieber steil in der Spur als in über 50cm Pulver selber pflügen... Am Gipfel hatte die Qual dann nach gut 5:30h ein Ende und es begann der genussreiche Teil der Unternehmung: Die Abfahrt über den Gletscher (ost bis nordost) wartete mit so erlesenem Pulver (die Fachleute vom LLB nennen das gerne "Wildschnee") auf, dass ich doch tatsächlich nochmal über die steile Tschechen-Spur hoch bin, um die Flocken stauben zu lassen. Die Abfahrt vom Gletscherende bis zur WBS ist südexponiert und war von leicht harschigem, aber gut fahrbarem Schnee geprägt.
Ostermontag:
Ich bin nach dem Frühstück erst einmal von der WBS Richtung Süden (also in Nordhänge hinein) zum Bachfallenferner auf einer vorhandenen Spur gestartet. Schnell fiel mir auf, dass seit dem letzten Schneefall noch niemand auf die Idee gekommen war, zum Bachfallenkopf aufzusteigen und so zweigte ich beim See vor dem Gletscher nach links ab, um dort hinaufzuspuren. Wie schön es sich doch in fluffigem Pulver spurt, wenn es nicht stollt... Ich bin auf dem kleinen Gletscher des Bachfallenkopfs so hoch wie möglich (ca 3100 Meter) und habe auf den Gipfel verzichtet (heikle IIer-Kletterei laut Führerliteratur). Die Abfahrt war schlicht ein Gedicht in 30-35 Grad-Gelände bei 50cm Pulver. Am See habe ich wieder aufgefellt und bin über den meist flachen Bachfallenferner zur Kühlehnkarscharte. Die Abfahrt über den breiten Gletscher ist nett, aber auch nicht mehr. Unterhalb des Sees am Vormittag noch recht harschig.
Kurz vor Mittag war ich wieder bei der WBS und machte mich sogleich an den mittlerweile natürlich sehr sonnigen Anstieg zum Breiten Grieskogel, um zum Eigentlichen zu kommen: Das, worum sich meine Tourenplanung drehte, war nämlich die Abfahrt vom Grieskogel über das Grastal. Um diese Abfahrt ging es mir. Am Sonntag waren auf dieser Route noch keine Spuren und es war für mich völlig unklar, ob es überhaupt sinnvoll ist, hier abzufahren. Der Hüttenwirt meinte dann, dass es gehen müsste, aber evtl mit langer Tragestrecke unten raus. Ich hatte dann schon heute Vormittag entschieden, diese Variante zu wagen, als ich im Aufstieg zum Breiten Grieskogel kurz vor dem Gipfel sah, dass zwei Kollegen über das Grastal aufgestiegen und wieder abgefahren waren - Jackpot! Denn so blieb mir die Orientierung in unbekanntem Gelände erspart. Die Abfahrt selbst ist skifahrerisch wie landschaftlich ein absoluter Hammer: Zunächst schwingt man über den gemächlichen Grastalferner pulvrig hinunter, bevor es in eine (heute um 15 Uhr firnig-sulzige) über 300 Höhenmeter enge Rinne (35-40 Grad) geht. Diese Rinne ist südwest ausgerichtet und hat zwischendrin sehr sehr wenig Schnee - Steinkontakt unvermeidlich. Unterhalb des Grastalsees, wo die Exposition auf Nord dreht, herrliche Bedingungen mit perfektem Firn auf hartem Deckel - man kommt ohne Abschnallen bis zum sogenannten Grasfeld und kann auch danach noch ein bisserl weiterstopseln. Die letzten 15 Minuten aber auf jeden Fall zu Fuß mit Skiern am Rucksack.
Sonstiges:
1) Anstieg von Gries im Ötztal zur WBS etwa 30-45 Minuten Skitragen (laut Aussagen anderer Tourengeher).
2) Seeblaskogel-Südabfahrt (attraktiverer Übergang vom Westfalenhaus als das Winnebachjoch): Wenig, aber ausreichend Schnee; braucht viel Glück beim Firnzeitpunkt, mittlerweile völlig von Lockerschnee"lawinen" überspült.
Winnebachseehütte - Potential zur Lieblingshütte
Ich habe schon öfter im Winterraum der Hütte übernachtet und nun zum ersten Mal die Vorzüge ihrer Bewirtschaftung genossen. Ich bin mehr als begeistert von dem wunderbaren Umgang des Personals mit den Gästen - herzlicher kann es nicht sein! Das Essen ist qualitiativ hochwertig, die Stube griabig und die Betten gemütlich. Kann ich nur nachdrücklich empfehlen!
Bilder:
Die Leiden des "jungen" Skitourengehers
1: Weit und flach geht´s im Zwieselbachtal hinter...
2: Elendig steil hat der liebe Andrej aus der CR zum Breiten Grieskogel gespurt.
3-5: Am Bachfallenkopf
6: Bachfallenferner Richtung Kühlehnkarscharte
7: Der Breite Grieskogel ist einer der großartigsten Panoramaberge: Vom Glockner zum Ortler, von der Zugspitze zur Bernina, von den Dolomiten bis ins Bayerische Alpenvorland, von Klaus Schwab zu Bill Gates - Finde das Nicht-Passende
8-10: Impressionen von der Abfahrt im Grastal.