Cevedale - Skitour im Martelltal

  • Gipfel
    Cevedale, Suldenspitze, Madritschjoch
    Höhe
    3769, 3376, 3123 Meter
    Gebirge
    Ortler-Gruppe
    Art der Tour
    Skitour
    Datum der Tour
    17. März 2023
    Ausgangspunkt
    Marteller Hütte
    Gefahreneinschätzung
    mäßig
    Exposition der Route
    alle

    Route => Skitour Cevedale


    Ein alpines Glanzlicht!

    Wir waren nach der Tour auf den Sesvenna von Donnerstag bis Samstag im Martelltal unterwegs und haben dort auf der gleichnamigen Hütte zwei Mal übernachtet. Zu den Tourenbedingungen im Martelltal allgemein werde ich morgen noch einen Bericht schreiben, aber dieser sei nur der genialen Tour auf den Cevedale gewidmet, die wir am Freitag bei Traumwetter und besten Verhältnissen erleben durften.

    Der Freitag war so ein Tag, wo alles zusammenpasst: Traumwetter, gute Schneeverhältnisse und perfekte körperliche Verfassung bei Claudia und mir, welche wir bei unsere Rundtour gut gebrauchen konnten. So haben wir für den Aufstieg von der Hütte über den Zufallferner zum Gipfel nur gute 3 Stunden benötigt und hatten dann das Privileg, dort eine halbe Stunde ganz allein oben zu sein, bevor die Kollegen in Heerscharen anrückten. Und das ist wörtlich zu nehmen: sicher haben zwischen Donnerstag und Samstag jeden Tag mehr als hundert Leute den Cevedale bestiegen. Wie haben vor dem Bergschrund Skidepot gemacht und sind dann mit Steigeisen die letzten etwa 60 Höhenmeter hoch, was sehr gut ging (kein Blankeis). Es ist aber auch möglich, mit Skiern (+ Harscheisen) bis zum Gipfel zu gehen, aber das wussten wir vorher ja nicht. Ich wechsle grundsätzlich eher zu früh auf Steigeisen als dann irgendwann in ungutem Gelände beim Ablegen der Skier rumeiern zu müssen...

    Der Bergschrund lässt sich mit etwas Vorsicht zurzeit noch gut überwinden, aber ins falsche Loch braucht man nicht treten.

    Nach ausgiebigem Genuss der gewaltigen Panoramas sind wir dann nicht einfach auf dem (skifahrerisch eher zweitrangigen) Anstiegsweg abgefahren, sondern haben die steile, teils durch atemberaubende Gletscherbrüche führende Abfahrt über den Cedec-Ferner zur Pizzini-Hütte gewählt. Toller Pulver und einfach ein geniales Erlebnis! Hinweis: Den Gletscherbruch kann man nur überwinden/umfahren, indem man an dessen oberstem Rand nach rechts fährt und so in einen 40 Grad steilen Hang gelangt! Wir hatten das Glück, dass am Donnerstag da schon jemand gefahren ist, dessen Spuren wir folgen konnten. (Die Abfahrtsroute ist vom Gipfel des Cevedale gut einsehbar - wir sind also nicht "blind" einfach einer Spur nachgefahren.)

    Bei der Pizzini-Hütte (2700m) haben wir wieder angefellt und sind südseitig schweißtreibend über die Casati-Hütte auf die Suldenspitze. Die spektakuläre Abfahrt durch den ebenfalls von wilden Eisbrüchen gesäumten Suldenferner zur Schaubachhütte bot sogar noch besseren Pulver als die vorige!

    Nach einer Einkehr in der Schaubachhütte folgte schließlich der "Pflichtteil", der in diesem Fall ausnahmsweise erst nach der Kür kam: Wir sind hoch zum Madritschjoch und von dort zur Zufallhütte runter, wo dann nochmals etwa 350 Höhenmeter Anstieg zur Marteller Hütte auf uns warteten. Die südseitige Abfahrt selbst hat wenig Schnee und war um halb 5 auch schon wieder so lange im Schatten, dass sich grausiger Bruchharsch gebildet hatte. Wie froh bin ich doch in solchen Momenten, mit Claudia jemanden dabei zu haben, der auch bei solchem Mistschnee nach so einer langen Tour die Sache sicher ins Tal runterbringt.

    Insgesamt kommen bei dieser Rundtour etwa 2800 Höhenmeter im Aufstieg zusammen und wir waren fast 11 Stunden (mit Pausen und Abfahrten) unterwegs. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, haben wir aber auch ein kleines Bisserl gemogelt, damit wir rechtzeitig zum Abendessen wieder auf der Marteller sind: Etwa 300 Höhenmeter sind wir von der Schaubachhütte mit dem Lift hoch. Das kostet 5 Euro pro Person, was ich voll okay finde; vor allem, wenn ich es mit den unverschämten Preisen der Jennerbahn für Einzelfahrten, von denen Reinhold letztens berichtete, vergleiche.

    Lawinengefahr: Es war zwar über die ganze Zeit von Donnerstag bis Samstag LWS 3 ausgegeben, doch beschränkte sich das meiner Beobachtung nach auf bestimmte extrem steile Bereiche abseits gängiger Routen, wo der angewehte Schnee bei tageszeitlicher Erwärmung abging. Es waren ein paar Schneebrett- und Lockerschneelawinen zu sehen. Die Königsspitze wurde übrigens auch begangen.

    Und jetzt noch ein Thema, bei dem die Meinungen sicher auseinandergehen: Seil am Gletscher. Ich habe bewusst von vorne herein darauf verzichtet, das Seil mitzunehmen, da ich den Zufallferner auch vom Sommer kenne und ihn für relativ harmlos halte. Es gibt eigentlich nur eine relevante Spaltenzone oberhalb der "Drei Kanonen" und die ist gut eingeschneit. Etwa 80 Prozent der Leute, die unterwegs sind, nutzen aber das Seil. Ich möchte keinesfalls dazu aufrufen, so riesige Gletscher wie am Cevedale ohne Seil zu begehen, aber die Position "am Gletscher immer mit Seil!" vertrete ich eben auch nicht. Vor allem finde ich die Nutzung des Seils in bestimmten Situationen sicherheitstechnisch kontraproduktiv, wie zum Beispiel im steilen Hartschneehang oberhalb des Bergschrunds (, wo es keine Spalten mehr gibt, man aber böse abstürzen kann,) am Cevedale: Da macht es gar keinen Sinn, wenn eine größere Gruppe auf Skiern (also ohne Pickel in der Hand) am Seil aufsteigt. Wenn da einer ausrutscht, halten ihn die anderen (ohne fixe Sicherung) nie und stürzen alle mit. Als wir vom Gipfel abgestiegen sind, kam uns eine große Gruppe französischer Bergsteiger in drei 6er-Seilschaften entgegen. Ich hab da gleich zu Claudia gesagt, dass wir aufpassen müssen, nie direkt unter denen zu gehen, weil die uns sonst mitreißen, wenn einer wegrutscht. Aber wie gesagt ist das meine persönliche Meinung uns es lassen sich sicher viele Argumente gegen diese finden.

    Hinweis: Auch wenn es vom Gipfel des Cevedale nicht so aussieht, ist der Übergang von dort über den Palon della Mare zur Branca-Hütte machbar. Von oben sehen die Gletscher dort fürchterlich blank aus, aber laut Auskunft des Hüttenwirts der Branca ist die Abfahrt vom Palon (diese selbst sieht man vom Cevedale nicht) gut fahrbar.


    Bilder:


    Da 10 Buidln aussuchen...puh!


    1: Nach etwa 90 Minuten Aufstieg am Zufallferner zeigen sich Königsspitze und Ortler.

    2: Kurz vor dem Gipfel. Hinten in der Mitte Bernina.

    3: Panorama mit Palon, Punta di San Matteo und hinten Adamello-Presanella

    4-6: Abfahrt Cedec-Gletscher. Claudia fährt einfach so genial Ski!

    7: Anstieg zur Suldenspitze vor dem Hintergrund von Cevedale und Zufallspitze.

    8: Königsspitze

    9: Im Gletscherbruch der Suldenspitze.

    10: Ein Pulvertraum!



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