- Gipfel
- Haidachstellwand, Roßkopf, Seekarlspitze, Spieljoch, Hochiss, Dalfazer Wände, Rotspitzl
- Höhe
- ca. 2100-2299m
- Gebirge
- Rofan
- Art der Tour
- Klettersteig
- Datum der Tour
- 20. Juni 2021
- Ausgangspunkt
- Rofanseilbahn (seit neuestem 8 Euro, außer man bekommt einen der 5-6 kostenlosen Parkplätz etwas oberhalb)
- Gefahreneinschätzung
- erheblich
Rofan-Überschreitung mit mehr Adrenalin als erwartet.
Wir sind am Sonntag um kurz vor 7 an der Rofanseilbahn, die wir natürlich nicht genutzt haben, gestartet und über die Erfurter Hütte zur Haidachstellwand. Dort haben wir dann das KS-Set angelegt und sind über den Klettersteig runter, um anschließend auf dem Wanderweg zum Einstieg des Roßkopf-KS zu kommen. Von hier ging es über die Klettersteige zu den Gipfeln von Roßkopf, Seekarlspitze, Spieljoch und Hochiss. Im Abstieg haben wir noch die lohnende und aussichtsreiche Überschreitung der Dalfazer Wände mitgenommen. Vom Rotspitzl als letzten Gipfel ging es runter zum Fliegerstartplatz und über den Schützensteig ins Tal. Die Tour ist insgesamt lang und anspruchsvoll (KS bis D), aber auch sehr spektakulär. Für einen Sonntag war im Rofan, wohl wegen des nicht ganz perfekten Wetters, eher wenig los, es gab keine Staus an den Klettersteigen.
Warum spreche ich im Titel aber von "mehr Adrenalin als erwartet" und bewerte die Gefahr mit "erheblich"? Das liegt einzig und allein am Roßkopf-Klettersteig, der sich am Sonntag äußerst "steinschlagig" präsentierte. Ich hatte ehrlich gesagt schon beim Zustieg irgendwie kein besonders gutes Gefühl. Am Einstieg fragte mich dann ein uns folgender Kletterer aus der Ukraine, wie es hier am Roßkopf mit der Gesteinsqualität aussehe. "Ziemlich mies", sagte ich. Wir stiegen dann trotzdem ein und der Ukrainer und seine Partnerin folgten uns mit etwas Abstand. Als ich die ersten Absätze überklettert hatte, hörte ich erst ein lautes russisches Gefluche und sah dann, mich umdrehend, einen formidablen Felsblock mit lautem Krachen im Kar einschlagen. Das war einer von der Sorte, wo auch ein Helm nichts mehr nützt. Der Ukrainer war aber einfach nur auf der ganz normale Route kochgeklettert und wahrscheinlich war ich selbst zwei Minuten vorher auf dem Felsen gestanden. Ich erinnerte mich später am Gipfel spontan an einen Text von Heinrich Klier im sehr empfehlenswerten Buch "Wo die wilden Hunde wohnen" (Tyrolia-Verlag), in dem Klier das Klettern an manchen Rofanwänden als "Schubladen-Ziehen" bezeichnet, weil man, sobald man etwas am Felsen zieht, gleich eine ganze Schublade in der Hand hat. So war es dem Ukrainer ergangen. Ich hatte keinen Sichtkontakt zu ihm und seiner Partnerin, aber er versichterte gleich, dass alles okay sei und so kletterten wir weiter. Keine 5 Minuten später ertönte von der uns vorangehenden Partie der Ruf "Stein!!!" und ich drückte mich an die Wand und die (dieses mal kleineren) Steine flogen ein paar Meter an mir vorbei. Am Gipfel erzählte der Ukrainer dem "Verursacher" aber, dass einer der Steine einen weiter unten Kletternden im Gesicht getroffen habe, wovon weder dieser noch ich mangels Sicht- und Rufkontakt etwas mitbekommen hatten. Es scheint aber auch hier glimpflich ausgegangen zu sein, denn der Getroffene meinte wohl zum Ukrainer, dass es weiter nichts sei. Manchmal braucht es eben auch Glück, da hätte vieles auch schlechter ausgehen können... Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass alle, die da unterwegs waren, keine unvorsichtigen Nasenbohrer waren, sondern meiner Einschätzung nach kompetente, erfahrene KS-Geher (sonst kommt man da eh nicht hoch). Der Roßkopf ist einfach sehr brüchig und daher mit Vorsicht zu genießen - nicht umsonst warnt in der Nähe des Einstiegs ein Schild auch die Wanderer, die Wand schnell zu passieren und nicht stehen zu bleiben.
Die Gesteinsqualität in den anderen Klettersteigen ist übrigens deutlich besser.
Bilder:
1: Auf dem Weg zum Haidachstellwand
2/3: Weiter Richtung Roßkopf
4: Im Roßkopf-KS
5: Erleichterung am Gipfel
6: Abstieg vom Spieljoch
7: Hochiss
8: Farbtupfer an einem recht grauen Tag