Gipfel und Höhe: Großer Daumen 2.280m, Kleiner Daumen 2.197m
Gebirge: Allgäuer Alpen
Art der Tour: Bergtour
Datum der Tour: 03./04.11.2018
Ausgangspunkt: PP Hinterstein / Schwarzenberghütte
Tourenverhältnisse: optimal
Gefahreneinschätzung: keine
Sonstiges: Das Allgäu hat mich heute verzaubert! Aber der Reihe nach...gestern sind wir um 15.40 Uhr mit dem letzten Bus von Hinterstein zum Ausgangspunkt für den Aufstieg zur Schwarzenberghütte gefahren. Durch einen herrlichen Waldpfad sind wir in etwa einer Dreiviertelstunde zur Schwarzenberghütte aufgestiegen. Es nieselte ein wenig und der Nebel hing tief. Still war es im Wald und die Blätter raschelten unter unseren Füßen. Herrliche alte Ahornbäume mit ausladenden Wurzeln, dicken Stämmen und mächtigen Ästen rund um die Schwarzenberghütte fesselten meinen Blick. Die Bergketten rund um die Hütte waren nur noch schemenhaft zu erkennen, weckten aber die Vorfreude auf den morgigen Tag. Wir ließen uns eine "Welcome-Hoibe" schmecken und bezogen unser Lager im Zimmer "Nebelhorn". Das Essen war - nunja....der "Hunger hat´s obi triebn" auf gut bayerisch. Kurz nach 22:00 Uhr war auf der Hütte "Schicht im Schacht". Alle gingen schlafen. Wir auch. Um 6:30 klingelte der Wecker - alle blieben liegen - wir standen auf und waren etwa eine Stunde später bereits on Tour in Richtung Engeratsgundsee. Zunächst hing der Nebel tief - wir konnten kaum die Hand vor Augen sehen. Mit zunehmender Höhe lichtete der Nebel, stellenweise spitzten die Berggipfel zart vor tiefblauem Himmel hervor - nur kurz - dann waren sie wieder eingehüllt. Still wars - kein Laut, nur unser Atem und hie und da der Ruf eines Rebhuhns. Als wir oberhalb des Engeratsgundsees ankamen, konnten wir ein einmaliges Naturschauspiel genießen. Hinter uns stieg die Sonne aus der dicken Nebeldecke empor und strahlte mit voller Kraft. Vor uns zogen dünne Nebelschwaden dicht über den See. Ein ringförmiger spektralfarbener Kreis mit meinem Schatten mittendrin schwebte über den See. Er begleitete mich mit jedem Schritt. Es sah unwirklich und mystisch aus - und auf die Schnelle viel uns hierfür keine physikalische Erklärung ein. Gabs so etwas schon mal?! Kann man das googlen? Fragen über Fragen. Keine Antwort - dafür jede Menge Fotos. Wir stiegen weiter auf in Richtung zur Scharte, die "Türle" genannt wird. Dort stiegen wir über einen steilen Grashang zum "Kleinen Daumen" auf und kletterten über den Grat (zum Teil seilversichert) in Richtung "Großer Daumen". Der Blick ringsrum war gigantisch. Unter uns ein dichtes weißes Wolkenmeer und soweit das Auge sehen konnte überzuckerte Berggipfel mit scharfen Konturen unter strahlend blauem Himmel. Welch Geschenk dieser Tag!!! Über den gesamten Grat begegnete uns kein Mensch. Den Aufstieg zum "Großen Daumen" über einen felsigen und schmalen Serpentinenweg nahmen wir uns sehr konzentriert vor. Es lag schon ordentlich Schnee, ein Ausrutschen oder Stolpern in diesem Gelände wäre fatal gewesen. Die Querung rüber zum Gipfel des Großen Daumens ist auch nochmal stellenweise ein wenig "luftig" - aber alles sehr gut machbar. Am Gipfel ließen wir uns die Brotzeit und die Gipfelhoibe schmecken und um Punkt 12:00 Uhr machten wir uns an den Abstieg. Hierfür wählten wir nicht den Weg über den Grat, sondern bogen kurz vorher rechts ab, um einen steilen und schottrigen Weg zurück zum "Türle" zu nehmen. Vom Türle wanderten wir dann auf neuen Wegen in nördlicher Richtung hintunter nach Hinterstein. 3 Stunden waren angesetzt für den Abstieg nach Hinterstein - und die brauchten wir auch - obwohl wir schnellen Schrittes unterwegs waren. Die Zeitangaben der "Allgäuer" finde ich persönlich sehr knackig - die sind wohl alle besonders fit in dieser Region. Um 16 Uhr waren wir wieder am Parkplatz. Gesättigt mit wunderbaren und unvergesslichen Eindrücken und mit der Erkenntnis, dass das Allgäu schon ein ganz besonders schönes Fleckerl auf unserer Erde ist.
Bilder / GPS-Track: