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Tipps fürs Fotografieren auf Tour

pixabay.com © rottonara
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Wer wandert oder bergsteigen geht, der macht das in aller Regel nicht nur als Selbstzweck. Ganz gleich, ob es sich nur um einen Nachmittag, ein Wochenende oder gleich einen ganzen Urlaub handelt, irgendwie spielen das Panorama und der Anblick der Natur immer eine gewisse fotografische Rolle.

Nun ist Fotografieren sicherlich eine der ganz wenigen legitimen Ausnahmen von der goldenen Wanderer-Regel „Nimm nichts mit außer Eindrücke und hinterlasse nichts außer Fußspuren“. Doch wenn sämtliche Foto-Ausrüstung „am Mann“ getragen werden muss, es außerdem bestenfalls über schmale Bergpfade oder gleich die Felswand hinaufgeht, dann wird aus diesem Seitenarm der Natur- und Landschaftsfotografie etwas mit besonderen Ansprüchen und Eigenheiten.
Wir verraten, was Fotografen im Gebirge beachten sollten – und geben zudem Tipps, wie sich die Fotos vielleicht sogar „versilbern“ lassen.

Die wichtigste Regel: Sicherheit geht vor allem anderen!

pixabay.com © arvndvisual
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Die meisten Leser dürften Bilder vom Gipfel des Mount Everest kennen, vielleicht sogar von seinem deutlich schwieriger zu besteigenden Nachbarn, dem K2. Das heißt, kaum ein Berg ist zu herausfordernd, um nicht die Gelegenheit für gute Fotos zu finden. Das alles sollte jedoch unbedingt unter einer Prämisse geschehen: Am Berg darf kein Foto ein schneller Schnappschuss sein. Allein aus Sicherheitsgründen sollte immer mehreres beachtet werden:

  • Grundsätzlich nur in sicheren Situationen fotografieren, in denen die Aufmerksamkeit risikofrei vom Weg abgewendet werden kann.
  • Für jedes Foto anhalten, niemals aus der Bewegung heraus fotografieren.
  • Eine möglichst stabile Körperhaltung einnehmen; mit der Kamera vor den Augen bringt uns das Gehirn manchmal etwas zum Schwanken. Bitte zudem den Wind nicht vergessen.
  • Vor dem Fotografieren immer den Boden auf Hindernisse absuchen.
  • Niemals Risiken eingehen, um in eine bessere „Schussposition“ zu kommen. Das gilt besonders für Positionen abseits der ausgewiesenen Wege und anstrengende Körperhaltungen.
Zudem sollte man die Kamera, etwaige Wechselobjektive und ähnliche Technik nahezu blind bedienen können. Je weniger es nötig ist, sich auf Schalter, Regler und Menüs zu konzentrieren, desto mehr Zeit verbleibt, um sich seiner Sicherheit zu widmen. Das schönste Foto nützt nichts, wenn es mit einem Einsatz der Bergrettung erkauft wurde.

Das Geld nicht gänzlich vergessen

pixabay.com © Simon
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Zunächst: Es spielt eigentlich keine Rolle, ob solche Tourenfotos nur für sich selbst oder andere Nutzungen geschossen werden. Die guten Regeln der Bildkomposition für Landschaftsfotos sind universell gültig. Dennoch sollten zumindest routinierte Tourengänger und Bergsteiger sich durchaus fragen, ob sie ihre Bilder nicht monetarisieren möchten.

Der Grund: Je unwegsamer das Gelände, desto weniger Fotos existieren höchstwahrscheinlich „von oben“. Den Fuß der Eiger Nordwand kann jeder fotografieren; das Panorama aus der Wand bleibt jedoch nur einem kleinen Kreis vorenthalten. Hier kommt überdies die Tatsache hinzu, dass es zwar viele Fotografen und viele Bergwanderer/Bergsteiger gibt – jedoch deutlich weniger Menschen, die beides gleichermaßen betreiben und beherrschen.

Hier kommen nun Unternehmen ins Spiel. Vielleicht ist es ein Ausrüstungshersteller, der die klassische Methode der Kommunikation und Eigenpräsentation in Form eines gedruckten Kundenmagazins nutzt. Vielleicht hat er alternativ einen ähnlichen Magazinbereich auf seiner Website. Ebenso sind Stockfoto-Portale zu nennen und nicht zuletzt (Foto-) Buchverlage.
Kurz: Je schwieriger eine Fotoposition zu erreichen ist, desto wahrscheinlicher wird es, dass irgendwer Geld für solche Fotos bezahlen wird. Wer wirklich gut fotografieren kann, sollte daher mitunter bereits vor einer Tour Kontakt aufnehmen und sich über die gewünschten fotografischen Stile und den einzigartigen Look informieren. Gerade im Hochgebirge, worauf sich nur wenige Fotografen konzentrieren, werden oftmals Bilder von Hobby-Fotografen herangezogen – und recht gut bezahlt.

Wichtig: Natürlich sind bei einer derartigen Monetarisierung die landestypischen Unternehmerregelungen zu beachten. In Deutschland beispielsweise kann der einmalige Verkauf selbst ohne Gewerbeanmeldung legitim sein, solange keine langfristige Gewinnerzielungsabsicht verfolgt wird.

Kamera- und Equipment-Gewicht möglichst gering halten

pixabay.com © 7968776
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Warum gibt es unter den Trekking-Fans so viele, die der Ultraleicht-Szene angehören und bei der Ausrüstung auf jedes einzelne Gramm achten? Weil man unterwegs alles selbst tragen muss – mitunter eine senkrechte Felswand hinauf.
Diesbezüglich sollten sich angehende Bergfotografen von Anfang an streng limitieren. Das heißt:

  • Die Kamera selbst sollte möglichst leichtgewichtig sein. Besser also ein spiegelloses Modell als eines mit Spiegelmechanik – und unbedingt nur eine Kamera.
  • Wenn die Möglichkeit besteht, sollte das Kameragehäuse aus Magnesium oder Aluminium bestehen – Kunststoff ist am Berg oft nicht robust genug.
  • Es sollte, wenn überhaupt, nur ein einziges Wechselobjektiv mitgeführt werden. Beispielsweise genügen ein Telezoom- und ein Weitwinkelobjektiv voll und ganz. Aus demselben Grund gilt: Finger weg von Festbrennweiten. Am Berg ist meist kein Platz, um deren mangelnden Zoom durch Bewegung auszugleichen.
Dazu noch ein Reserve-Akku, ein Polarisations- und fürs Hochgebirge ein UV-Filter und der Ausrüstung ist Genüge getan. Und wenn ein Stativ nötig ist: Es gibt unter anderem Wanderstöcke mit Stativgewinde. Dazu vielleicht noch ein federleichtes, maximal verstellbares Dreibein à la „GorillaPod“.

Richtiges Transportieren der Fotoausrüstung am Berg

pixabay.com © khamkhor
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Ein wandernder Fotograf im Flachland kann seine Ausrüstung in einer schräg übergeschnallten Fototasche transportieren und sich die Kamera am Riemen um den Hals hängen – kein Problem, zumal eine Hand das Gerät am Schaukeln hindern kann.
Am Berg gilt das alles so nicht. Je schwieriger das Terrain, desto weniger darf die Ausrüstung stören und desto mehr müssen beide Hände freibleiben – sei es, um Trekkingstöcke oder den Wanderer selbst zu halten. Davon ausgehend zwei Tipps:

  • Die Ausrüstung gehört ausschließlich in den Rucksack auf den Rücken. Nur dort behindert sie nicht und das Gewicht verteilt sich gleichmäßig.
  • Idealerweise steckt die Kamera ebenfalls bis zum Einsatz im Rucksack; hier stört sie schlicht am wenigsten. Wer das nicht will, sollte unbedingt auf vollwertige Kamera-Harnische setzen. Diese werden vor der Brust getragen, hindern die Kamera am Baumeln und können sie mitunter zusätzlich fixieren.
Wichtig für die Sicherheit: Egal, wie die Kamera genau getragen wird, zwischen ihr und dem Körper sollte es Schnallen geben, die bei Überbelastung selbsttätig öffnen. Besser eine 1.000-Euro-Kamera fällt den Hang hinab als ihr Besitzer. Und natürlich muss klar sein, wenn Gurtzeug getragen wird, dann muss die Kamera auf eine Weise getragen werden, durch die sie sich im Fall eines Sturzes nicht verheddern oder dem Träger ins Gesicht geschlagen werden kann.

Den Fotografen nicht vergessen

pixabay.com © kmarius
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Normalerweise ist der Fotograf in praktisch sämtlichen fotografischen Spielarten nur eine aktiv handelnde, jedoch niemals im Bild sichtbare Person. Erneut kommt allerdings die besondere Lage vieler Gebirgsregionen zum Tragen und macht diesen Stil zu etwas Besonderem.
Das heißt, bei aller Notwendigkeit zu atemberaubenden Landschaftsbildern aus dem Berg sollten Fotografen sich selbst ebenfalls als Motiv sehen – das gilt nicht zuletzt dann, wenn die Motive für einen Ausrüstungshersteller monetarisiert werden sollen. Schließlich möchte dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit Bilder seiner Stücke „in Action“.
Das heißt:

  • Entweder wird besagtes Mini-Stativ samt Selbstauslöser genutzt oder
  • es gibt eine Begleitperson, die wenigstens in die Grundlagen der Fotografie eingewiesen wird.
Übrigens gilt das auch fernab von jeglichem Geldgedanken: Viele Fotografen sind von den Motiven so fasziniert, dass sie vergessen, sich selbst als denjenigen, der es hier hoch geschafft hat, in Szene zu setzen – oder sie schießen bloß wenig aussagekräftige Selfies.
Tipp: Wenn der Wind stark weht, sollte die Kamera auf dem Stativ sicherheitshalber mit etwas Paracord am Fotografen oder Berg befestigt werden. Ein Windstoß kann sonst genügen, um über tausend Euro über die Kante zu befördern.

4 Kniffe für das perfekte Bergfoto

pixabay.com © Kanenori
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Vorab: Wer sich selbst auf dem Gipfel an die grundsätzlichen Regeln der fotografischen Bildkomposition hält und außerdem ISO, Blende und Belichtungszeit korrekt justieren kann, der kann schlicht kein technisch schlechtes Bild schießen.
Trotzdem gibt es allerdings noch einige andere Dinge, die beachtet werden können. Sie sind es, die aus einem guten ein großartiges Foto machen.

  • Je nach Wetterlage zeigen sich Gebirgsmotive oft in bedauernswert minimalen Farbkontrasten. Wenn schon der Blick durch den Sucher keine schönen Farben zeigt, sollte man „Mut zur Lücke“ zeigen – und einfach Schwarz/Weiß schießen oder wenigstens später am Computer so bearbeiten.
  • Wolken werden besonders dramatisch, wenn von einem (wirklich festsitzenden) Stativ mit Langzeitbelichtung geschossen wird. Auf dem Foto wirken sie dann wie Milch, die sich über die Berge ergießt.
  • Ähnlich sollten mit Fotos im Sinn geplante Touren nicht nur bei klischeehaftem Schönwetter erfolgen. Gerade bei schlechterem Wetter zeigen sich viele Berge erst in ihrer ganzen rauen Schönheit.
  • Keine Angst vor Fotos beim Alpenglühen oder ähnlichen Lichtszenarien. Selbst wenn dabei nur die Gipfel leuchten und der ganze restliche Berg im Dunkeln liegt, lässt sich spätestens am Computer meist daraus noch etwas machen.
Und natürlich sollten ernsthafte Fotografen unbedingt im RAW-Format arbeiten. Kein anderes Bildformat erlaubt hinterher ein so umfassendes Bearbeiten.