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Trekking Abenteuer in Nepal mit 6000er-Tour

Everst Trekking in Nepal
Everst Trekking in Nepal

Expeditionsberichte gibt es en masse: Die Profi-Bergsteiger sind auf den höchsten Bergen der Welt meist mit enormer Medienbegleitung unterwegs - schon wegen der Sponsoren. Wir von tourentipp.com finden es für den Hobbybergsteiger viel interessanter, einmal den Bericht eines Normalbergsteigers zu lesen. Ein Bericht von Manfred Wöll.

Einmal und nie wieder?

Tourentipp-Autor Manfred Wöll vor dem Nuptse (7861 m)
Tourentipp-Autor Manfred Wöll vor dem Nuptse (7861 m)

„Nein, so etwas mach’ ich nicht mehr", dachte ich mir, als ich im August 2005 vom Gipfel des Kilimanjaro abstieg. Nicht, dass es nicht fantastisch schön gewesen wäre - doch, das war es! Aber am Tag des „Gipfelsturms" hab’ ich nach insgesamt 15 Stunden Gehen (inkl. 90 Minuten Pause) und 3.000 Höhenmetern Abstieg innerhalb eines Tages den Reiz des Höhenbergsteigens nicht mehr so recht erkennen wollen.

Ein 6000er lockt dann doch...

Der Weg nach Namche Bazar führt immer wieder über Hängebrücken - hier die Hillary-Bridge
Der Weg nach Namche Bazar führt immer wieder über Hängebrücken - hier die Hillary-Bridge

Gut vier Jahre später bin ich ganz heiß drauf, endlich nach Nepal zu fliegen und dort meinen ersten 6.000er zu „packen", den Island Peak. Start ist in Lukla (2800 m). Den Ort erreicht man nach 40-minütigem Flug von Kathmandu aus. Über Monjo gehen wir nach Namche Bazar (3400 m), dieser Ort ist das Handelszentrum in der Khumbu-Region. Hier kann man von der Stirnlampe über Goretex-Hosen und von Landkarten bis hin zu Rucksäcken alles kaufen, was der Bergsteiger so braucht - und natürlich jede Menge Souvenirs! Wir bleiben zunächst zwei Nächte in diesem netten Örtchen, und anschließend drei weitere Nächte (Thame, Khumjung, Phortse) auf einer Höhe von rund 3.800 m. Wir gewöhnen uns gut an diese Höhe. Die nächsten Schlafplätze: Pheriche (4200 m), Lobuche (4900 m) und Gorak Shep (5.100 m). Von Gorak Shep aus besteigen wir den 5545 m hohen Kala Pattar. Ehrlich gesagt, ich hatte eigentlich einen stattlichen Berg erwartet. Stattdessen besteigen wir einen „Schotterhügel" – jedenfalls kommt einem dies angesichts der majestätischen Umgebung so vor. Der Rundblick vom Gipfel freilich ist atemberaubend: Mount Everest, Nuptse, Pumori – zum Greifen nah! Der Kala Pattar – selbst kein eindrucksvoller Gipfel, aber ein fantastischer Aussichtspunkt!

Nette Rast-Station zwischen Lobuche und Dingpoche
Nette Rast-Station zwischen Lobuche und Dingpoche

Am nächsten Tag besuchen wir das Everest Base Camp (5300 m). Dieses Camp hab’ ich mir auch anders vorgestellt. Zum einen ist kein einziges Zelt zu sehen (Expeditionszeit ist im April/Mai; im Spätherbst wehen kalte Stürme im Gipfelbereich), zum anderen hatte ich einen ebeneren Platz erwartet. Das Base Camp ist auf einem von Schutt und Steinen bedeckten Gletscher mit vielen Verwerfungen. Auf Anhieb ist mir kein günstiger Platz für das Aufstellen eines Zeltes ins Auge gefallen…Blickfang ist der Khumbu Ice Fall – die erste großen Hürde für Bergsteiger, die sich auf den Weg zum Mount Everest machen.
Dann geht’s für uns wieder etwas bergab: Über Lobuche (4.900 m) und Dingboche (4.400 m) gelangen wir nach Chhukung (4.700 m). Von dort aus besteigen wir den 5546 m hohen Chukung Ri. Diesen Gipfel fand ich eigentlich sogar etwas netter als den prominenteren Kala Pattar. Vom Chhukung Ri sieht man wunderbar in die Lhotse-Südwand und in der Ferne auf den Makalu. Mit Mount Everest, Lhotse, Makalu und Cho Oyu haben wir auf dieser Tour vier 8.000er gesehen – großartig!

Steiler Höhepunkt und dünne Luft

Die letzten Meter auf dem Grat vor Erreichen des Island Peak
Die letzten Meter auf dem Grat vor Erreichen des Island Peak

Unser persönliches Bergsteiger-Highlight steht aber noch bevor: Drei Stunden gehen wir von Chhukung ins Island-Peak-Base-Camp (5.100 m). Die Zeltnacht ist kurz, um 2 Uhr nachts marschieren wir los in Richtung Island Peak (6.189 m). 3 ½ Stunden lang geht’s steil bergauf durch öde Schotterlandschaft, hie und da werden mal die Hände gebraucht. Dann stehen wir am Beginn des Gletschers, gleichzeitig beginnt es zu dämmern. Zu siebt binden wir uns ins Seil, begehen den Gletscher noch vor allen anderen Seilschaften (der Vorsprung betrug gefühlte 2,3 Sekunden), nach einer halben Stunde stehen wir vor der Eiswand, die es zu überwinden gilt. Sie ist angesichts der Fixseile, die dort zuvor angebracht wurden, kein Problem, aber Respekt einflößend ist es schon, wenn man vor diesem gewaltigen, 45 bis 50 Grad steilen Aufschwung steht. Oh ja, die Luft ist dünn, während man sich Schritt für Schritt unter konzentriertem Einsatz der Frontzacken seiner Steigeisen nach oben kämpft. Rund 100 Höhenmeter sind zu überwinden, dann stehen wir auf dem schmalen Grat, der zum Höhepunkt dieser Reise führt. Schließlich stehen wir oben: Erschöpfung, Glücksgefühl, Wahnsinns-Aussicht. Am liebsten würde ich alles gleichzeitig machen: Fotografieren, filmen, anderen meine Gefühle mitteilen, essen, trinken, schauen….

Um acht Uhr waren wir auf dem Gipfel, mittags erreichen wir wieder ziemlich kaputt das Base Camp. Eine Stunde im Schlafsack liegen, dann Tee, eine warme Suppe, dann geht’s wieder. Am nächsten Tag beginnt praktisch der Heimweg. Über Tengboche und Namche Bazar geht’s in vier Tagen zurück nach Lukla, von wo aus wir wieder nach Kathmandu zurück fliegen.

Fazit + Infos

  • Mein Fazit: Eine großartige Tour! Für jeden ambitionierten Hobby-Bergsteiger sind es unvergessliche Erlebnisse, den höchsten Bergen der Erde gegenüber zu stehen. Die hier beschriebene, insgesamt 25-tägige Reise habe ich im Oktober 2009 mit dem DAV Summit Club gemacht. Hervorragende Organisation, war alles bestens!
  • Alle Infos - Fragen & Antworten zum Everst-Trekking

Autor: Manfred Wöll