Landschaftlich kaum zu übertreffen! Die Weißseespitze ist Kulminationspunkt einer der größten zusammenhängenden Gletscherflächen der Ostalpen. Dazu blickt man fast während der ganzen Tour auf die wunderschöne und so beeindruckende Weißkugel. Die beiden hier beschriebenen Routen, welche sich sehr gut zu einer Runde mit Überschreitung verbinden lassen, sind bei guten Verhältnissen nicht schwierig. Dennoch erfordert die Tour absolute Trittsicherheit, alpine Erfahrung und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen am riesigen und spaltigen Gletscher sowie eine solide Kondition.
Von Norden über den Reschenpass zum Reschensee und hier bis Graun. Im Ort biegt man links ab ins Langtauferertal und fährt bis nach Melag (Ende der öffentlichen Straße). Hier findet man einen großen Wanderparkplatz.
Navi-Adresse: Italien, 39027 Graun, Langtaufers - Melag 7.
Melag (1912 m) im Langtauferertal
Route:Hüttenanstieg: Vom Parkplatz nach Osten, der Beschilderung zur Weißkugelhütte folgend, an den letzten Häusern vorbei. Die ersten 2 km verlaufen auf einem breiten, flachen Weg und können auch gut mit dem Mountainbike zurückgelegt werden, was sich vor allem beim Rückweg bezahlt macht. (Aber nur wenn man auch von der Hütte kommt!) Dann mündet die Route in einen kleinen Weg, der noch ein Stück durch den Wald quert, dann in Serpentinen ansteigt und schließlich wiederum den Hang querend die Weißkugelhütte (2542 m) erreicht. Ca. 2 Stunden.
1. Gipfelanstieg Normalweg: Von der Weißkugelhütte auf dem sogenannten Richterweg nach Osten. Der Steig quert unter den Langtauferer Eiswänden hindurch und ist leider nicht durchgehend in gutem Zustand, da er teilweise von Muren etwas ramponiert wurde. Am Ende gibt es auch ein paar Drahtseile (auch hier lose Halterungen – Stand 2016), die an ausgesetzten Wegstellen helfen. Am Punkt 2995 m mündet der Steig auf den Gletscher. Hier am äußersten Gletscherrand ein Stück nach links (Nordosten) empor, bis man nach links (Markierungen), über eine sandige steile Rinne in die Felsen ansteigen kann. Schon nach wenigen Metern Querung kommt man an eine Felsstufe. Hier geht es mit Hilfe von Stiften und Eisenkrampen direkt hinauf. Oben angelangt, könnte man nun bald auf den Gletscher wechseln. Man weicht aber besser der spaltigen Zone aus und bleibt auf dem felsigen Gratrücken der Langtauferer Eiswände. Entlang von Markierungen geht es über den felsigen, eher flachen Rücken nach Westen, später nach Nordwesten. Dann gibt es 3 Möglichkeiten:
a) Man spurt über den Gletscher nach Norden, um nach ca. 1 km die Aufstiegsroute vom Brandenburger Haus zu erreichen. Auf dieser geht es dann über die weite Gletscherfläche nach Nordwesten zum Gipfel.
b) Man spurt – ungefähr parallel zum Grat der Langtauferer Eiswände – auf dem Gletscher nach Nordnordwesten. Dabei sind zwei etwas steilere (aber bei guten Verhältnissen nicht dramatische) Stufen im Gletscher zu bewältigen und erreicht so den Gipfel.
c) Bei schlechten Verhältnissen auf dem Gletscher weicht man besser auf den Grat aus. Abgesehen von einem Turm ziemlich zu Beginn, kann man nämlich auch problemlos über den blockigen, relativ flachen Grat aufsteigen. Das letzte Stück muss man aber auch hier den Gletscher queren, wenn man vom Grat zum Gipfel will.
2. Anstieg über den Westgrat: Nördlich, direkt unter der Hütte findet man einen Felsen mit der Aufschrift „Melag“, daneben ein kleines Holztor im Zaun und einen Schilderbaum. Hier durch das Holztürchen und auf dem Steig in Ostnordöstlicher Richtung. Die beschilderte Abzweigung zum Schmied lässt man rechts liegen und bleibt auf dem Steig „1B – Schafberghütte“. So quert man in das Falgintal. Hat man es erreicht, dreht der Steig nach Norden ein und führt leicht fallend hinunter in den Talboden, wo der Steig anschließend in die Talmitte leitet. Hier weiter taleinwärts bis zu einem großen beschrifteten Felsen. Geradeaus ginge es zum Falginjoch; man biegt jedoch – der Beschriftung zur Weißseespitze folgend – scharf rechts ab und steigt weglos, jedoch entlang von Markierungen, über Plattenschutt steil und mühsam durch eine Rinne hinauf. Es wird flacher und man folgt dem Tälchen zum Falginferner. Nun gibt es mehrere Möglichkeiten den Westgrat zu erreichen - alle Varianten sind weglos und ohne Markierungen! Die gängigste folgt dem linken Gletscherrand, also im Aufstiegssinn links an der Zunge entlang, und strebt dann über eine kurze sandig-schottrige Stufe hinauf zum Grat, den man hier bei normalen Verhältnissen problemlos erreicht. Möglich wäre aber auch gleich zu Beginn des Gletschers links abzudrehen und über Schotter und Sand den Grat zu erklimmen. (Dann geht es natürlich länger über den Westgrat.) Hat man den Grat erreicht, geht es über einfache Blöcke und Schutt (maximal I UIAA) - immer entlang der Kammhöhe - hinauf zum Gletscher und dann noch wenige Meter über das Eis nach Süden zum Gipfel.
Auf einer der Anstiegsrouten. Kombiniert man diese, kann man eine schöne Rundtour mit Überschreitung machen. Steigt man beispielsweise über den Normalweg auf und über den Westgrat ab, kann man eine herrliche Gipfelüberschreitung machen. Wer die Runde in dieser Richtung geht, kommt allerdings nicht mehr an der Hütte vorbei, weil man aus dem Falgintal auch gleich über den Panoramaweg nach Melag zurückkehren kann. Daher wird die Tour auch gerne in umgekehrter Richtung, also Aufstieg über Westgrat und Abstieg über Normalweg, gemacht.
Alternative:Nordroute: Eine sehr schöne route führt auch aus dem Nordtiroler Kaunertal auf die Weißseespitze.
Charakter/Schwierigkeit:Leichte bis mittelschwere Hochtour, die landschaftlich absolut beeindruckt! Aufgrund der Länge und Höhe erfordert sie eine solide Kondition und gute Planung. Nachdem der Zustieg über den Richterweg wegen stellenweiser Vermurung (Stand 2016) etwas schwieriger geworden ist und auch der überwiegend flache, aber durchaus sehr spaltige Gepatschferner in den letzten Jahren wegen der starken Erwärmung tendenziell gefährlicher geworden ist, haben wir die eher leichte Hochtour etwas hochgestuft. Wobei die Verhältnisse am Gletscher natürlich sehr unterschiedlich sein können. Bei guten Verhältnissen ist das alles nur ein Spaziergang. Anseilen ist hier aber immer angesagt! Die Schwierigkeiten im Fels übersteigen selten den I. Schwierigkeitsgrad (eventuell ist die mit Krampen versehene Stufe als IIer-Stelle einzuordnen). Schwieriger, bzw. unangenehmer sind teilweise recht steile, schottrig-sandige Passagen, die absolute Trittsicherheit erfordern. Dies gilt sowohl für den Normalweg als auch für die Route über den Westgrat. Auch hier sind die Fels-Passagen nur mit UIAA I zu bewerten. Alle Fels- bzw. Schotterpassagen können natürlich bei Schnee oder gar Vereisung deutlich anspruchsvoller sein! Steinschlaggefahr in den brüchigen Felspassagen. Die Tour ist nur bei wirklich stabilen Wetterbedingungen und guter Sicht zu empfehlen.
Gehezeit:Aufstieg: zur Hütte 2 Stunden; Hütte-Gipfel: ca. 4 Stunden;
Abstieg: Gipfel – Hütte: 2,5 bis 3 Stunden; Hütte-Tal: 1,5 bis 2 Stunden
Höhendifferenz: 600 Höhenmeter bis zur Hütte; weitere 1100 Hm (inkl. Gegenanstiege) bis zum Gipfel. Distanz: Hüttenanstieg 5,5 km; weitere 6,5 km bis zum Gipfel über Normalweg und 6 km via Westgrat (alle Angaben jeweils einfach gerechnet).
Beste Jahreszeit:Juli und August
Stützpunkt:Weißkugelhütte (2542 m), geöffnet von Mitte Juni bis Ende September. Telefon Hütte: +39/0473/633191, Mobil: +393485706192, Telefon Tal: +39/0473/633434. Internet: www.weisskugel.it
Ausrüstung:Volle Hochtourenausrüstung inkl. Steinschlaghelm
Wissenswertes:Die Weißkugelhütte ist zusätzlich nach Papst Pius XI. benannt. Der Pontifex mit dem bürgerlichen Name Achille Ambrogio Damiano Ratti war Papst von 1922 bis 1939 und ein leidenschaftlicher und guter Bergsteiger.
Karte:Alpenvereinskarte Blatt 30/2, Ötztaler Alpen / Weißkugel, 1:25.000.
Erhältlich in unserem AV-Karten-Shop.
Bernhard Ziegler
Panorama-Fotografie mit sensationeller 360x360-Grad-Technologie.
Aufgrund der Bildgröße kann es zu etwas längeren Ladezeiten der Panorama-Pictures kommen.
Hüttenanstieg - Auf der linken Hangseite geht es über einen sehr schönen kleinen Weg zur Weißkugelhütte.
Hüttenanstieg - am Wegesrand
Hüttenanstieg - Schon bald kommt im Hintergrund der mächtige Gepatschferner ins Blickfeld.
Hüttenanstieg - Gletschermoräne auf der anderen Hangseite
Gletschermoräne - Nahaufnahme
Hüttenanstieg - Der mächtige Gletscher rückt immer näher
Abendlicht kurz vor der Weißkugelhütte
Die Weißkugelhütte (2542 m)
Abendstimmung an der Weißkugelhütte
Normalweg - Blick von der Hütte auf den Richterweg
Normalweg - Der Richterweg quert die steilen Hänge hinauf zum Gletscher
Normalweg - Hat man den Gletscher erreicht, geht es bald über eine sehr steile, schottrige Rinne empor.
Normalweg - Schon im unteren Bereich hat man einen traumhaften Blick auf die Weißkugel.
Normalweg - Eine Steilstufe im Felsgelände ist mit Eisenklammern entschäft.
Über den felsigen Rücken erreicht man die Gletscherrouten (1a und 1b) oder man bleibt einfach auf dem Rücken (Route 1c).
Normalweg - Am Felsgrat mit Blick zur Weißkugel
Normalweg - Blick vom Gipfel zurück auf den Normalweg über den Gletscher. Der Pfeil markiert dagegen den parallel verlaufenden Grat (1c).
Normalweg - Die letzten Meter zum Gipfel
Normalweg - Gipfelblick
Via Westgrat - Wer über diese Variante (2) ansteigt, muss bei der Hütte durchs Holztor.
Via Westgrat - Fallende Querung ins Falgintal
Via Westgrat - Weglos, jedoch entlang von guten Markierungen geht es mühsam durch eine steile Schuttrinne.
Via Westgrat - Zustieg zum Falginferner
Via Westgrat - Über den bei guten Verhältnissen einfachen Westgrat geht es zum Gipfel.
Via Westgrat - Tolle Aussicht Richtung Weißkugel auch am Westgrat
Via Westgrat - Die Route folgt fast immer der Grathöhe.
Via Westgrat - Die letzten Meter zum Gipfel führen auch auf dieser Route über den Gletscher.
Auf dem Kartenausschnitt können Sie die Lage der Tour und die Anfahrt nachvollziehen. Soweit ein GPS-Track hinterlegt ist, dient die Karte auch als Routenskizze.
Hier finden Sie die schönsten Touren aus dieser Gegend. Die Region Ötztaler Alpen ist bekannt für ihre Vielfalt, für ihren landschaftlichen Reiz und hohen Erholungswert. In unserem Tourenarchiv finden Sie dazu Gebietsinformationen und weitere lohende Routenvorschläge mit Bildern und GPS-Daten.