Skihochtour Punta San Matteo

  • Gipfel
    Punta San Matteo
    Höhe
    3.678 m
    Gebirge
    Ortler-Alpen
    Art der Tour
    Skitour
    Datum der Tour
    14. Juni 2025
    Ausgangspunkt
    Gaviapass bei Rifugio Berni, Gemeindegebiet von San Caterina Valfurva
    Gefahreneinschätzung
    mäßig
    Exposition der Route
    West und Nord

    Am Samstag nach der Kristallspitzenrunde am Vortag fast ohne andere Tourengeher das komplette Kontrastprogramm: Aufstieg frühmorgens gefühlt mit fast allen verbliebenen Skitourengehern im Gebiet. Die Schneearmut diesen Winter machte sich allerdings insofern bemerkbar, als man von der Passstraße zunächst über eine Stunde die Skier bis zum Anschnallpunkt beim großen Wasserfall tragen musste. Dabei gibt es kurz vor dem Anschnallpunkt eine etwas hakelige Querung eines gut wasserführenden Bachs (eine Brücke / Steg für den offiziellen Wanderweg wäre schon fein - ich glaube, ich war zuletzt zuviel in der Schweiz mit ihrer guten Wegebewartung unterwegs ...). Ich habe es noch vorgezogen, den ersten Hang am Morgen zu Fuß aufzusteigen, statt sehr steil mit Skiern hochzustieren. Der weitere Skianstieg ist dann eher flach, mit der Ausnahme einer kurzen Steilstufe beim Gletscherabbruch. "Dank" des Regens am Vorabend und der eher hohen Temperaturen war die Schneedecke aber da nicht mehr pickelhart und außerdem gab es aufgrund der vielen Begeher eine perfekte Spur. Allerdings sorgte der Regen am Vorabend am Gletscherplateau dann für eine ca. 2 cm harte Eisschicht, was mich doch etwas ausbremste. Mit einer Kombination von Skiern nur mit Fellen, kurzer Tragepassage und Skier mit Harscheisen ging es aber doch ganz passabel bis zum Steilhang unter der Scharte zwischen Punta San Matteo und Cima Dosegu. Den Hang sind zwar einige mit Harscheisen hoch, mir erschien es mit Steigeisen aber sicherer (wobei etwas unangenehm war, dass man zu Fuß teilweise durch den Eisdeckel in die weiche Schicht darunter brach). In der besagten Scharte war dann Skidepot und es geht - Steigeisen zwingend - über eine kurze Steilstufe (dort herauf wie herunter längere Wartezeit; ein Teil der Begeher schien auch etwas überfordert, obwohl es eigentlich kein schwieriges Gelände ist) und dann den wieder flacheren und breiteren Kamm zum sehr aussichtsreichen Gipfel mit Gipfelkreuz. Die Zeit der einzigen deutschsprachigen Tourenbeschreibung im Internet, wo der Anstieg vom Gaviapass beginnt (die Routenbeschreibung im Tourentipp-Archiv ist von der Nordseite, wo aber nur noch vergleichsweise wenig Schnee liegt), mit 3 h Aufstieg erscheint mir aber nach wie vor ziemlich ambitioniert und eher etwas für Rennläufer. Wenngleich es bei durchgehender Schneedecke und besseren Verhältnissen sowie weniger Wartezeit sicherlich schneller geht als bei mir.


    Die längere Aufstiegszeit als nach Beschreibung sowie die Tatsache, dass ich erst deutlich nach den ersten Tourengehern gestartet bin, sorgte dann aber dafür, dass die Abfahrt über den Steilhang vom Skidepot schon recht gefahrlos zu machen war (bei meinem Aufstieg musste ich ansehen, wie da verschiedene Gegenstände - zum Glück nur Gegenstände und keine Personen - herrunterschossen; darum bei Fußaufstieg auch am besten ganz links halten, um nicht in die "Schusslinie" zu kommen) und der Eispanzer auf dem Gletscher sich soweit aufgelöst hatte, dass es sich recht gut abfahren ließ. Zwar kein Idealfirn, aber nach den Spuren zu urteilen, hatte ich deutlich bessere Verhältnisse als viele der frühen Abfahrer. Für mich auch insofern Bestätigung, als ein erheblicher Teil der (vollständig italienischen) Skitourengeher mit Rennausrüstung bzw. zumindest äußerst leichter Ausrüstung unterwegs war. Ich glaube ja noch immer nicht, dass das außerhalb von Skitourenrennen irgendeinen Vorteil hat. Ein schwererer Ski und eine entsprechend solide Bindung sowie übrigens auch ein langer Pickel für den Gipfelanstieg eignen sich halt doch besser für eine gute Abfahrt bzw. einen sicheren Fußaufstieg bzw. -abstieg. Auch wenn ich bei meinem Anstieg doch etwas neidisch auf die vielen Rennläufer, deren Ausrüstung und Rucksack wahrscheinlich maximal ein Drittel von meinem Geraffel gewogen hat, geschaut habe.

    Man konnte bis zum Talboden des Valle Dosegu beim großen Wasserfall auf durchgehender Schneedecke abfahren. Wer im Tälchen dort nicht Laufschuhe deponiert hat, kann auch einen Gegenanstieg mit Skiern Richtung Sforzellina machen und dann durch verschiedene schneebedeckte Rinnen bis weit Richtung Ausgangspunkt abfahren. Es hat aber dort schon vergleichsweise wenig Schnee, also muss man das Gelände gut kennen bzw. den Spuren vertrauen. Und ich hatte mich am Morgen schon gewundert, dass fast alle Begeher mit Skitourenschuhen gestartet waren - diese Möglichkeit war also der Grund ...


    Grundsätzlich eine tolle Skihochtour und auch der Andrang stört eigentlich nicht so sehr - abgesehen von den genannten Wartezeiten beim Gipfelanstieg. Wer das vermeiden will, kann auch statt dessen Cima Dosegu oder Pizzo Tresero machen (letzterer am Samstag allerdings schon mit recht wenig Schnee).

    Wohl nur mit der landestypischen Lärmigkeit und fehlenden Rücksichtnahme zu erklären ist aber, warum die einen sich bis Mitternacht laut unterhalten und dabei Türen schlagen und die anderen, die um kurz nach vier Uhr anreisten, gleich noch viel mehr Lärm bei ihrem Aufbruch machen mussten. Aber damit ich jetzt nicht mit so bitteren Worten schließen muss: Es ist schon bemerkenswert, welchen Elan und Eifer die italienischen Skitourengeher haben (Mitte Juni wird man in den hiesigen Gefilden ja selbst in besseren Jahren häufig komisch angeschaut) und auch wie sportlich viele Personen da sind - die Rennradfahrer den Gaviapass hinauf (und erst recht hinab) waren jedenfalls wirklich schnell unterwegs. Und am Gipfel habe ich auch einen sehr netten italienischen Tourengeher getroffen.


    Bilder:


    Vom Ausgangspunkt kann man den oberen Teil der Tour gut erkennen - der Gipfel ist die schneebedeckte Spitze etwas rechts vom Bild:



    Beim Zustieg zu Fuß - man verliert leider einige Höhenmeter (wahrscheinlich ein weiterer Grund für die Variante mit Gegenanstieg Richtung Szforzellina):



    Endlich gemütlich mit Skiern weiter:



    Am Gletscherplateau:



    Eispanzer auf dem Gletscherplateau, hier der Blick zum finalen Anstieg zum Skidepot:



    Vom Skidepot Richtung Gipfel:



    Nach der kurzen Steilstufe wird das Gelände deutlich zahmer:



    Die letzten Meter zum Gipfelkreuz:



    Gipfelblick zum Suldener Dreigestirn, nur halt von der anderen Seite:



    So stelle ich mir eine Skitour im hochalpinen Gelände vor - Blick zurück zum Gletscherabbruch:


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