- Gipfel
- Zufallspitze, Cevedale, Monte Rosole, Palon de la Mare
- Höhe
- 3757, 3769, 3538, 3703m
- Gebirge
- Ortler-Alpen/Cevedale
- Art der Tour
- Hochtour
- Datum der Tour
- 24. August 2024
- Ausgangspunkt
- Malga Prabon (ca 1700m), kostenlos. Zufahrt von Cogolo. Die Zufahrt zur Malga Mare (2000m) ist im Sommer leider nicht erlaubt, was die Touren im Gebiet natürlich verlängert. Passabler Übernachtungsplatz, aber lange nicht so schön wie im Val Pian Palu.
- Gefahreneinschätzung
- erheblich
Nicht jeder Plan geht auf.
So ist, das eben bei ambitionierter Tourenplanung: Ich hatte eigentlich alles richtig eingeschätzt - Wetter, Bedingungen, Zeitbedarf, persönliche Form - aber an einer Stelle nach dem Monte Rosole ging's für mich nicht weiter, weshalb ich den Palon ausgelassen habe. Dazu später mehr.
Um 4 Uhr bin ich am PP gestartet und via Cevedale-Hütte und Furkelscharte (ein schöner Pleonasmus - "Furkel" heißt ja auch Scharte) über den Südostgrat auf die Zufallspitze. Der heikle Gratabschnitt zwischen 3100 und 3200 Metern wird am besten auf dem Furkelferner umgangen. Dieser ist hier flach und es braucht dank Firn keine Steigeisen. Diese werden erst nach dem Gipfel für den Übergang zum Cevedale angelegt. Dort war ich um 10. Nun kurz über brüchiges Gelände zum Cevedale-Gletscher runter und am ganz rechten Rand des Gletschers in idealem Firn vor den Monte Rosole. Auf diesen ging's im leichten Fels noch gut hinauf, aber ein Zwischenabstieg in eine Scharte + Wiederaufstieg erschien mir dann zu gefährlich: Grausig brüchiges Gestein und hohe objektive Steinschlaggefahr. Man müsste gar nicht selbst einen Fehler machen, um in die Bredouille zu kommen. Wohlgemerkt: MIR war das heute einfach nicht geheuer, was aber nicht heißt, dass die Stelle (nur 50 Meter) grundsätzlich nicht machbar wäre!
Also bin ich zurück und über den Gletscher, weiterhin immer an dessen ganz rechten Rand (im Abstiegssinn) ins Val Mare abgestiegen und über die Cevedale-Hütte (sehr schön und wirklich zu empfehlen, die haben übrigens auch im Winter ein paar Wochen offen) zum PP zurück.
Anforderungen: 2100 Hm, WS+, T5, II, 11-13 Stunden. Mit Palon + 250 Hm und 1,5-2 Stunden mehr.
Bedingungen am Gletscher: Grundsätzlich braucht es wirklich gute Bedingungen, damit ein Solo auf dieser Tour (im Sommer) zu verantworten ist. Die hatte es heute: Firn, wo er das Vorabkommen beschleunigt und apere Passagen, wo man sie braucht. Bei der Planung war für mich entscheidend, dass der Abstieg vom Palon über den Mare-Gletscher aper ist, da ich diesen nicht kannte. Schon gestern (Tourenbericht folgt noch) meinte ich zu erkennen, dass diese conditio sine qua non erfüllt ist und heute morgen konnte ich im Aufstieg sehen, dass wirklich genau der Teil des Gletschers, über den man absteigt, aper ist.
Naja, der Palon läuft ja nicht weg und im Winter ist es sicher noch schöner. Ich hab auf jeden Fall bei meinen Touren hier im Val di Sole viele großartige Kombinationsmöglichkeiten für Skitouren gesehen. Ich finde es ja immer von Vorteil, eine Gegend im Sommer zu erkunden - das kann im Winter ungemein helfen. Die Südabfahrt vom Cevedale zur gleichnamigen Hütte ist sicher genial, aber ohne vorhandene Spuren kann man sich dermaßen verhauen... Ich weiß jetzt, wo man fahren muss.
Generell schätze ich die Hochtouren-Bedingungen in der ganzen Gegend als sehr gut ein.
Und nur zur Verdeutlichung: Ich schreibe ja bei meinen Solo-Hochtouren oft, dass diese problemlos und ungefährlich sind. In diesem Fall gilt das ausdrücklich nicht! (Und zwar bezogen auf die durchaus spaltenreichen Gletscher und unabhängig von der unguten Stelle am Rosole.)
P.S.: Das einzige, was ich heute bereue, ist, dass ich am Cevedale nur zwei Minuten geblieben und dann gleich weiter bin. Ich bin bei solchen Touren einfach zu angespannt und will wissen wie's weitergeht. Da kann ich nicht lang rasten und das Panorama genießen. Und am Cevedale war ich halt auch schon fünf Mal...
Bilder:
1: Im Aufstieg zur Zufallspitze.
2: Immer fotogen: Wolkenmeer.
3: Rosole, Palon, Vioz.
4/5: Übergang zum Cevedale.
6: Panorama-Ausschnitt vom Gipfel.
7: Am Gletscherrand umgeht man die Spaltenzonen.
8: Ungefähr hier hab ich umgedreht. Schaut wenig spektakulär aus, aber ich hab es versäumt, ein gescheites Foto von dem grausligen Bruch zu machen.
9: Auch ohne Palon hab ich mir ein Bier verdient. Auf der Karte der Cevedale-Hütte gab es ein einheimisches Bier aus Peio - das wollte ich natürlich probieren. War ein Starkbier. Hab ich erst beim Trinken bemerkt. Ist ordentlich eingefahren. Hab gleich noch eines bestellt. (Stimmt nicht, sonst läge ich wahrscheinlich jetzt noch da oben.)
10: Zirben, Bach und Monte Vioz.