Hochstubai- Skitourenrunde mit Übernachtung im Becherhaus

  • Gipfel
    Wilder Pfaff, Wilder Freiger, Becher, Königshofspitze
    Höhe
    3456, 3418, 3195, 3199m
    Gebirge
    Stubaier Alpen
    Art der Tour
    Skitour
    Datum der Tour
    12. Mai 2024
    Ausgangspunkt
    Stubaier Gletscher Skigebiet, 35 Euro verlangen die für die Auffahrt zum Eisjoch...
    Gefahreneinschätzung
    mäßig
    Exposition der Route
    Alle - Details siehe Bericht

    Durch's wilde Stubai

    ging es dieses Wochenende für Andreas Ben Nemsi und Hadschi Alban Omar.

    Nicht nur bei den Gipfelnamen dominiert das Prädikat "wild", sondern auch manche unserer Aufstiege und Abfahrten fallen ein bisserl in diese Kategorie.

    Dabei ging es zunächst gemütlich los: Mit dem Lift bis zum Eisjoch. War jedenfalls der Plan, doch der Sessellift zum Joch war defekt und so konnten wir nur bis Rotadl hoch, was 200 zusätzliche Höhenmeter bedeutete. Nach der Abfahrt neben dem Gaiskarferner-Schlepplift auf der üblichen Route Richtung Zuckerhütl/Pfaff. Das Hütl haben wir wegen des Massenandrangs ausgelassen und sind gleich auf den Wilden Pfaff. Hier gab's dann nach dem Genuss des großartigen Panoramas eine wirklich wilde Abfahrt - nämlich über die sehr steile und objektiv gefährliche (Lawinen, Steinschlag, Absturzgefahr bei Fahrfehlern) Ostflanke hinunter zum Stubenferner. Ich hatte mir diese Abfahrt schon letzten Sommer bei einer Begehung des Lübecker Wegs auf den Freiger mal angeschaut und als gestern kurz vor uns drei Einheimische da runter sind, haben wir uns entschieden, es auch zu machen. Wirklich spannend - empfehlen möchte ich das aber definitiv nicht!

    Der weitere Plan sah so aus: Über den Stubenferner zur Lübecker Scharte, von dort Wechsel auf den Freiger-Ferner, über diesen zum Freiger hoch und dann zum Becherhaus. Tja...und da hab ich bei der Planung einen Fehler gemacht bzw bin einer falschen Erinnerung aufgesessen. Ich hatte nämlich den Übergang auf den Freiger-Ferner als harmlos abgespeichert - tatsächlich muss man da aber Abseilen. Die drei jungen Burschen vor uns haben das auch gemacht, aber wir hatten kein Seil dabei... (Die drei sind übrigens über die extrem steile Nordwestflanke mit Eisgeräten auf den Freiger - Respekt!).

    Nach einem wegen unguter Schneeverhältnisse abgebrochenen Versuch, den Lübecker Weg hochzugehen, hatten wir schon fast resigniert und wollten zur Sulzenauhütte abfahren, doch da erspähte Alban eine kleine Rinne, die es ermöglichen sollte, den Grat zwischen Pfaff und Freiger zu erreichen. Etwa 150 Hm fuhren wir an der Anstiegsroute ab und stiegen dann die Rinne (~45 Grad) hoch; ging ohne Steigeisen. Fast genau bei der Müllerhütte kamen wir raus!

    Da auf dem Übeltalferner am Nachmittag hervorragender Firn herrschte, sind wir diesen ein gutes Stück (bis 2700m) abgefahren. Alban ist dann gleich zum Becherhaus, während ich es mir nicht habe nehmen lassen, noch zur Königshofspitze aufzusteigen. Fantastisches Panorama und um 17.30 Uhr (!!) perfekter Firn hier (Nordwest-Hang).

    So um halb 8 war ich dann auch am Becherhaus. Super Winterraum mit Holz für Jahre! Sehr gemütlich und gut ausgestattet (auch mit Hochprozentigem...) Hier war außer uns nur Max aus Eppan, der von der Timmelbrücke via Schwarzwandscharte (+ Sonklarspitze) zugestiegen war. Der Hüttenstandort ist eh der beste in den Ostalpen! Spannend und lustig ist übrigens die WC-Lösung - ich sage jetzt nichts dazu - selber erfahren!

    Heute sind wir erst um halb 9 los und zum Freiger hoch; die letzten 100 Hm zum Signalgipfel spannend, aber unschwierig in gutem Trittschnee auf dem Grat (Steigeisen hilfreich, aber heute nicht zwingend notwendig. Die Ostabfahrt vom Freiger über den Grüblferner (Start 10:45) ist einfach sagenhaft: tolles Skigelände, landschaftlich beeindruckend und sehr abwechslungsreich. Wir hatten überwiegend perfekten Firn. Sehr fein zudem: Die Abfahrt ist bis fast 1600m hinab möglich, da im sogenannten "Klamml" noch sehr viel alter Lawinenschnee liegt, der mittags aber weich und gut fahrbar war.

    Wir hatten zwar noch damit geliebäugelt, nach der Freiger-Abfahrt noch eine Tour dranzuhängen (zB Östlicher Feuerstein), doch war die Erwärmung heute dafür einfach zu stark.

    Am Ende hieß es dann 30 Minuten Skitragen zum PP der Nürnberger Hütte, wo wir ein Auto "deponiert" hatten.

    Lawinengefahr: Gestern sehr moderat, heute bei gutem Timing auch kein Problem.

    Sonstiges: Schöpf-Route auf den Freiger (via Sulzenauhütte) wurde in den letzten Tagen mehrfach gemacht: Sehr gute Verhältnisse, wie uns ein Kollege aus Riedering am Gipfel erzählte.

    Fazit: Was für ein geniales Wochenende! Und: Unglaublich, wie wenig Leute hier unterwegs sind.


    Bilder:

    10 Fotos sind manchmal echt zu wenig... Ich hab die Bilder von Zuckerhütl/Pfaff jetzt weggelassen, weil das eh so absolute Standardtouren sind.


    1) Durch die Rinne in der Mitte (ganz im Schatten) kommt man vom Stubenferner zur Müllerhütte.

    2: Firn am Übeltalferner.

    3/4: Panorama Königshofspitze.

    5: Firn um halb 6.

    6: Der griabige Winterraum vom Becherhaus.

    7: Morgenstimmung Becherhaus.

    8/9: Firnabfahrt vom Wilden Freiger.

    10: Ganz kurz muss man im Lawinenschnee des Klammls auch mal anschnallen, weil es gar zu erdig/steinig wird.




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