- Gipfel
- Großvenediger
- Höhe
- 3666m (oder 3657?)
- Gebirge
- Hohe Tauern
- Art der Tour
- Skitour
- Datum der Tour
- 25. März 2024
- Ausgangspunkt
- PP der Johannishütte im hintersten Virgental, 8 Euro.
- Gefahreneinschätzung
- gering
- Exposition der Route
- Süd und Südwest (Abfahrt)
Der Berg der unbefleckten Jugend.
Den seltsamen Titel löse ich am Ende des Beitrags auf...
Die super Schneeverhältnisse und das prachtvolle Wetter galt es heute auszunutzen und so klingelte der Wecker um kurz nach 4 und los ging's nach Osttirol ins Virgental.
Die ersten 20 Minuten müssen die Ski getragen werden, doch hat die Schneearmut im unteren Dorfertal auch sein Gutes: Man musste (heute! - es soll ja demnächst wieder gar nicht so wenig schneien) keine Angst vor Nassschneelawinen bei der Talabfahrt am Nachmittag haben. Einige ältere und neuere Lawinenkegel waren unschwierig zu übersteigen. Ab der Johannishütte gute, ab 2500 Metern sehr gute Schneelage mit etwa 30cm Neuschnee. Aufstieg auf der klassischen Route über Johannishütte, Deferegger Haus, Mullwitzer Aderl (kurzer Abstieg, besser zu Fuß als mit Skiern (viele Felsen) und Inneres Mullwitzkees zum Gipfel. Was für ein sagenhaftes Panorama an diesem Traumtag heute!
Bei der Abfahrt habe ich mich doch ein bisserl gewundert, warum sicher 2/3 der heute zahlreich vorhandenen Kollegen dafür den skifahrerisch nicht oberbombigen Anstiegsweg wählen, wo es doch mit der direkten Abfahrt ins obere Dorfertal so eine schöne Alternative gibt. Wenn man am Anstieg abfährt, schenkt man sicher 2/3 des idealen Skigeländes auf dem Gletscher her. Route: Gletscher bis zum Ende fahren, dann eher rechts halten und über verschiedene Mulden ins Tal hinunter. Von dort zur Johannishütte muss teilweise geschoben werden.
Lawinengefahr: Heute am Venediger gering, aber der Übergang für die Leute, die von der Essener/Rostocker Hütte zur Johannis wollten, hatte ein paar Kalamitäten auf Lager (siehe letztes Bild).
Sonstiges: Hochtourenausrüstung im Grunde bei der momentanen Schneelage überflüssig. Ich hatte für alle Fälle einen Gurt dabei. Angeseilt ist anscheinend niemand gegangen (auch nicht auf der Kürsinger-Route oder der vom Matreier Tauernhaus über das Schlatenkees - diese Route sind zwei Salzburger hoch, die alles spuren durften.)
Fehlt noch was? Ah ja - die Auflösung der Überschrift!
Vor gut zehn Jahren war ich auf der Kürsinger Hütte und als eben das Abendessen serviert werden sollte, setzte sich ein älterer Herr aus Schwaben - unverkennbar am Dialekt - zu mir an den Tisch. Seine Begrüßungsworte klagen verheißungsvoll: "Guten Tag. Ich bin ja geistig behindert!" Nachdem er mir zunächst erzählte, dass er aus seiner betreuten Einrichtung am Bodensee "ausgebüxt" und von dort mit dem Rad nach Neukirchen am Großvenediger gefahren sei, wobei er im Vorraum von Sparkassen geschlafen habe, musste er mir natürlich auch noch seine ganze Lebensgeschichte erzählen - ich konnte ja nicht weg, weil das Essen gerade serviert wurde... Die Geschichte war tragisch genug: Katholisches Waisenheim in den 50er oder 60er Jahren mit allem, was dazugehört. Zwischendrin immer wieder sehr abgefahrene religiöse Fantastereien. Die Conclusio hat mich dann aber doch so aus den Socken gehauen, dass ich sie bis heute nicht vergessen habe: " Und ich danke Gott, dass ich mich in meiner Jugend und bis auf den heutigen Tag unbefleckt (also jungfräulich) erhalten habe! Deschwege isch da Venediger für misch der Berg der unbefleckte Jugend!" Und jedes Mal, wenn ich den Venediger seitdem sehe, denke ich an diese seltsame Begegnung.
Bilder:
1: Johannishütte
2: Deferegger Haus
3/4: Aufstieg über das Mullwitzkees
5/6: Am Gipfel
7/8: Edelpulver am Gletscher
9: So geht die Abfahrt nach dem Gletscher weiter.
10: Von Lawinen umzingelt ist die schmale Rinne, durch die heute einige durch mussten, die von der Essener zur Johannis wollten.