- Gipfel
- Speckkarspitze
- Höhe
- 2621m
- Gebirge
- Karwendel - Halltal
- Art der Tour
- Bergtour
- Datum der Tour
- 25. Juni 2023
- Ausgangspunkt
- Absam, großer PP am Eingang des Halltals (kostenlos)
Ausklang eines schönen Hüttenwochenendes
Am Freitag Nachmittag bin ich bei teils strömendem Regen zur Bettelwurfhütte, um da über's Wochenende wieder ein bisserl mitzuhelfen.
Heute Nachmittag hab ich mir dann noch die Tour auf die Speckkarspitze gegönnt. Von der Hütte ging es zunächst ins Lafatscherjoch, wo ich die markierte, aber nicht ausgeschilderte Route über den Südwestgrat genommen habe. Diese zweigt am Joch direkt rechts ab. Lange Zeit herrscht etwas ruppiges Gehgelände vor, bis es Richtung Gipfel steiler und luftiger wird. Mehrere Kletterstellen (max. II) und einige ausgesetzte Gratpassagen sind zu überwinden (keine Sicherungen, Bewertung T5). Der Südwestrat ist viel reizvoller, aber eben auch eine Stufe schwieriger als der Normalweg (T4), den ich im Abstieg genommen habe. Um den Gegenanstieg ins Lafatscherjoch zu vermeiden, kann man auf gut sichtbarem Pfad am Beginn des großen Schotterkares ohne Höhenverlust ins Joch zurückqueren. Tour komplett schneefrei.
Hinweis: Macht man die Speckkarspitze als Tagestour, wird man normalerweise nicht über die Bettelwurfhütte gehen, sondern von Absam über St. Magdalena (am Wochenende mit Bus-Shuttle möglich) und den Issanger ins Lafatscherjoch gelangen.
Sonstiges:
1) Kleiner und Großer Bettelwurf: Mittlerweile nur noch kleinere Schneefelder; für Geübte daher gut machbar. Die Anforderungen bleiben aber auch ohne Schnee T5 mit freier Kletterei bis II bzw Klettersteig bis D bei der Überschreitung. Also nix für Anfänger! Das nur deshalb so explizit, da sich in dieser Woche ein Bergfreund bei der Sektion Innsbruck über den Hüttenwirt beschwert hat, da dieser ihn angeblich falsch informiert habe. Dazu später noch mehr.
2) Stempeljoch (=Übergang zur Pfeishütte): Nur noch wenig Schnee, aber eben an steilen Stellen. Zudem sind die (wenigen) Sicherungsinstallationen noch nicht wieder an Ort und Stelle. Auch hier ist zu sagen, dass einigermaßen Geübte da keine größeren Probleme haben. Dennoch warnt der Wirt der Pfeishütte seine Gäste anscheinend so eindringlich davor, dass in den letzten beiden Tagen sicher 10-15 Leute ihren Aufenthalt in der Bettelwurfhütte kurzfristig abgesagt haben, weil ihnen das Stempeljoch zu gefährlich und der lange Umweg über Thaurer Alm und Thaurer Jöchl zu lang erschien. Trotz der Warnungen haben einige Leute den Übergang "gewagt" und fanden das relativ problemlos. Zum Hintergrund der Warnungen muss man aber auch wissen, dass es Anfang der Woche einen Rettungseinsatz unterhalb des Stempeljochs gab, da einige Wanderer hier nicht mehr weiter wussten. (Details weiß ich leider nicht). Da lag aber eben auch noch deutlich mehr Schnee als jetzt.
Wenn man diese beiden Dinge jetzt zusammennimmt, sieht man, wie schwierig es für Hüttenwirte sein kann, ihre Gäste über die Verhältnisse zu informieren. Die objektiven Informationen (Schneefelder, Anspruch, Gefahrenstellen etc.) können völlig richtig sein und dennoch kann sich der Gast falsch informiert sehen. Soll man deshalb aber immer die Gefahren überbetonen, nur damit sich nachher niemand beschwert? Für mich natürlich eine rhetorische Frage, weil Bergsteigen immer gleichzeitig maximale Eigenverantwortung ist, aber das gilt wohl nicht für alle, die in den Bergen unterwegs sind. (Eine relativ banale Erkenntnis, die mir auch nicht direkt neu ist...)
Persönlich handhabe ich es so: Wenn mich die Gäste auf der Bettelwurfhütte nach den Verhältnissen und den Schwierigkeiten fragen, dann erkläre ich das und versuche im Gespräch herauszufinden, wie erfahren der Gast ist. Wenn sich jemand unsicher ist, ob er es schafft, rate ich (bei gutem Wetter...) dazu, es einfach zu probieren und umzudrehen, wenn man sich unwohl fühlt. Selber zu entscheiden, was geht und was nicht - das ist für mich Bergsteigen! Da die meisten Gäste nach der Besteigung oder dem Versuch wieder zur Hütte kommen, kann man danach auch nochmal drüber sprechen. Eine tolle Erfahrung in den letzten Wochen für mich ist, dass auch diejenigen, die umgedreht haben, meistens irgendwie glücklich sind, weil sie jetzt ihre (momentane) Grenze gesehen haben sowie persönlich eine richtige und vor allem eigene Entscheidung getroffen haben. Das ist doch so viel wertvoller, als wenn sie es gar nicht versucht hätten!
Abraten tu ich nur, wenn jemand sagt, er habe den Hüttenzustieg schon als grenzwertig empfunden - da macht es dann keinen Sinn, den Gipfel anzuvisieren.
Bilder:
Freitag
1/2: In einer Regenpause bildet sich dieser herrliche Regenbogen, der sich von St. Magdalena bis zum Gipfel des Bettelwurf zu ziehen scheint.
Samstag
3: In der gmiatlichen Stubn der Bettelwurfhütte: Hüttenwirt Michael und ein Spezl (die Tiroler würden "Kollege" sagen) von uns, der mal vorbeischauen wollt, was wir auf der Hütte so treiben.
Sonntag
4: Blick von der Hüttenterrasse
5: Beginn der Kletterpassagen an der Speckkarspitze
6: Der Grat wird manchmal schmal, aber nie wirklich schwierig.
7: Oben
8: Tiefblick zum Halleranger
9/10: Im malerischen Issanger