Tourenverhältnisse Winnebachseehütte

  • Gipfel
    Bachfallenkopf, Breiter Grieskogel
    Höhe
    3178, 3287 Meter
    Gebirge
    Stubaier Alpen
    Art der Tour
    Skitour
    Datum der Tour
    30. April 2023
    Ausgangspunkt
    Gries im Ötztal, kostenloser PP der Winnebachseehütte etwas oberhalb des normalen PP in Gries
    Gefahreneinschätzung
    mäßig
    Exposition der Route
    alle

    Ein schönes Wochenende auf der Winnebachseehütte

    Bei der in der letzten Woche ständig wechselnden Wettervorhersage war die Tourenplanung gar nicht so einfach. Eigentlich hätten wir gerne im Ötztal hoch hinaus gewollt (Similaunhütte), doch die unsichere Prognose ließ uns am Freitag Abend davon Abstand nehmen und lieber die Winnebachseehütte (im Folgenden WBS) als sicheren Hafen ansteuern, bevor wir auf einem der großen Ötztaler Gletscher in den Wolken herumtappen...


    Ein kurzer Anruf dort sicherte uns Schlafplätze (auf der Similiaun hatten wir übrigens zuvor auch nicht reserviert - also niemand anders einen Platz weggenommen). Der Wirt schlug uns vor, unsere Ski, die Rucksäcke und die Skischuhe mit der Materialseilbahn hochfahren zu lassen und mit Wanderschuhen auf dem Sommerweg aufzusteigen, was wir auch gemacht haben. Sehr gute Entscheidung! So entspannt gewichtsbefreit kommt man in der Skitourenzeit selten auf eine Hütte. Extrakosten wurden dafür übrigens nicht berechnet, was einen weiteren Pluspunkt für die WBS darstellt, die ich ja bei meinem Bericht vor einigen Wochen schon sehr gelobt habe. Es bliebt dabei: Schöne Hütte, tolles Personal, gutes Essen! Auch meine Begleiter sind der gleichen Meinung.

    Nun aber zu den Touren:

    Samstag

    Der Anstieg zur Hütte erfolgte wie gesagt zu Fuß, der Weg ist bis zur Winnebach-Alm (2100m) schneefrei. Danach guter Stapfschnee (aber nur morgens!), wobei auch ein größerer frischer Nassschneelawinenkegel, den die Hänge des Gänsekragens entsendet hatten, überwunden werden musste.

    An der Hütte wurde dann das Skimaterial angelegt und wir folgten einer Spur zum Bachfallenkogel. Wir sind bis zum Ende des kleinen Gletschers aufgestiegen (etwa 3060m, Gipfel nicht gemacht). Der Schnee war dann mittags schon sehr feucht, ließ sich aber so gut fahren, dass wir die obersten 400 Höhenmeter gleich nochmal hoch sind. Oberhalb von 2500 Metern hatte es sicher 30-50cm Neuschnee, aber um da am Samstag noch Pulver abzustauben, hätte man einfach ganz früh dran sein müssen. Die Route zur Kühlehnkarscharte war nicht gespurt und ich hatte bei dem schweren Schnee auch keine Ambitionen, da hochzugehen, da bei dem flachen Gelände am Bachfallenferner auch keine anständige Abfahrt rausgesprungen wäre... Insgesamt brauchbares, wolkiges Wetter mit guten Sichten, aber sehr schwül.

    Sonntag = Sahnetag


    Nun hing natürlich alles von einer einigermaßen kalten Strahlungsnacht ab. Morgens -2 Grad und ein wolkenloser Himmel - nichts wie los zum Breiten Grieskogel! Über griffigen Harsch (mit leichter Pulverauflage ab 2800 Metern, die wohl von einer nebeligen Periode in der Nacht herrührte) spurte ich hoch zum Gipfel, wobei ich ab Beginn der steileren Passagen (2700m) Harscheisen einsetzte. Die mir Nachfolgenden brauchten selbige nicht mehr. Vielleicht wäre es auch ganz ohne gegangen, aber mir ist die anstrengende Herumtreterei an der Grenze zum Abrutschen einfach zu blöd...

    Ich war ja schon öfter auf dem Grieskogel, aber selten war der Anstieg so eindrucksvoll, da von allen Seiten die Wolken an die Stubaier andrängten - Karwendel unsichtbar, das Zuckerhütl hält die von den Dolomiten her anschiebenden Schleier ebenso ab, wie es die Wildspitze weiter westlich tut. Und dann sitz ich da erst mal 10 Minuten allein am Gipfel und kann mir das alles anschauen. Das ist Glück.

    Wir (das sind Claudia, Herbert und ich) sind erst mal um 9:30 den Grieskogelferner genussvoll abgefahren (bis 2800), um dann nochmal hochzugehen. Herbert hat sich dann "geopfert", zur Winnebachseehütte abzufahren und von dort nach Gries hinunterzustapfen, wo ja mein Auto stand, damit Claudia und ich die Abfahrt vom Grieskogel über das Grastal nach Niederthai machen können. Über diese Abfahrt hatte ich ja letztens schon geschwärmt und auch heute enttäuschte sie uns nicht. Einfach wow! Beginn der Abfahrt um 11 Uhr.

    Hier ist im Frühjahr gutes Zeitmanagement essentiell, um sicher unterwegs zu sein! Nach der entspannten Fahrt über den behäbigen Grastalferner geht es nämlich über mehr als 300 Höhenmeter bis zum Grastalsee (ca 2500m) durch eine enge, südwestexponierte Rinne. Die Gefahr, dabei selbst ein Schneebrett auszulösen, ist marginal, aber die Route ist sehr stark durch Lawinen/Schneerutsche sowie Steinschlag aus den steilen Flanken bedroht, wenn man zu spät dran ist. Bei uns war heute noch alles bockhart, aber auf den Bildern sieht man die Schneerutsche von gestern, bei denen man nicht gerne dabei gewesen wäre...

    Unterhalb des Grastalsees genialer Firn, der im Talgrund ab 2100 Metern aber zu Faulschnee wurde. Am Ende 30 Minuten Skitragen bis Niederthai.

    Grundsätzliches: Die meisten Hütten schließen jetzt am 1. Mai (WBS, Amberger, Franz Senn, Martin Busch, Similaun etc.), aber die Hochtourenverhältnisse sind von der Schneehöhe her oft noch sehr gut (siehe auch Beitrag von Kormoran). Zwar findet man eine geschlossene Schneedecke meist erst ab 2000 Metern, aber oberhalb von 2500 war die Schneelage wohl den ganzen Winter noch nie so gut wie jetzt - ist eigentlich normal, aber vielleicht wird das in Zeiten allgegenwärtiger Klimatrompeterei gerne vergessen... Die Ski müssen noch nicht in den Keller!


    Bilder:


    1: Übersteigung des Lawinenkegels am Weg zur Hütte.

    2: Bachfallenkopf


    3: Breiter Grieskogel

    4: Beim zweiten Aufstieg dorthin.


    Grastal-Abfahrt

    5: Dieser herrliche Moment: Jetzt geht es los (und gleichzeitig die Zweifel, ob es passt.)

    6/7: Genialer Firn am Grastalferner

    8/9: In der Rinne - da muss das Timing passen! Die Lawinenbollern sind von gestern.

    10: Freude nach einer spannenden Abfahrt.


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