- Gipfel
- Cima Marmotta, Eisseespitze, Cevedale
- Höhe
- 3331, 3230, 3769 Meter
- Gebirge
- Ortler-Gruppe
- Art der Tour
- Skitour
- Datum der Tour
- 18. März 2023
- Ausgangspunkt
- PP im hintersten Martelltal, für Hüttengäste kostenlos
- Gefahreneinschätzung
- gering
Wie gestern im Cevedale-Beitrag angekündigt folgt nun der Bericht zu den allgemeinen Verhältnissen im Martelltal.
Grundsätzlich schaut es dort eher nach Ende Mai als Mitte März aus, nur dass es noch keine Erdbeeren gibt - das Martelltal ist ja auf deren Anbau spezialisiert. Die südseitigen Gipfelziele im Kamm zwischen Orgel- und Plattenspitze sind bis weit hinauf aper und eignen sich in meinen Augen zurzeit nicht für Skitouren. Die Berge im Tourengebiet von Zufall- und Marteller Hütte sind aber alle machbar, wobei gilt: Je näher am Cevedale, desto mehr Schnee.
Nun zu unsere Touren:
Donnerstag: Cima Marmotta (= Köllkuppe)
Vom hochgelegenen PP (2050 Meter) ging es zunächst zur Marteller Hütte. Es liegt wenig, aber auch für die Abfahrt noch ausreichend Schnee. Ursprünglich hatte ich geplant, auf die Marmotta zu gehen, dort südseitig ins Careser Tal abzufahren, von dort zur 3. Venziaspitze aufzusteigen und über den Schranferner abzufahren. Doch meinte der Hüttenwirt, dass die Verhältnisse an diesem Gletscher gefährlich seien und riet dringend ab. Ich hab das nicht ganz glauben wollen, weil wir den Gletscher erst im August in aperem Zustand begangen haben und es doch probieren wollen. Letztlich wurde unser Vorhaben aber durch den steilen, mir lawinentechnisch zu riskanten, da eingewehten Südhang der Marmotta vereitelt. Am Samstag hörte ich dann im Gespräch mit Bergsteigern auf der Zufallhütte, dass auch deren Wirt vor dem Schranferner gewarnt hatte, dann aber am Freitag die Info bekam, dass die Verhältnisse dort super sind. Es war wohl einfach so, dass jemand das Gerücht vom neuerdings gefährlichen Schranferner in die Welt gesetzt hat und dann bis Freitag niemand mal wirklich dort war...
Auf jeden Fall sind wir von der Marmotta zunächst einmal über den Hohenferner auf der Anstiegsroute abgefahren (hart und windgepresst) und anschließend noch mal hoch. Bei der zweiten Abfahrt haben wir uns am Gletscher weit rechts gehalten, um ihn in seiner ganzen Länge bis zur Zunge zu befahren. Hier super Pulver! Ich hab mich dann bloß gefragt, warum außer uns keiner der vielen vielen Kollegen auf diese Idee gekommen ist. Bei etwa 2500 Metern haben wir wieder angefellt und sind auf der Trasse des Wanderwegs Nummer 27 zur Hütte zurück. Der Hohenferner ist spaltentechnisch übrigens wirklich äußerst harmlos.
Freitag: Siehe gestriger Bericht.
Samstag: Eisseespitze und nochmal Cevedale
Wir hatten eigentlich vor, Madritsch- und Butzenspitze zu besteigen (, was vom Schnee her auch gut geht). Nach der kurzen Abfahrt von der Hütte ins Tal des Langenferners (, der sich aber schon weit zurückgezogen hat), zeigte sich der Anstieg zur Madritschspitze aber am Morgen noch sehr hart und eisig und da wir keine Lust auf 1000 Höhenmeter mit Harscheisen hatten, sind wir kurzentschlossen auf die Route zur Eisseespitze umgeschwenkt, was sich als sehr lohnend herausstellen sollte. Die hier zu begehenden Gletscherpassagen sind ebenfalls sehr harmlos. Der Gipfel selbst bietet in meinen Augen den besten Blick auf Königsspitze und Ortler. Einfach famos! Schon während des Aufstiegs reifte in mir der Plan, doch gleich nochmal auf den Cevedale zu gehen, was nach einer kurzen firnigen Abfahrt bis etwa 2900 Meter auch umgesetzt wurde. Es gibt eine kleine Scharte, von der man vom Anstieg der Eisseespitze zum Langenferner hinüberqueren kann. Nun über die Casati Hütte auf den Cevedale. Die Abfahrt über den kompletten Langenferner ist zwischen Skidepot und Casati Hütte eher hart und windgepresst, danach aber herrlich pulvrig. An diesem Gletscher gibt es kurz vor seiner Zunge eine große, recht steile Spaltenzone, die auch nur unzureichend eingeschneit ist (haben wir im Aufstieg nicht passieren müssen). Allerdings hatte ich von der Eisseespitze aus gesehen, dass man diese Zone umfahren kann, indem man oberhalb in Richtung der Felswand fährt (immer stramm rechts halten) und dann in einen Steilhang einfährt. Super Abfahrt, die anscheinend fast nie gemacht wird! Dank schnellem Schnee ging es anschließen auch gut durch den flachen Talboden hinaus und via Zufallhütte zum PP.
Marteller Hütte: Sehr schöne, gemütliche Unterkunft, überaus herzliche Wirtsleute. Kann ich nur empfehlen!
Was für herrliche Tage im Vinschgau!
Bilder:
1-5: Marmotta (Donnerstag)
1: Kurz nach der Zufallhütte.
2: Eine Engstelle kurz vor dem Hohenferner; dominant Zufallspitze, rechts Königsspitze.
3: Am Gipfel
4/5: Pulverfreuden am Hohenferner
6-9: Eisseespitze und Cevedale (Samstag)
6: Kurze Tragstelle im Bereich eines Felssturzes. Hier erkennt man auch gut die Spaltenzone am Langenferner sowie die Umfahrungsmöglichkeit über die Schneezunge zwischen den Felsen.
7: Blick zum Cevedale: Auch hier kann man gut sehen, wie die sichere Abfahrt über den Langenferner gelingen kann: Auf die Felswand oberhalb der Spalten zufahren und dann links einschwenken.
8: Das Suldener Dreigestirn von der Eisseespitze.
9: Auf der Gletscherzunge.
10: Ein Prosit auf einmalig schöne Tourentage!