- Gipfel
- Similaun, Fineilspitze, Hauslabkogel, Saykogel
- Höhe
- 3606, 3516, 3403, 3360m
- Gebirge
- Ötztaler Alpen
- Art der Tour
- Skitour
- Datum der Tour
- 20. März 2022
- Ausgangspunkt
- Vent, Wildspitz-Lift (5 Euro/Tag)
- Gefahreneinschätzung
- gering
- Exposition der Route
- alle
Traumtage trotz dürftiger Schneelage
Wir sind am Samstag ganz früh nach Vent gefahren, um mehrere Gipfel im Tourengebiet der Martin Busch Hütte zu besteigen. Trotz einiger unerwarteter Malaisen (Muss ich im März auf 2700 Metern mit übelstem Faulschnee rechnen?) hatten wir ein wunderbares Wochenende.
Samstag: Hauslabkogel und Saykogel
Der Aufstieg von Vent zur Martin Busch kann durchgehend auf Skiern gemacht werden. Hört sich zwar in dieser Jahreszeit nach einer Selbstverständlichkeit an, ist es heuer aber nicht (bei Hochjoch-Hospiz und Vernagthütte nicht möglich). Vor allem der südseitig exponierte Wegabschnitt zwischen Schäferhütte und Martin Busch apert zunehmend aus und wenn das Wetter so wird wie es vorhergesagt ist, gibt es bereits in wenigen Tagen Tragepassagen.
Nach Deponierung des Übernachtungszeugls auf der Hütte sind wir zuerst auf den Hauslabkogel gestiegen (bis zum Gipfel mit Ski) und dann über den harten, aber griffigen Gipfelhang bis auf etwa 3000 Meter abgefahren, wo es die Möglichkeit gibt, zum Normalanstieg auf den Saykogel hinüberzuqueren. Dessen Gipfelhang ist mit Skiern bis etwa 30 Höhenmeter unter den Gipfel besteigbar, wenn man sich denn arg in dem harten, bockigen Gelände hochplagen möchte. Oder man macht auf 3250 Metern Skidepot und geht entspannt über den Kamm hoch wie wir. Die Abfahrt war zunächst ganz okay (fahrbarer Harsch), aber - ich sprach´s oben schon an - im Höhenband zwischen etwa 2750- 2550 Meter bei südseitiger Exposition gab es eine Schneesituation, die ich/wir so eigentlich noch nie erlebt habe: leicht angefrorener, grundsätzlich fast unfahrbarer Faulschnee, bei dem es einen immer wieder auf einmal einen halben Meter tiefer setzt.
Sonntag: Similaun und Fineilspitze
Der ursprügliche Plan (Fineilspitze - Hochjoch-Hospiz - Guslarspitzen - Vernagthütte - Vent) wurde nach Gesprächen mit anderen Tourengehern, die vom Hospiz kamen, verworfen (Schneemangel Guslarspitzen) und stattdessen der Similaun auf´s Programm gesetzt. Hier wurde uns nochmal extem deutlich, wie geradezu lächerlich gering die aktuelle Schneedecke ist: Letztes Jahr sind Claudia und ich am 30. Mai auf dem Similaun gewesen - damals war es möglich, den Gipfel auf Skiern zu erreichen. Heute haben wir (und alle anderen) auf etwa 3470 Metern Skidepot gemacht. Im Aufstieg sind wir sozusagen den "langen Schlenker" gegangen, der fast bis zur Similaunhütte führt. Der Niederjochferner ist im unteren Bereich teilweise blank (zum Mitschreiben: 0 cm Schnee). Ab dem Skidepot gute Stapfspur; es wäre ohne Pickel und Steigeisen gegangen, aber das weiß man vorher ja nicht. Die Abfahrt war sensationell! Das ist jetzt übrigens kein Sarkasmus, denn am Samstag Abend war ein Mini-Tief durchgezogen und es hatte leicht geflockt. In "eingeblasenen" Bereichen kamen so schon 1-2cm Neuschnee zusammen, was in Verbindung mit einer harten Unterlage großen Fahrspass verspricht. Das muss man allerdings erst einmal merken/erkennen. Der Neuschnee lag nämlich nicht auf dem Anstiegsweg, sondern auf dem anderen Gletscherast (dem rechten von oben aus gesehen, direkt in Gipfelfalllinie). Mit nicht geringer Verwunderung nahm ich wahr, dass alle, die vor uns abfuhren (sicher 20-30 Leute) wieder über den Anstiegsweg runterumpelten (anders kann man es nicht nennen).
Wir sind dann bis etwa 2800 Meter hinuntergewedelt und anschließend via Ötzi-Fundstelle (Tisenjoch) zum Hauslabjoch aufgestiegen. Hier kamen statt Skiern Steigeisen an die Schuhe und es ging in gutem Firn und teils über leichten Fels zur Fineilspitze. Die Abfahrt über den Hochjochferner war einfach ein Gedicht: 2-5 cm Pulver auf bester Unterlage. Auch nach dem Gletscher ging es recht gut bis zur Brücke unterhalb des Hochjoch-Hospizes. Danach musste dann sozusagen der Preis für das wunderbare Wochenende entrichtet werden: In üblem Faulschnee ging es mit Skiern (mitunter auch kurz aufsteigend) äußerst mühsam auf dem (eh nicht sonderlich skitauglichen) Cyprian-Granbichler-Weg Richtung Vent. Am Eingang der großen Schlucht kamen die Skier an den Rucksack und erst ab der Talstation der Materialseilbahn der Vernagthütte (ca. 30-45 Min.) konnten wir wieder abfahren.
Hinweis zur Venter-Skirunde: Wenn man in Gurgl starten will, sollte man wissen, dass die Route vom Schalfkogel zur Martin Busch über weite Strecken fast aper ist.
Martin-Busch-Hütte: Ich bin bei Hütten und beim Essen eigentlich wirklich nicht hoaklig ("heikel"), aber die vegetarische Halbpension war aus unserer Sicht eine absolute Frechheit. Tütensuppe (Art/Geschmacksrichtung nicht bestimmbar) als Vorspeise, trockener Reis mit Tiefkühlgemüse als Hauptspeise (war viel greislicher als es sich liest) und Joghurt aus dem großen Eimer als Desert. Würg...! Frühstück ebenfalls billigster Schrott. Ich/wir können uns nicht erinnern, in den letzten 10 Jahren jemals so einen Mist vorgesetzt bekommen zu haben. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu verwöhnt von Hütten wie der Amberger, wo man für 10 Euro weniger als auf der Martin Busch ein super Essen bekommt...
Prognose: Schnee braucht es mehr als dringend....
Bilder:
1: Gipfelhang Hauslabkogel
2: Saykogel
3: Die letzten Meter zu Fuß (Saykogel)
4: Blankeis an Niederjochferner
5: Auffi zum Similaun!
6: Pulverrinne unterhalb des Gletschers
7: Am Hauslabjoch
8: Gipfelanstieg im Firn auf die Fineilspitze
9: Abfahrt auf dem Hochjochferner mit der Fineilspitze am Hintergrund