- Gipfel
- Proxenstand
- Höhe
- 1895m
- Gebirge
- Tuxer Alpen
- Art der Tour
- Skitour
- Datum der Tour
- 12. Dezember 2021
- Ausgangspunkt
- PP knapp unterhalb des Gasthauses Pirchneraste (Adresse: Zintberg 60, Schwaz), kostenlos. Zufahrt auf steiler Straße, die zwar regelmäßig geräumt wird, bei Schneefall aber auf jeden Fall Schneeketten erfordert.
- Gefahreneinschätzung
- mäßig
- Exposition der Route
- West und Nord
Ein unbekanntes, aber feines Skitourenjuwel
Wer kennt eam ned, an Proxenstand? Oder seinen Nachbarn, den Gratzenkopf! Hat nicht sogar Reinhold Messner diesen alpinen Klassikern Werke wie "Sturm am Proxenstand" oder "Gratzenkopf - Göttin des Türkis" gewidmet?
Na, Scherz beiseite - diese beiden Gipfel sind im bayerischen Raum wohl nahezu unbekannt, handelt es sich doch um genuine Einheimischen-Skitouren der Schwazer Bergfexen. Wir waren gestern am Proxenstand und echt begeistert von der schönen Tour, die in jeder Hinsicht vielfältigste Möglichkeiten bietet. Ich bin mit den Skier hoch und meine Freundin auf Schneeschuhen - das Gelände eignet sich für beides bestens.
Der Aufstieg vom auf 1200 Metern liegenden PP erfolgt zunächst auf einer präparierten Rodelbahn, die aber durch den Wald abgekürzt werden kann - hier gibt es diverse Möglichkeiten, die meist auch alle angespurt sind. Wichtig ist es nur, sich bei den Schildern immer Richtung Proxenstand zu halten. Etwa bei Halbzeit kommt ein Schild, das nach rechts auf der Forststraße weiter zur Proxenalm weist, nach links aber zum Proxenstand: Hier links! (rechts ginge theoretisch auch, aber dann müsste man zum Gipfel über die enorm steile Waldschneise hoch, die ich abgefahren bin - dazu später mehr). Nun geht es erst durch dichten, später lichten Wald zum Gipfel (Kreuz, aber an sich wenig markant). Und wo ich da oben gestanden bin, hab ich mir einfach nur gedacht "Ja, spinnt da Beppi! Wos san na des für gewaltige Hänge!" Vom Proxenstand verläuft nämlich ein Kamm zum Gratzenkopf, an dem nordseitig sehr steile (über 40 Grad), freie Flanken einige hundert Höhenmeter hinunterziehen, gekrönt vom großen Nordkar des Gratzenkopfes. Die waren gestern natürlich absolut Tabu, zumal in besagtem Kar auch schon eine Lawine abgegangen war. Es waren auch zwei Bergführer am Weg und auch die sind da nicht "runtergestochen"...
Gescheite Fotos dieser Flanken habe ich leider nicht, weil ich, um diese zu erhalten, in die lawinösen Hänge reinsteigen hätte müssen - und dann wäre es mir wohl so ergangen, wie dem Tourengeher am Schönberg (siehe Beitrag im Forum).
Wie auch immer: Der Anstiegsweg ist skifahrerisch nicht attraktiv, doch gibt es da ja noch besagte Waldschneise (westexponiert). Am Gipfel schallt man die Ski an und fährt den Kamm entgegen der Aufstiegrichtung wenige Meter (nicht bis in die Senke) ab, hält sich rechts und kommt dadurch in die Schneise. Diese Abfahrt war schlicht sensationell: Sehr steil (sicher bis 40 Grad, 1m Pulver) und dennoch total sicher. Ich gebe aber zu, dass ich da vielleicht nicht reingefahren wäre, wenn nicht einer der Bergführer zuerst gefahren wäre. Meine Freundin ist mit den Schneeschuhen natürlich auf der Anstiegsroute runter, auf die man auch bei der Schneisenabfahrt trifft.
Fazit: Bei Verhältnissen, die lawinentechnisch günstiger sind als zurzeit, bietet das Tourengebiet Proxenstand - Gratzenkopf - Kellerjoch fantastische Skitourenerlebnisse, die denen von Hochfügen in nichts nachstehen und auch in Sachen Anfahrtszeit gleichwertig sind.
Bilder:
S war eh lei a vulle Traum!