Die Wanderschuhe schnüren, anspruchsvolle Touren absolvieren und die einzigartige Natur mit der Kamera für immer festhalten – das stellt für viele eine einmalige Kombination dar. Doch nicht immer ist es so einfach, das liebste Bergmassiv oder die nostalgische, einsame Hütte ins rechte Licht zu rücken. Unsere 5 Tipps helfen dabei.
Jeder, der beginnt, sich intensiver mit Fotografie zu befassen, stößt unweigerlich auf die Drittel-Regel, auch „Goldener Schnitt“ genannt. Diese Leitlinie bezeichnet ein bestimmtes Teilungsverhältnis einer Strecke oder anderen Größe – und dieses liegt exakt bei 1:1,618. Es wird von vielen Menschen als besonders harmonisch empfunden, wodurch es in Design, Kunst und Architektur oft zur Anwendung kommt. Die Drittel-Regel basiert wiederum auf diesen Kenntnissen. Fotografen platzieren somit gerne das Hauptmotiv im linken oder rechten Drittel eines Bildes und lassen die anderen zwei Drittel mehr oder minder frei. Das Ergebnis sind im Allgemeinen überzeugende und gut komponierte Aufnahmen. Im Gebirge bietet es sich beispielsweise an, den höchsten Gipfel eines Massivs, eine rustikale Hütte, einen hohen Grashalm oder die Picknickbank nach der Drittel-Regel auszurichten. So wird das Bild nicht überladen und die alpine Szenerie kommt gut zur Geltung. Daneben ist es ratsam, auch natürliche Linien wie Wege, Flüsse oder Äste zu nutzen, um den Blick des Betrachters ins Bild zu ziehen.
Einen strahlend blauen Himmel – den wünschen sich die meisten Gipfelstürmer für ihre Tour. Doch nicht immer meint es der Wettergott so gut mit den Outdoor-Fanatikern. Profi-Fotografen wissen allerdings: Ein bewölkter Himmel schafft weitaus bessere Rahmenbedingungen für Fotos, denn an solchen Tagen wirkt das Licht weich und diffus und die Gefahr großer Schatten minimiert sich. So manche außergewöhnliche Wolkenformation kann ebenso ein interessanter Hingucker sein. Aber auch aufziehender Nebel oder Regentropfen, die sich in Grashalmen verfangen, verleihen Bergfotos den gewissen Twist, der perfekten Gipfelbildern vor blauem Hintergrund oft fehlt. Übrigens: Wer dennoch zur Mittagszeit und bei besonders viel Sonnenlicht fotografiert, kann eine Nylonstrumpfhose über das Objektiv stülpen und hat somit einen raschen Weichzeichner parat, der harte Kontraste reduziert. Viele setzen zudem auf die „goldene Stunde“. Damit ist jene Zeitspanne kurz nach dem Sonnenaufgang gemeint, in der die Sonne tief über dem Land steht und jedem Foto eine besondere Atmosphäre in sattem Rot-Orange verleiht. Damit lassen sich beispielsweise verschiedene Bergketten im Vorder-, Mittel- und Hintergrund in Szene setzen, da sie dann meist unterschiedliche Farbnuancen aufweisen.
Oft sind es zunächst markante Gipfel und Felswände, die unsere Blicke auf sich ziehen und die wir mit der Kamera einfangen wollen. Doch die Fotografie ist auch ein wunderbarer Lehrmeister in Sachen Achtsamkeit und lässt uns auch vermeintlich kleinere und unscheinbarerer Dinge wahrnehmen, die wir sonst kaum beachtet hätten. Die Natur in den Alpen hat insbesondere von Frühling bis Herbst so einiges zu bieten. Im April und Mai kommen auch in hohen Regionen nun die ersten Blumen zum Vorschein. Sie kämpfen gegen die letzten Schneefelder an und sorgen für ein Mehr an Farbe und Duft.
Dazu zählen etwa der Enzian, der Alpen-Hahnenfuß, das Alpenglöckchen oder die Alpenaurikel – allesamt spannende Motive für Nahaufnahmen. Der Entwicklungszeitraum für Alpenpflanzen ist jedoch kurz – fast alles blüht von Juni bis August. Der Grund hierfür sind kalte Nächte, verbunden mit der intensiven Sonneneinstrahlung, die eine Beschleunigung der Lebensvorgänge ermöglicht. Wer also diese farbige Magie einfangen möchte, sollte seine Touren gut planen. Eine interessante Umsetzung könnte daraus bestehen, die Landschaft vom Startpunkt bis zum Gipfel einer Tour zu dokumentieren. Wie verändert sich die Vegetation, wo blühen welche Blumen und welche anderen Details sind erkennbar?
Egal, ob Wanderer, Alpenblume oder Rastbank – das Hauptmotiv kommt besonders gut zur Geltung, wenn es vom Rest isoliert wird und der Hintergrund unscharf ist. Der Schlüssel zum Erfolg lautet dabei: geringe Tiefenschärfe, also niedrige Blendenzahl. Sollten hingegen mehrere Elemente im Fokus stehen, ist eine größere Tiefenschärfe, das heißt, höhere Blendenzahl, vonnöten. Generell empfiehlt es sich natürlich, die wichtigsten Kameraeinstellungen zu beherrschen.
Porträts in den Bergen: Wer Porträts in den Bergen schießen und den Hintergrund dabei unscharf ablichten will, benötigt eine große Blende wie f/1,8. Möglich ist darüber hinaus eine längere Brennweite. Damit kann ein hübsches Bokeh erzeugt werden.
Motive im schattigen Wald: Im schattigen Wald sind höhere ISO-Werte gefragt, denn damit lässt sich das schwächere Licht ausgleichen. Eine große Blende lässt mehr Licht herein und erzeugt einen unscharfen Hintergrund. Damit das Foto nicht verwackelt, benötigen Wanderer zudem eine längere Verschlusszeit.
Personen in Bewegung: Sollen Personen abgelichtet werden, die sich rasch bewegen, sind eine kürzere Verschlusszeit und eine große Blende nötig, um dennoch einen unscharfen Hintergrund zu bewirken. Hierbei empfiehlt es sich zudem, den kontinuierlichen Autofokus und den Serienbildmodus zu aktivieren, um mehrere Aufnahmen auf einmal machen zu können.
Grelles Licht und Schnee: Wer bei grellem Sonnenlicht oder gar Schnee fotografiert, setzt am besten auf einen niedrigen ISO-Wert und eine längere Verschlusszeit mit kleiner Blende. Dies minimiert die Gefahr von Überbelichtung oder verwaschenen Lichtern.