Mit 87 Jahren ist der bekannte und beliebte Bergauf-Bergab-Moderator (BR) Hermann Magerer am 8. März 2023 verstorben. Mit seinen informativen und gefühlvollen Filmen im Bayerischen Fernsehen hat er Generationen von Bergsteigern inspiriert. In einer Zeit, in der es - anders als heute in der Social-Media-Epoche - noch nicht überwiegend um Selbstdarstellung am Berg ging, hat er auf seine ganz eigene Weise die Faszination der Natur und des Bergsteigens vermittelt.
Einen filmischen Nachruf auf Hermann Magerer findet ihr in der BR-Mediathek.
Zu seinem 75. Geburtstag habe ich ein kurzes Interview mit ihm geführt, das ich hier zu seiner Erinnerung und zu seinen Ehren wiederholen möchte.
Tourentipp-Interview zum 75. Geburtstag von Hermann Magerer
Jubiläen sind ja so Punkte, an denen man zurückblickt. Was war denn ihr nachhaltigstes Erlebnis am Berg?
Die ganzen 22 Jahre Bergauf-Bergab waren eine Superlative, da fällt es mir schwer etwas herauszugreifen. Interessanterweise haben nicht die großen Gipfel, die wir gemacht haben am nachhaltigsten gewirkt, sondern es sind Berge, auf die ich nicht hinaufgekommen bin, denn sie haben Wünsche und Träume offen gelassen. Ganz spontan fällt mir jetzt ein wie ich einmal mit meinem Team, mit „meinen Buam“ wie ich sie immer nannte, in Südamerika am Ojos del Salado unterwegs war (6893 m – höchster Vulkan der Erde; Anmerkung der Redaktion). Ich war fürchterlich schlecht beieinander an diesem Tag und mir war klar, dass ich den Gipfel nicht schaffen würde. Das Wetter war eiskalt und schlecht, der Berg liegt am Rande der Atacama-Wüste und das Klima ist hier sehr extrem. Ich musste umkehren und mein Team ist bei diesen schlechten Verhältnissen allein weitergegangen. Ich habe mir wegen der widrigen Verhältnisse große Sorgen um meine Buam gemacht, und meine größte Freude war deren gute Rückkehr. Das hat sich bei mir total eingebrannt.
75 Jahre – das ist ein Alter, bei dem sich das Bergsteigen zwangsläufig verändert…
…ja das hat sich sehr verändert: Alter ist keine Krankheit, aber eine Körperbehinderung! Ich sehe das aber mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Früher war ich ständig unterwegs und top fit, da ging’s ruckzuck hinauf auf den Berg. Heute bin ich viel langsamer unterwegs, bin allerdings auch viel aufnahmefähiger während einer Tour. Man kann sich auf Dinge konzentrieren, die man früher nicht gesehen hat, man wird sensibler. Gerade bei Tourenwiederholungen stelle ich fest, dass ich völlig neue Dinge entdecke; ich bin genussfähiger am Berg unterwegs. Andererseits bin ich mit Beginn meines Ruhestandes in ein tiefes Loch gefallen. Ein Buch zu schreiben hat mir in dieser Phase sehr geholfen. Heute sehe ich im Ruhestand eben auch die Freiheit ohne Auftrag etwas zu unternehmen - was ich will und wann ich will. An meinem Geburtstag war ich zum Beispiel an einem Traumtag an meinem Lieblingsberg mit meiner Frau beim Gleitschirmfliegen. Das ist immer noch meine große Leidenschaft und es war die schönste Geburtstagsfeier, die ich mir denken konnte.
Bergauf-Bergab widmet ihnen eine Sendung. Es geht an den Gardasee auf einen Klettersteig. Warum dorthin?
Weil ich mir gewünscht habe, dem Frühling ein wenig entgegen zu reisen - das machen meine Frau und ich immer um diese Jahreszeit. Außerdem ist dieser Gerado Sega-Klettersteig so spektakulär, dass man dort einmal einen Film drehen muss. Ich habe mir aber in diesem Zusammenhang noch etwas anderes gewünscht: ich wollte, dass der Michi Pause den Film selbst macht und ich wollte nur mit dem Team von damals unterwegs sein, denn so wird es ein richtiger Familienausflug.
Was wünschen Sie sich zum 75. Geburtstag für die nächsten Jahre?
Dass die Knie noch ein wenig halten. Die sind schon recht verbraucht vom vielen Sport. Ich wünsche mir und meinem besten Partner in den Bergen und zuhause, meiner Frau, Gesundheit, dass wir noch möglichst lange raus können in die Natur und weit schauen können. Weit schauen, das ist etwas was mir mit zunehmendem Alter immer wichtiger geworden ist.
Bernhard Ziegler führte das Interview anlässlich des 75. Geburtsages von Hermann Magerer - R.i.p. Hermann Magerer