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Sicher wandern im Winter – 12 Tipps für Einsteiger

Winderwandern am Jägerkamp in den Bayerischen Voralpen
Winderwandern am Jägerkamp in den Bayerischen Voralpen

Wandern liegt im Trend. Fast 70 Prozent der Deutschen gehen zumindest gelegentlich diesem Hobby nach. Das gilt jedoch vor allem für die warmen Monate, in denen das Wandern von entspanntem Waldbaden bis hin zum alpinen Bergsteigen ganz an den eigenen Geschmack angepasst werden kann, sogar als Anfänger. Im Winter wagen sich hingegen vergleichsweise wenige Menschen auf den Berg, schließlich lauern dort allerhand Gefahren. Wer sich dennoch an das Winterwandern herantasten möchte, muss der Sicherheit höchste Priorität geben.

Besonderheiten beim Wandern im Winter

Sicherheit ist beim Wander- und Bergsport natürlich zu jeder Jahreszeit ein wichtiges Thema. Schließlich können auch in den warmen Monaten Gefahrensituationen eintreten, die von einer Steinschlaggefahr in den Bergen bis hin zur Überhitzung in der Ebene reichen. Es ist deshalb essentiell, jede Tour ausgiebig vorzubereiten, solche Gefahren zu kennen und realistisch einzuschätzen. Dennoch bergen die Wintermonate besondere Herausforderungen. Nicht nur die extreme Kälte kann zum Problem werden, sondern auch der Schnee und das Eis sorgen vielerorts für unsichere Verhältnisse. Dazu gehören in erster Linie Lawinenabgänge oder die Rutschgefahr. Ebenso wie in den wärmeren Monaten gilt: Je höher die Wanderer unterwegs sind, desto gefährlicher ist die Umgebung im Regelfall. Einsteiger sind deshalb gut beraten, sich in tieferen Lagen an das Winterwandern heranzutasten und erst mit ausreichend Erfahrung sowie Know-how auch höhere Bergtouren in Angriff zu nehmen.

Tipps für sicheres Winterwandern

Der Winter verzaubert die Landschaft
Der Winter verzaubert die Landschaft

Sicheres Wandern sowie Bergsteigen in den Wintermonaten beginnt also bereits mit der richtigen Tourenplanung. Folgende Tipps helfen dabei, auch bei Kälte, Schnee und Eis sicher(er) unterwegs zu sein:

1. Die zusätzliche Anstrengung nicht unterschätzen.
Winterwandern ist anstrengender als das Wandern in der warmen Jahreszeit. Die Kälte raubt dem Körper Energie und jeder Schritt im Schnee ist beschwerlicher als auf freien Wegen. Zudem muss mehr Kleidung sowie Ausrüstung mitgeführt werden. All das gilt es bei der Auswahl der Route zu berücksichtigen. Es empfiehlt sich daher, eine kürzere Strecke und weniger Höhenmeter einzuplanen als bei den Touren in Frühjahr, Sommer oder Herbst. Am besten tasten sich Einsteiger langsam an ihre Leistungsgrenzen heran. Lieber zu einfach beginnen als zu schwierig, lautet also die Devise.

2. Den Einbruch der Dunkelheit berücksichtigen.
Der Sonnenuntergang ist bei der Tourenplanung ein wichtiger Faktor. Er ist der späteste Zeitpunkt, zu welchem die Wanderer am Ziel angekommen sein müssen – entweder bei ihrer Unterkunft für die Nacht beziehungsweise dem Lagerplatz oder eben zurück zuhause. Denn bei Nacht ist die Orientierung umso schwieriger und vor allem Einsteiger geraten dadurch schnell in gefährliche Situationen. Im Winter geht die Sonne aber schon viele Stunden früher unter als im Sommer, zeitweise bereits am Nachmittag. Es gilt daher, entsprechend kürzere Strecken und ausreichend Pufferzeiten einzuplanen.

Schwierige Orientierung im Winter bei Nebel
Schwierige Orientierung im Winter bei Nebel

3. Erschwerte Orientierung berücksichtigen.
Nicht nur bei Nacht, sondern auch tagsüber ist die Orientierung im Winter schwieriger als im Sommer. Das gilt zumindest, wenn die Landschaft schneebedeckt ist. Wichtig ist deshalb, die Schneegrenze zu recherchieren und zu prüfen, ob die gewählte Strecke bei Schnee gefahrlos begangen werden kann. Wenn ja, sollte dennoch eine Karte sowie gegebenenfalls ein GPS mitgeführt werden. Vor allem im Gebirge drohen nämlich zahlreiche Gefahren, wenn die Wanderer bewusst oder unbewusst die offiziellen Wege verlassen. Ein guter Tipp für Einsteiger ist daher, erst einmal mit Wegen zu beginnen, die sie bereits aus den wärmeren Jahreszeiten kennen.

4. Sich in Schichten kleiden – und immer wieder umziehen.
Unabhängig von der Strecke droht bei den kalten Temperaturen im Winter die Unterkühlung. Die richtige Kleidung ist deshalb das A und O beim Winterwandern. Hier sollte nicht an der falschen Stelle gespart werden. Wichtig ist es, sich in mehreren Schichten anzuziehen, die unterschiedliche Funktionen erfüllen: Eine atmungsaktive Funktionsschicht, die den Schweiß aufnimmt und dadurch den Körper trocken hält, eine wärmende Schicht, beispielsweise mit Fleece oder Daunen, sowie eine Schicht als Wetterschutz, die Nässe und Wind vom Körper fernhält. Zudem muss der Wanderer die Möglichkeit haben, einzelne Schichten auszuziehen. Das bedeutet zum Beispiel in der Pause etwas überzuziehen oder Klamotten zu wechseln, die nassgeschwitzt sind. Sich nicht umzuziehen, weil es lästig erscheint, ist hingegen ein typischer Anfängerfehler.

5. Die richtige Ausrüstung mitnehmen.
Die richtige Ausrüstung darf beim Wandern bekanntlich niemals fehlen. Im Winter gilt das aber in besonderem Maß. Gute Wanderschuhe schützen vor einem Ausrutschen auf eisigen Stellen sowie einem Auskühlen von unten. Liegt höherer Schnee, reichen diese aber oftmals nicht mehr aus und es werden Grödeln oder Schneeschuhe notwendig. Bei der Fußbekleidung sollte besonders auf die verschiedenen Eigenschaften der Sohlen geachtet werden. Hier sollte man je nach Einsatz das richtige Material auswählen. Auch Gamaschen erweisen sich zusätzlich zur geeigneten Kleidung in vielen Fällen als hilfreich. Wer sich höher hinaus wagt, braucht manchmal sogar Steigeisen, Eispickel sowie Gletscherausrüstung zum Anseilen. Für Anfänger ist das jedoch, wenn überhaupt, nur mit einer geführten Gruppe eine Option.

6. Gefahrenlage tagesaktuell überprüfen.
Die Wetterlage sollte beim Wandern stets tagesaktuell überprüft werden. Im Winter gilt das zusätzlich für die Gefahrenlage, beispielsweise für die Schneehöhe oder die Lawinenwarnstufe. Eine gewisse Flexibilität ist bei der Planung daher ratsam, um im Fall der Fälle spontan auf eine andere Route ausweichen zu können – der eigenen Sicherheit zuliebe.

7. Einkehrmöglichkeiten vorab recherchieren.
Auch bei den Einkehrmöglichkeiten kann es erhebliche Unterschiede zu den wärmeren Monaten geben. Nur, weil auf einer Route im Sommer die Hütte geöffnet hat, muss dies nicht im Winter der Fall sein. Niemals dürfen sich Wanderer blind darauf verlassen, dass sie sich beispielsweise in einer Hütte aufwärmen und stärken können. Stattdessen gilt es, diese Einkehrmöglichkeiten vorab zu recherchieren und selbst die notwendige Ausrüstung sowie Verpflegung dabei zu haben, um unabhängig unterwegs zu sein.

Brotzeit beim Winterwandern
Brotzeit beim Winterwandern

8. Spezielle Kurse belegen…
Sei es das alpine Winterwandern, seien es Schneeschuh- oder Skitouren, sei es das Eisklettern – für all diese Sonderformen des Wanderns und Bergsteigens im Winter gibt es mittlerweile spezielle Kurse, beispielsweise beim Deutschen Alpenverein. Es ist daher für jeden Einsteiger eine gute Idee, solche Kurse zu belegen, um sich das Know-how für das Winterwandern anzueignen. Und selbst, wenn es sich nur um einfache Wanderungen mit geringem Gefahrenpotenzial handeln soll, so bieten entsprechende Kurse die Chance, auf Gleichgesinnte zu treffen. Denn alleine unterwegs zu sein, wird beim Wandern niemals empfohlen.

9. …und in Übung bleiben.
Nachdem solche Kurse belegt wurden, ist es wichtig, in Übung zu bleiben. Ansonsten wird das erworbene Wissen schnell wieder vergessen. Es lohnt sich daher, dieses immer wieder aufzufrischen und zur Routine zu machen – oder eben bei Bedarf einen erneuten Kurs zu belegen. Auch hier sollte nicht an der falschen Stelle gespart werden, schließlich geht es um die eigene Sicherheit.

10. Versicherungen überprüfen oder abschließen.
Bevor nun tatsächlich auf die erste (Winter-) Wanderung aufgebrochen wird, gilt es den eigenen Versicherungsschutz zu überprüfen. Nicht immer sind in der Unfallversicherung, Krankenversicherung & Co nämlich die gewählten Aktivitäten wie eben das Eisklettern oder Bergsteigen inbegriffen. Eine ausreichende Versicherung ist jedoch unverzichtbar, um hohe Kosten in Notfällen zu vermeiden. Ein umfassendes Versicherungspaket bietet beispielsweise der DAV, weshalb sich eine Mitgliedschaft für regelmäßige Wanderer lohnen kann. Aber auch auf eigene Faust können entsprechende Policen abgeschlossen oder bestehende Verträge erweitert werden.

11. Im Notfall schnell sowie richtig reagieren.
Neben diesen Versicherungen ist es wichtig, die Notfallnummern zu kennen und ins Handy einzuspeichern. Dieses muss außerdem immer über ausreichend Akku verfügen, um in Notfällen Hilfe rufen zu können. Da die Akkuladung bei extremer Kälte oft schnell nachlässt, ist es wichtig, das Handy beim Winterwandern möglichst warm zu halten und beispielsweise nah am Körper zu tragen. So ist es auch bei Bedarf gleich griffbereit. Weiterhin sollten die Wanderer die Grundlagen der „Ersten Hilfe“ kennen und anwenden können. Gegebenenfalls empfiehlt sich auch diesbezüglich ein spezieller Kurs rund um Notfälle beim (Winter-) Wandern.

12. Den Respekt vor der Natur bewahren.
Zuletzt ist es essentiell, die Natur und ihre Gefahren niemals zu unterschätzen. Viele Unfälle beim Wandern oder Bergsteigen im Winter passieren nämlich, weil die Menschen den Respekt vor der Natur verlieren und sie unter- oder sich selbst überschätzen. Ein gesundes Bewusstsein für Gefahrensituationen zu entwickeln und sich zu bewahren, ist deshalb vor allem zwischen Kälte, Schnee und Eis wichtig. Dann ist das Wandern auch im Winter vergleichsweise sicher möglich!

Bilder: Tourentipp Verlag