Uns Deutsche zieht es gerne in den Süden nach Italien; in der Regel nicht zum Bergsteigen, sondern zum Baden, Radln und wegen der vielfältigen Kultur. Doch unser letzter Italienurlaub hat bewiesen, dass man auch außerhalb der Badesaison viel erleben kann und die Wanderschuhe immer mitnehmen sollte - gerade wenn man nach Umbrien fährt, ins Herz Italiens. Hier in der Mitte des Stiefels erwartet den Touristen ein unglaublicher Reichtum an Kultur: lange vor den Römern machten sich hier Umbrer und Etrusker breit und entwickelten in Sachen Kunst, Ackerbau und Architektur ein Niveau, über welches wir heute noch staunen können. Städte wie Perugia, Assisi, Gubbio, Orvieto, Spoleto und Todi faszinieren mit ihren einzigartigen Häusern, Kirchen, Palästen, Türmen und Stadtmauern. Im Nu glaubt sich der Besucher ins Mittelalter versetzt. Überraschenderweise gibt es hier aber auch ein paar schöne und einsame Bergwanderungen.
Umbrien bietet eine Hügel- und Berglandschaft, die der der Toscana in nichts nachsteht, auch wenn mit etwas anderem Charakter. Dazu der Lago Trasimeno, einer der größten Binnengewässer Italiens, ein beliebter Badesee. Wie eine riesige Perle glänzt er zwischen den rund 600 Meter hohen Hügeln der Umgebung. Ein geschichtsträchtiger Ort ist es zudem, denn hier schlug Hannibal 217 v. Chr. die Römer vernichtend. Den Lago Trasimeno kann man auch vom Gipfel des Monte Tezio (961m) bestaunen – ein atemberaubend schöner Anblick.
Der Monte Tezio bei Colle Umberto, nur wenige Kilometer nördlich von Perugia entfernt, bietet eine herrliche Rundwanderung in mediterraner Landschaft. Obwohl die Associazione Culturale Monti del Tezio versucht der Bevölkerung und den Touristen diesen Berg als Wanderparadies und Kulturgut näherzubringen, interessieren sich nur relativ wenige dafür. Daher ist es recht ruhig, wenn man die fantastische Rundtour über Monte Tezio und Croce della Pieve macht. Die südliche Vegetation, die freie, breite Gipfelkuppe und die grandiose Aussicht beeindrucken wirklich. Wissenswert ist, dass der Berg bereits in vorrömischer Zeit als Kultstelle von Etruskern oder Umbrern genutzt wurde, also ein Heiliger Berg war. Funde von kleinen Bronzestatuen dokumentieren dies. Außerdem diente der Monte Tezio bis zur Erfindung des elektrischen Kühlschrankes zur Schneegewinnung für die Kühlkeller und Eisschränke von Perugia. „Le neviere“ sind runde Becken mit Steinmauern als Einfassung. Hier wurde der Schnee gesammelt und komprimiert. Westlich des Gipfels kann man die Reste der Neviere besichtigen.
Wunderschön ist auch eine Wanderung auf den Spuren des Heiligen Franziskus von Assisi, eine Tour am Monte Subasio. Hier blühen im Frühling die Wilden Narzissen wie verrückt.
Wer sich in dieser Gegend aufhält, wird früher oder später auch den Monte Acuto entdecken. Der Berg hat eine auffällige, anmutige, kegelförmige Gestalt und wirkt daher wie ein Magnet auf den Wanderer. Zudem ist er mit 921 Meter relativ hoch, so dass er schon von weitem ins Blickfeld rückt. Eine dominierende Gestalt also! Einen markierten Wanderweg oder Schilder sucht man an diesem Berg aber vergeblich, doch hat man den Ausgangspunkt erst einmal gefunden, leitet einen ein breiter Weg zum einsamen Gipfel mit riesigem Kreuz und Sendeanlage.
Vergeblich haben wir nach einer Karte gesucht, die das Gebiet abdeckt, und so fühlt man sich in dieser Gegend schon ein wenig wie ein Pionier des Bergwandersports auf der Suche nach seinem Ziel. Bergwandern scheint in Umbrien alles andere als ein Massensport zu sein und so kann der Tourist mit etwas Orientierungssinn hier leichte Bergtouren in herrlicher, mediterraner Vegetation meist ganz alleine genießen. Frühling und Herbst sind die schönsten Jahreszeiten dafür.
Neben der klassischen italienischen Pizza/Pasta-Küche hat Umbrien ein paar ganz typische Speisen zu bieten. Dazu gehören u.a.:
Autor: Bernhard Ziegler; Bilder: Ziegler & Adobe Stock (giorgiogalano, marcorubino und shaiith)