Anfahrt: Auf der Inntalautobahn (A 12) bis zur Autobahnausfahrt St. Moritz / Reschenpass; durch den Tunnel und über Martina ins Engadin (Schweiz). Weiter am Inn entlang über Zernez nach Samedan und von dort Richtung Pontresina / Bernina-Pass zur Talstation der Diavolezza-Seilbahn.
Anfahrt planen mit Google-Maps Ausgangspunkt: Großer Parkplatz an der Talstation der Diavolezza-Seilbahn (2093 m).
Route: Hüttenzustieg: Zu Fuß geht es von der Talstation Richtung Südosten auf breitem Weg über Wiesen und Geröll hinauf zum kleinen Diavolezzasee (2575 m). Dort wählt man an der Weggabelung die linke (östliche) Abzweigung und gelangt so zum Fuße des Nordnordost-Grates des Sass Queder. Über diesen ein Stück empor, dann durch die Nordwestseite des Sass Queder und schließlich ca. 150 m über ein mäßig steiles Firnfeld zur gut sichtbaren Bergstation der Seilbahn samt Diavolezzahaus (2973 m).
Schneller als zu Fuß geht es natürlich mit der Diavolezza-Seilbahn, die einen in wenigen Minuten zur Hütte bringt (Aktuelle Informationen über Preise und Betriebszeiten unter www.diavolezza.ch). In der Sommersaison wird allerdings von einer Besteigung des Palü als Tagestour mit Aufstiegshilfe wegen des späten Betriebsbeginns der Gondel (derzeit 8.30h) abgeraten!
Gipfelanstieg: Vom Diavolezzahaus geht man wenige Meter in südöstlicher Richtung leicht bergab und steigt dann über den breiten Rücken (Markierungsstangen) und eine kurze Eisentreppe zur Einsattelung westlich des Sass Queder (Bergstation Sessellift). Hier führt der Weg nach rechts (Süden) in den Sattel zwischen Sass Queder und Piz Trovat und weiter in stetem Auf und Ab durch die Ostflanke des Piz Trovat zur Fuorcla Trovat (3019m, 3/4 Std. von der Hütte). Man überschreitet den Sattel und steigt jenseits wenige Minuten hinunter zum Gletscher „Vadret Pers“. Auf diesem geht es flach Richtung Süden zu P. 3011 am NW-Fuß des Piz Cambrena und weiter in eine kleine Gletschermulde (Mitunter Spalten parallel zur Gehrichtung! Unter dem Piz Cambrena je nach Verhältnissen Gefahr durch Steinschlag oder Lawinen!). Nun wieder im Aufstieg umgeht man ein kleineres Spaltengebiet auf der Seite des Piz Cambrena (also östlich - Stand 2005), bis man nach kurzen Firnfeldern die ausgedehnte Bruchzone oberhalb 3100m erreicht. Durch diese im Zickzack hinauf, wobei je nach Verhältnissen und vorhandener Spur erhebliche Anforderungen an eine gute Routenwahl, Orientierungssinn und Trittsicherheit des Bergsteigers gestellt werden. Oberhalb des Bruches (gut 3250m) legt sich der Gletscher zunächst wieder deutlich zurück und man gelangt auf eine weite und nur mäßig geneigte Firnfläche. Über diese steigt man zunächst genau nach Süden, später in zunehmender Steilheit nach Südsüdwesten bergan. Nach einer weiteren ausgedehnten Bruchzone erreicht man den Hauptkamm in der Einsattelung zwischen P. 3726 und dem Ostgipfel des Piz Palü (evtl. Schwierigkeiten am Gletscherschrund bei 3700m). Von hier geht es ausgesetzt über einen steilen (rund 40°) Firnhang und den anschließenden Firngrat zum Ostgipfel auf 3882m. Der Weg zum höheren Mittelgipfel führt weiter am Kamm entlang: Man steigt zunächst einige Meter unschwierig in eine Senke hinab, um von dort mäßig steil über einen schmalen und bisweilen überwächteten Firngrat den Hauptgipfel auf 3905m Höhe zu erreichen (ca. 20 Min. vom Ostgipfel; Vorsicht vor verdeckten Spalten am Hauptgipfel!).
Abstieg: Wie Aufstieg. (Bei entsprechenden Verhältnissen und bergsteigerischen Fähigkeiten kommen auch eine Überschreitung des Piz Palü und ein Weiterweg über die Bellavistaterrassen oder den Fortezzagrat in Betracht.)
Charakter/Schwierigkeit: Der Piz Palü stellt auch im Sommer eine anspruchsvolle Hochtour dar, wobei die Schwierigkeiten und sogar die Route stark von den jeweiligen Verhältnissen am Berg abhängen. (Manchmal werden von den örtlichen Bergführern auch Hilfsmittel an Spalten oder Bergschrund installiert.) In der Regel ist es technisch eine mittelschwere Hochtour, jedoch nicht ungefährlich. Insbesondere die zahlreichen und großen Gletscherspalten können ohne vorhandene Spur oder bei schlechter Sicht große Gefahren darstellen. Ferner ist in den Bruchzonen, im steilen Firn / Eis (ca. 40°) und an längeren schmalen Graten sauberes Gehen mit Steigeisen absolute Grundvoraussetzung. Eine komplette Gletscherausrüstung ist in jedem Fall erforderlich. Nach tageszeitlicher Erwärmung droht im Bereich um 3000m Steinschlag aus den Flanken des Piz Cambrena. Schließlich sollte man die Länge der Tour selbst von der hochgelegenen Diavolezzahütte aus nicht unterschätzen. Gerade bei einer Auffahrt mit der Seilbahn können fehlende Höhenanpassung und/oder Kondition die rund 1000Hm zum Gipfel lang werden lassen. Ist man den beschriebenen Anforderungen aber gewachsen, so stellt der Normalweg zum Piz Palü einen abwechslungsreichen und landschaftlich ausgesprochen schönen (Gletscher-) Anstieg dar.
Gehezeit: Aufstieg: Parkplatz Talstation – Diavolezzahaus 2,5 Std. (stattdessen ist auch die Auffahrt mit Diavolezza-Seilbahn möglich).
Diavolezzahaus – Hauptgipfel Piz Palü 4-5 Stunden.
Abstieg vom Gipfel zur Diavolezzahütte ca. 3 Std.; ins Tal weitere 1,5 - 2 Std.
Tourdaten: Parkplatz – Diavolezzahaus 900 Höhenmeter; Diavolezzahaus – Hauptgipfel 1000 Hm
Stützpunkt: Vor dem Gipfelanstieg empfiehlt sich in jedem Fall eine Übernachtung im Berghaus Diavolezza (150 Lager und 30 Betten; offen und bewartet im Sommer und Winter während den Betriebszeiten der Seilbahn; Anfragen und Reservierung unter Telefon +41 81 839 39 00 / Fax +41 81 839 39 01.
Karte: Landeskarte der Schweiz Nr. 1277 „Piz Bernina“, 1:25000
Autor: Dr. Johannes Landes