Anfahrt: Mit dem Auto über die Inntalautobahn und den Reschenpass ins Vinschgau. Kurz hinter Glorenza rechts nach Prato abbiegen und weiter Richtung Stilfser Joch. Auf dem Weg dorthin links nach Sulden abzweigen. Im Ort parkt man am Parkplatz zwischen Kirche und Sessellift.
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug über den Brenner und Bozen nach Meran und weiter nach Spondinig. Von hier Busverbindung nach Sulden. Verbindungen:
www.sad.it Anfahrt planen mit Google-Maps Ausgangspunkt: Sulden (1845 m) am Ortler
Route: Hüttenzustieg: Vom Parkplatz geht man ein Stück zurück, dann links zur Bergsteigerschule „Casa della montagna“ und rechts an dieser vorbei. Am Waldrand folgt man der Beschilderung „Langenstein“ bzw. dem Weg Nr. 3. Bei einer Gabelung geht man rechts nicht Richtung „Seilbahn“, sondern weiter Richtung „Langenstein“. (Der Weg Nr. 3 ist am Wegweiser nur mit einem schwarzen Stift nachträglich eingezeichnet.) Bald darauf zweigt man im Aufstiegssinn rechts in den „Wurzelweg“ ein, der direkt entlang eines steilen Waldrückens die Bergstation des Langenstein Sesselliftes erreicht. In Höhe der Bergstation folgt man einem deutlichen Fußweg nach Süden, der einen gewaltigen Geröllhang leicht ansteigend quert. Der Weg führt schließlich um die Seitenmoräne herum und zu einer Geländeverflachung herauf. Dann quert er, kurz ganz leicht ausgesetzt, unterhalb von Felsen und weiter einen breiten Osthang nach Süden zu einem Absatz, wo man die Hütte direkt vor sich liegen sieht.
Hinweis: Bis zur Bergstation Langenstein kann man auch mit dem Sessellift fahren, was den Anstieg um etwas mehr als die Hälfte verkürzt.
Gipfelaufstieg: Von der Hütte aus führen deutliche Wegspuren nach Westen zur (im Aufstiegssinn) rechten Moräne des Suldenfernes. Auf dieser an einer Felswand vorbei, bis sich nach rechts eine breite, steile Schotterrinne öffnet. Durch diese geht es nun auf deutlich schlechterem Steig in Serpentinen bergan und in ein großes und steiles Kar. Zunächst steigt man in der Mitte des Kares flacher (erste Firnfelder), dann leicht rechtshaltend steiler zum oberen Ende des Kares und erreicht schließlich Felsgelände. In dem nun folgenden unübersichtlichen Abschnitt muss man gut auf Begehungsspuren und Steinmänner achten. Tendenziell hält man sich eher etwas links. Passagen im zweiten Grat und steiles, schotteriges Gehgelände wechseln sich miteinander ab. (Hier unbedingt darauf achten, unterhalb befindliche Bergsteiger nicht durch Steine zu gefährden!) Spätestens wenn man oben eine Gedächtnistafel vor sich sieht, muss man sich links halten, um schließlich über eine kurze Verschneidung (II) am Ende einer breiten Rinne den eigentlichen, hier noch breiten Grat zu erreichen. Ab jetzt ist die Orientierung deutlich einfacher. Man folgt dem Grat über leichtes und hier erstaunlich festes Klettergelände hinauf zum ersten Eisfeld. Über diesen sehr breiten Firnrücken geht es zunächst ganz flach, dann wieder ansteigend zum Hintergrat empor, den man bis zum Signalkopf (3725 m) in reinem Gehgelände ersteigt. Der Signalkopf wird links absteigend umklettert (III). Hier sichern die meisten Seilschaften zum ersten Mal (Ringhaken vorhanden). Unten angekommen, erreicht man ein deutliches, etwas ausgesetztes Band (II), das wieder zum eigentlichen Grat führt, der ab jetzt deutlich schmäler ist. Man folgt diesem noch ein Stück bis zu einem Stand an einem Felsköpfl. Dahinter kommt ein Steilaufschwung mit der ersten Schlüsselstelle (IV, abdrängend und abgeschmiert; ein geschlagener Haken und am Ende der Stelle ein Drahtseil zum Einklinken vorhanden). Der Vorsteiger folgt dem schmalen Grataufschwung am besten noch weiter (III) und macht an einem weiteren Felsköpfel Stand. Danach geht es ein paar Meter rechts des Grates weiter und wieder nach links hinauf zum Grat. Diesem folgt man etwas ausgesetzt zum zweiten Firnfeld, das mit bis zu 40° steiler ist als das erste. Man steigt über das Firnfeld leicht nach links empor und quert dann flacher nach rechts zurück zum Felsgrat. Dort kann man an einem Felsköpfl abermals einen Stand einrichten, um danach eine schöne und recht feste Felsstufe (III) zu erklettern. Unterhalb eines Überhangs macht man abermals Stand. Hier quert man leicht nach links oben zur zweiten Vierer-Stelle (zwei Haken), die aber deutlich leichter ist als die erste. Sie wird wiederum leicht rechtshaltend erklettert, um zum letzten Stand (wieder an einem Felsköpfl) zu gelangen. Ab hier folgt man dem nun leichteren, aber teilweise weiter ausgesetzten Grat bis zum höchsten Punkt Südtirols.
Abstieg: Der Abstieg erfolgt über den Normalweg. Auf dem weiten Gipfeleisfeld, auf dem man sich wegen der Spaltengefahr wieder anseilt, geht es zunächst nach Südwesten, dann nach Nordwesten anfangs angenehm flach bergab. (Bei passablen Verhältnissen ist hier so gut wie immer eine Spur vorhanden). Ein großer Gletscherbruch wird in einem Bogen links umgangen (je nach Verhältnissen muss man auch die eine oder andere Spalte überspringen), bevor es über einen steileren Firnhang (ca. 40°) zur Lombardi Biwackschachtel hinab geht. Vor dieser hält man sich entweder links, um abermals über einen steilen Firnhang ins Bärenloch abzusteigen, oder man geht direkt zum Biwak und folgt hier deutlichen Steigspuren zu einer Abseilstelle (Eisenkette mit Abseilhaken, ein 50-Meter-Seil reicht), über die man ebenfalls das Bärenloch erreicht. (Eisschlaggefahr, deswegen zügig weiter gehen!) Hier steigt man erst direkt ab und quert dann nach rechts, um an einem Felssattel den von der Tabaretta Spitze her kommenden Grat zu erreichen. Ab jetzt wird keine Gletscherausrüstung mehr benötigt. Man folgt dem ausgesetzten Grat (II) zu einem Abbruch mit Abseilstand. Dort kann man eine etwas heikle IIIer Stelle entweder vorsichtig abklettern oder abseilen. Man folgt dem zuerst noch schmalen, dann breiteren Grat weiter zum nächsten Abbruch. Dieser wird mit Hilfe einer langen Eisenkette bis zu einer Scharte abgeklettert. Auf der anderen Seite geht es wieder bergan und immer dem Grat folgend (letzte IIer Stellen, zumeist aber Gehgelände) nach Norden. Schließlich wird die Tabarettaspitze westseitig, leicht ansteigend umgangen. Man erreicht eine letzte Scharte und sieht nun die Payer Hütte bereits vor sich liegen.
Von der Payer Hütte aus geht es auf einem guten Bergweg (der Beschilderung „Tabaretta Hütte“, bzw. „Sulden“ folgend ohne Orientierungsschwierigkeiten über die Bärenkopfscharte und die Tabaretta Hütte direkt zum Ausgangspunkt nach Sulden hinab.
Charakter/Schwierigkeit: Anspruchsvolle, kombinierte Hochtour. Grundsätzlich sind die klettertechnischen Schwierigkeiten moderat. Die Stellen bewegen sich am Hintergrat zwischen II. und IV. UIAA. Wegen der Länge der Tour sollte man aber möglichst lange (zumindest bis zum Signalkopf) seilfrei gehen. Dementsprechend sollte man sich im IIer und IIIer Gelände sicher bewegen. Es versteht sich von selbst, dass man über eine ausgezeichnete Kondition verfügen muss. Ganz wichtig ist es, auf die Gewittergefahr zu achten, die in den Südalpen nachmittags häufig gegeben ist. Von daher muss man spätestens um vier Uhr früh aufbrechen und kann dann, wenn alles gut läuft um 9 Uhr am Gipfel sein. Bei harten Verhältnissen muss man unter Umständen bereits bei den ersten Firnfeldern im Zustieg die Steigeisen anlegen.
Gehezeit: Insgesamt 12,5 Stunden. Hüttenzustieg 2 Stunden; Gipfelanstieg über Hintergrat: 5 Stunden, Abstieg 5,5 Std. (3 Std. bis Payerhütte, 2,5 Std. bis ins Tal). Diese Zeitangaben sind nur ohne Stau an den Schlüsselstellen einzuhalten. Deswegen sollte man diese beliebte Hochtour, wenn möglich, unter der Woche unternehmen.
Tourdaten: Höhendifferenz: Insgesamt 2000 Höhenmeter (Hütte - Gipfel 1250 Hm); Distanz: insgesamt 18 km.
Beste Jahreszeit: Anfang Juli bis Anfang September. Unbedingt auf Gewittergefahr achten!
Stützpunkt: 1. Hintergrathütte (2661 m), geöffnet von Anfang Juli bis Ende September, Tel. Hütte +39/0473/613188, Tel. Tal +39/0473/613240.
2. Beim Abstieg: Payerhütte (3029 m), geöffnet von Mitte Juni bis Mitte September, Tel. +39/0473/613010.
Ausrüstung: Komplette Hochtouren Ausrüstung mit Pickel, Helm, Gurt und Steigeisen. Jeder in der Seilschaft sollte eine Eisschraube, zwei Schraubkarabiner, zwei bis drei Express-Schlingen und zwei Bandschlingen mitnehmen.
Karte: Tabacco Karte 08, Ortlergebiet, 1:25.000. Zur
Bestellmöglichkeit. Autor: Michael Pröttel