Anfahrt: Vom Norden kommend entweder über Lindau / Bregenz und auf der Schweizer Autobahn (N13) zum San Bernardino (Pass) nach Mailand oder über die Brennerautobahn (A22). Von Mailand auf der Autobahn (A4) nach Turin und weiter nach Westen über Susa in Richtung „Tunnel du Frejus“ bis zur Ausfahrt Oulx. Über eine gut ausgebaute, aber kurvenreiche Landstraße fährt man hinauf nach Montgenevre (Grenze) und auf der französischen Seite hinunter nach Briançon. Nun nach Süden auf der N94 in Richtung Gap / Sisteron bis Embrun weiterfahren. In Embrun (Nähe Bahnhof) auf der gut ausgeschilderten Bergstraße über Château de Caléyère bis zum Ende der Straße auf den Parkplatz fahren.
Anfahrt planen mit Google-Maps Ausgangspunkt: Parkplatz (1587m) im Forêt de Clot Jarry oberhalb von Château de Caléyère.
Route: Am Parkplatz stößt man gleich auf massive Holzwegweiser und zieht auf einem Wanderweg westwärts (Schild: Chapelle de Seyères Le Mont Guillaume par pré-clos et sentier widmann). Man wandert zunächst durch einen luftigen Lärchenwald (siehe Bild 1) sanft bergan und trifft auf eine Forststraße. Auf dieser steigt man eine Kehre bergan und biegt dann nach links (1762m) in einen Wanderweg ab (Schild: sentier widmann). Der Gipfel zeigt sich hier bereits und man könnte denken, dass es gar nicht mehr so weit ist. Aber der Eindruck täuscht ein wenig. Schließlich gelangt man zu einem recht anmutigen Fleckerl: (siehe Bild 2) die freistehende steinerne Kapelle, Chapelle de Seyères, (2056m). Gleich daneben sprudelt eine erfrischende Quelle. Nun folgt man weiterhin den Beschilderungen - sentier widmann - und steigt auf einem äußerst aussichtsreichen Wanderpfad empor (siehe Bild 3). Nur noch einzelne Lärchen säumen den Weg, die Vegetation wird spärlicher und verschwindet nahezu ganz. In langen Kehren zieht der steinige Weg bergan und an einer Wegverzweigung (2233m) wendet man sich nach links. Nach weiteren Kehren steht man auf einmal vor dem Gipfelkreuz. Unmittelbar dahinter ist die kleine Steinkapelle, Chapelle du Mont Guillaume, (siehe Bild 4). Man blickt hinab auf die blaue Perle, Lac de Serre-Ponçon, (siehe Bild 5) und hinüber auf eisverzierte Gipfel im Parc Naturel Regional Du Queyras.
Abstieg: Vom Gipfel geht’s auf gleichem Wege zurück bis zur Chapelle de Seyères (2056m). Dort wandert man jetzt auf einem breiten und sanft geneigten Wanderweg im lichten Lärchenwald bergab (Schild: Pré Clos). Der breite Weg schlängelt sich hinab zu einer großen Almwiese (siehe Bild 6), vorbei an einem Brunnen undder Hütte, les Fontainiers, (1709m). Gleich danach verzweigt sich der Weg und man wandert hier nach rechts weiterhin bergab, bis man wieder am Parkplatz angelangt ist.
Charakter/Schwierigkeit: Die leichte, sonnige Rundwanderung ist extrem gut beschildert und stellt an den ausdauernden Wanderer technisch keine Anforderungen. Jedoch nicht zu früh im Jahr aufbrechen, denn im oberen Teil halten sich lange unangenehme Schneefelder. Die Wege sind nie zu steil, nur am Schluss etwas schotterig. Auffallend schön ist am Anfang ein lichter Lärchenwald. Später genießt man bis zum Gipfel einen freien Rundblick von den Hautes Alpes bis hin zu den grünen Hügeln der Provence, die gleich hinter dem Lac de Serre-Ponçon beginnt.
Gehezeit: Aufstieg 2:45 Stunden, Abstieg 2:00 Std.
Tourdaten: 960 Höhenmeter
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober
Stützpunkt: Die Hütten am Wegesrand sind nicht bewirtschaftet. Unterkünfte und Restaurants findet man aber in Embrun. Tel: 0033 (0) 4 92 43 72 72.
Wissenswertes: Der Weg “Sentier Widmann“ verdankt seinen Namen Charles Eric Widmann, einem hartnäckigen Leutnant, der Gebirgsjäger, geb. in Suéde. Dieser verwirklichte auf gleicher Route die erste Skibegehung in den Französischen Alpen. Er wollte nämlich beweisen, dass seine Gebirgsjäger Truppe, ausgestattet mit Skiern, in den Bergen schneller vorankommen würde als mit Schneeschuhen. Er startete am 8. Februar 1897 um 5 Uhr morgens am Bahnhof in Embrun und war um 10 Uhr 30 nach 1681 Hm auf dem Gipfel. Den überzeugenden Beweis erbrachte dann die Abfahrt, für die er nur 1,5 Std. (man bedenke die damalige Ausrüstung) brauchte.
Interessant ist auch der geschichtliche Hintergrund der Gipfelkapelle: „Chapelle du Mont Guillaume“ sowie der Kapelle: „Chapelle des Seyères“. Beide wurden dem Heiligen Guillame gewidmet. Der Heilige aus einfacher Familie wurde ohne die rechte Hand geboren (geb. im 13. Jahrhundert). Er fühlte sich schon früh angezogen vom klösterlichen Leben. Mehrmals erschien ihm ein Engel, der eine fürchterliche Überschwemmung und die Zerstörung eines Klosters (Prieuré de Calme) voraussagte. Er versuchte die Mönche zu warnen, doch diese glaubten ihm nicht. Wie vorausgesagt, wurde das Kloster zerstört und Guillaume hatte plötzlich eine rechte Hand. Dieses Wunder erregte schließlich doch die Aufmerksamkeit der Mönche und als ihnen Guillaume weitere Überschwemmungen prophezeite hörten sie rechtzeitig auf seinen Rat.
Karte: Topographische Karte des Institut Geographique National, Blatt 3438 ET, Embrun
Autor: Doris & Thomas Neumayr