Anfahrt: Über die A 95 München – Garmisch nach Garmisch-Partenkirchen, weiter auf der B 2 über Mittenwald zum direkt an der deutsch-österreichischen Grenze gelegenen Ort Scharnitz. Dort nach Osten abbiegen zum beschilderten Großparkplatz Karwendeltäler.
Anfahrt planen mit Google-Maps Ausgangspunkt: Scharnitz, Informationstafel am Parkplatz Karwendeltäler (980 m) – gebührenpflichtig (Tagesgebühr 6 Euro / Stand 2012).
Route: Vom Parkplatz immer Richtung Osten durchs Hinterautal entlang der Isar bis zu deren Ursprung. Dazu zunächst auf einer Teerstraße zum Gasthof Wiesenhof (dort gibt es weitere Parkmöglichkeiten, was ein paar Höhenmeter spart) und nun auf einer bequemen Forststraße (ideal zum Radfahren) zur Gleirschhöhe (1069 m) mit schöner Aussicht. Am Abzweig links bleiben Richtung Isarursprung – es geht noch wenige Meter bergauf, dann leicht bergab, ehe die Straße ins Hinterautal bei einer Ansammlung von Steinpyramiden direkt an der Isar (von solchen „Kunstwerk-Stellen“ gibt es mehrere) wieder sanft ansteigt. Nach etwa elf Kilometern Strecke liegt links unübersehbar der Isarursprung mit Schau- und Infotafeln. Wir bleiben weiterhin auf der Forststraße und erreichen nach gut einem Kilometer die Kastenalm. Unmittelbar vor der Alm zweigt links – an einer Schranke – ein passabler Fahrweg ins Roßloch ab. Auf diesem Weg gelangt man durch lichten Wald ins Roßloch, in einen Talkessel, der sich plötzlich weitet. Auf dem nun sehr schottrigen Weg bis zum Hinteren Boden (ca. 4 km ab Kastenalm). Bis hierhin (1430 m) kann man hervorragend mit dem Mountainbike fahren, und spätestens hier sollten im Bach auch die Wasservorräte aufgefüllt werden – es ist die letzte Gelegenheit!
Rechts des Bachs beginnt der gut sichtbarer Steig Richtung Osten, dem man bis zu einer Höhe von 1630 Metern folgt. Hier lichten sich die Latschen, links des (oft ausgetrockneten) Bachbetts sind Steigspuren erkennbar, und mehrere Steinmandl weisen darauf hin: An dieser Stelle wird nach Norden (links) abgebogen! Also wenige Meter hinunter, dann quert der erstaunlich gute Steig eine Weile nach links, schlängelt sich dann aber – steiler werdend – rechts hinauf. Die Latschenzone geht nun in felsdurchsetztes Wiesengelände über; der mit Steinmännern gut markierte Steig zieht links an einem Felsaufschwung vorbei geradewegs hinauf ins Bockkar. Nun dominieren Schotter und Fels, die markante Bockkarspitze rückt ins Blickfeld. Zunächst wird geradewegs auf sie zugehalten, dann dreht die Route leicht nach rechts durch unschwierige Schotterhänge hinauf zum nun schon als kleinen Punkt erkennbaren Karl-Schuster-Biwak (2495 m, 3-4 Stunden ab dem Roßloch). Links oberhalb der hochmodernen Biwakschachtel baut sich die Laliderer Spitze (2588 m) auf – in steilem, fürs Karwendel typisch bröseligem Schotter gelangt man in 20 Minuten relativ unschwierig auf den Gipfel, den kein Kreuz ziert, sondern eine silberne Alukiste (wohl mit Material für die Bergwacht).
Zurück zur Biwakschachtel. In die andere Richtung (nach Osten) geht es weiter zur Dreizinkenspitze. Ein markanter Steinmann und Trittspuren weisen den Weg: erst kurz hinab, dann zum ersten Aufschwung der Laliderer Wand (2620 m). Diese kann in bröseliger Kletterei (II. UIAA) erklommen werden, um die Tiefblicke nach Norden zu bewundern. Als Überschreitung zur Dreizinkenspitze taugt diese Variante aber nicht – besser ist es, die Laliderer Wand ohne nennenswerten Höhenverlust rechts zu umgehen. Nach der Laliderer Wand erscheint die Dreizinkenspitze mit ihren drei Türmen. Auf dem schottrigen Steig bis zum südlichen Fuß des Gipfelaufbaus. Direkt links von der Falllinie des Gipfelkreuzes zieht eine Rinne empor. Ein Fixseil erleichtert die ersten Meter in bröseligem Fels. Der wird bald etwas fester, ist zudem mit Metallstiften und Eisenkrampen bestückt. Trotzdem bleibt die Kletterei nicht ganz einfach (II. bis III. UIAA). Die Rinne hinauf und dann nach rechts zum Gipfelkreuz (2603 m, ca. 1 Stunde ab der Biwakschachtel).
Abstieg: Nach dem Abklettern geht es vom Wandfuß nach Südosten hinab zur Scharte zwischen Dreizinken- und Grubenkarspitze. Ab hier helfen rote Markierungen bei der Orientierung – die Route zieht schnurstracks unterhalb der Grubenkarspitze durch Schotter und Blockgelände, später über felsdurchsetzte Wiesenhänge nach Süden. Ungefähr, wenn die Achse zwischen der Roßlochspitze und dem Talausläufer des Roßlochs erreicht ist, knickt der Steig nach rechts (Westen) ab. Mit Blick ins Roßloch geht es in dieses auf einem recht guten Steig (nun seltener markiert) hinunter und vorbei am eingangs beschrieben Abzweig auf 1630 Metern Höhe. Falls jemand die Route in umgekehrter Richtung geht: In ca. 1800 Metern Höhe gibt es Potenzial für einen Verhauer, weil der besser ausgeprägte Steig Richtung Gamskar- und Brantlspitze dort ein Irrläufer ist – aber die Stelle ist mit einem auf Fels gesprühten Hinweis („3 Zinken“) entsprechend „ausgeschildert“. Vom Rossloch auf der Anstiegsroute 16 Kilometer bis nach Scharnitz.
Bike: Unbedingt die 16 Kilometer bei sehr moderater Steigung hin- und auch wieder zurück radeln! Wer ins Roßloch zu Fuß geht, ist selbst schuld. Bis zur Kastenalm kann man sogar mit einem Trekkingrad fahren (12 km, 1 Stunde), mit einem Mountainbike auch weiter bis zum Hinteren Boden des Roßlochs (4 km, weitere 30 Minuten). Fahrraddepot bei ca. 1430 m. Auch wenn es kurz vor dem Roßloch kurzzeitig steiler und steinig wird, lohnt es sich, das Rad zu schieben und bis zum Hinteren Boden zu fahren. Die Rückfahrt von dort nach Scharnitz dauert 45 Minuten – Wanderer brauchen für diese Strecke (einfach!) drei bis vier Stunden.
Charakter/Schwierigkeit: Diese wunderschöne, konditionell sehr anspruchsvolle und aufgrund ihrer Abgeschiedenheit meist einsame Karwendeltour würde man am liebsten auf zwei Tage mit Übernachtung im Karl-Schuster-Biwak verteilen, doch das ist laut AV-Innsbruck nur als Notbiwak vorgesehen. Für die knapp 500 Höhenmeter ins Roßloch ist bei 16 Kilometern Distanz die Benutzung eines Fahrrads dringend anzuraten. Die Route führt ab dem Roßloch in alpines Gelände mit teilweise spärlichen Markierungen. Großteils handelt es sich um eine anspruchsvolle Bergtour, der man konditionell gewachsen sein sollte; ein gutes Zeit- und Verpflegungsmanagement sind unabdingbar. Während die Laliderer Spitze auch für geübte Wanderer unschwierig ist, sollte man bei der Besteigung der Dreizinkenspitze trotz der klettersteigähnlichen Hilfen sicher im zweiten bis dritten Grad klettern können. Von den Gipfeln bieten sich spektakuläre Tiefblicke in den kleinen und großen Ahornboden.
Gehezeit: Scharnitz – Roßloch 3-4 Stunden (Fahrrad: 1:30 Stunden); Roßloch – Biwakschachtel 3,5 Stunden; Biwakschachtel – Laliderer Spitze 20 Minuten; Biwakschachtel – Dreizinkenspitze ca. 1 Stunde; Dreizinkenspitze – Roßloch 2,5 Stunden; Roßloch – Scharnitz 3 Stunden (Fahrrad: 45 Minuten).
Insgesamt: Als Bike-Hike-Tour ca. 10 Stunden; ca. 14 bis 15 Stunden ohne Fahrrad (jeweils reine Gehzeit
ohne Pausen!)
Tourdaten: Insgesamt (mit allen Gegenanstiegen) 2000 Höhenmeter, davon 1600 Höhenmeter bis zur Laliderer Spitze; Gesamtdistanz der Tour: 45 Kilometer.
Beste Jahreszeit: Juli bis September (Davor ggf. als Skitour (Bike & Ski) möglich; im Oktober/November machbar, wenn kein Schnee liegt).
Stützpunkt: 1. Kastenalm (1220 m), bewirtschaftet von Mai bis September, keine Übernachtungsmöglichkeit.
2. Achtung,
nur Notbiwak! Karl-Schuster-Biwak (2495 m) der Sektion Innsbruck des Österreichischen Alpenvereins, achteckige Biwakschachtel mit Plexisglas-Kuppeldach, sechs Schlafplätze, Solarstrom für Licht und SOS-Telefon.
Hinweis: Das Karl-Schuster-Biwak diente ursprünglich vor allem den Kletterern, die von der Falkenhütte über die berühmte Herzogkante auf die Laliderer Spitze gestiegen sind, als Übernachtungsmöglichkeit. Auch wenn heute die Herzogkante eher selten begangen wird und auch Laliderer-/Dreizinkenspitze eher einsame Gipfel sind, kann es insbesondere am Wochenende vorkommen, dass die sechs Schlafplätze der Biwakschachtel belegt sind. Einige Windschutzbauten aus Stein drumherum zeugen davon, dass bei (selten vorkommender) Überfüllung auch draußen geschlafen wird. Wer einen Lagerplatz ergattert, benötigt in der Regel keinen Schlafsack – warme Decken gibt es genug.
Wichtig! Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass es sich hier um eine Biwakschachtel und
keine Selbstversorgerhütte handelt. Das Biwak und auch das Gelände drumherum muss in einwandfreiem Zustand verlassen werden; die örtlichen Regelungen zum Naturschutz sind einzuhalten. Abfälle sind wieder ins Tal mitzunehmen. Die Nutzungsbedingungen fürs KOnrad Schuster Biwak finden Sie auf der Webseite vom
Naturpark Karwendel.
Ausrüstung: Mountainbike (ratsam für die Strecke bis ins Roßloch), Steinschlaghelm (macht Sinn an Laliderer Wand und Dreizinkenspitze, sofern man nicht allein unterwegs ist).
Tipp: Ganz wichtig ist es, genug zu trinken dabei zu haben. Ab dem Bike-Depot im Roßloch sollten mindestens fünf Liter Wasser im Rucksack sein: zum Trinken und eventuell zum Kochen. Stramme Tagestouristen kommen möglicherweise mit etwas weniger aus. Nach dem Roßloch gibt es keine Gelegenheit mehr, die Getränkebehälter aufzufüllen!
Karte: Kompass-Karte Nr. 26 (Karwendelgebirge) -
Zum Karten-Shop... Autor: Martin Becker