Anfahrt: Auf der B305 oder/und B20 nach Berchtesgaden. Nach dem großen Kreisverkehr beim Bahnhof Berchtesgaden noch 500 Meter nach Süden auf der B 20 Richtung Schönau/Königssee, dann links die Vorderbrandstraße hinauf und dieser fünf Kilometer steil bergauf folgend. Vorbei am Gasthof Vorderbrand bis zum großen Wanderparkplatz Hinterbrand (Tagesticket Pkw 5 Euro; Stand August 2022; www.koenigssee.de/parkplaetze-tarife).
Navi-Adresse: Scharitzkehlstraße 40, Schönau am Königssee.
Anfahrt planen mit Google-Maps Ausgangspunkt: Berchtesgaden - Wanderparkplatz Hinterbrand (1140 m)
Route: Da der Aufstieg zur 1805 Meter hohen Brettgabel komplett unmarkiert ist, besteht die Kunst darin, den richtigen Einstieg und Weg zu findet; an drei Stellen ist dies knifflig (die Nutzung eines GPS-Geräts erweist sich als hilfreich). Direkt am Parkplatz Hinterbrand zweigt nach Süden eine Forststraße ab zur Mittelstation der Jennerbahn, der man kurz folgt. Schon unmittelbar vor der ersten Kehre kürzt diese ein kleiner Steig ab und schneidet anschließend die zweite Kehre ab. Wer auf dem Forstweg bleibt: 120 Meter nach der zweiten Kehre beginnt auf 1170 Metern Höhe der völlig unscheinbare Einstieg in die Tour (GPS-Wegpunkt N47 35.617 – E13 01.330); auf einem bergseitigen Baum sind, grün aufgesprüht, blass die Ziffern „025“ und ein Pfeil erkennbar. Der wurzelige, an sich meist gut ausgeprägte Pfad zieht relativ gerade Richtung Süd-Südost durch den Wald hinauf bis zum zweiten „Orientierungsproblem“ nach 600 Metern Wegstrecke und knapp 200 Höhenmetern. An einem Weidezaun mit Stacheldraht am Waldrand (GPS-Wegpunkt N47 35.333 – E13 01.551) scheint der Pfad geradeaus weiterzugehen zum Graben des Weidbachs. Genau das ist aber falsch – fast unmerklich knickt die Route an dieser Stelle nach links (Südosten) ab auf die steile Bergwiese. Hier braucht es ein bisschen Gespür und den Mut, den vermeintlich klaren Pfad zu verlassen – der obere Weg ist der richtige. Hat man ihn erwischt, bestehen am restlichen Weg zur Brettgabel eigentlich keine Zweifel mehr: Immer steil Richtung Osten hinauf, zunächst auf einem lehmigen Wiesenpfad, später durch Schrofengelände und felsige Passagen mit kurzen, aber unschwierigen Kletterstellen. Über eine Art Rinne gelangt man schließlich zur Brettgabel, deren Kreuz mit Aussichtsbank links auf einem Felssporn thront (gut 2 Stunden ab Parkplatz). Von der Brettgabel nun wenige Meter zurück und dann links hinauf auf unmissverständlichem Steig in felsdurchsetztes Latschengelände. Nach dem Latschen- beginnt irgendwann Schrofengelände mit Blick auf den linkerhand gelegenen Hohen Göll. Im Bereich eines Aussichts- und Rastplatzes („Moierer Bankei 2011“), etwa auf 2070 Metern Höhe, besteht zum dritten Mal Potenzial für einen Verhauer. Der deutliche Pfad zieht hier ziemlich schnurstracks nach Süden und würde letztlich am Jägerkreuz direkt in unsere Abstiegsroute münden – zum Hohen Brett geht es indes leicht links (Richtung Südosten) durch wegloses Schrofengelände in relativ direkter Linie hinauf zum Hohen Brett. Ab und zu dienen Steinmandl als Orientierungshilfe, bisweilen müssen kleine, fürs Berchtesgadener Land typische Karstschluchten gequert oder durchklettert werden. Im Idealfall hält man sich knapp rechts einer dieser schluchtartigen Gräben, dann rückt das auf einem Plateau gelegene Hohe Brett (2340 m) ins Blickfeld (ca. 1,5 Stunden ab Brettgabel; 3,5 Stunden ab Parkplatz Hinterbrand). Wer hier oben steht, wird den Gipfelnamen verstehen; und bei einer Brotzeit die Ausblicke genießen zum Hohen Göll auf der einen und dem Watzmann auf der anderen Seite. Weit im Süden schimmert zudem das glänzende Dach vom Matrashaus auf dem Hochkönig.
Abstieg: Steinmandl und farbige Markierungen kennzeichnen den Beginn des Abstiegs über den Normalweg nach Westen über Fels und Schrofen, vorbei an einem Gedenkkreuz, zum Jägerkreuz (2200 m). Hier kommt von links der Normalweg vom Carl-von-Stahl-Haus herauf – in unserem Fall die Abstiegsroute. Die ersten 300 Höhenmeter bis zum Pfaffenschartl verlangen permanente Konzentration und absolute Trittsicherheit. Das steile Gelände mit teils bröseligem Fels ist zwar stellenweise mit Drahtseilen versichert, birgt aber jederzeit Absturzpotenzial. Erst an einem breiten Sattel wird das Terrain moderater und plötzlich ragt ein kecker Felszacken heraus: der Pfaffenkegel mitsamt Gipfelkreuz (1850 m), auch hier sind für die kurzen finalen Klettermeter Drahtseile gespannt. Bei dem sich nun die Wasser- und Brotzeitvorräte im Rucksack zu Ende neigen, der kann von hier aus einen Abstecher zum unmittelbar südseitig unterhalb des Pfaffenkegels gelegenen Carl-von-Stahl-Hauses machen und in der DAV-Hütte einkehren. Der direkte Weg zurück führt indes über einen Höhenpfad im leichten Auf und Ab zur Bergstation des mittlerweile stillgelegten Mitterkaser-Lifts und nun über die Forststraße zur Mitterkaseralm. Auf der Forststraße geht`s weiter bergab zur Bergstation der Krautkaserbahn, wo man rechts über einen Steig prima abkürzen kann. Der Weg erreicht schließlich die Skipiste nordöstlich der Jennerbahn-Mittelstation und dort die Forststraße (Königsweg). Hier auf der Forststraße nur wenige Meter nach rechts, dann zweigt links ein Wanderweg (Beschilderung Hinterbrand) ab. Etwa 100 Meter, nachdem man den Weidbach überquert hat, an einer y-förmigen Gabelung rechts leicht bergauf und in wenigen Minuten zurück zum Ausgangspunkt (insgesamt etwa 2,5 Stunden ab Hohes Brett).
Alternative: Wer sich die Brettgabel und einige Höhenmeter sparen mag, kann auch hin und zurück die hier beschriebene Abstiegsroute machen; es ist der Normalweg. Entweder ab Hinterbrand oder, mit Seilbahnunterstützung, ab der Bergstation der Jennerbahn (1802 m) übers Carl-von-Stahl-Haus (markierter Wanderweg 451).
Charakter/Schwierigkeit: Mäßig schwierige alpine Bergtour (S4), die allerdings sehr gutes Orientierungsvermögen, Erfahrung in weglosem alpinen Gelände sowie Trittsicherheit und Schwindelfreiheit im steilen Schrofengelände und bei unschwierigen Felspassagen erfordert. Im Detail: Diese imposante Rundtour verlangt beim nicht markierten Aufstieg über die Brettgabel einiges an Spürsinn. Weil die Route auch in den meisten Wanderkarten kaum ersichtlich ist, leistet ein GPS-Gerät ordentliche Dienste. Der Aufstieg zur Brettgabel führt durch eine recht wilde und alpine Landschaft mit steilem Schrofengelände und unschwierigen Felspassagen, in denen aber die Hände benutzt werden müssen. Im weiteren Verlauf zum Hohen Brett müssen zeitweise kleine Karstschluchten gequert werden. Tolle Ausblicke hinunter zum Königssee und hinüber zum Watzmann sowie auf der anderen Seite zum Hohen Göll; stets im Blick ist auch der Jenner. Der Abstieg über Jägerkreuz und Pfaffenschartl verläuft in felsigem Terrain, an ein paar Stellen sind zusätzlich Drahtseile gespannt. Trittsicherheit und sicheres Bewegen in alpinem Gelände sind ein unverzichtbares Muss. Da es lange Zeit keine Einkehr- oder Wasserauffüllgelegenheit gibt (frühestens am Stahlhaus), ausreichend Getränke mitnehmen.
Gehezeit: Insgesamt 6:30 Stunden. Aufstieg: 3:30 Stunden; Abstieg: 2:30 bis 3 Stunden
Tourdaten: Höhendifferenz: 1280 Höhenmeter; Distanz: insgesamt 10,5 km (4,2 km im Aufstieg via Brettgabel)
Beste Jahreszeit: Ganzer Sommer; sehr heikel bei Nässe oder Schnee.
Stützpunkt: 1. Carl-von-Stahl-Haus (1733 m) am Torrener Joch, Internet: www.watzapp.de/stahlhaus
2. Mitterkaseralm (1534 m), www.mitterkaser.de
Ausrüstung: Normale Bergwanderausrüstung (festes Schuhwerk, Funktionsbekleidung, ggf. Teleskopstöcke), Empfehlung: ein GPS-Gerät
Bergbahn: Nutzung der Jennerbahn für die beschriebene Alternative (www.jennerbahn.de)
Karte: Kompass-Wanderkarte 14 (Berchtesgadener Land / Chiemgauer Alpen); Nationalpark Berchtesgaden (UK 25-1 des Bayerischen Landesvermessungsamts); DAV-Karte BY21 (Nationalpark Berchtesgaden – Watzmann). Beide erhältlich in unserem Karten-Shop.
Autor: Martin Becker